Softwareentwicklung - Studium - Erfahrungen?

Hallo Community,
ich bin demnächst mit der Schule fertig und würde gerne etwas in Richtung Softwareentwicklung studieren.
Ich weiß, das es sogar einen Studiengang "Softwareentwicklung" gibt.
Hat jemand von euch da schon Erfahrung gemacht? Uni oder FH? Wo habt ihr studiert? Könnt ihr eine Uni/FH empfehlen? Wäre der Studiengang eine gute Entscheidung bezüglich auf späteres Berufsleben?
Ich freue mich auf eure Antworten. :)
 
Hi,

hier Erfahrungen aus der Perspektive eines Informatikstudenten an der Uni:

Ich weiß, das es sogar einen Studiengang "Softwareentwicklung" gibt.
Sich noch vor dem Studium auf genau eine Richtung festzulegen sollte man meiner Meinung nach vermeiden, da man sich innerhalb "allgemeiner" Studiengänge erst umsehen kann um sich nach dem Grundstudium zu spezialisieren. Softwareentwicklung (a.k.a. "Software Engineering") ist bei uns ein Lehrstuhl innerhalb des Fachbereichs Informatik, bei dem man (nach einer Pflichtveranstaltung) null oder mehr Veranstaltungen belegen kann. Wenn du also merkst, dass dir Softwareentwicklung tatsächlich liegt, hälst du dich an den entsprechenden Lehrstuhl und machst später auch deine Bachelorarbeit dort. Wenn man andere Themen entdeckt, hat man immer noch die Möglichkeit umzusatteln ohne gleich den Studiengang wechseln zu müssen (was bei einem spezialisiertem SEng. Studiengang evtl. nötig wäre).

Man muss aber auch sagen, dass ein Informatikstudium zu Beginn eine ziemliche Belastung sein kann, da viel Theorie und Mathematik auf einen zukommen, die uninteressant und studiumsgefährdend erscheinen. Spezialisierte Studiengänge lassen das weg, was die Sache u.U. einfacher macht. Was dir besser liegt musst du wissen. Mein Plan war mir Informatik anzufangen und falls es zu schwer wird in einen spezialisierten Studiengang mit weniger Mathe zu wechseln (hat zum Glück aber geklappt :D).

Wo habt ihr studiert? Könnt ihr eine Uni/FH empfehlen?
Ich bin gerade an der Uni Konstanz. Wir haben hier einen achtsemestrigen Bachelor Informatik (+ 2 Semester Master) und einen sechssemestrigen Bachelor Information Engineering (+ 4 Semester Master). Für Softwareentwicklung gibts den Lehrstuhl Software Engineering, aber daneben auch viele andere interessante Gebiete. Die Uni ist definitiv zu empfehlen, einziges Problem ist evtl. die Wohnraumknappheit in Konstanz (früh eine Bleibe suchen ist empfehlenswert). Größte Vorteile: Kleiner Fachbereich (man kennt die Profs), gut finanziert und man hat die Möglichkeit von Informatik zu Information Engineering zu wechseln, ohne die Uni verlassen zu müssen (Das ist das was ich oben angesprochen habe).

Allgemein ist es empfehlenswert sich an die jeweilige Fachschaft zu wenden (Studenten, die für andere Studenten Sachen organisieren, u.A. Erstsemestereinführung und -betreuung (analog zur SMV)). Die können bei Fragen zu ihrer Uni am besten helfen.

Wäre der Studiengang eine gute Entscheidung bezüglich auf späteres Berufsleben?
So gut wie jeder Absolvent eines Studiengangs der als Schwerpunkt Informatik hat, hat gute Aussichten am Arbeitsmarkt. Aber Vorsicht: Der Grund dafür ist, dass relativ wenige ihr Studium tatsächlich durchziehen. Wir haben in den ersten vier Semestern ca. 75% der Kommilitonen verloren. Das soll dich nicht abschrecken, sondern nur klar machen, dass ein Informatikstudium viel Arbeit ist. Erfahrungsgemäß sind aber die Schüler/Studenten, die sich (wie du) früh informieren auch die, die die richtige Arbeitshaltung für das Studium haben.

Hoffe das hilft und macht nicht zu viel Angst :)
 
Zuletzt bearbeitet:
bad_alloc hat eigentlich schon alles gesagt, aber bzgl. der Richtung FH/Uni/Ausbildung solltest du dir vorher schon sehr genau gedanken machen.

Wenn du eher praktisch veranlagt bist, wäre Uni eher nichts für dich.
Wenn du Mathematik liebst, und den Dingen gerne auf den Grund gehst schon eher.
Uni -> "Was gibt es, und wiso ist es so?"
FH -> "Was gibt es, und was kann man damit machen?"(und weniger Mathe aber zumindest für mich mehr Etechnik)

Ich bin von der Uni an die FH gegangen und habe damit einen Wechsel von Informatik auf Informationstechnik absolviert.
z.Z. mache ich in meinem Beruf eher weniger Technik und Arbeite auf Augenhöhe mit Uniabsolventen und habe aufgrund meiner mehrjährigen Berufserfahrung sogar eher die Nase vorn.

Aber keiner von uns würde die Arbeit der IT-Ops erledigen, weil sie andere Anforderungen und Erfahrungen verlangt.
(Loadbalancer, Arbeitsmaschinen und Server provisionieren, Netzwerkarchitektur beobachten und strukturieren, etc)
Diese Leute haben eher eine Lehre hinter sich.

Persönlich würde ich, wenn ich mich noch einmal entscheiden müsste, eine Lehre machen, und danach ein Studium aufsatteln.
(Kenne einen Industriemachaniker der das Abi in der Abendschule nach seiner Lehre absolviert hat und bald anfängt zu studieren. Er wird sogar vom Vorstand unterstützt und bekommt eine Art Stipendium natürlich weil sie ihn halten wollen ist also eher die Ausnahme.).
Man hat eher mehr Geld, was durchaus interessant sein kann, man lernt den Beruf von Grund auf kennen.
Man hat nach seiner 1. Berufsqualifikation keine 10k Schulden(ok hier geht es noch in Amiland und Co wäre es schlimmer, auch wenn einige Politiker leider genau daran arbeiten -.-)
Man kann in den Semesterferien sofort besser qualifizierte/bezahlte Arbeit bekommen.
Man hat weniger Stress das Studium bestehen zu müssen, denn man hat schon eine Berufsqualifikation.
Man kann sich an einer weiteren Weiche im Leben notfalls noch einmal umentscheiden(ich kenne einen Mechatroniker(Dipl.) der hat mit Ende 20 eine Umschulung zum Krankenpfleger gemacht und liebt seinen neuen Beruf).
Und was die wenigsten wissen, es ist kein Auschlusskriterium vom Bafög, solange der Studiengang in dem gleichen Feld fortgeführt wird in dem man die Lehre gemacht hat.

Umgekehrt braucht man länger.
Hätte ich mich gleich für die FH entschieden wäre ich auch eher fertig geworden und hätte nicht noch neben meinem Studium viel mehr Arbeiten müssen, aber ich hätte auch bestimmte Erfahrungen nicht gemacht und auch meinen Freund nicht kennen gelernt.

Man sagt zwar das man mit 18 erwachsen ist, aber die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen und geht zumindest die weiteren 7 Jahre rasant weiter, danach langsamer aber trotzdem weiter.
Von daher:
Es ist gut ehrgeizig zu sein, aber auch ein schnörkelloser Lebenslauf hat Nachteile, vor allem dann wenn man selbstbewusste Menschen sucht, die auch mal andere Erfahrungen gesammelt haben.Persönlichkeit, etc.
Du hast eine sehr interessante und stressreiche Zeit vor dir, wir haben dir bisher einiges erzählt und dein Umfeld wird dir auch viel erzählen.
Wir kennen dich nicht, deine Eltern kennen dich besser und wenn sie Akademiker sind kannst du sie gut Fragen.
In jedem Fall wirst du aber die Entscheidungen selbst treffen müssen, und du wirst Fehlentscheidungen treffen(Uni/FH/Lehre).
Die Hauptsache ist IMHO das Ankommen, der Weg ist, für dich wichtig, aber für den Beruf, egal.
Und wenn du deinen Beruf liebst, dann ist auch das Beschäftigungsverhältniss erstmal egal oder die Tatsache das du dein Studium viel später als deine Kommilitonen absolvierst(solange du dranbleibst und die Verzögerung vor einem Personaler rechtfertigen kannst).

Du siehst also du hast alle Möglichkeiten in der IT-Branche zu landen, und noch mehr Entfaltungsmöglichkeiten auf dem Weg dorthin.
Gruß

Fluffy

P.s.:
Nur so am Rande:
Viele machen den Fehler Informatik mit Programmieren zu verwechseln.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn du eher praktisch veranlagt bist, wäre Uni eher nichts für dich.
Wenn du Mathematik liebst, und den Dingen gerne auf den Grund gehst schon eher.
Uni -> "Was gibt es, und wiso ist es so?"
FH -> "Was gibt es, und was kann man damit machen?"(und weniger Mathe aber zumindest für mich mehr Etechnik)
Kleine Anmerkung dazu: Unis sind nicht dauerhaft theoretisch und bemühen sich in letzter Zeit (besonders) in der Informatik um mehr Praxisnähe. Theorie gibt es einiges im Grundstudium, aber sie ist nicht per se böse. Bspw. hilft es später im Beruf durchaus zu wissen wie man die Laufzeit eines Algorithmus formal analysiert. Nach dem Grundstudium kann man (je nach Uni-Schwerpunkten) sich viele praktische Vorlesungen, Seminare und Projekte geben

So viel zur Verteidigung der Uni-Praxix. Kurz: Es gibt mehr als Epsilon davon ;)
 
Generell kann ich dir empfehlen sich genau durchzulesen was man dort überhaupt studiert.

Informatik ist nicht gleich Programmieren und beides ist nicht gleich Softwareentwicklung.
Gerade Softwareentwicklung ist für mich zum Großteil nicht interessant. Man wird sich dort sicherlich auch viel mit anderen Dingen beschäftigen wie Requirements identifizieren, dokumentieren und wohl auch um Vorgehensmodelle des Software Engineerings usw usw usw

Ich bin da eher derjenige, der sich für die Sachen im Detail interessiert. Sowas wie: Wie implementiere ich überhaupt konkret die und die Technik? Wie sieht der Paketaufbau aus? Wie funktioniert ein Netzwerk auf den verschiedenen Schichten?

Da ich relativ zeitnah mit meinem Master fertig bin, sind das die Sachen, die während meines Studiums aufgefallen sind.
 
Danke für eure informativen und netten Antworten :)
Ich werde mich auf jeden Fall auch noch einmal in meinem Bekanntenkreis umhören und mir die Websites der Unis/FHs ansehen und nicht voreilig eine Entscheidung treffen (auch wenn es natürlich so ist, das eine Fehlentscheidung durchaus auch positives haben kann ;)).
Entscheiden muss ich mich letzlich selber, aber ihr habt mir auf jeden Fall Anhaltspunkte gegeben, an denen ich mich orientieren kann.
Und ich hab gemerkt, dass die Community hier echt nett und hilfsbereit ist :)
 
Ich werde mich auf jeden Fall auch noch einmal in meinem Bekanntenkreis umhören und mir die Websites der Unis/FHs ansehen und nicht voreilig eine Entscheidung treffen (auch wenn es natürlich so ist, das eine Fehlentscheidung durchaus auch positives haben kann ;)).

Wenn es möglich ist, könntest du dir auch Veranstaltungen in einer Uni deiner Nähe angucken. Beginn ist im Normalfall immer das Wintersemester und das fängt normalerweise so um den 1.10 rum an. Vielleicht findest du was interessantes an 1. Semester Vorlesungen.

Ist eben wirklich wichtig zu wissen welche Themengebiete einen wirklich interessieren. Anhand dessen kann man sich dann für ein Studium im Bereich der Informatik entscheiden. Dort dann eben "reine" Informatik, Wirtschaftsinformatik, Medieninformatik, Wirtschaftsinformatik und sicherlich noch einige Studiengänge, die ich vergessen habe :D
 
Ist eben wirklich wichtig zu wissen welche Themengebiete einen wirklich interessieren. Anhand dessen kann man sich dann für ein Studium im Bereich der Informatik entscheiden.

Quark. Informatik ist ein derart großer Fachbereich, dass es garnicht möglich ist, alle Gebiete zu kennen und zu wissen, ob sie einem Spaß machen oder nicht. Ich dachte am Anfang auch, dass formale Informatik mir Spaß machen würden - nachdem ich die Einführungsveranstaltungen hinter mir hatte, da hatte ich auch schon genug von dem Mist. Nur, das hätte mir vorher nie jemand sagen können. Studieren heisst primär Erfahrung sammeln durch selbstständige Auseinandersetzung mit Themengebieten. Das Ziel sollte die Befriedigung des eigenen Interesses und Wissensdrangs sein und nicht, dass du später einen Job finden willst. Letzteres erreichst du besser mit Ausbildung und/oder zielführender Weiterbildung. Ein Studium wäre hier zu ineffizient, um es mal wirtschaftlich auszudrücken.

Klar, wenn man bereits eine genaue Vorstellung von dem hat, was man später einmal machen will, dann kann man darauf hinarbeiten, auch innerhalb eines Studiums. So mehr oder weniger allgemeine Gebiete, wie Software Engineering, gibt es an fast jeder Hochschule. Dazu hat man mit dem Bachelor-Master-System auch einen Cut im Studium, der einem ermöglicht, sich auch später noch zu spezialisieren, wenn man das denn will. Wer bis dahin einen allgemeinen Bachelor gemacht hat, der kann meiner Ansicht nach auch behaupten, dass er sich auch die anderen Themen mal angeschaut hat. Und nicht wenig kann man auch aus diesen Gebieten für die eigene Arbeit später mitnehmen. Dieses "allgemeine Grundverständnis" macht ein Studium aus und unterscheidet eine/n Studierte/n auch von einer/m Gelernten. Man sollte immer bedenken, dass die Studienzeit auch immer eine Zeit ist, neue Gebiete zu entdecken. Und wer weiß, du wärst nicht der erste, der am Ende in einem ganz anderen Bereich landet ;)

Darüber hinaus ist die Wahl des Standortes der Uni/FH aber auch abhängig vom eigenen Typ Mensch und nicht von irgendwelchen gefaketen Ratings. Wer es lieber ruhig und ländlich mag, der geht nach Kempten. Wer lieber das Großstadt-Gossen-Feeling mag, der geht nach Frankfurt. Wer die High-Society oder die bayrische Küche (und deren Bier) mag, der geht nach München. Wer sich kulturell oder politisch beteiligen will, der geht nach Berlin. Wer gerne in Unternehmen arbeitet, der kann sich auch im Rhein-Main-Gebiet, im Raum Stuttgart oder eher im kreativen Berlin eine Hochschule suchen. Wer gerne Bergsport macht, der geht dagegen eher nach Kempten oder Freiburg. Die meiste Zeit des Studiums verbringt man immernoch damit, sein Leben zu leben. Dazu gehört auch, dass man auch nach links oder rechts schaut, sich politisch in der Studierendenvertretung oder in der Fachschaft engangiert, neue Kulturen und Sprachen kennenlernt, neue Sportarten lernt oder vor allem neue Erfahrungen macht (Ausziehen ist dazu schonmal ein guter Anfang ;)).
 
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