Sprechen wir vom selben Thread, indem ich klar gesagt habe dass ich mich von der FDP distanziere? Daumen hoch für dein Lesevermögen.
Sorry, war wohl ein wenig falsch ausgedrückt... dann eben allgemein gehalten eine für uns nicht greifbare Liberalen-Wolke...
"Die Hartz4-Falle", dass ich nicht lache. Willst du allen ernstes behaupten, dass bei einer Langzeitarbeitslosigkeit tatsächlich das Sozialsystem schuld ist?
Ich will damit behaupten, dass du heutzutage schneller von Hartz4 abhängig bist als dir lieb ist und dass bei weitem nicht jeder Hatz4-Empfänger glücklich über diese Situation ist und freiwillig auf der faulen Haut liegt und bei jedem Einkauf jeden Cent zwei mal rum dreht...
Die Motivation machts, und die Linksromantiker sind spitze darin die Arbeitslosigkeit zur Hängematte umzubauen.
Ich möchte keinesfalls die Arbeitslosigkeit finanziell belohnen...
Der Unterschied in unseren Denkweisen:
Du: "geben wir den Arbeitslosen doch weniger Geld, damit sie "motiviert" sind, stattdessen zu arbeiten"
(WENN es denn genügend Arbeitsplätze gäbe...)
Ich: "zwingen wir die Industrie dazu, faire Löhne zu zahlen, auf dass ein Anreiz da ist, aus der Arbeitslosigkeit heraus zu kommen"
(ebenfalls der Haken: WENN es denn genügend Arbeitsplätze gäbe...)
Nur mit deiner Methode muss der Staat trotzdem vielen Menschen, die nicht mehr in die Arbeitslosenstatistik fallen, fleißig weiterhin unter die Arme greifen und einige wenige Unternehmer vermehren ihr Vermögen, da sie ja nur Hungerlöhne zahlen müssen - den Rest macht ja Vater Staat...
Mit meiner Methode dagegen muss sich der Staat um wesentlich weniger Bedürftige kümmern und kann die, die wirklich keine Arbeit haben, vernünftig unterstützen, evtl. auch mal sinnvolle (!) Umschulungen anbieten, etc.
...macht Deutschland sicherlich noch viel interessanter für Unternehmen als es sowieso schon ist.
20 von 27 EU-Ländern haben bereits einen gesetzlichen Mindestlohn...
Deutschland gehört also zu der Minderheit, wo Dumping-Löhne gezahlt werden können und auch immer öfters gezahlt werden.
Der Anteil der Beschäftigten in Deutschland, deren Lohn- und Arbeitsbedingungen durch einen Tarifvertrag geregelt werden, weist seit 1996 eine rückläufige Tendenz auf
(Wikipedia)
Den Unternehmen zu sagen "Kommt her, hier braucht ihr unseren Leuten nur Hungerlöhne zu zahlen" ist meiner Ansicht nach der falsche Weg, einen Standort für Unternehmen attraktiv zu machen...
Und unser Sozialsystem legt schon erst einmal genug Steine in den Weg...
Beispiel aus der eigenen Familie:
mein Vater war über 30 Jahre in der Textil-Industrie tätig, die Firma hat immer mal Zahlungs-Verzögerungen gehabt und kurz vor den 3 Monaten mal wieder 'nen Teil überwiesen, etc... irgendwann hat die Firma Insolvenz angemeldet und alle Mitarbeiter wurden unter Druck gesetzt, eine Kündigungs-Vereinbarung zu unterschreiben, wenn sie wenigstens noch den ausstehenden Lohn irgendwann sehen wollen.
Das Arbeitsamt hat dann gesagt "nö, sie haben ja selbst gekündigt - sie bekommen 3 Monate Sperre"
3 Monaten Zahlungsrückstand + 3 Monate Sperre - wäre also 6 Monate ohne einen Cent... nur mit Anwalt haben wir es durchbekommen, dass das Arbeitsamt eingesehen hat, dass mein Vater in der Situation gar nicht anders handeln konnte bzw. eben unter Druck gesetzt wurde und die Folgen des Handelns nicht überblicken konnte...
Ich weiß nicht mehr, wie der Chef das gemacht hatte, aber vieles lief irgendwie so geschickt dann über seine Frau, dass er wo anders einfach die nächste Textil-Bude aufgemacht hat und die Belegschaft der alten Firma bekam keinerlei Abfindung, konnte froh sein, wenn der ausstehende Lohn noch bezahlt wurde, etc.
Danach ist er für verschiedene Paketdienste gefahren (ne Zeit lang bei nem Subunternehmer, der wiederum für DHL gefahren ist, ne Zeit lang Hermes) - ich weiß jetzt nicht mehr genau bei welchen, aber ich glaub es war bei dem DHL-Subunternehmer, da hatte er teilweise 12 bis 14 Stunden zu fahren und wenn man das Gehalt dann mal auf die tatsächlich geleisteten Stunden gerechnet hat, kam man auf ungefähr 4,80 Euro pro Stunde (Brutolohn...)
Wenn du aus einer Familie kommst, wo es nie finanzielle Probleme gab, kannst du freilich von "Sozialromantiker" reden - wenn du selbst erlebst, wie ein Mensch an der Arbeit kaputt geht und unterm Strich noch nicht mal was bei raus kommt, dann denkst du vielleicht anders drüber...
Also sei mir bitte nicht böse - ich wünsche es eigentlich niemandem, aber dir würde ich echt mal wünschen, dass du selbst mal in so 'ne Situation kommst - vielleicht verabschiedest du dich dann von dem Hirngespinst der freien, unregulierten Marktwirtschaft... denn diese ist nichts weiter als Ellenbogen-Mentalität und Egoismus...