Bevor das Jahr sich dem Ende zuneigt wird es dringend noch einmal Zeit für ein TdW. Und damit die besinnlichen Feiertage euch nicht allzu sehr mit Schein-Harmonie einlullen, stellt das TdW noch einmal eine kritische Frage: Quo Vadis, EU?
Die letzten Jahre waren für die EU chaotisch, bedeutsam & vermutlich auch richtungsweisend. Man könnte fast sagen das die letzten zehn, fünfzehn Jahren von Krisen geprägt wurden. Da war zunächst die Immobilienkrise, die sich zur Banken- & Finanzkrise mauserte, dann zur Schuldenkrise wurde und immer noch als Euro-Krise vor sich hin kriselt. Weitere internationale, bzw. ganz Europa betreffende, Krisen sind z. B. die NSA- & Geheimdienstkrisen (die gezeigt haben das Geheimdienste weltweit angefangen vom BND, CIA, MI5, MI6, NSA bis hin zum Verfassungsschutz es nicht allzu genau mit ihrem eigentlichen Auftrag, staatlicher Kontrolle und gesetzlichen Beschränkungen nehmen), die Ukraine-Krise und natürlich die Flüchtlingskrise.
Lange Zeit war die EU so etwas wie ein Club der Satten, Reichen & Zufriedenen, zu dem jeder irgendwie dazu gehören wollte. Nach der Implosion der Sowjetunion überschlugen sich die die meisten osteuropäischen Staaten geradezu in dem Bemühen Teil dieses Clubs zu werden und ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Und auch die EU schien gar nicht schnell genug expandieren zu können und verschob ihre Grenzen immer weiter nach Osten. Wenn man jetzt zurückblickt kann man sich schon fragen, ob nicht einige Probleme durch diese hastige Expansion ausgelöst wurden. Russland wird nicht gerade glücklich gewesen sein, dass sich die EU - und in deren Windschatten die NATO - immer mehr den eigenen Grenzen annähert. Das Russland außenpolitisch & innenpolitisch immer martialischer aufgetreten ist, dürfte auch mit dieser Entwicklung zusammenhängen - je bedrohter man sich fühlt, desto mehr versichert man sich der eigenen Stärke. Letztendlich führte die Entwicklung zu einem neuen Konflikt zwischen dem Westen und Russland, der mit der Annektion der Krim und dem Bürgerkrieg in der Ukraine seinen (bisherigen) traurigen Höhepunkt gefunden hat.
Doch auch interne Konflikte treten in der EU mehr und mehr zutage: Als Reaktion auf die Schulden- & Eurokrise hat Deutschland mit harter Hand eine eiserne Sparpolitik, auch Austeritätspolitik genannt, durchgesetzt und dabei viel diplomatisches Porzellan zerbrochen. Die Solidarität die Deutschland in der Flüchtlingskrise fordert, sei in der Euro-Krise von dem unnachgiebigen deutschen Finanzminister Schäuble mit Füßen getreten worden, behaupten manche. Während in manchen Staaten, allem voran Griechenland, die Bevölkerung unter den Folgen der Sparpolitik regelrecht zu leiden hat, werden die großen Parteien dieser Länder, die traditionell die Regierungen stell(t)en und somit direkt für die Misswirtschaft der letzten Jahrzehnte verantworlich sind, zunehmend mit populistischen Herausfordern vom linken und rechten Rand konfrontiert. Tatsächlich scheint Europa im Zuge der Krisen immer radikaler zu werden und vor allem die Rechtspopulisten & Nationalisten scheinen Auftrieb zu haben. In Deutschland verbreiten AfD-Politiker ganz offen rassitisches Gedankengut & PEGIDA verleiht den Ängstlichen, Wütenden und Hasserfüllten ein Gesicht. In Frankreich könnte der Front National schon bald Wahlen gewinnen, in den Niederlanden wird der Rechtspopulist Geert Wilders Politiker des Jahres, in Dänemark hat die rechtsliberale Regierung Pläne die sogar Polizisten gruseln, in Ungarn scheint man sich schon lange von "westlichen Idealen" abgewendet zu haben und Polen ist gerade dabei den Ungarn darin nachzueifern & sie nach Möglichkeit rechts zu überholen...
In Frankreich denkt man nach den Terroranschlägen bereits über eine Verfassungsänderung nach, um Sonderermächtigungen des seitdem geltenden Ausnahmezustands gesetzlich zu verankern. In UK wurden die Überwachungskompetenzen der Geheimdienste gerade erst beträchtlich erweitert und auch in Deutschland wurde die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt. Wenn man sich das alles so anschaut, kann man auf den Gedanken kommen das sich viele EU Staaten auf dem Weg zum autoritären Überwachungsstaat befinden - wo höchstens die Wirtschaft auf liberale Politik hoffen kann. Vor diesem Hintergrund stellt das TdW also heute die Frage: Quo vadis, Europa? Steht die EU vor dem Zerfall, mutiert sie zu einer Allianz nationalistischer Diktaturen oder wird sie gar gestärkt aus den Krisen hervorgehen?
Im ursprünglichen Sinne bedeutet Krise übrigens eigentlich Entscheidung oder Wendepunkt, erlebt auch die EU einen entscheidenden Wendepunkt?
P.S.: Frohe Weihnachten & einen guten Rutsch euch allen!
Quellen & mehr zum Thema:
Niederlande: Geert Wilders zum Politiker des Jahres gewählt - SPIEGEL ONLINE
Dänischer Polizist will nicht Flüchtlinge filzen - Politik - Süddeutsche.de
Polen: Nationalkonservative entmachten Verfassungsgericht - SPIEGEL ONLINE
Die letzten Jahre waren für die EU chaotisch, bedeutsam & vermutlich auch richtungsweisend. Man könnte fast sagen das die letzten zehn, fünfzehn Jahren von Krisen geprägt wurden. Da war zunächst die Immobilienkrise, die sich zur Banken- & Finanzkrise mauserte, dann zur Schuldenkrise wurde und immer noch als Euro-Krise vor sich hin kriselt. Weitere internationale, bzw. ganz Europa betreffende, Krisen sind z. B. die NSA- & Geheimdienstkrisen (die gezeigt haben das Geheimdienste weltweit angefangen vom BND, CIA, MI5, MI6, NSA bis hin zum Verfassungsschutz es nicht allzu genau mit ihrem eigentlichen Auftrag, staatlicher Kontrolle und gesetzlichen Beschränkungen nehmen), die Ukraine-Krise und natürlich die Flüchtlingskrise.
Lange Zeit war die EU so etwas wie ein Club der Satten, Reichen & Zufriedenen, zu dem jeder irgendwie dazu gehören wollte. Nach der Implosion der Sowjetunion überschlugen sich die die meisten osteuropäischen Staaten geradezu in dem Bemühen Teil dieses Clubs zu werden und ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Und auch die EU schien gar nicht schnell genug expandieren zu können und verschob ihre Grenzen immer weiter nach Osten. Wenn man jetzt zurückblickt kann man sich schon fragen, ob nicht einige Probleme durch diese hastige Expansion ausgelöst wurden. Russland wird nicht gerade glücklich gewesen sein, dass sich die EU - und in deren Windschatten die NATO - immer mehr den eigenen Grenzen annähert. Das Russland außenpolitisch & innenpolitisch immer martialischer aufgetreten ist, dürfte auch mit dieser Entwicklung zusammenhängen - je bedrohter man sich fühlt, desto mehr versichert man sich der eigenen Stärke. Letztendlich führte die Entwicklung zu einem neuen Konflikt zwischen dem Westen und Russland, der mit der Annektion der Krim und dem Bürgerkrieg in der Ukraine seinen (bisherigen) traurigen Höhepunkt gefunden hat.
Doch auch interne Konflikte treten in der EU mehr und mehr zutage: Als Reaktion auf die Schulden- & Eurokrise hat Deutschland mit harter Hand eine eiserne Sparpolitik, auch Austeritätspolitik genannt, durchgesetzt und dabei viel diplomatisches Porzellan zerbrochen. Die Solidarität die Deutschland in der Flüchtlingskrise fordert, sei in der Euro-Krise von dem unnachgiebigen deutschen Finanzminister Schäuble mit Füßen getreten worden, behaupten manche. Während in manchen Staaten, allem voran Griechenland, die Bevölkerung unter den Folgen der Sparpolitik regelrecht zu leiden hat, werden die großen Parteien dieser Länder, die traditionell die Regierungen stell(t)en und somit direkt für die Misswirtschaft der letzten Jahrzehnte verantworlich sind, zunehmend mit populistischen Herausfordern vom linken und rechten Rand konfrontiert. Tatsächlich scheint Europa im Zuge der Krisen immer radikaler zu werden und vor allem die Rechtspopulisten & Nationalisten scheinen Auftrieb zu haben. In Deutschland verbreiten AfD-Politiker ganz offen rassitisches Gedankengut & PEGIDA verleiht den Ängstlichen, Wütenden und Hasserfüllten ein Gesicht. In Frankreich könnte der Front National schon bald Wahlen gewinnen, in den Niederlanden wird der Rechtspopulist Geert Wilders Politiker des Jahres, in Dänemark hat die rechtsliberale Regierung Pläne die sogar Polizisten gruseln, in Ungarn scheint man sich schon lange von "westlichen Idealen" abgewendet zu haben und Polen ist gerade dabei den Ungarn darin nachzueifern & sie nach Möglichkeit rechts zu überholen...

In Frankreich denkt man nach den Terroranschlägen bereits über eine Verfassungsänderung nach, um Sonderermächtigungen des seitdem geltenden Ausnahmezustands gesetzlich zu verankern. In UK wurden die Überwachungskompetenzen der Geheimdienste gerade erst beträchtlich erweitert und auch in Deutschland wurde die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt. Wenn man sich das alles so anschaut, kann man auf den Gedanken kommen das sich viele EU Staaten auf dem Weg zum autoritären Überwachungsstaat befinden - wo höchstens die Wirtschaft auf liberale Politik hoffen kann. Vor diesem Hintergrund stellt das TdW also heute die Frage: Quo vadis, Europa? Steht die EU vor dem Zerfall, mutiert sie zu einer Allianz nationalistischer Diktaturen oder wird sie gar gestärkt aus den Krisen hervorgehen?
Im ursprünglichen Sinne bedeutet Krise übrigens eigentlich Entscheidung oder Wendepunkt, erlebt auch die EU einen entscheidenden Wendepunkt?
P.S.: Frohe Weihnachten & einen guten Rutsch euch allen!
Quellen & mehr zum Thema:
Niederlande: Geert Wilders zum Politiker des Jahres gewählt - SPIEGEL ONLINE
Dänischer Polizist will nicht Flüchtlinge filzen - Politik - Süddeutsche.de
Polen: Nationalkonservative entmachten Verfassungsgericht - SPIEGEL ONLINE