"Objektiv jedenfalls, lebst du heute und hier freier als jemand vor 1000 Jahren."
Das ist gewissermaßen Unsinn. Denn das, was man heutzutage mit "Freiheit" bezeichnet muss nicht zwangsläufig Freiheit sein. Jede kulturelle Epoche hatte ihre Illusionen, wir leben allerdings so, als ob wir keine haben, als ob unsere Errungenschaften geradezu von wirklicher Freiheit und Co. protzen. Gräbt man soziologisch tiefer, wird man sehr hart desillusioniert.
Ok. Man muss schon einen Maßstab anlegen an dem sich die Frage messen lässt. Was Freiheit bedeutet ist ebenfalls Diskussionswürdig, denn die ist unter keinen Umständen absolut. Damit kann man aber sein ganzes Leben verbringen
Warum so eindeutig? Nur weil du etwas als Errungenschaft definierst und ich nicht?
Ich halte das, was man zu den Errungenschaften zählt für ein Blendwerk scheinbaren Fortschritts.
Ja. Ich halte inneren Frieden und die Tatsache dass ich mich frei und sicher bewegen kann für einen echten Fortschritt.
Ebenso dass ich zum Arzt gehen kann, eine Rente bekommen werde und zur Not von Leistungen wie Hartz4 beziehen kann, ein Recht auf eine Ausbildung habe, zur Schule gehen und frei sagen kann was ich denke.
Das ist alles nicht Perfekt und es gibt hier noch eine Menge Arbeit. Aber Fortschritt bezeichnet einen zeitlichen Prozess indem sich eine Situation unter bestimmten Blickwinkeln verbessert.
Das mit der Demokratie ist eine recht erschütternde Farce der letzten 100-200 Jahre.
Du bringst wieder die Dinge durcheinander. Die Demokratie ist ein Modell wie man die herrschende Gruppe wählt.
Und nimmt man das für sich, ist es die einzige vernünftige Lösung, sofern die Gruppe das möchte - und die bisherigen Demokratien wollen das so.
Schau im übrigen mal nach Nordamerika. Die haben seit > 200 Jahren eine Demokratie und keine Kriege untereinander. Kein anderes System hat sowas bisher geschafft. Sofern du Frieden zwischen Ländern/Gruppen für erstrebenswert hältst, kann ich die Aussage dass dies eine Farce sei, mindestens mit "sehr unreif" bewerten.
In Bezug auf die Staatstheorie bzw. Gesellschaftssysteme bin ich bei der "Sozialen Dreigliederung" von R. Steiner hängen geblieben.
Alles klar.
Es gibt jede Menge ganz toller Ideen, wie Menschen miteinander leben können. Aber das ist Theorie - nicht selten sogar Utopie!
Ich sage nicht, dass das ein oder andere deswegen nicht versucht werden soll zu erreichen. Aber keep it real. Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben - und von dem Standpunkt aus die Gesellschaft weiterentwickeln und zwar in einem Rahmen, der von Menschen angenommen wird und vertreten werden kann. Und auch das ist nicht homogen, denn andere Völker halten ganz andere Sachen für erstrebenswert.
Du mischt auch weitere Dinge durcheinander, denn der "Großkapitalismus" ist mit jedem politischen System kompatibel und völlig unabhängig davon. Monarchie in Saudi Arabien, Demokratie im Westen, kleinen korrupten Drecksstaaten in Afrika, Islamische Staaten oder Sozialismus.
Aber: Die demokratischen Staaten sind die einzigen(!), die immerhin versuchen den Kapitalismus zu zügeln. Es gelingt ihnen nicht ansatzweise gut genug - aber nur von dort gibt es überhaupt Bewegung in der Richtung.
Dein Standpunkt ist, aus meiner Sicht, ein Wirrwar verschiedenster Blickwinkel und es scheint so zu sein als wenn du in Opposition sein willst - und zwar der Opposition selbst wegen.