Atomenergie

Update
Vor kurzer Zeit habe ich die heute-Nachrichten im ZDF geschaut, ein Beitrag zeigte Bilder aus Japan - genauer gesagt wie eine Gruppe von Schülern die Regierung formell darum bittet, dass man doch endlich die verseuchte Erde von ihrem Schulhof entfernen möge, weil sie gerne auch mal wieder draussen spielen würden.
Gleichzeitig erwähnte der heute-Sprecher, quasi in einem Nebensatz, dass gerade eine Studie veröffentlich worden sei, die erste Gesundheitsschäden bei Kinder in Folge der Atomkatastrophe belege. Diese Nachricht liess mich aufhorchen und ich dachte mir das man dazu bestimmt bald mehr im Netz lesen könne...
Das ist jetzt etwa ein, zwei Wochen her und ich konnte nichts dazu finden - ich war schon fast bereit zu glauben das ganze wäre eine Halluzination gewesen, als ich heute, Google-sei-Dank, einen Hinweis darauf fand das diese Studie tatsächlich existiert:
Dass aber die Sorgen der Eltern nicht unbegründet sind, zeigt eine gerade veröffentliche Studie, die erste Gesundheitsschäden bei Kindern aus Fukushima belegt.
Quelle: Angst vor der Verstrahlung - ZDF.de

Bei meiner Suche nach Meldungen zu dieser Studie, bin ich aber auch über zahlreiche andere beunruhigende Meldungen gestolpert. So z. B. auf diesen Bericht über die Untersuchungen französischer Forscher, die im Auftrag besorgter Eltern, festgestellt haben das sich im Harn von Kindern radioaktive Partikel befinden:
Die zehn Kinder, die sechs bis zehn Jahre alt sind, wohnen in der Stadt Fukushima, die 50 bis 60 Kilometer vom Atomkraftwerk Daiichi in der Präfektur Fukushima entfernt liegt. Die Harnproben wurden zwischen dem 20. und 22. Mai genommen. Die Ergebnisse zeigen, dass radioaktive Partikel im Harn von allen Kindern zu finden sind. Der Urin von einem achtjährigen Mädchen und einem siebenjährigen Jungen weist jeweils 1,13 Becquerel (Bq) des radioaktiven Elements Caesium (Cs)-134 beziehungsweise 1,30 Bq Cs-137 auf. Ein Wissenschaftler von ACRO erklärte, dass sich solch radioaktive Materialien vor dem GAU im AKW Fukushima keinesfalls im Körper der Kinder befunden hätten. Er nahm darüber hinaus an, dass alle Kinder, die in der Stadt leben, radioaktiv verstrahlt worden seien.
Quelle: International - german.china.org.cn - Radioaktive Partikel im Harn der Kinder in Fukushima entdeckt
Jetzt könnte man sagen das sei zwar schlimm, aber es wurden ja nur zehn Kinder untersucht - dazu gibt es dann aber leider noch diese Meldung:
Nach der Kernschmelze im AKW Fukushima wurden zwischen dem 26. und 30. März in der japanischen Präfektur 1.080 Kinder unter 15 Jahren auf Strahlenschäden untersucht. Nach den nun veröffentlichten repräsentativen Ergebnissen wurden 45 Prozent der Kinder radioaktiv verstrahlt.
[...]
Die bereits gemessenen Verstrahlung bedeutet dennoch für all dieses Kinder ein erhöhtes Risiko an Krebs zu erkranken.
Quelle: Fukushima: Fast die Hälfte aller Kinder sind verstrahlt | randzone
Besonders beunruhigend finde ich die Tatsache, dass die zehn Kinder aus der oberen Untersuchung 50-60 Kilometer von dem havarierten AKW entfernt wohnten und das die 1. 080 Kinder aus der zweiten Untersuchung aus der ganzen Präfektur stammten...

Und wem das noch nicht reicht, hier noch eine Horror-Meldung:
Der freie Journalist Masao Fukumoto berichtet im aktuellen Strahlentelex über erschreckende Folgeerscheinungen der atomaren Katastrophe. Es soll bereits Menschen geben, die violette Flecken auf der Haut, die geschwollene Schilddrüsen haben oder die unter Nasenbluten oder Blutungen des Zahnfleischs leiden.
Quelle: Fuskushima Strahlenschäden

Jetzt bin ich etwas unentschlossen: Soll ich dem nächsten Typen, der mir was von sicherer, sauberer Kernenergie erzählt, einfach direkt einen Kinnhaken verpassen oder sollte ich ihn lieber zwingen das verstrahlten Kindern aus Fukushima ins Gesicht zu sagen?X(
 
man nehme die gesammelten offiziellen berichte (papierform) über maßgebliche unfälle in kerntechnischen anlagen und lasse sie dem betreffenden aus einem meter höhe auf die rübe fallen ...


das problem ist leider, dass man vermutlich halb japan evakuieren müsste ... wenn dass mal reicht

man würde eine panik verursachen, wenn man offen darüber sprechen würde ...

die offiziellen stellen haben also quasi die wahl zwischen pest und cholera ... und haben sich scheinbar entschieden ...
 
Jetzt bin ich etwas unentschlossen: Soll ich dem nächsten Typen, der mir was von sicherer, sauberer Kernenergie erzählt, einfach direkt einen Kinnhaken verpassen oder sollte ich ihn lieber zwingen das verstrahlten Kindern aus Fukushima ins Gesicht zu sagen?X(

In unseren Landen ist Kernenergie nicht NÖTIG. Das ist ja nun mehr als belegt. Wir KÖNNEN das mit alternativen Quellen aufstocken und sogar langfristig den Grossteil damit decken.

Wenn Also irgendwo Menschen durch ein defektes AKW sterben muessen, dann geschieht das im Auftrag der Arbeitsplätze, der Konjunktur und allgemein aufgrund des Fortschritts.

Ich höre die Leute immer sagen wir wären wirtschaftlich nicht so weit gekommen, wenn wir nicht diese Energieressourcen gehabt haetten. Nun, genau diese fällt uns mitsamt dem Euro gerade auf die Füsse. Ausserdem hätten wir dann womöglich direkt energieeffiziente Technologie entwickelt?


Sag das den Leuten in den Vorstaenden der grossen Energiekonzerne und den Aktionaeren.

Man muesste all diese Leute zum aufraeumen nach Japan schicken.


Nachtrag:
Was mich ebenso beunruhigt ist diese schwache Mediendurchdringung der Nachricht und überhaupt diese dünne Berichterstattung über die Folgen.
Sollte Japan also doch nur wieder die uebliche "Sensation" gewesen sein?
 
Das Schlimme ist man kann nichts aufräumen, wenn man keinen Platz zum Hinräumen hat. :wink:
Zudem ist die Katastrophe ja noch nicht mal vorbei.

Dieses Schweigen kennen wir doch aus Tschernobyl und bis Fukushima hat es doch
in Deutschland prima funktioniert. Auch hier gibt es kaum Zahlen zu den Folgen
weder wenn es um Opfer geht noch zu den Kosten, denn der Vorteil von Strahlung
ist, es ist sehr schwer die Langzeitwirkung kleiner Dosen dem Ereignis zuzuordnen.
Darum fällt es den Regierungen auch so leicht Grenzwerte den Gegebenheiten anzupassen.

Gruss
 
Jetzt bin ich etwas unentschlossen: Soll ich dem nächsten Typen, der mir was von sicherer, sauberer Kernenergie erzählt, einfach direkt einen Kinnhaken verpassen oder sollte ich ihn lieber zwingen das verstrahlten Kindern aus Fukushima ins Gesicht zu sagen?
Zwing ihn dazu, mit seiner Familie ein halbes Jahr "Urlaub" dort zu machen.

Das gleiche würde ich übrigens gern mit denen tun, die Uranmunition erdenken, herstellen, (ver)kaufen, in den Umlauf bringen und benutzen. Da reicht einem Menschen schon die Google-Bildersuche, echten Kapitalisten muss man wohl zu einem Urlaub in Ex-Jugoslawien, dem Irak oder Afghanistan "verhelfen".
 
Nur gut das bei UNS Atomkraft wenigstens sicher ist! Allerdings haben wir uns wohl etwas verkalkuliert, was die Menge unseres Atommülls angeht:
Die Grünen hatten eine entsprechende Anfrage an das Bundesumweltministerium gestellt. Dort gehe man davon aus, dass die Gesamtmenge auf das Vierfache steigen könnte, hieß es.
Die Gesamtmenge könnte auf das vierfache ansteigen? Ich hoffe "wir" können den Müll besser lagern, als kalkulieren...:rolleyes:
Quelle: Wird Gorleben zum Atom-Fass ohne Boden? | NDR.de - Regional - Niedersachsen - Lüneburg/Heide/Unterelbe

Und in Belgien sind gerade drei Menschen verstrahlt worden, da zitiere einfach mal Fefes recht gelungenen Beitrag dazu:
[l] Aus der beliebten Kategorie "bei UNS ist Atomenergie SICHER": Drei Menschen bei Unfall in belgischer Wiederaufbereitungsanlage verstrahlt.
Bei einer routinemäßigen Inspektion war es zu einem Unfall mit einem Plutonium-Behälter gekommen. „Der Behälter ist auf den Boden gefallen“, sagte ein Belgoprocess-Sprecher.​
Kann ja mal passieren, und so Plutonium-Behälter, die werden ja heute auch nicht mehr so stabil gebaut wie früher!1!! Und überhaupt, eine Gefahr besteht im Grunde nicht, denn:
Dabei sei aber nur eine „extrem kleine Menge“ freigesetzt worden.​
Nur eine ganz kleine Menge! Was kann da schon passieren.Und selbstverständlich, sicher wie das Amen in der Kirche, besteht keinerlei Gefahr für die Anwohner oder die Umwelt. Besonders peinlich: das waren ein IAEA-Inspektor, ein Euratom-Inspektor, und ein Mitarbeiter der Anlage.
Quelle: Fefes Blog
 
Update:
In Tokio wird übrigens gerade bedenklich hohe Strahlung gemessen. Heute Mittag stand bei SpOn noch das die Werte knapp unter der Grenze für eine Evakuierung liegen und das vermutlich Fukushima die Quelle der Strahlung ist. Mittlerweile klingt das anders:
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde ein Zusammenhang zur Atomkatastrophe in Fukushima hergestellt. Inzwischen haben die örtlichen Behörden diese ursprüngliche Darstellung korrigiert.
Korrigiert? Das ist jedenfalls die neue Erklärung:
In Tokio ist offenbar deutlich erhöhte Radioaktivität aufgetreten. Am Donnerstag wurden an der Gartenmauer eines Hauses im Stadtteil Setagaya bis zu 3,35 Mikrosievert pro Stunde gemessen. Der Bürgermeister trat aber der Befürchtung entgegen, die Strahlung stamme aus dem 230 Kilometer entfernten Unglücks-Kraftwerk Fukushima Daiichi. Als Ursache der Strahlung in Setagaya wird eine aufgefundene Flasche vermutet. Ihr genauer Inhalt wurde nicht bekannt.
[...]
Unterdessen entdeckten Bürger in Funabashi in Tokios Nachbarprovinz Chiba eine Strahlenmenge von 5,82 Mikrosievert am Boden eines Kinder-Freizeitparks. Dieser Wert liegt über der Dosis von 2,17 Mikrosievert, die am Vortag im Dorf Iitate in Fukushima gemessen wurde. Der Ort liegt 45 Kilometer vom Kraftwerk Fukushima entfernt und ist eine der ausgewiesenen Evakuierungsgebiete. Funabashi ist 210 Kilometer vom AKW entfernt.
Ah ja, die Strahllung stammt nicht aus dem havarierten Kraftwerk mit der Kernschmelze, sondern aus einer Flasche mit unbekannten Inhalt die irgendwo herum lag...
So oder so - ich denke es wird Zeit Japan erst einmal von der Reiseziele-Wunschliste zu streichen.

Quelle: Japan: Erhöhte Radioaktivität in Tokio gemessen - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft
 
Das ist schwierig. Gewisse Dinge sind kulturell bedingt und müssen im entsprechenden Kulturkreis erfahren werden. Aber zurück zum Topic. Ich konnte mir nur (mal wieder) meine Offtopic-Bemerkung nicht verkneifen. ;)
 
Und hier mal ein paar neue Meldungen aus Japan, für alle die dachten die Lage dort sei im Griff und die Atomenergie sei überhaupt sauber & sicher: Zunächst einmal versucht TEPCO gerade mit einem Polyester-Kondom einen der havarierten Reaktoren von Fukushima abzudecken. Dazu heiß es bei Spiegel Online:
Die Plane aus Polyester soll das weitere Austreten von Radioaktivität verhindern, meldete Tepco am Montag. Und das ist auch wichtig, denn nach Angaben Tepcos sowie der japanischen Agentur für Nuklearsicherheit (Nisa) tritt weiterhin Radioaktivität aus.
Allerdings tut nicht einmal TEPCO so als wäre diese Methode effektiv:
Ob die Plane über dem Reaktor 1 tatsächlich den Austritt von Radioaktivität stoppen kann, gilt es derweil noch zu zeigen. Nach Angaben der Nisa lässt sich nicht ohne weiteres sagen, wo sich der Kernbrennstoff befindet. Die Wahrscheinlichkeit bestünde, dass er sich bereits durch die Reaktordruckkammer durchgeschmolzen hat.
WTF!? Die wissen weder wo der "Kernbrennstoff" genau ist, noch ob er sich bereits durch die Reaktordruckkammer geschmolzen hat?
Trotzdem bin ich sicher das die dort alles im Griff haben - man kann halt nicht alle unwichtigen Details kennen, oder? Außerdem besteht sicher keinerlei Gefahr für die Bevölkerung...:rolleyes:

Außer vielleicht für die Bevölkerung Tokios:
In Tokio werden immer neue radioaktive Hotspots entdeckt, meist von besorgten Eltern, die auf eigene Faust messen. Angefangen hatte es im Kashiwa, einem Vorort, wo der Schulhof so verstrahlt ist, dass der Boden abgetragen werden muss. Im Tokioter Stadtteil Edogawa müsste nach den Tschernobyl-Grenzwerten ein Baseball-Platz zur Sperrzone erklärt werden. Die höchste Strahlung wurde an einer Kirche im Stadtteil Sugamo gemessen.
Kann es vielleicht sein das die meisten Hotspots von besorgten Eltern entdeckt werden, weil die japanischen Behörden deren Existenz geheim halten, da es nun einmal unmöglich ist eine überbevölkerte Metropole wie Tokio zu evakuieren?
Jedenfalls mal wieder gut das es das Internet gibt:
Meldungen über neue Hotspots verbreiten sich jedesmal wie Lauffeuer übers Internet. Besorgte Mütter lassen ihre Kinder seit einigen Tagen nicht mehr in den Park im Stadtteil Setagaya, wo Bürger am Zaun eines leerstehenden Hauses drei Microsievert pro Stunde registrierten, mehr als in bestimmten Bereichen der Sperrzone.
Und was die IAEA dazu sagt, klingt nicht besonders ermutigend:
Japan wird nun mit einer erhöhten Radioaktivität leben müssen. So lautet zugespitzt das Fazit einer Expertenkommission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).
Quellen:
Strahlenschutz in Fukushima: AKW-Betreiber zieht*Kunststoffplane über Reaktor - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft
Erhöhte Strahlung in Tokio - Radioaktive Hotspots ängstigen Bewohner - Panorama - sueddeutsche.de

Edit
Scheinbar denkt man mitterweile sogar in der japanischen Regierung über einen Aussstieg aus der Atomenergie nach:
Wie sehr die Katastrophe ein Umdenken in der japanischen Politik bewirkt hat, zeigt sich nun: Die Regierung in Tokio schließt einen

kompletten Ausstieg aus der Atomenergie nicht mehr aus. "Ich bin mir sicher, dass wir den Anteil der Atomenergie verringern werden", sagte Wirtschaftsminister Yukio Edano am Rande eines Treffens von Ministern bei der Internationalen Energie Agentur in Paris. Ob die Reduktion bis auf Null gehen werde, müsse noch geklärt werden. Ein Komplettausstieg gehöre auf jeden Fall zu den Szenarien, die man in Erwägung ziehe.
Quelle: Tepco-Forderung: Fukushima-Konzern will*Milliarden*von Regierung - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Update
Und wieder neue Nachrichten aus Fukushima und natürlich wieder keine guten: Neue Studie: Fukushima-Strahlung*ist viel höher*als behauptet - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft

Eine internationales Forschergremium geht davon aus das doppelt soviel Strahlung ausgetreten ist, wie bislang von der japanischen Regierung behauptet:
Jetzt liegt eine neue, umfassende Studie eines internationalen Forscherteams vor. Das Ergebnis ist düster: In Folge des nuklearen Desasters soll zweimal mehr des gefährlichen Cäsium 137 in die Atmosphäre entwichen sein, als von den japanischen Behörden bisher geschätzt.
[...]
Welche Folgen das für die Bevölkerung haben könnte, lässt sich nur schwer abschätzen. Noch meiden Strahlenforscher konkrete Vorhersagen, wie hoch das zusätzliche Krebsrisiko für die Japaner sein könnte.
[...]
Dass die Schätzungen der japanischen Behörden deutlich unter den jetzt veröffentlichten Werten liegen, verwundert angesichts des bisherigen Umgangs der Regierung mit der Atomkatastrophe nicht: Bereits im August war öffentlich geworden, dass die japanischen Atomaufsichtsbehörden die Bevölkerung über die Ausbreitung der atomaren Wolke im Unklaren gelassen hatte - und so möglicherweise Tausende von Menschen einem erhöhten Strahlenrisiko ausgesetzt hat.
 
Und mal wieder ein Update aus heimischen Gefilden:
Schlechte Nachrichten aus dem Salzbergwerk Asse, das dem Bundesamt für Strahlenschutz als Versuchslager für radioaktiven Müll dient und in dem Techniken für ein späteres Endlager erprobt werden sollten, ihr wisst schon, das Lager in dem schon nach wenigen Jahren radioaktiv verseuchte Salzlauge umerherschwappte und das sich ärgerlicherweise auch noch als einsturzgefährdet herausstellte - weshalb der eingelagerte radioaktive Müll schnellstens geborgen werden sollte. Leider wird das wohl jedoch nichts mit dem Bergen des strahlenden Mülls:
Ein Abteilungsleiter des Bundesamtes für Strahlenschutz geht nicht mehr davon aus, dass der Atommüll aus dem Schacht Asse II geborgen werden kann.
Das verrät ein interner Brief, der unserer Zeitung vorliegt. „Insgesamt deuten alle dargestellten Indikatoren darauf hin, dass im Verlauf der nächsten Monate bis gegen Ende 2012 eine Sachlage eintreten wird, die eine weitere Verfolgung der Stilllegungsoption ,Rückholung’ als sicherheitstechnisch nicht mehr vertretbar erscheinen lässt“, heisst es in dem von einem Abteilungsleiter des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter unterzeichnetem Vermerk, der dem Bundesumweltministerium zugestellt wurde.
[...]
Mit dem Vermerk aus dem BfS wird die Befürchtung der Bürgerinitiativen genährt, dass die Ministerien eine Rückholung des Atommülls intern ablehnen.
[...]
Die Initiativvertreter fordern, dass der Müll ans Tageslicht geholt wird, weil sie angesichts des fortlaufenden Wassereinbruchs in den Schacht unter anderem eine Verseuchung des Grundwassers befürchten. Schon jetzt muss das BfS im Schacht dauerhaft radioaktive Lauge auffangen und entsorgen.„Die Veränderungen des Grubengebäudes bewirken einen ständigen weiteren Sicherheitsverzehr“, heißt es in dem Vermerk, und schließlich: „Ich schlage vor, bereits jetzt alle fachlichen und kommunikativen Vorbereitungen für eine Aufgabe des Projekts ,Rückholung’ zu treffen.“
Quelle: Atommüll bleibt wohl im Asse-Schacht - newsclick.de
Mehr zum Thema bei Telepolis: Atommüll in der Asse nicht rückholbar | Telepolis

Dumm gelaufen für die Anwohner, hm? Vor allem wenn man diesen Punkt aus dem Wikipedia-Artikel über Asse bedenkt:
2008 stellte der Landkreis Wolfenbüttel eine Anfrage nach Leukämiehäufigkeiten um das Lager Asse an das seit 2000 bestehende Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen. Dem Krebsregister, das Daten in diesem Gebiet beginnend ab 2002 erhebt, standen erst 2010 genügend Daten zur Beantwortung der Anfrage zur Verfügung. Mit Datenstand vom 1. Oktober 2010 stellte es fest, dass im Zeitraum von 2002 bis 2009 auf dem Gebiet der Samtgemeinde Asse gegenüber dem der anderen Gemeinden des umgebenden Landkreises Wolfenbüttel auffällig häufig Leukämie- und Schilddrüsenkrebserkrankungen aufgetreten waren und dass ebenso im Zeitraum 2002 bis 2008 die Sterblichkeit durch Leukämieerkrankungen auffällig hoch gewesen war.
Quelle: Schachtanlage Asse

Ja, so ist sie die Atomkraft: Sicher, sauber und beherrschbar...:rolleyes:
 
Und noch einmal ein Update:
Michael Sailer, der Vorsitzende der Entsorgungskommission des Bundes, warnt eindringlich davor, dass sich die Lage im Atommülllager Asse dramatisch verschlechtert. Das ehemalige Salzbergwerk Asse diente ja als Forschungslager, hier wollten wir lernen, wie man hochgefährlichen Atommüll für Jahrtausende sicher lagern kann. Hat allerdings nicht so ganz geklappt: Erst seit 1967 wurde dort Atommüll eingelagert und obwohl seit dem erst wenige Jahrzehnte vergangen sind, mussten die Betreiber 2008 einräumen das viele der Müllbehälter undicht sind und radioaktiv kontaminierte Salzlake im Bergwerk umherschwappt. Schon ein Jahr vorher sorgte die Meldung das die Asse massiv einsturzgefährdet ist, nicht nur unter den Anwohnern für Entsetzen. Die Regierung beschwichtigte die besorgten Bürger natürlich und versicherte bis zum endgültigen Einsturz würde der strahlende Müll aus dem Bergwerk abtransportiert und die kontaminierte Salzlake abgepumpt - owohl es schon immer Experten gab, die der Meinung waren der beklagenswerte Zustand der Behälter würde Bergung und Transport schwierig bis unmöglich machen.
Jetzt meldet sich jedenfall der Vorsitzende der Entsorgungskommission zu Wort und sagt:
"Die Rückholung entwickelt sich immer mehr zur 'Mission Impossible'"
Und damit nicht genug, denn nun droht das Einsturzgefährdete Bergwerk mit Wasser vollzulaufen:
Derzeit werde das Wasser in der Asse aufgefangen, an die Oberfläche gebracht und entsorgt. "Bei deutlich größeren Mengen wäre das nicht mehr durchführbar", warnte Sailer. Es bestehe dann die Gefahr, dass Radioaktivität unkontrolliert ins Grundwasser gelange. Pro Tag dringen rund 12.000 Liter Wasser in die Asse ein.
Also wenn ich in der Region wohnen würde, würde ich spätestens jetzt meinen Umzug planen. Obwohl, wenn ich mir Sailers Aussagen so ansehe, (Bergung praktisch unmöglich, unkontrollierte radioaktive Verseuchung des Grundwassers dagen sehr gut möglich) kann das natürlich nur eins bedeuten: Es besteht überhaupt keine Gefahr für Leib und Leben...:rolleyes:

Quelle:
Atommülllager Asse: Experte zweifelt an Sicherheit - SPIEGEL ONLINE

Übrigens war bei der Meldung Japan wolle bis 2040 aus der Atomenergie aussteigen wohl der Zensor der Atom-Lobby pissen - zumindest scheint der Ausstieg nicht so exakt festgelegt worden zu sein, wie es in deutschen Medien vermittelt wurde. Was man schon daran sehen kann das sich derzeit drei Atomkraftwerke im Bau befinden, die eigentlich eine Laufzeit von 40 Jahren haben sollen...:rolleyes:
Quelle:
Drei Atomkraftwerke in Bau : Atomausstieg auf japanisch - Wirtschaft - FAZ
 
Und noch einmal ein kleines Update für alle, die daran erinnert werden müssen, dass AKWs von Konzernen betrieben werden und diese alles - auch die Sicherheit - unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten beurteilen:
Fukushima: Tepco hat Tsunami-Gefahr bewusst verharmlost - SPIEGEL ONLINE

Hier ein paar besonders vielsagende Zitate aus dem Artikel:
In dem Papier findet sich unter anderem das Eingeständnis, dass Tepco die Gefahren durch einen Tsunami kannte - und bewusst verheimlicht hat: "Es wurde befürchtet, dass das Kraftwerk sofort abgeschaltet worden wäre, falls Tsunami-Risikostudien enthüllt worden wären."
Wäre rückblickend vielleicht auch besser gewesen, hm?

Damit nicht genug: Tepco räumt in dem Report auch ein, gewusst zu haben, dass Maßnahmen gegen schwere Unfälle notwendig gewesen wären. Dies zuzugeben, hätte aber "gesetzgeberische Risiken" bedeutet. Nicht nur deshalb unterblieben neue Sicherungsmechanismen. Es habe außerdem die "latente Befürchtung" bestanden, dass man das AKW Fukushima-Daiichi dann vorübergehend hätte schließen müssen.
Gesetzgeberische Risiken? Vielleicht in Form von kostspieligen Sicherheitsvorgaben? Und vorübergehende Schließung geht ja mal gar nicht - das bedeutet ja soviel wie: Vorübergehend weniger Gewinn als sonst!

Den Tepco-Managern war es offenbar wichtiger, in der Öffentlichkeit keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen, als das Kernkraftwerk ausreichend abzusichern. "Es bestand die Sorge, dass die Implementierung von Unfall-Schutzmaßnahmen Ängste in der Öffentlichkeit geschürt und die Anti-Atomkraftbewegung gestärkt hätte", heißt es in dem Report.
Dazu fällt mir jetzt wirklich nichts mehr ein...:rolleyes:
 
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