Hallo,
Original von friday0D
Leider ist dies der Zustand. Aktuell kommt man um Englisch nicht herum.
Mir persönlich macht das garnichts, aber ich muss Dir leider trotzdem wiedersprechen, da ich ein starker Verfechter barrierefreier sowie multilingualer Anwendungbereitstellung -und Dokumentation bin. Daher empfinde ich ein Engagement zur Übersetzung von Dokumenten als sehr befürwortungswürdig.
Das Wissen der Menschheit gehört den Menschen. Dies kann nur auf einem barrierefreien Weg realisiert werden.
Desweiteren so glaube ich fest, muss man den speziellen Sprachen die Chance geben, eines durch vorhandene sprachliche bzw. semantische Mittel gewährtes, besseres Verständnis von Dingen zu übermitteln als anderen.
Barrierefrei(er) wäre die Welt, wenn jeder gutes bis sehr gutes Englisch (oder Deutsch, Chinesisch, Jukagirisch) sprechen würde. Wer mal im Urlaub war und man sich nicht verständigen konnte (die sprachen kein Englisch/Deutsch und man selbst sprach nicht deren Muttersprache) weiß dies.
Aber ich sehe es eher negativ, wenn alles übersetzt wird und man nur die Übersetzungen liest. Und warum: Aus Erfahrung.
Ich bin zum studieren momentan in den USA (darum auch die komische Uhrzeit
) und in meinen Informatik-Vorlesungen habe ich überhaupt gar keine Probleme zu folgen und die Übungsaufgaben zu machen. Das Aufschreiben der Lösungen geht flüssig von der Hand, da ich einfach gewöhnt bin, in der Informatik englische Bücher, Publikationen, News und Dokumentationen zu lesen.
Ganz anders sieht es in den Mathematik-Vorlesungen aus. In der deutschen Mathematik gibt es für gewöhnlich keine englischen Fachbegriffe wie es in der Informatik der Fall ist. Dort ist jeder Fachbegriff auf Deutsch.
Auch die Bücher die man im Mathe-Studium liest sind normalerweise auf Deutsch, die Übungsaufgaben sind auf Deutsch gestellt usw. (da Deutschen/Österreicher/Schweizer und Franzosen den Großteil von dem Entwickelt/Bewiesen/Aufgestellt haben, was man im Mathe-Grundstudium durchnimmt. Daher gibts keine ursprünglichen engl. Fachbegriffe wie es bei Informatik der Fall ist.).
Hier ist es nun wirklich hart die ersten Übungsaufgaben auf Englisch zu machen. Man hat teilweise Probleme die Fachbegriffe zu verstehen (z.B. 'Field' ist auf deutsch 'Körper'), man kennt die englischen Fachbegriffe nicht wenn man irgendetwas sagen möchte usw. Ebenso hat man Probleme die Lösungen für die Hausaufgaben aufzuschreiben, da einem viele Begriffe fehlen um einen Beweis richtig zu führen. Was heißt in der englischen Mathematik z.B. Behauptung, Annahme, nach Voraussetzung, Satz, trivial, ohne Beschränkung der Allgemeinheit usw. Alles elementare Begriffe die man benötigt und wo einem ein gewöhnliches Wörterbuch nicht unbedingt weiterhilft.
Dies ist echt von Nachteil, wenn man versucht, sich mit anderen Personen (Amis, Brasilianer, Spanier, Chinesen) darüber zu unterhalten, da man "gefangen" ist in der Welt der
deutschen Fachbegriffe (in Mathematik). In Informatik ist die Unterhaltung dagegen zumeist problemlos.
Würde man dagegen im Mathematikstudium mal gezwungen sein, englische Publikationen/Bücher zu lesen, wie es in der Informatik der Fall ist, dann gebe es deutlich geringere Probleme wenn man dann auf einmal auf englisch kommunizieren muss. Dies ist aber leider für gewöhnlich nicht der Fall.
Deswegen erneut mein Rat an alle: Eine Sprache lernt man am Besten und am schnellsten, wenn man gezwungen ist, diese zu benutzen. Deswegen sollte man die deutschen Übersetzungen von Büchern/Publikationen lieber links liegen lassen und sich das englische Original besorgen. Nicht nur dass diese zumeist auch deutlich besser sind, sondern man lernt so gleich das Fachenglisch (geht in der Informatik wirklich schnell), verbessert das Englisch im Allgemeinen und wenn man dann mal in die Lage kommt sich selber auf englisch ausdrücken zu müssen, so ist das ein deutlich kleineres Problem.
Okay, Anwenderdokumentationen für beliebte Anwendungen sollten multilingual sein, aber Übersetzungen von Englisch -> Deutsch für fachliche Text macht eher weniger Sinn. Man ist sehr sehr gut beraten, sich das Englisch anzueignen, wenn man vor hat, mal tiefer in die Materie einzusteigen. Wie gesagt, am Besten lernt man es, wenn man dazu gezwungen ist und die Barriere bei zukünftigen Gesprächen mit Kollegen aus anderen Ländern, oder wenn man selber einen Text auf englisch verfassen muss, ist deutlich geringer, wenn man bisher (fast) alle fachlichen Texte auf englisch gelesen hat.
Leider gibt es selbst unter Informatik-Studenten große Widerstände das eigene Englisch zu verbessern, was total dämlich ist, da man später öfter mal in internationalen Teams arbeiten muss.
Ein Dozent hat die Hälfte der Übungsaufgaben auf Englisch gestellt, es aber nach dem zweiten Zettel aufgrund des Widerstandes vieler Stundenten eingestellt (dabei konnte man sogar auf Deutsch antworten). Schön blöd...