Original von NoN
schön zu sehen, dass manche noch menschen nach ihrer herkunft, anstelle ihres verhaltens beurteilen *würg*
Das liegt daran, dass die Frage einfach etwas missverständlich gestellt wurde. In diesem Thread geht es offensichtlich nicht um das vereinzelte Individuum Mensch, sondern um unterschiedliche Kulturen, die hier in Form von großen Menschenmassen aufeinander treffen. Da Deine Kultur sich hauptsächlich durch das Umfeld definiert, in dem Du aufgewachsen bist, bindet sie sich an alltägliche Regeln, welche Dein Leben maßgeblich bestimmen (das gehört zur Grundlage jeder Gesellschaft). Das fängt bei simplen Gestiken an und hört bei gesellschaftlichen Regeln auf. So betrachtet der Chinese z.B. den ständig mit seinen langen Armen herumfuchtelnden Europäer während eines Gesprächs eher als aggressiv und unberechenbar. Und ein deutscher Zuhörer eines wortgewaltigen Gespräches zwischen zwei Chinesen nimmt hauptsächlich die für ihn ungewohnten und als unhöflich überlaut empfundenen ?Spannungsspitzen? der Kontroverse wahr, die er zudem nicht verstehen kann. Beide empfinden so eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Aversion gegeneinander, welche einzig und alleine den kulturellen Regelverstößen entspringt (mal abgesehen vom rechtsradikalen Gedankengut, welches bei einigen Menschen leider noch Additiv hinzukommt). Wie stark diese Abneigung ausgeprägt ist, hängt hauptsächlich von Deinem Umfeld (Deiner Kultur), Deiner Persönlichkeit und Deiner Anpassungsfähigkeit ab. Damit sind wir wieder beim Individuum Mensch.
Ich bin ganz Deiner Meinung, dass man einen einzelnen Menschen nicht nach seiner Hautfarbe oder anderen Äußerlichkeiten beurteilen kann und darf. Aber wenn Du auch das Zusammentreffen großer Menschenmassen aus unterschiedlichen Kulturen einzig und alleine darauf reduzierst, dann bist Du entweder nicht ehrlich zu Dir selber, nicht gefangen in Deiner Kultur (was schlicht nicht möglich ist) oder Du bist kein Mensch. ;-)
Was ich damit sagen will, ist, dass Du der erste Mensch wärst, denn ich kenne, der vollkommen frei von solchen Gefühlen ist. Sie sind menschlich, wenn auch stupide. Und sie treffen auf Deinem ausländischen Gegenüber genauso zu.
Als kleines Beispiel dieser Kontroverse zur türkischen Kultur will ich kurz einmal das Kopftuch ansprechen (das passt zur aktuellen ?Kopftuchverbot für Angestellte in Schulen?-Kontroverse, hier allerdings einmal nicht nur auf die Religion bezogen): Die türkischen Frauen meinen, dass es ihre Entscheidung sein sollte, ob sie ein solches Kopftuch tragen, oder nicht. Einen Eingriff in diese Entscheidung empfinden sie zu Recht als eine Intervention der Privatsphäre und nicht zuletzt als Affront ihrer Kultur. Aber warum ist den Deutschen das Thema so wichtig? Weil auch sie im Tragen des Kopftuches einen Eingriff in ihre Kultur erkennen. Laut den wenigen Informationen, die sie über die Bedeutung des Kopftuches zu wissen meinen, steht es sinnbildlich für ?Frauen zurück hinter den Herd? oder zumindest für eine gewisse Art der Unterdrückung vieler hierzulande hart erkämpfter Frauenrechte. Das dieses Bild ein recht einseitiges ist, mag jetzt einmal nicht von Bedeutung sein. Es existiert in dieser Form in vielen Köpfen unserer Bevölkerung. Jedoch haben hier die Frauen dafür gekämpft, dass sie diesem Status entkommen. Und auch die hier aufgewachsenen, deutschen Männer mögen das veralterte Frauenbild nicht. So wird es von den Deutschen schlicht als Angriff auf ihre Kultur empfunden.
Und Du meinst jetzt ernsthaft, dass DU wirklich frei von solchen Empfindungen bist? Das glaube ich Dir nicht^^
Bye, nz