Roger Kusch - Sterbehilfe-"Skandal"

Na toll, dann haben wir die ganze Zeit mehr oder weniger aneinander vorbeigeredet: Ich habe eine generelle Straffreiheit von aktiver Sterbehilfe(beschaffen der Medikamente und Geräte, sollte der Patient körperlich nicht mehr dazu in der Lage sein eventuell auch das Verabreichen der Medikamente bei Wunsch des Patienten) bei einem entsprechenden Wunsch des Betroffenen gefordert. Da dies m.E. die oben geschilderten negativen Konsequenzen hat, dachte ich, dass entsprechende Auflagen, bevor jemand aktive Sterbehilfe erhält, sinnvoll sind.
 
Na toll, dann haben wir die ganze Zeit mehr oder weniger aneinander vorbeigeredet.
Nicht unbedingt. Bei dem, was Du da beschreibst, einer aktiven Sterbehilfe, finde ich die Auflage einer verpflichtenden psychotherapeutischen Behandlung als nicht sinnvoll, ich habe Dich diesbezüglich denke ich verstanden.

Ich denke, dass der Wunsch zu sterben durchaus normal ist, bei einer gewissen Vorgeschichte und Unerträglichkeitsempfindung des Seins, gerade bei alten Menschen und das auch wenn das bedingt ist durch eine krankhafte psychische Störung, wie sie im Krieg, den die meisten im Moment 80 - 90 Jährigen erlebt haben, durchaus entstehen kann.

Aktive Sterbehilfe am Fließband, wie sie bei einem Altenheim entstehen würde, fände ich ebenso merkwürdig anmutend, wie ich die Alten und Pflegeheime an sich schon finde. Ich werde mir darüber einmal Gedanken machen. Der Sterbehilfe-Skandal von Roger Kusch ist, wenn man es genau betrachtet ein aufgeputschter Sterbebegleitungs-Skandal.
 
Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht.
Menschen die bei klarem Verstand sind und sterben wollen gehen in den Supermarkt, kaufen sich einen Messerblock und stürzen zuhause in ihn rein.
Oder ein Strick und ein Stuhl, Tabletten, Alkohol(schaffen ja selbst die Jugendlichen, die nicht sterben wollen). Wer also nicht im Koma liegt, kann sich doch jederzeit selbst umbringen, und da ist Sterbehilfe insofern sinnfrei, als dass das Verlangen nach dem Tod nicht so groß sein kann, weil man sonst eine Methode doch genutzt hätte (und dafür braucht man niemand anderen).
Bei Menschen im Koma wird's schwieriger und da will ich vorerst noch keine absolute Haltung einnehmen.
 
Das Problem solcher Leute, die nicht im Koma liegen und trotzdem sterben wollen, ist einfach, dass sie möglichst sicher gehen wollen. Und wenn ich Trottel mich in einen Messerblock stürzen würde, wäre die Chance bei mir zu überleben vermutlich nicht gerad gering, wenn ich mich umbringen will. Oder auch beim Sprung vom Dach, da würde immer die Angst sein, es sei nicht hoch genug. Stuhl & Strick ist noch schlimmer, wenn mans da falsch macht reißt man die Decke mit runter und kommt verletzt ins Krankenhaus oder man erstickt qualvoll. Und qualvolle Tode wollen Selbstmörder ja eben vermeiden, weil das Leben für sie ja schon irgendwie dann eine Qual darstellt.
 
Original von 0wnZ
Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht.
Menschen die bei klarem Verstand sind und sterben wollen gehen in den Supermarkt, kaufen sich einen Messerblock und stürzen zuhause in ihn rein.
Oder ein Strick und ein Stuhl, Tabletten, Alkohol(schaffen ja selbst die Jugendlichen, die nicht sterben wollen). Wer also nicht im Koma liegt, kann sich doch jederzeit selbst umbringen, und da ist Sterbehilfe insofern sinnfrei, als dass das Verlangen nach dem Tod nicht so groß sein kann, weil man sonst eine Methode doch genutzt hätte (und dafür braucht man niemand anderen).

Und was mit (älteren) Menschen, die körperlich dazu nicht mehr in der Lage sind, aber dennoch bei vollem Bewusstsein?
Oder eben Menschen, die wie jemp. sagt, einfach einen angenehmeren und sicheren Tod wollen?
 
Original von Lesco
Und was mit (älteren) Menschen, die körperlich dazu nicht mehr in der Lage sind, aber dennoch bei vollem Bewusstsein?

da muss ich dir zustimmen.

Oder eben Menschen, die wie jemp. sagt, einfach einen angenehmeren und sicheren Tod wollen?

das geht auch mit Schlaftabletten (nehme ich zumindest mal an), und diese Möglichkeit hat 0wnz ja mit eingeschlossen.

Ich _finde_, das Thema Sterbehilfe ist ein Thema, das man nicht einfach per Gesetz regeln kann. Es gibt so viele Faktoren, die bei einer Entscheidungsfindung mitspielen (Schmerzen des Patienten, Selbstbestimmungsfähigkeit des Patienten (ist er in der Lage, für sich selbst zu entscheiden?), eventuelle Aussichtslosigkeit der Lage), diese erfordern eine unterschiedliche Entscheidung von Fall zu Fall.
Meiner Meinung nach wäre es am besten, wenn ein paar vernünftige und rational denkende Menschen jeden Fall überprüfen und dann dementsprechend entscheiden würden, aber das ist eine Utopie in Anbetracht der Umstände, die so etwas unmöglich machen (zu großer Aufwand; keine Menschen verfügbar, die sich nicht beeinflussen und unparteiisch über so etwas entscheiden könnten).
 
Original Lesco:
Und was mit (älteren) Menschen, die körperlich dazu nicht mehr in der Lage sind, aber dennoch bei vollem Bewusstsein?
Oder eben Menschen, die wie jemp. sagt, einfach einen angenehmeren und sicheren Tod wollen?
Im Moment noch ist diese Beihilfe zur Selbsttötung eigentlich erlaubt, das Bereitstellen eines Mittels zur Selbsttötung, wie sie Roger Kusch geleistet hat. Die Wirkstoffe sind zwar an sich illegal, wie z.B. ein Barbiturat aber das Überreichen ist noch legal. Es besteht gerade schlimmstenfalls der Tatbestand einer Tötung auf Verlangen (mind. 3 Jahre Haft) oder einer unterlassenen Hilfeleistung (max. 1 Jahr Haft), wenn man dem Sterbenden mit der eigenen Anwesenheit beisteht. Der Wunsch nicht alleine sterben zu wollen ist durchaus des öfteren gegeben, auch bei Suizid.

Original von OwnZ
Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht.
Ohne Überreichen, wenn sich derjenige die Mittel noch selbst besorgen kann, ist die Teilnahme beim Suizid und die Sterbebegleitung bei diesem erlaubt. Ich sehe ein Problem darin, dass das Strafmaß immer höher wird, wenn man einem Menschen, der selbst nicht mehr in der Lage ist sich die Schlafmittel zu besorgen dabei hilft und es immer illegaler wird einem Menschen der sich durch Suizid das Leben nimmt beizustehen, wenn der Wunsch besteht.

So weit ich weiß wird gerade diskutiert die Beihilfe zur Selbsttötung strafrechtlich verfolgen zu wollen, somit die Vermittlung und Verschaffung von Gelegenheiten zur Selbsttötung, was für mich die gerade beschriebene Problematik aufwirft und es soll das Phänomen wie in der Schweiz verhindert werden, durch ein Gesetz, das organisierte, geschäftsmäßige Sterbehilfe künftig in Deutschland verbietet.

Original von Heinzelotto:
Meiner Meinung nach wäre es am besten, wenn ein paar vernünftige und rational denkende Menschen jeden Fall überprüfen und dann dementsprechend entscheiden würden, aber das ist eine Utopie in Anbetracht der Umstände, die so etwas unmöglich machen (zu großer Aufwand; keine Menschen verfügbar, die sich nicht beeinflussen und unparteiisch über so etwas entscheiden könnten).
In gewisser Weise geschieht das gerade, wenn man davon ausgeht, dass ein Gericht ein Ort mit vernünftig und rational denkenden Menschen ist. Fälle bei Aussichtsloser Lage landen vor dem Richter, die Haftstrafe wird von diesem festgesetzt, sie muss nach dem Gesetz, je nachdem, wie man den Fall betrachtet, nicht eintreten, kann aber bis zu 5 Jahre sein. Die inderekte Sterbehilfe bei Todkranken Menschen ist legal (Morphine bei Krebspatienten z.B.) das wird nicht diskutiert, auch nicht ein Geräteabschalten auf Wunsch des Patienten durch eine Patientenverfügung, dies ist auch erlaubt.
 
Jop, aber nacher kann man keinen Unterschied mehr machen ob es Mord oder gewollt war. Das wäre meine größte Sorge. Es ist doch durchaus sehr schwer zu beweisen, dass man sterben wollte, wenn man tot ist.
Für deine anderen Beispiele fallen mir spontan keine Gegenargumente ein :D
 
Original OwnZ:
Jop, aber nacher kann man keinen Unterschied mehr machen ob es Mord oder gewollt war. Das wäre meine größte Sorge. Es ist doch durchaus sehr schwer zu beweisen, dass man sterben wollte, wenn man tot ist.
Aber wenn Dich wer ernsthaft um die Ecke bringen will, dann hilft Dir da glaubs auch kein Gesetzt, ob nun Beihilfe zur Selbsttötung erlaubt ist, oder nicht, dann hat Dein letztes Stündlein geschlagen und der Mörder kann sehen, wie viele belastende Spuren er hinterlassen hat ;)
 
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