Es ist was faul im Staate Deutschland...

Ich habe gerade ein Gespräch mit einer netten alten Dame geführt, das mich doch ganz schön aufgeregt hat. Zur Erläuterung muss ich sagen das ich vom Fenster meines Arbeitszimmers aus einen guten Ausblick auf einen Glascontainer auf der anderen Straßenseite habe. Schon immer konnte man da Menschen beobachten, die in dem Container nach weggeworfenen Pfandflaschen suchen - in der Regel waren das Leute die aufgrund ihres Äußeren zweifellos Obdachlose waren, gelegentlich auch mal Leute die ich, ebenfalls aufgrund ihrer Erscheinung, als Alkoholiker bezeichnen würde, die so vermutlich versuchten Geld für noch ein Bier oder einen Kurzen zusammenzukriegen... In letzter Zeit, seit gut zwei oder drei Jahren, beobachte ich jedoch das zunehmend "ganz normale" Menschen, in der Regel ältere Männer, mehr oder weniger regelmässig vorbeikommen und den Container akribisch nach Pfandflaschen untersuchen... Ein Mann, den ich auf mindestens siebzig schätzen würde, hat sich sogar eine Stange mit einer Taschenlampe und einem zangenartigen Greifer am Ende gebastelt, um jeden Winkel des Glascontainers zu erreichen... Heute bin auf dem Rückweg vom Einkaufen zufällig mit einer Rentnerin ins Gespräch gekommen, die ebenfalls im Container nach Pfandflaschen angelte. Sie erzählte mir das sie sich dazu gezwungen sieht um ihre Rente aufzubessern, die für sie gerade ausreicht um nicht hungern zu müssen - für ihre Katze reicht es schon nicht mehr. Deswegen sammelt sie Pfandflaschen, sucht in Telefonzellen nach vergessenen Münzen und bekommt gelegentlich Abfälle von einem Metzger aus ihrer Straße... Ich frage euch, klingt das nach dem vielgepriesenen Sozialstaat eines der reichsten Länder dieser Erde?

Und was machen die Politiker? Die klopfen Sprüche über dekadente Arbeitslose oder denken sich skurrile Sparpläne aus und scheinen dabei nur das Ziel zu haben die Armen noch ärmer zu machen, die Reichen aber zu schonen oder gar zu beschenken... Familienministerin Schröder will Geringverdienern das Kindergeld kürzen (Hartz IVlern wird es ja ganz gestrichen) und somit gerade die Armen schröpfen:
SpiegelOnline:
So wolle die Regierung etwa 155 Millionen Euro durch ein niedrigeres Elterngeld bei Nettoeinkommen von mehr als 1240 Euro im Monat sparen. Fast dreimal so hoch seien die Kürzungen bei den ärmeren Familien - sie summieren sich auf 440 Millionen Euro.
Bei der geplanten Steuer auf Flugtickets werden dann die Normalbürger abkassiert (Leute die sich einen Urlaubsflug leisten können), aber Privatjets bleiben verschont... Wo soll das alles noch hinführen? Wenn das so weiter geht müssen wir bald alle Pfandflaschen sammeln, während die oberen Zehntausend Kaviar löffeln und Champagner schlürfen...X(
 
ein guter ansatz wäre ja mal, den politikern mal n bisschen was von ihren gehalt zu streichen. wenn man sich mal überlegt was die für ihre "arbeit" an geld kriegen. Die würden sicherlich am lautesten schreien.
 
Hihi, "Geringverdienern das Elterngeld kürzen". Merkt ihr eigentlich nicht was da läuft? Von 300 Euro Kürzung ist die Rede. Und wie hoch ist das Elterngeld für Geringverdiener? Knapp 300 Euro bekommen die meisten, da jene "Geringverdiener" zu großen Teilen die Menschen sind, die Zuschüsse durch HartzIV bekommen müssen! Auch wenn die Geringverdiener bis 1000 Euro Einkommen gerechnet werden, finden sich prozentual kaum Menschen, die in diesen Bereich fallen. Entweder liegen sie bei ihrem Verdienst knapp über den HartzIV-Regelsatz oder knapp über 1000 Euro, so dass sie dann nicht mehr zu den Geringverdienern zählen. Anders gesagt: Es soll den meisten Geringverdienern das Elterngeld gestrichen werden, HartzIV sollen sie noch bekommen und beschönigt wird das dann als "Kürzung".

Ich kann dazu nur sagen: Glaubt nicht, was euch die Presse erzählt. HINTERFRAGT ALLES! ALLES IST ZU BEZWEIFELN!

Genauso sieht es mit den Renten aus. Da wird von Rentengarantie gesprochen, doch seit einigen Jahren fahren die Renten bereits Nullrunden, es findet also kein Inflationsausgleich statt. Was geschieht dadurch? Faktisch sinken die Renten immer weiter, jedes Jahr um 2-3 Prozent. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten weit über das, was uns als "Inflationsrate" verkauft wird. Grundnahrungsmittel wie Milch, Butter und Brot werden nach den derzeit erwarteten Ernteausfällen um 20-30% steigen. Die Preise für Milch und Milcherzeugnisse wurden erst vor kurzem angehoben. Da ist es nicht verwunderlich, dass Rentner nicht mehr mit ihrem Geld auskommen. Gerade jenen, die schon zu Zeiten, in denen sie gearbeitet haben, zu den Geringverdienern gehörten, bleibt kaum noch der HartzIV-Satz als Rente. Selbst die, die mehr haben, kommen gerade so mit ihrem Geld aus.

Wir werden von den Politikern belogen und betrogen. Politische Alternativen gibt es nicht und wenn sich welche bilden, werden sie durch die Presse soweit defamiert, dass sie keine ausreichende Wählerschaft mehr bekommen können. Da wird z.B. der Piratenpartei vorgeworfen Nazis in ihre Reihen aufzunehmen etc.. Parteien, die sich national (also für das deutsche Volk) ausrichten, werden automatisch in die Nationalsozialismus-Ecke gestellt. So können sich keine politischen Alternativen bilden und die Politiker können ihren Stil weiter fahren. Äußern sich Politiker aus den eigenen Reihen kritisch, sind sie schnell weg vom Fenster, wie man gerade in letzter Zeit in den Reihen der CDU sehen konnte und was bisher mit dem Rücktritt Köhlers seinen Höhepunkt erreichte. Widerspruch in den eigenen Reihen wird genauso wenig geduldet wie Widerspruch von außen.

Allerdings ist das Problem nicht nur in Deutschland. Der gesamte EU-Raum unterliegt diesen Problemen und auch die USA mischt bei der Versklavung der arbeitenden Bevölkerung fleissig mit. Da ist was wesentlich größeres im Gange als "nur" eine schlechte Sozialpolitik in Deutschland. Die Menschen, die nicht zu den Superreichen gehören, sollen am Besten für lau arbeiten (Stichwort: Bürgerarbeit) und nur noch das bekommen, was zum Überleben notwendig ist. Eine gezielte Verarmung der Bevölkerung ist überall zu sehen. Die Leute werden durch Kurzarbeit etc. zu HartzIV gebracht, wo sie dann als 1-Euro-Jobs die Arbeit machen, die bisher "teure" Fachkräfte getan haben. Parkpflege z.B. wurde früher durch Gärtner gemacht. Heutzutage sind diese arbeitslos und machen die gleiche Arbeit als 1-Euro-Jobs. Genauso sieht es im Pflegedienst aus. Selbst Facharbeiter rutschen immer mehr in die Unterschicht ab, da durch die Euro-Einführung eine Preiserhöhung (gemessen am Einkommen) von fast 100% stattfand. Wer früher als Facharbeiter 3800 DM verdiente, konnte davon problemlos eine Familie ernähren, die Frau musste nicht unbedingt arbeiten, wenn sie nicht wollte und trotzdem hatte man immernoch genug übrig um sich wenigstens einen kleinen Luxus zu leisten. Heutzutage bekommt man 1900 Euro und kann davon gerade so seine Familie durchbringen. Für den kleinen Luxus ist da kaum noch was übrig, wenn die Frau nicht noch arbeiten geht.

Es ist nicht etwas faul im Staate Deutschland. Es ist ALLES faul im Staate Deutschland. Doch solange sich das Volk nicht dagegen auflehnt, wird sich das auch nicht ändern. Politikern die Gehälter kürzen wäre da nur ein Tropfen auf den heissen Stein und eh nicht umsetzbar, denn die Gehälter der Politiker werden nicht durch Volksabstimmung sondern durch die Politiker bestimmt (was schon absurd genug ist). Es ist notwendig, dass die Steuern, die wir zahlen (allein 111 Milliarden Euro im ersten Quartal 2010), wieder sinnvoll eingesetzt werden. Aber anstatt damit die Infrastrukturen, das Sozial- und das Bildungssystem zu finanzieren, finanzieren wir Regierungsgebäude in Bonn, obwohl der Regierungssitz Berlin ist, unsinnige Prestige-Objekte wie das Berliner Stadtschloss und Schloss Bellevue, nutzlose Pressefeiern, teure Reisen von Politikern (die dann noch First-Class übernachten) usw. usf.. "Die da oben" prassen auf unsere Kosten! Und wir "helfen" gegen die Armut in der Dritten Welt, anstatt erstmal die Armut in unserem eigenen Land zu bekämpfen. Und gleichzeitig bezahlen wir mit unseren Steuern auch noch dafür, dass Unternehmen billige Arbeitskräfte bekommen, denn immer mehr Menschen müssen Zuschüsse vom Staat bekommen obwohl sie arbeiten gehen. Diese Zuschüsse bezahlen wir mit unseren Steuern, damit die reichen Unternehmer noch reicher werden.

Es ist nicht etwas faul im Staate Deutschland, sondern verdammt viel. Die Verarmung von Rentnern ist dabei nur eines von vielen Symptomen. Würde man jedes Symptom dieser gezielten Verarmung der Bevölkerung und seine Ursache hier ausführlich aufführen wollen, würde man ein Buch schreiben müssen, das min. 10.000 Seiten hat.
 
Ich frage euch, klingt das nach dem vielgepriesenen Sozialstaat eines der reichsten Länder dieser Erde?

Guter Witz....:D:D:D:D

1.8 Billionen Staatsschulden wir sind top Reich. Aber solange wir noch Geld nach Afrika schicken können für Katastrophenhilfe etc. passt es doch. Es gibt für die Zukunft nur einen Ausgang dieser Situation und das ist eine Inflation...und jeder der sagt, dass das Quatsch ist, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.
 
Das was faul ist steht ausser Frage aber, mich würde interessieren, wiso es Faul ist.
Daran das es auf den Kapitalismus bezogen ist,spricht der Dualismus der Ware, als a)geldwert und b) arbeitswert, und/oder etwas anderes dahinter steckt,zB unsere "super" Politik welche sich CDU und Konsorten leisten,und sich nebenbeibemekrt selbst zerlegen, sprich ihr lauft aus der Reihe ihr werdet beukotiert,jetzt tritt ja schon der 6.Spitzepolitiker der CDU in einem Jahr zurrück(in Hamburg glaube ich).
mfg

sw33t

//edit:
Und, wenn es am Wirtschaftssystem liegt, wiso haben wir solange nichts davon gemerkt?
die 1.50Jahre der BRD waren ja schnuckelig.(soweit ich das beurteilen kann)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ja ich habe auch einen Nachbarn, den ich abends dabei beobachtet habe. Das witzige ist er bekommt genug Geld zum Leben, bloss er trinkt sich die erste Woche zu, dann geht er auf die Flaschenjagt. Er hat gemeint es ist eine Art Beschäftigung was auch Geld bringt.
 
Zitat von bitmuncher
Würde man jedes Symptom dieser gezielten Verarmung der Bevölkerung und seine Ursache hier ausführlich aufführen wollen, würde man ein Buch schreiben müssen, das min. 10.000 Seiten hat.

Wir sind schlicht und ergreifend pleite und finanzieren die Bankiers unserer Nachbarlaender auch noch mit. Da braucht man keine 10.000 Seiten drueber schreiben :)

Dass die nachfolgende Generation die Nummer erst richtig ausbaden muss ist nicht so tragisch, solange sie sich nur weiter über technologischen Fortschritt ereifern.
 
Zurück
Oben