Informatiker - Beruf der Zukunft?

Hallo liebe HABOler.

In der neuen Ausgabe von "SPIEGEL Special" wird die Problematik "Was studieren" erläutert. Entgegengesetzt der sonst üblichen Meinungen, dass der Markt von Informatikern überschwemmt ist, spricht die Redaktion von einem zukünftig boomenden Branche. In einem Diagramm wird ferner noch veranschaulicht, dass nur 6% der Akedemiker (Universitätsabschluss) länger als 6 Monate nach einem Job auf der Suche waren. Sogar 92% können mit einer Vollzeit-, und 50% mit einer unbefristeten Stelle rechnen. Selbst die Überschrift spricht über "die heile Welt der Mathematiker und Informatiker".

Vielleicht können wir hier eine kleine Diskussion eröffnen, welche Vor- und Nachteile das Studienfach mit sich bringt und ob es wirklich so zukunftsorientiert vertretbar ist wie vom SPIEGEL angenommen.
 
Hallo,
zur Zeit sind die Zahlen der Informatik-Studienanfänger (&Absolventen) rückläufig, während die Anzahl der Stellen für Informatiker steigt, also das optimale wenn man gerade als Informatiker einen Job sucht.

Aber evt. kennst du ja den Schweinezyklus, und so ist es in der Branche auch.
Als die IT-Branche so richtig geboomt hat ("über Nacht per Internet zum Millionär"), haben sich besonders viele für das Fach eingeschrieben, so dass es dann einen Überschuss an Informatikern gab und die Branche ist mehr oder weniger eingebrochen (Börsen-Crash).

Aber langfristig sind die Prognosen für Informatiker eigentlich sehr positiv. Computer werden in fast jedem Lebensbereich gebraucht und dies wird in den nächsten Jahren auch noch zunehmen. Und einen Informatiker kann man nicht einfach durch eine Maschine ersetzen, wie es z.B. bei Lackierern der Fall ist/war.
Wenn man also wirklich gut ist (und nicht so einer 'Ich studiere Informatik weil ich gerne Computer spiele') dann hat man doch sehr gute Berufsaussichten.


Naja Nachteile:
Die Branche ist sehr schnelllebig und man muss sich entsprechend anpassen. Es kann vorkommen, dass nach 10 Jahren dein Fachwissen überflüssig wird (zu großen Teilen), weil die Firma z.B. von C++ auf C# umsteigt, und du eben diese neue Sprache lernen musst, um mithalten zu können.
Wenn einem soetwas nicht liegt, sollte man evt. einen etwas konstanteren Beruf wählen. Ingenieure, Elektrotechniker und Mathematiker werden zur Zeit auch sehr stark gesucht, und dort ist die "Halbwertzeit" von Fachwissen doch etwas größer.


PS: Man sollte aber nicht Informatik studieren, nur wegen den Berufsaussichten. Wenn dir das Fach keinen Spaß macht, und ein Informatikstudium unterscheidet sich stark von 'am PC arbeiten', so hat es eigentlich keinen Sinn.
 
In der Tat, Abgänger welche die Fächer Maschinenbau oder Mathematik gewählt haben sind so umkämpft wie nie. Ich sehe für alle technischen Berufszweige Potential früher oder später sehr attraktiv zu werden. Schließlich wird das Leben von uns immer mehr technisiert - und irgendwo müssen die Ideen schließlich herkommen.

Ich war nur etwas misstrauisch als ich den Artikel las, da sonst immer die Rede von den Indern sei die uns die Arbeitsplätze wegnehmen.
 
Man sollte auch mal sehen, warum es so wenig Informatiker gibt derzeit. Das Problem ist nicht, daß es so wenige studieren wollen, sondern daß nur ein Bruchteil der Studienanfänger das Studium auch schafft, weil viele einfach völlig falsche Vorstellungen von dem Job haben. Dadurch fehlen Studienplätze für jene, die es wirklich durchhalten würden und denen klar ist, daß Informatik etwas mehr bedeutet als Windows-Geklicke.

Abgesehen davon ist Outsourcing heutzutage in den meisten Firmen an der Tagesordnung. Informatiker in Deutschland zu beschäftigen ist meist weitaus teurer als z.B. in Indien oder Rußland.

Ich würde daher den Artikel vom Spiegel eher mit Mißtrauen betrachten. Es gibt sicherlich in bestimmten Bereichen Fachkräftemangel, während andere Bereiche von Fachkräften überschwemmt sind. So findet man z.B. nur schwer Systemprogrammierer in Deutschland, aber ohne Probleme Webentwickler (PHP, Javascript, HTML, CSS usw.) und z.B. C++- und Java-Anwendungsentwickler.

Wer Informatik studiert, sollte sich daher gut überlegen auf welche Bereiche er seine Schwerpunkte legt. Wirtschaftsinformatiker gibt es wie Sand am Meer, während Mangel an Leuten für wissenschaftliche Informatik (Bio-Informatik usw.) fehlen.
 
Original von webfreak
Die sind in der Statistik auf Platz 2 und haben zu 75% eine unbefristete Arbeitsstelle xD

Klar, und dann schaut man sich mal an, wo die arbeiten, z.B. bei uns in der Aquise (neue Kunden finden) und im Support. :) Damit haben sie zwar einen relativ sicheren Arbeitsplatz, aber mit Informatik hat das nur noch soweit zu tun, daß sie ihre Daten in einen Computer eingeben und via Computer mit Kunden kommunizieren. Und nach solchen Stellen stehen sie bei uns Schlange, weil sie in der Entwicklung nicht einsetzbar wären. Tolle "Informatiker", die das gleiche machen wie sonst auch ungelernte Arbeitskräfte. ;)
 
Interessantes Thema da ich auch zwischen WirtschaftsInformatik und WirtschaftsIngenieur schwanke. :rolleyes:
 
Wirtschaftsingieur ist in der Spiegelstatistik auf Platz 1 :) 96% Vollzeitstellen und 65% unbefristete Stellen. Aber das sind nur fiktive Zahlen...
 
Das Problem ist nicht, daß es so wenige studieren wollen, sondern daß nur ein Bruchteil der Studienanfänger das Studium auch schafft, weil viele einfach völlig falsche Vorstellungen von dem Job haben.
Dem stimme ich vollkommen zu - imho ist es das Fach, welches am meisten "unterschätzt" wird bzw. wo die meisten "auf die Nase" fallen, weil sie wirklich falsche Vorstellungen davon hatten (z.B dass es nur ums "Proggen" geht oder - "Windows-Geklicke" (das ist leider kein Scherz, Beispiele kenne ich genug) ).
Allerdings fehlen deshalb noch (zumindest in Düsseldorf) keine Plätze. Bloß die 1.Semester Vorlesungen sind etwas zu voll :).

Zu der Statistik: den Spruch "traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast" spare ich mir ;).
 
Original von bitmuncher
Klar, und dann schaut man sich mal an, wo die arbeiten, z.B. bei uns in der Aquise (neue Kunden finden) und im Support. :) Damit haben sie zwar einen relativ sicheren Arbeitsplatz, aber mit Informatik hat das nur noch soweit zu tun, daß sie ihre Daten in einen Computer eingeben und via Computer mit Kunden kommunizieren.
Wirtschaftsinformatik hat als Fach auch eher eine Schnittstellenfunktion zwischen Technik und Management und weniger die Technik selbst als Schwerpunkt. Im Vergleich zu einem reinen Informatiker (Entwickler, Code-Monkey) ist der Wirtschaftsinformatiker eher als "Mädchen für alles" zu verstehen ;)

Aber Allrounder werden halt gebraucht, und ich würde für solche Stellen lieber einen Wirtschaftsinformatiker als einen BWLer einstellen. Kommunikation zwischen Techis und den Normalen ist meiner Erfahrung nach durchaus ein Schwachpunkt in vielen Bereichen.

Ansonsten sehe ich Informatik als ganzes natürlich durchaus als Branche mit guten Zukunftsaussichten. Lediglich als Studienfach haut's mich nicht vom Hocker. Wenn man ein Universitätsstudium nimmt, dann bekommt man da den ganzen theoretischen Overhead vermittelt, der nach dem Studium keine Sau mehr interessiert. Wie angesprochen ist die Halbwertszeit von Wissen im IT-Bereich auch sehr kurz, was soviel heißt wie dass das, was im ersten Semester gelehrt wird, im 5. eigentlich schon wieder überholt ist.

Das führt IMHO auch dazu, dass gerade im Bereich der Informatik der Unterschied zwischen denen, die's studiert haben, und denen, die es sich selbst angeeignet haben, recht gering ist. Gerade im Bereich Programmierung gibt es genug Leute, die das genauso beherrschen wie Uni-Absolventen, nur dass sie keinen Zettel haben, auf dem ein Titel steht. Wenn Studium, dann würde ich eher zu einer Fachhochschule raten, da dort der theoretische Anteil wesentlich geringer, der praktische damit größer und zudem das Studium selbst i.d.R. ein bisschen kürzer ist.
 
naja es ist fakt dass man als reiner programmierer in einer firma mit abgeschlossenem studium nur ausgebeutet wird.
wenn man richtig geld machen will bzw. gute zukunftschancen haben will, dann studiert man meiner meinung nach in der it-branche wirtschaftsinformatiker.

man ist in der lage ein eigenes unternehmen zuleiten, man ist kein reiner fachidiot sondern kann seinen kunden ein geeignetes produkt anbieten - die programmierer findet man überall die das dann realisieren für ein paar euro die stunde.
 
@weau: Da hab ich aber ganz andere Erfahrungen mit Wirtschaftsinformatikern gemacht. Die sind oft nichtmal in der Lage ihr Outlook zu bedienen, geschweige denn einen Mail-Account von einem Mail-Forwarding zu unterscheiden. Das technische Wissen von Wirtschaftsinformatikern, die ihren Schwerpunkt auf Wirtschaft gelegt haben, ist eher rudimentär. Sie sind weder in der Lage eine eigene Firma zu leiten, noch eignen sie sich als Schnittstelle zwischen Kunde und Technik, wenn der Kunde professionell technischen Support benötigt. In diesem Fall stellen die auch nur die Anrufe des Kunden zu uns durch.

Sorry, aber mein Bild von Wirtschaftsinformatikern ist extrem schlecht. Von ca. 20 W.-Informatikern, die ich kenne, hat nur einer tatsächlich auch Ahnung von Informatik. Die anderen können alles ein bißchen, aber nichts richtig.
 
Tja - dann sind das die Leute wie du schon gesagt hast, die ihren Schwerpunkt auf den Bereich Wirtschaft gelegt haben.
LX zum Beispiel hat auch WI studiert und ich halte ihn für einen sehr kompetenten Moderator. Ich glaube du musst differenzieren : Wenn ich keinen bock auf ein Studium habe , dann schlage ich halt hauptsächlich den Pfad Wirtschaft ein und lerne irgendwelche Regelungen auswendig und kann halt später keinen Mail-Account von einem Mail-Forwarding unterscheiden.
Das ist dann aber sicherlich das Problem der faulen Studenten, die sich nicht ausreichend mit der Materie auseinander setzen. Das findet man meiner Meinung nach in jedem Studiengang.
 
So findet man z.B. nur schwer Systemprogrammierer in Deutschland, aber ohne Probleme Webentwickler (PHP, Javascript, HTML, CSS usw.) und z.B. C++- und Java-Anwendungsentwickler.

Die Aussage würde ich aus dem Grund nicht unterschreiben, da man als studierter weniger Programmierer oder Entwickler wird. Dafür sind die Informatik-Azubis da. Sollte man studieren und seinen Abschluss wirklich machen ( was für mich erschreckend wenig wirklich machen ), dann wird man bei Informatik auch mit hoher Wahrscheinlichkeit einen sicheren, guten Arbeitsplatz bekommen.

Ein andere Punkt wurde schon ganz am Anfang angesprochen: Wer sich nicht wirklich für sein Fach interessiert, der wird auch keinen Abschluss darin machen. Man sollte sich keine Studienrichtung nach den Aussichten aussuchen. Wenn man wirklich Interesse zeigt, dann ist man auch gut und dann ist man auch gefragt am Arbeitsplatz. Leider ist das bei einem Großteil der Studenten nicht der Fall, wesshalb eben auch viele nur "kleinere" Stellen annehmen.

Wenn Studium, dann würde ich eher zu einer Fachhochschule raten, da dort der theoretische Anteil wesentlich geringer, der praktische damit größer und zudem das Studium selbst i.d.R. ein bisschen kürzer ist.

Das halte ich für ein Gerücht. Auch auf der Uni wirst du sehr viel praktisch machen. Natürlich kommt es dabei sehr auf die Uni selbst drauf an, aber dass nur Leute herauskommen, die es zwar theoretisch können und nicht praktisch, das halte ich doch schwer für übertrieben.

?Webfreak:
Statistiken würde ich immer Kritisch betrachten, da hierbei viel einfach nicht aussreichend definiert ist. Wie bitmuncher schon sagte, was bedeutet sicherer Arbeitsplatz? Usw...
 
Das selbe Bild auch bei den Fachinformatikern, egal ob Anwendungsentwickler oder Systemintegrator. Auch bei Heise und Co, wurde das Thema bereits angeschitten.
Es gibt in Deutschland echt eine Menge freie Stellen, das problem ist nur Qualifizierte Bewerber zu finden.
 
Da hab ich aber ganz andere Erfahrungen mit Wirtschaftsinformatikern gemacht. Die sind oft nichtmal in der Lage ihr Outlook zu bedienen

Ich kenne zwar nicht - wie du - 20 W-Informatiker, aber die, die ich kenne, haben tatsächlich von relativ wenigen IT-Bereichen eine Ahnung.
Die Freundin meines Onkels hat W-Informatik studiert und ich hatte Gelegenheit, ihre Magisterarbeit zu lesen.
Sie hatte sich auf Statistik spezialisiert, sodass ein Großteil der Arbeit aus Tabellen bestand. Das fand ich persönlich langweilig - auch wenn die Daten an sich möglichweise interessant gewesen wären.

Sie weiß durchaus auch, wie sie dem Computer Aufträge zur Bearbeitung statistischer Daten erteilen kann, hat aber nur eine sehr vage Ahnung was technisch dahinter steht.

Das Studium der Wirtschaftsinformatik vermittelt eben diese klassische "Computer benutzen" - Philosophie mit Tunnelblick auf das Geschehen dahinter/rundeherum.

Wer einen Computer an sich verstehen, und nicht nur sein coolstes (und in Wahrheit einziges) Feature, nämlich die Verwaltung von Daten, anwenden können möchte, der wird in einem Informatikstudium sicher glücklicher sein.

Die Bezahlung im Beruf hängt dann in meinen Augen hauptsächlich von der tatsächlich erbrachten Leistung, Qualität der Arbeit und Präsentation derselben ab, sodass ein Wirtschaftsinformatiker nicht zwangsweise mehr verdient als ein "Nur-"Informatiker. :)
 
Es gibt in Deutschland echt eine Menge freie Stellen, das problem ist nur Qualifizierte Bewerber zu finden.
stimmt, und die zahl "qualifizierter bewerber" ist erschreckend klein. Bei uns waren im ersten Semester ca. 200 Leute in der Vorlesung, im 2. Semester nur noch ca. 70
ich bezweifle, dass am ende viele übrig bleiben werden...
 
Hallo,
evt. noch ganz intressant: Wer verdient was

So findet man z.B. nur schwer Systemprogrammierer in Deutschland, aber ohne Probleme Webentwickler (PHP, Javascript, HTML, CSS usw.) und z.B. C++- und Java-Anwendungsentwickler.
Da kann ich zustimmen, da man HTML und PHP relativ schnell lernen kann und auch ohne Studium es gut beherschen kann.
Wobei manche auch nur glauben es gut beherschen zu können, aber das genaue Gegenteil der Fall ist. Dies spiegelt sich auch stark im Gehalt wieder.
 
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