bitmuncher hat gesagt.:
Die Ursache für diese Unfähigkeit ist allerdings recht einfach zu finden. Einstellungsvoraussetzung im öffentlichen Dienst sind nicht nachweisbare Kenntnisse sondern Studien- und Ausbildungsabschlüsse, die imo recht wenig über die tatsächlichen Kenntnisse aussagen. Viele Hacker, die sich wirklich auskennen, arbeiten aber als Quereinsteiger in der IT und haben daher gar keine Chance an solche Posten zu kommen.
Ich weiß nicht, für mich klingt das nach einer Verallgemeinerung. Nicht alle Quereinsteiger verfügen automatisch über mehr Erfahrung als Menschen mit einem einschlägigen Studienabschluss und längst nicht alle Informatiker sind Fachidioten, die nur theoretische Kenntnisse haben und in der Praxis ohne Hilfe nicht einmal die
Any-Key-Taste finden.
Das Problem warum die Regierung, bzw. die Bundestags-IT in der Sache eine so schlechte Figur macht, ist imho sehr viel komplexer: Zum einen ist das Kompetenzgerangel sicherlich nicht gerade hilfreich, zum anderen liegt es in der Natur von Politikern, ihr eigenes Süppchen zu kochen und Ereignisse für eigene Zwecke zu instrumentalisieren.
Der Bundestag verfügt über eine eigene IT-Abteilung die afaik dem
BSI unterstellt ist. Im Grunde müsste das sogenannte
Nationale Cyber Abwehrzentrum zuständig sein, denn zu deren Aufgaben gehört schließlich die "[...]Abwehr elektronischer Angriffe auf
IT-Infrastrukturen der
Bundesrepublik Deutschland und seiner Wirtschaft". Das BSI ist übrigens dem CDU geführten Innenministerium unterstellt, ist ursprünglich aberr aus dem
BND hervorgegangen, der dem (ebenfalls von der CDU geführten) Kanzleramt unterstellt ist. Außerdem verfügt der BND mit seiner "strategischen Fernmeldeaufklärung" über gewisse Kompetenzen in Bezug auf "Cyber-Kriegsführung" - Kompetenzen die nach einem
Gesetzentwurf dazu genutzt werden sollen den BND auch für die Abwehr von "Cyber-Angriffen" zu autorisieren. Erwähnen tue ich das, weil es nach den jüngsten Geheimdienstskandalen einen Untersuchungsauschuss des Bundestages gibt, der die Zusammenarbeit von BND und NSA beleuchten und mögliche Rechtsbrüche aufdecken soll. Viele Bundestagsabgeordnete haben daher ein Problem damit ausgerechnet jetzt Schlapphüte ganz offiziell im Netzwerk und Datenmaterial des Bundestags herschnüffeln zu lassen - tatsächlich haben Abgeordnete teilweise sogar Mitarbeitern des BSI den
Zugriff auf ihre Rechner verwehrt.
Wenn es sich bei dem Angriff allerdings tatsächlich um den Angriff eines ausländischen Geheimdienstes handelt, wäre im Grunde der Verfassungsschutz zuständig, da diesem die Spionageabwehr obliegt. Laut der
Zeit kam der Hinweis auf den Angriff übrigens tatsächlich vom Verfassungsschutz:
Den Hinweis auf den Angriff übrigens bekam der Bundestag vom Verfassungsschutz. Dem war aufgefallen, dass zwei Rechner des Parlamentes auf seltsame Seiten zugreifen. Der Verfassungsschutz wiederum soll den Tipp aus dem "osteuropäischen Ausland" erhalten haben.
Quelle:
http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2015-05/hackerangriff-bundestag-sommerpause
Aber auch mit dem Verfassungsschutz haben viele Abgeordnete ihre Probleme und vor allem die Fraktion der Linken verhinderte afaik die Einbindung des Verfassungsschutzes. Wir haben hier also eine Situation die mehr oder weniger das BSI, den BND und den Verfassungsschutz betrifft, in der jeder Pluspunkte sammeln und geichzeitig den schwarzen Peter möglichst der Konkurrenz unterschieben will.
Gleichzeitig versuchen die Politiker die Sache für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. Die CDU versucht z. B. eher abzuwiegeln, so klingt das bei dem CDU-IT Experten Jarzombek:
"Demnach wurde lediglich eine Handvoll Bundestagsrechner, 15 an der Zahl, angegriffen, doch die schädlichen IP-Adressen wurden gesperrt." Zwar seien Administratorenpasswörter erbeutet worden, das BSI habe aber die weitere Verbreitung des Trojaners im Bundestagsnetzwerk vorerst unterbunden. "Eine übersichtliche Zahl von Servern muss neu installiert werden, die Hardware ist nicht betroffen", sagte Jarzombek.
Quelle:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-06/bundestag-hackerangriff-jarzombek
Natürlich hat die CDU die einschlägigen Ministerien seit Jahren in der Hand und wenn sich jetzt herausstellen sollte, dass die IT-Sicherheit des Bundestages in einem katastrophalen Zustand ist, wären sie dafür maßgeblich verantwortlich.
Im Gegensatz dazu nutzen Politiker wie
Konstantin von Notz die Gelegenheit sich zu profilieren.
Was wir erleben ist imho einerseits katastrophales Krisenmanagement, schlechte Kommunikation (gerade Bundestagsabgeordnete bemängeln mehr Infos aus der Presse, als von offiziellen Stellen zu bekommen) und eine gute Dosis Opportunismus.
Bemerkenswert finde ich jedoch, dass diese Affäre offenlegt wie zerrüttet das Vertrauensverhältnis zwischen Bundestagsabgeordneten & Geheimdiensten mittlerweile zu sein scheint.