Gedankenchaos. Der Mindestlohn wird ja vom Arbeitgeber bezahlt (im Gegensatz zum bedingungslosen Grundeinkommen), und für den lohnt sich nutzlose Arbeit dann nicht, wenn er sie trotzdem ordentlich bezahlen muss. Ich nehm das also zurück.
Mit "nutzloser Arbeit" meinte ich aber eben nicht "heute schlechtbezahlte Arbeit", sondern tatsächlich Arbeit, die zumindest für die Gesellschaft geringen Wert besitzt. Die wird vielleicht in der Praxis oft sowieso über Mindestlohnniveau bezahlt (ich geize da mal mit Beispielen, weil ich niemandem pauschal Nutzlosigkeit unterstellen will, denkt selbst an die üblichen Verdächtigen (Banker?)), muss aber nicht.
Das Jobkiller-Argument sollte man aber differenzierter betrachten, was die Konkurrenzfähigkeit angeht. Die vorhin genannten Branchen (Bauunternehmen, Handwerker) haben alle den Vorteil, nur begrenzt Konkurrenz aus dem Ausland zu haben und sich daher mit dem Preisen an lokalen Niveaus orientieren zu können, die genauso von Mindestlöhnen betroffen sind. Bauern werden sowieso schon massiv subventioniert, da Lebensmittel unglaublich billig sind - selbst die, die die halbe Welt umrundet haben. Es geht also darum, gegen wen man konkurrieren muss und insbesondere, ob der nach den gleichen Regeln spielt.
Man muss hinterher also entweder Konkurrenzfähigkeit sicherstellen (Inländische Produkte / Mindestlohn vs. ausländische / kein Mindestlohn, z.b. über Schutzölle für Importe bzw. Subventionen für Exporte, letzteres passiert sowieso schon massiv) oder die Konkurrenz entfernen (keine Importe zulassen, funktioniert nur in diese Richtung), oder natürlich die Konkurrenzlosigkeit und damit die eventuelle Arbeitslosigkeit akzeptieren, was wohl noch die intuitivste Konsequenz wäre.
(Das Bauern-Beiepiel ist jetzt ordentlich vereinfacht, die Bauern müssen natürlich nur gegen Produkte konkurrieren, die die eigenen ersetzen können. Echte lokale Spezialitäten z.b. haben das Problem kaum.)
es ist schon traurig das wir in DE, einem der wohlhabendsten Länder der Welt, überhaupt darüber diskutieren müssen, ob wir jedem Arbeitnehmer soviel Geld zahlen wollen, dass ihm sein Lohn einen menschenwürdiges Dasein erlaubt
Das ist wieder zu schwammig. Die ganze Idee hinter technischem Fortschritt ist doch, dem Menschen Arbeit abzunehmen (die Produktion schneller, billiger und qualitiativ hochwertiger hinzukriegen). Eine Maschine lohnt sich nur, wenn sie billiger ist, als die Arbeitskräfte, die sie ersetzt. Tatsächlich sinkt die Menge an von Menschen verrichteter Arbeit, der mögliche Wohlstand aber steigt. Traurig ist eher, dass wir es nicht schaffen, all diesen Wohlstand zu verteilen, sondern ihn absichtlich immer mehr Menschen vorenthalten.
Oder, um mal utopisch zu werden: Was machen wir, wenn keiner mehr arbeiten muss, weil alles von Maschinen erledigt wird? Wir werden nicht alle Einwohner brauchen, um die Maschinen zu bauen und zu warten, sonst hätten wir sie gleich weglassen können. Verhungern wir dann, weil (fast) alle arbeitslos sind? So ein Extrembeispiel ist einfach zu akzeptieren und zu entscheiden, aber dass wir auf genau diesen Menschheitstraum hinarbeiten, sieht irgendwie fast niemand.
/edit: Ohne Javascript im Browser kriegt man keine newlines im Editor hin -.-