Religion & Toleranz

Das Problem ist doch vielmehr, dass aus Ideologien zu oft Fakten gemacht werden. Und genau davon sollte sich die Kirche distanzieren. Dass die Erde der Mittelpunkt des Universums ist, war anfangs auch nur eine Ideologie, wurde dann aber von der Kirche zum Fakt gemacht und ewig als Fakt verteidigt. Allein dadurch hat sie in gewisser Weise ihren Glauben verraten, denn sie hat damit nicht Gott sondern "nur" seine Schöpfung in den Mittelpunkt gestellt. Das zeigt aber mal wieder wie sehr das Problem beim Menschen liegt und nicht bei der Religion ansich. Fast alle Ideologien werden von Menschen fälschlicherweise immer so interpretiert, dass der Mensch oder das Ziel seines Strebens im Mittelpunkt steht. In den meisten Fällen ist das Geld und Macht. Das kann man aber nicht der Ideologie vorwerfen, sondern den Menschen, die diese in einer egoistischen Weise interpretieren. Erst dadurch werden aus Ideologien Fakten gemacht, egal ob diese nun religiös, politisch oder sonstwie geartet sind. Nimmt man hingegen die Ideologie als eine reine Lehre und toleriert man jede so weit, dass man akzeptiert, dass andere Menschen auch andere Lehren für sich annehmen, dann wäre das Problem der Intoleranz grossteils gelöst. Solange es aber um Geld und Macht geht, wird eine noch so gut gemeinte Religion irgendwo Menschen einschränken. Die Bibel lehrt aber z.B. nicht, dass man machtbesessen sein soll. Ganz im Gegenteil.

Und damit sind wir wieder dabei... das Problem ist nicht die Religion, sondern der Mensch. Man muss ideologische Werke nicht verändern, wenn jene, die sich diese Ideologie zueigen machen, die Freiheit des Menschen achten und die Werke unter diesem Vorsatz interpretieren. Die Freiheit des Menschen wird aber in unser Gesellschaft immer weniger geachtet. Man spricht ja nicht umsonst von Lohnsklaven, politischen Marionetten u.ä..
 
Menschen formen Religionen, Religionen formen Menschen - Henne oder Ei? Wer ist nun Schuld, dass der Vogel mir in den Garten macht?
 
bitmuncher hat gesagt.:
Allgemeine Wahrheit der Politik: Irak ist ein Schurkenstaat.
Lösung: Krieg
Lol! Was ist das für ein Unsinn? Seit wann war es eine "allgemeine Wahrheit der Politik", dass der Irak ein Schurkenstaat und die einzige Lösung Krieg war?
Es hat in der westlichen Welt ja wohl kaum etwas soviele Kontroversen und Brüche ausgelöst, wie der Irak Krieg. Die Falken in Washington wollten ihren Krieg, doch tatsächlich war es um die ziemlich einsam. Also versuchten sie den Krieg mit Massenvernichtungswaffen und einer Verbindung zwischen Al Qaida und dem Irak zu begründen. Beide Behauptungen waren so offensichtlich falsch, das selbst treue Vasallenstaaten wie Deutschland der USA die Gefolgschaft verweigerten. Der Versuch der USA vor der UNO die Existenz der Massenvernichtungswaffen plausibel zu machen, war ein propagandistisches Desaster. Noch heute ist ist in DE Fischers "I am not convinced" legendär und Fischer, damals deutscher Außenminister, hat keine Zweifel an der deutschen Ablehnung des Irak Kriegs gelassen: Irak-Krieg: Fischer warnt vor "fatalen" Folgen - Politik - FAZ
Auch Frankreich, Spanien (nachdem die konservative Regierung abgewählt wurde) und Russland waren absolut gegen den Irak Krieg. Die UNO hat den Krieg nicht gebilligt, Völkerrechtler und die meisten UNO Mitgliedsstaaten waren gegen den Krieg (afaik gehörten lediglich 36 von 198 UNO Staaten zur Koalition der Willigen, von denen die meisten so arm waren das Uncle Sam sie schlichtweg kaufen konnte).

Deine Behauptung der Irakkrieg wäre Folge einer allgemeingültigen politischen Wahrheit gewesen, zeugt also entweder von völliger Unkenntnis der Sachlage oder war schlichtweg rein populistisch motiviert...:rolleyes:

bitmuncher hat gesagt.:
Allgemeine Wahrheit der Politik: Wir brauchen Demokratie in der arabischen Welt, weil nur Demokratie die wahre Regierungsform ist.
Lösung: Anzetteln von Aufständen und Unterstützung selbiger durch Kriegsführung.
Auch diese Behauptung scheint mir ziemlich abwegig zu sein. Der Westen hatte nie Probleme Geschäfte mit arabischen Diktatoren zu machen - hauptsache der Öl Preis stimmt. Tatsächlich wäre es dem Westen, inklusive Israel, fraglos lieber gewesen Ägypten wäre noch in Mubaraks Hand und somit ein verlässlicher Verbündeter und Libyen wäre noch Gaddafis Land, der zwar etwas exzentrisch, insgesamt jedoch berechenbarer als die Folgen einer Revolution oder eines Bürgerkriegs war. Zu behaupten der Westen stecke hinter der "Arabellion" klingt für mich nach einer Verschwörungstheorie a la Assad.

Ganz nebenbei: Macht es religiöse Intoleranz besser, wenn man auch Beispiele von Intoleranz bei anderen findet?
 
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