[TdW 105] Wurde die Welt in sechs Tagen erschaffen?

Zunächst einmal: Schöne Diskussion!

Das meiste das ich selbst zu diesem Thema zu sagen hätte, wurde schon von dem einen oder anderen angesprochen - dennoch möchte ich auch kurz meine Sicht schildern.

Abgesehen von der konkreten Bibel-Interpretation der christlichen Minderheit der Kreationisten, geht es in diesem Thread ja um den Gegensatz zwischen einem wissenschaftlich geprägten und einem religiös geprägten Weltbild. Für mich persönlich ist der bedeutendste Unterschied der Umstand das wissenschaftliche Erklärungen, Theorien und Hypothesen eben nicht in Stein gemeißelt sind, sondern beständig erweitert, verbessert oder gar ganz verworfen werden. Eine wissenschaftliche Theorie ist der Versuch einen bestimmten Teil der Realität oder ein bestimmtes Phänomen auf Basis von bekannten Daten zu beschreiben und Prognosen über die weitere Entwicklung anzustellen. Erklärt eine Theorie die bekannten Fakten schlüssig und bewahrheiten sich die auf Basis dieser Theorie erstellten Prognosen, dann gilt die Theorie als gültig und zwar solange bis neue Daten vorliegen, die es erlauben die Realität noch präziser zu beschreiben oder die der Theorie widersprechen - in diesem Fall wird die Theorie entweder angepasst oder durch eine neue Theorie ersetzt. Kurz gesagt: Wissenschaftliche Erklärungen entwickeln sich beständig weiter und spiegeln selbst im Idealfall immer nur die bestmögliche Erklärung auf Basis der aktuellen Daten wider, sie werden aber beständig besser und präziser.
Im Gegensatz dazu basiert ein religiöses Weltbild in der Regel auf unveränderlichen göttlichen Offenbarungen. Für die Christen gilt z. B. die Bibel als Sammelwerk göttlicher Wahrheiten & Offenbarungen. Und wenn die Texte der Bibel auch letztendlich von Menschen geschrieben wurden, so wurden sie - nach christlicher Lehre - doch vom Heiligen Geist inspiriert.
Die einen suchen also nach Antworten in dem sie die Realität beobachten, Theorien erstellen und deren Gültigkeit durch Experimente auf die Probe stellen. Die anderen suchen nach Antworten in dem sie über die Bedeutung sehr alter Texte meditieren (meditieren hier im Sinne von intensiv nachdenken). Letzteres kann durchaus Sinn machen wenn es um die Natur des Menschen, menschliche Motivation und um Ethik geht, denn auch zur Zeit der Entstehung dieser Texte waren Menschen schon Menschen und tickten vermutlich nicht anders als heutige Menschen. Ich sehe also keinen Grund warum man z. B. aus der Bibel keine tieferen Einsichten über die Psyche, Soziologie und Moral des Menschen gewinnen könnte - problematisch wird es aber, zumindest meiner Meinung nach, wenn man versucht aus der Bibel auch Antworten auf die Enstehung der Welt (bzw. des Kosmos) oder die Naturgesetze abzuleiten.

Damit wären wir dann bei den Kreationisten angekommen. Die christliche Inspirationslehre (die Inspiration der Bibel-Autoren durch den Heiligen Geist) habe ich bereits angesprochen, doch diese Lehre gibt es in verschiedenen Ausprägungen und die Ausprägung auf die sich z. B. Kreationisten berufen, ist die Verbalinspiration - also der Glaube das der Heilige Geist die Ausführungen bis aufs letzte Wort inspiriert hat und die Bibel somit eine unumstößliche, göttliche Wahrheit darstellt. Für Anhänger dieser Lehre ist die Bibel also das Maß aller Dinge und alles was im Widerspruch zur Bibel steht ist somit falsch und eine Irrlehre. Obwohl die Inspirationslehre an sich Teil der allgemeinen christlichen Lehre ist, also von praktisch allen christlichen Konfessionen und Gruppierungen vertreten wird, findet sich die radikale Ausprägung der Verbalinspiration hauptsächlich bei besonders orthodoxen protestantischen Gruppierungen. Diese unterschiedlichen Ausprägungen zeigen sich z. B. auch in dem Umstand das sich die katholische Kirche - die eigentlich nicht gerade für Fortschrittlichkeit oder Wissenschaftshörigkeit bekannt ist - schon unter Johannes Paul II. klar vom Kreationismus distanzierte und zur Evolutionslehre bekannte (da der Mann mittlerweile als Heiliger gilt, kann er sich da vermutlich auch nicht irren:D). Auch die meisten evangelischen Gruppierungen sehen das so - mit Ausahme radikaler Minderheiten.
Das ist auch der Grund warum die USA heute die Hochburg der evangelikaler Bewegungen wie der Kreationisten sind, denn bekanntlich waren die Pilgerväter eine ultra-orthodoxe Splittergruppe der anglikanischen Kirche, die für eine Reformation nach lutherisch-calvinistischen Vorbild standen. Schon der Gründungsmythos der USA steht also im Zusammenhang mit religiösen Eiferern und bis heute sind religiöse Gruppierungen eine starke politische Kraft in den Staaten. Und das ist auch der Grund warum ich persönlich Evangelikale im allgemeinen und Kreationisten im besonderen, nicht (mehr) auf die leichte Schulter nehme: Die sogenannte religiöse Rechte der USA ist eng mit der Politik verbandelt, besonders (aber nicht nur!) mit den Republikanern ziehen sie oft an einem Strang und sie hatten immer wieder großen Einfluß auf Präsidentschaftswahlen und Präsidenten. Den größten Einfluß hatten diese, religiös wie politisch ultra-konservativen Kräfte, auf George W. Bush und dem haben wir Dinge wie die "Achse des Bösen" und den "Krieg gegen den Terror" zu verdanken, den er auch gelegentlich als "Kreuzzug gegen das Böse" bezeichnete und natürlich war er auch dafür Intelligent Design in den Biologieunterricht aufzunehmen. Wenn also christliche Fundamentalisten wie evangelikale Gruppierungen Einfluss auf die Regierung des politisch und militärisch mächtigsten Staat dieser Erde ausüben können, sollte man diese Gruppierungen, ihre Lehren und ihre Aktionen imho aufmerksam beobachten. Denn wer dem Kreationismus anhängt, der offenbart eine religiös-archaische Weltsicht, die ich als Gefahr für eine moderne, liberale und säkulare (säkular im Sinne von Trennung von Kirche und Staat) Gesellschaft betrachte.

Zum Schluß sei noch gesagt das ich denke das jeder Mensch das Recht hat zu glauben was er will (was den Kreationismus mit einschließt) und möglicherweise ist auch meine Sichtweise, dass wissenschaftliche Forschung (wenn sie über die notwendige Zeit, die Mittel und das entsprechende Instrumentarium verfügt) letztendlich alle Fragen beantworten kann, auch nur eine Form des Glaubens.
Aber dennoch verwundert mich das scheinbar tiefe Bedürfnis mancher Menschen "die" Wissenschaft als falsch, fehlerhaft oder zumindest lückenhaft zu diskreditieren. Das wissenschaftliche Theorien oft fehlerhaft oder lückenhaft sind, habe ich eingangs bereits erwähnt - aber ich kenne kein Konzept das ähnlich transparent und selbstkritisch ist, wie seriöse wissenschaftliche Forschung. Und letztendlich funktioniert es ja auch, deshalb möchte ich mit diesem Statement von Richard Dawkins schließen:
https://www.youtube.com/watch?v=rj3rAJUVrGQ
 
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Ich kann mich noch sehr gut erinnern,
Ich nicht. Dafür ganz gut daran, dass gerade Bio und Chemie die "Auswendiglernfächer" schlechthin waren - und zwar bei mehreren Lehrern (die sich dank Lehrermangel häufig genug abgewechselt haben). Und über "falsche" Interpretationen in Deutsch oder Kunst könnte ich sogar Lieder singen ;)

Erst ab der 11ten wurde "die Sache mit mehreren Theorien" und "Unstimmigkeiten" angesprochen - wobei k.A ob das nun daran lag, dass der Lehrer etwas junger und motivierter war oder daran, dass es für Oberstufen eher üblich ist, als für Mittelstufen allgemein und Realschulen im einzelnen.
Was kann man daraus schließen? Eigentlich nix ;)
Auch in Deinem Beispiel wäre ich mir nicht so sicher, ob auch andere die richtigen Schlüsse gezogen haben und ob Du nicht erst im Nachhinein das ganze als "Spätestens da sollte jedem Schüler klar sein, dass Theorien und Modelle keine Konstante sind" interpretiert hast.
Prinzipiell müsste man sich jetzt die Formulierungen in den aktuellen Schulbücher ansehen (na, wer erklärt sich freiwillig? ;) ) und ein paar Umfragen durchführen, inwiefern den Schülern klar ist, dass Theorien und Modelle keine Konstanten sind ;)

Allerdings: die "dogmatische" Form des Unterrichts ist für einen unmotivierten Lehrer am einfachsten.
Und wenn ein Erwachsender später einen hübschen Panorama-Bericht darüber liest, dass die so unumstößliche <Foo>-Theorie doch nicht stimmt oder gar diese Pseudo-Dokus sieht, kommen ihm begründete Zweifel auf, ob das alles nicht sowieso Quatsch ist. Wer einmal lügt, dem glaubt keiner mehr - oder so ähnlich :rolleyes:

Und das grundsätzliche Problem am Kreationismus sehe ich NICHT in der Anzweiflung bisheriger Erkenntnisse, sondern, grob gesagt, im Beharren auf dem Alten, dem konservatien "dat war schon immer so!". Und in den (wieder) lauter werdenden Rufen, dass für unnutze und "eh' falsche" Forschungsrichtungen Gelder verschwendet werden - denn "wir wurden so erschaffen, da gibt's nix zu forschen! Punkt!".
http://nitaaiveda.com/NITAAI_Yoga_Forums/Swami's_Writings_and_Articles/Harvard_to_Investigate.htm hat gesagt.:
Without including the science of God and soul, all the billions of dollars spent on researching the origin of life are simply a colossal waste of money.
. Prinzipiell == die üblichen Zweifeln an der Notwendigkeit der Grundlagenforschung, nur konkretisiert.
Eine sehr bequeme Haltung: bringt die Molekulargenetik neben dem Vaterschaftstest und genmodifizierten Pflanzen auch billige Antibiotika, Insulin und effektivere Krankheitsbekämpfung - ist's vollkommen ok. Wir aktzeptieren auch mal die Mikroevolution, keine Frage. Stellt sich etwas als falsch heraus oder einfach fehlerhaft, weil <Foo> nicht berücksichtigt (z.B mitochindriale Vererbung/Krankheiten) - "Pfuibäh!, wir ham's immer gewusst!". Die Selbstverständlichkeit, mit der dann so ein Posting abgesetzt wird (Mann/Fraujahre an ("unnutzer" Grundlagen) Forschung bis zum ersten Transistor, geschweige denn vernetzem Mobilgerät) ist irgendwo erstaunlich ;)
Und wieviele "Naturgesetze, die gegen Evolution sprechen" haben die Kreationisten nochnmal entdeckt?

Oder, nicht so polemisch und abschweifend formuliert:
ich möchte doch ganz gerne von den Befürwortern des (Neo)Kreationismus etwas mehr sehen, als nur "das steht so im Buch!" oder "das ist lächerlich, weil <polemik hier>" oder "das <Foo> hat sich als Irrlehre herausgestellt, also stimmt der Rest auch net!!!". Immerhin wird versucht die Vorgänge zu erklären - und auch aus Fehlversuchen lassen sich Erkenntnisse gewinnen.
Was lässt sich nochmal aus "Becken und Oberschenkelreste bei Walen, rudimentäre Extremitäten bei Schlagen, <sonstige Rudimente hier> waren so geplant und ergeben bestimmt Sinn!!!" erkennen :rolleyes: ?
 
Aber dennoch verwundert mich das scheinbar tiefe Bedürfnis mancher Menschen "die" Wissenschaft als falsch, fehlerhaft oder zumindest lückenhaft zu diskreditieren.

Es geht nicht um's diskreditieren sondern darum aufzuzeigen, dass viele Bereichen die Wissenschaft mittlerweile weit entfernt von wissenschaftlichen Methoden sind. Und Kritik wird ja wohl erlaubt sein. Aber nein, man muss Kritik an der Wissenschaft gleich wieder als Diskreditierung darstellen anstatt sie einfach mal anzunehmen und mal ein paar Minuten drüber nachzudenken.

Ich zumindest bin bei diversen Recherchen auf Bereiche gestossen, wo vorhandene Theorien quasi als unumstössliche Wahrheit gehandhabt werden und Wissenschaftler, die andere Theorien zu den Thematiken einbrachten, mittels oftmals fadenscheiniger Argumente regelrecht aus ihren Forschungsgebieten gemobbt wurden. Gerade in der Archäologie und Paläontologie findet man so etwas recht häufig. Das liegt einerseits daran, dass die Datenbasis im Vergleich zu anderen Wissenschaftsgebieten recht klein ist, aber eben auch daran, dass oftmals dogmatisch an bestimmten Theorien festgehalten wird, weil sie die Basis vieler anderen Theorien bilden, die dann auch hinfällig würden.

Und erst heute kam wieder so eine Nachricht, die die meisten wohl ohne Hinterfragen hinnehmen werden: "30 Prozent der Tiere und Pflanzen in den deutschen Meeren sind auf die Rote Liste gesetzt worden" Nun ist es aber nichts neues, dass wir viele Arten selbst in Nord- und Ostsee noch gar nicht kennen, vor allem im Bereich der Mikrobiologie, die übrigens auch im Bereich der Algen Pflanzenarten umfasst. Untersucht wurden auch nur 1700 Arten, was bei weitem nicht alle Tiere und Pflanzen umfasst sondern nur einen Grossteil der mit dem Auge sichtbaren. Wie kann man aus der Untersuchung von 1700 Arten darauf schliessen, dass 30% bedroht sind? Klar, mittels Statistik und was wir von Statistiken zu halten haben, sollten wir eigentlich mittlerweile wissen. Und wie kann man daraus schliessen dass Fischerei und Verschmutzung die Ursache sind? Welchen Einfluss haben z.B. eingeschleppte Arten oder Veränderungen im Bereich der Mikroalgen, was offenbar gar nicht untersucht wurde? Welchen Einfluss haben wachsende Quallenpopulationen, die auch nicht Gegenstand der Untersuchung waren? Für mich haben solche Aussagen daher nichts mit Wissenschaft sondern schlicht und einfach mit Sensationsmache zu tun. Man sammelt Daten, die die bereits festgelegte Theorie untermauern (Fischerei und Verschmutzung sind Schuld) und lässt jene Daten weg, die evtl. die Theorie in Frage stellen könnten (neue Fressfeinde, neue Nahrungskonkurrenten, sonstige Ursachen für das verändertes "Ökoklima" wie Klimawandel etc). Was hat das mit objektiver Wissenschaft zu tun?

Und nein... ich glaube nicht, dass die Welt in 6 Tagen erschaffen wurde. Ich denke aber, dass manche Bereiche der Wissenschaft mittlerweile weit weg von Objektivität sind und dass alle Wissenschaftsbereiche den gleichen Fehler machen... ihre aktuellen Theorien als Wahrheiten zu verkünden. Und besonders hervorheben möchte ich dabei die Bereiche Chemie und Biologie sowie Archäologie und Paläontologie. Denn in diesen Bereichen entfernt man sich meiner Meinung nach immer weiter von Wissenschaft, weil man einfach nur die Daten verwendet, die die eigenen Theorien und Modelle untermauern. Die einen weil es um Profit geht, die anderen weil es um ihr Ansehen geht.

So lange aber Kritik an der Wissenschaft intuitiv ohne drüber nachzudenken abgewehrt wird, ist sie für mich gleichrangig mit einer Religion. Genau so reagiere ich zum Beispiel, wenn jemand die Existenz des Heiligen Geistes anzweifelt. Nicht etwa, weil ich beweisen könnte, dass er existiert, sondern weil ich ihn "erfahren" habe. Manche Wissenschaftler verhalten sich gegenüber ihren Theorien ähnlich, nicht etwa weil sie diese beweisen könnten sondern weil sie einfach fest daran glauben. Und manche zeigen dieses Verhalten gegenüber allen Wissenschaften.
 
@bitmuncher
Wie gesagt: Ich bin der festen Überzeugung das alle Menschen das Recht haben zu glauben was immer sie wollen. Genau deswegen halte ich es aber auch für sehr wichtig, dass wir uns eine Gesellschaft erhalten in der diese Form der Toleranz möglich ist.
Aus diesem Grund betrachte ich auch jeden Versuch die gesellschaftliche Toleranz zu untergraben (z. B. im Bezug auf Einwanderer, Schwule, religiöse Minderheiten oder was einem sonst noch so einfällt), als Angriff auf die Gesellschaft selbst.
 
Genau deswegen halte ich es aber auch für sehr wichtig, dass wir uns eine Gesellschaft erhalten in der diese Form der Toleranz möglich ist.

Genau das ist doch die Gefahr des Islams, der fundamentalistisch nur seine Sichtweise erlaubt, was man aber anscheinend nicht wahrhaben möchte, weil es nicht ins Weltbild passt.

Im Mutterland des Islams, Saudi Arabien, wurde ein Familienvater zu 10 Jahren haft verurteilt und 1000 Peitschenhieben verurteilt, weil er nur eine Diskussion startete!

Saudi-Arabien: Blogger mit 10 Jahren Haft und Peitschenhieben bestraft - SPIEGEL ONLINE
Badawis Vergehen: Er hatte im Internet eine Debatte über das Verhältnis von Politik und Religion in Saudi-Arabien angestoßen. 2008 hatte er im Netz das Forum "Freie Saudische Liberale" gegründet, das fortan ins Visier der Behörden in dem konservativen Königreich geriet.
  • "Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt." - Thomas Mann, Der Zauberberg

Der Initiater dieser "blasphemischen" Diskussion würde wahrscheinlich auch nicht gut darstehen, genauso wie die Teilnehmer hier. :rolleyes:

Die Muslime auf deutschen Straßen sagen schon ganz offen, dass sie Kritikern den Kopf abschneiden würden... ohne Polizeischutz würde keiner mehr einen Diskussionsstand aufmachen.

https://www.youtube.com/watch?v=FtM7dm2orn8

(Das hattte natürlich gaaaaaarnichts mit dem Islam zu tun.)
 
Hexenverbrennungen im Mittelalter hatten natürlich gaaaar nichts mit der katholischen Kirche zu tun. Kannst du dir ein Herumgehacke auf dem Islam bitte sparen bzw. dich in einem eigenen Thread dazu austoben?
 
@ikkebins:
Was soll ich dazu sagen? Ich denke ich habe mehr als deutlich gemacht das ich Wert auf eine tolerante Gesellschaft lege - somit betrachte ich auch jede radikale Gruppierung, die für totalitäre oder diskriminierende Weltanschauungen steht, als Bedrohung für eine moderne, liberale Gesellschaft. Dabei spielt es für mich keine Rolle ob es sich um radikale Gruppierungen mit einem religiösen, einem politischen oder einem philosophischen Hintergrund handelt - das Problem ist eben nicht der Hintergrund, sondern die Radikalität.
Ja, es gibt viele Gruppierungen mit islamischen Hintergrund die jedem Menschen, der eine moderne, tolerante und säkulare Gesellschaft bevorzugt, ziemlich nervös machen können - aber den Islam nur anhand dieser Gruppierungen zu messen, wäre so als würde man Protestanten nur mit Kreationisten oder Katholiken nur mit der Piusbruderschaft oder Opus Dei gleichsetzen. Es ist nun einmal wenig sinnvoll eine ganze Gruppe auf Basis einer radikalen Minderheit zu berurteilen.
Um das ganze etwas konkreter zu machen: Ich habe eine Menge Arbeitskollegen, die Muslime sind. Die überwältigende Mehrheit von denen hat mit Religion gar nichts am Hut. Oder anders gesagt: Genau wie bei den meisten meiner christlichen Arbeitskollegen beschränkt sich ihre Religiösität darauf, an hohen Feiertagen in die Moschee zu gehen. Ok, viele essen auch kein Schweinefleisch - aber einige hauptsächlich weil sie so erzogen wurden und sich eben daran gewöhnt haben. Diese Worte stammen übrigens von einem türkischstämmigen Arbeitskollegen, mit dem ich mich auch privat gut verstehe und den ich daher nicht nur als Kollegen, sondern als Freund betrachte. Ausgesprochen hat er diese Worte als, wir auf Spätschicht Essen ins Büro geordert haben und irgendein Schlaumeier plötzlich meinte da wäre auch Schweinefleisch drin...:rolleyes:
Was ich damit sagen will ist, dass ich viele Muslime kenne, für die meisten Religion aber schlichtweg nur ein Lippenbekenntnis ist - ganz genau wie bei der Mehrheit der Christen die ich kenne. Und selbst von denen die sich als religiös bezeichnen, die häufiger in die Moschee gehen und die weder Schweinefleisch essen, noch Alkohol trinken habe ich je ein gutes Wort über islamistische Terroristen gehört.
Von daher fühle ich mich vom Islam genausowenig wie vom Christentum bedroht - Sorgen machen mir nur radikale Minderheiten, die sich auf den Islam oder das Christentum berufen, im Grunde aber nur anderen ihre krude Weltanschauung aufzwingen wollen.
Das haben sie übrigens mit radikalen politischen Minderheiten gemeinsam, die z. B. versuchen durch Populismus Stimmung gegen ganze Grupppen zu machen, in dem sie Verfehlungen von Minderheiten auf die ganze Gruppe projizieren...;)
 
Sorgen machen mir nur radikale Minderheiten, die sich auf den Islam oder das Christentum berufen, im Grunde aber nur anderen ihre krude Weltanschauung aufzwingen wollen.

Und was ist mit denen, die sich extrem und gewaltbereit dagegen wehren? Diejenigen, die "Ausländer raus" schreien, auf Wahlplakaten andere Kulturen wehemend ablehnen und den Islam als eine der größten Gefahren für Deutschland sehen, weil eigentlich alle 3,5 Millionen Muslime in Deutschland radikal und terroristisch sind?

Oder was ist mit dem latenten Hass gegen Muslime, weil sie ja alle für Fundamentalismus, Ehrenmorde, Zwangsheiraten und sicherlich irgendwo auch für Selbstmordattentate stehen? Die vielen Menschen, die Thilo Sarrazin "im Grunde" Recht geben und der ProNRW-Bewegung eine Existenzberechtigung zusprechen? Oder die bei Kopftüchern in der Schule vors Bundesverfassungsgericht ziehen müssen?

Sind wir - um mal den Bezug zum TdW wieder herzustellen - wirklich so weit verkommen, dass wir SPON als wissenschaftlich korrekt bezeichnen, Polemik unreflektiert widergeben und nebenbei um halb 11 nachts noch Thomas Mann interpretieren, um auch wirklich als intelligent und wissenschaftlich zu erscheinen, nur um contra Religion zu argumentieren oder gar zu urteilen? Sind wir dann überhaupt noch in der Lage, die Frage des TdWs angemessen zu beantworten? Oder sind wir eigentlich genauso unmündig, wie diejenigen, die "die Wissenschaft" verleugnen und ihre eigenen Geschichten glauben?
 
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Dein uninformiertes Gehetze ist echt unerträglich. Deshalb lasse ich mich zu einem Off-Topic-Post hinreißen.

Soll man dir jetzt den ganzen Scheiß zeigen den npd, pronrw und neonazis in Deutschland so veranstalten? Würde man deshalb sagen: "Alle Deutschen sind so!"?

Saudi-Arabien ist eines der grässlichsten Länder der Welt. Dennoch hält es etwa eine deutsche Bundesregierung nicht für nötig den Handel mit diesem Land einzustellen, das die grässlichsten Menschenrechtsverletzungen munter vor sich hin begeht. Trotzdem soll dieses Land als Paradebeispiel für Muslime (ich sage Muslime und nicht Islamisten! Lerne den Unterschied!) in aller Welt dienen? Mitwisser, die sowas zulassen, machen sich genauso moralisch verantwortlich. Man entblöded sich ja nichtmal Waffen an diesen Unrechtsstaat zu liefern und dann, aber gegen böse "Muslime" zu wettern.
Niemanden scheint es zu stören, dass man die herzlichsten Beziehungen zu diesem Öl-Regime pflegt, welches echte Terroristen finanziert. Niemanden scheint es dann zu stören, dass man in ein neutrales Land, wie Afgahnistan, einmarschiert, um dort muslimische Frauen und Kinder zu ermorden, die nichts, aber auch gar nichts mit Terrorismus am Hut haben, sondern nur friedlich leben wollen. Aber am Ende sind es die Muslime, die Angst und Schrecken verbreiten, genau. :rolleyes:

Das Problem der Muslime in Deutschland ist kein religiöses, nichtmal so sehr ein kulturelles. Es ist ein mediales und administratives. Kinder mit Migrationshintergrund werden gerne in der Schule benachteiligt, besonders gerne in die Hauptschule gesteckt. In der ersten Grundschule in der ich war, hatte ich recht gute Noten und Aussichten. Als ich dann die Schule wechseln musste, habe ich Pech gehabt und eine der schlechtesten Klassenlehrerinnen erwischt, die man sich denken kann. Am Ende der vierten Klasse, wurden für alle Kinder mit Migrationshintergrund Empfehlungen für die Hauptschule ausgesprochen. Nur die zwei deutschen Kinder, oh Wunder, durften aufs Gymnasium gehen. Sowas habe ich dann immer wieder und wieder erlebt. Man unterwandert gezielt die Chancen der Kinder und schiebt sie ins soziale Abseits in dem sie dann zu dem werden, was du in dem Video siehst.
Gottseidank gibt es aber genug Menschen, die es schaffen, sich allen Widrigkeiten zum Trotz aus dieser Spirale auszubrechen. Gerade in den letzten Jahren sehe ich immer mehr Schilder an Artztpraxen, Anwalts-, Ingenieurs- und Architektenbüros mit muslimisch wirkenden Namen. Die wollen dir sicherlich den Kopf abschneiden, wenn du ihnen widersprochst.
Und auch die Türken bei denen ich so gerne mein Gemüse und Obst kaufe, sowie meine muslimischen ehemaligen Studienkollegen oder die muslimischen Assistenten an den Instituten haben mir immer fleißig gedroht. :rolleyes:

Gerade jetzt in der Wahlkampfzeit tuen mir die Muslime leid und ich schäme mich der selben Nationalität anzugehören, wie diese widerlichen Hetzer, die die pronrw Plakate aufhängen, unter denen Muslime entlanggehen müssen, während diese munter gegen sie hetzen. Wie ironisch, dass ich "Meine Wut im Bauch" nicht "rauslassen" darf, ohne bestraft zu werden, indem ich dieses ekelhafte Gewäsch von den Laternenpfählen reiße.
 
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Das absurde ist, dass ausgerechnet die Wissenschaft das Thema Religion sehr unwissenschaftlich angeht.

Um über Religion und Glauben auf einem angemessenen Niveau zu diskutieren braucht es - wie bei _allen_ anderen Diskursen auch - auf beiden Seiten die Bereitschaft offen zu sein. Nicht dass man sich überzeugen lassen will oder einer Meinung ist. Aber ohne _zuhören_ und Auseinandersetzung dringt man nicht zum Kern einer Sache vor - und das ist höchst unwissenschaftlich. Hier "wusste" die Wissenschaft vor 1000 Jahren definitiv mehr.


Oder sind wir eigentlich genauso unmündig, wie diejenigen, die "die Wissenschaft" verleugnen und ihre eigenen Geschichten glauben?

In Bezug auf die Religion ist das tatsächlich so. Der muslimische Schreihals ist von der gleichen Sorte Mensch wie der Neonazi im Fussballstadion oder der Autonome, der im schwarzen Block marschiert. Die eine Ideologie ist uns näher, die andere ferner.

Leider ist es heute so, dass die allermeisten Menschen für eine ernstzunehmende Diskussion über Religion überhaupt nicht qualifiziert sind. Immer wieder wird auf völlig primitiven Ebenen diskutiert - wie Tagespolitik.

In nahezu jeder Diskussion fehlt die spirituelle Komponente - die ja jede Religion im Kern ausmacht. Spiritualität ist ohnehin gerade nicht sehr populär.

Und im Grunde kann ich nur darüber lachen wie immer wieder Leute die Dreistigkeit besitzen Religionen generell derart herabzusetzen. Religionen sind schon ein paar Tage länger da als das Internet und selbst die Kirche stellt als Institution alles andere in den Schatten - in allerlei Hinsicht. Vom Kulturtransfer über Jahrhunderte, das Hervorbringen von Kunst in Form von Bauten, Musik, Malerei , selbst Schrift und Wissensbewahrung (die ersten Bibliotheken und Schreiberlinge standen entstammen Klöstern; waehrend die Mönche schon Bücher aufschrieben konnten die meisten weltlichen Herrscher noch nichtr mal einen einfachen Brief verfassen) u.s.w. will ich auch nicht anfangen.
Das es nicht immer Ruhmreich ist will niemand Leugnen. Aber Kriege und Unterdrückung werden von Menschen angezettelt, ob sie Muslime, Christen, freiheitsliebende Amerikaner oder atheistische Kommunisten sind.

Wer ernsthaft glaubt(!), dass Religion immer nur geistige Knechtschaft, Unterdrückung und Dogma war und ist - liegt falsch und wer den Glauben als solches immer in Institutionen steckt - ebenso.

Jeder kennt den Pfaffen als Kinderficker, aber wer kennt die Größen der christlichen Philosophie, Theologie und Naturwissenschaft - oder die Ansichten in einem christlichen Kontext, die Fragen über Ethik und Naturrecht?

- Romano Guardini
- Meister Eckhart
- Brüder Phlibert (die btw, die Invarianzgeschwindigkeit bestimmt haben, nicht Einstein)
- Thomas von Aquin
- Luther
- Weizsäcker
- Joachim Ilies
- Erwin Chargaff
- Keppler (hamonice Mundi)
- Albertus Magnus
- Hildegard von Bingen

Um nur die Spitze des Eisbergs zu nennen.
 
Komisch, dass ausgerechnet die Evolutionstheorie so viel Hitze abbekommt.

Ach nein, eigentlich gar nicht komisch.
Wo Glaube, political correctness, finanzielle Interessen oder Machtinteressen von einer signifikanten und einflussreichen Zahl an Interessenträgern (Kirche/Glaubensgemeinschaften, Interessensgemeinschaften, Konzerne, Industrie, Staaten, Geheimdienste,...) eine Rolle spielt, wird versucht Einfluss auf wissenschaftliches Vorgehen und Ergebnisse zu nehmen.

Es gibt dagegen verhältnismäßig wenig Kritik an der Gravitationstheorie zum Beispiel. Ich wüsste auch nicht wer Interesse daran hätte da einzugreifen.

@bitmuncher:
Und immer, wenn dann eine Interessensgruppe eingreift und die wissenschaftliche Methode pervertiert, Daten und Ergebnisse verfälscht, dann kann man das doch nicht der Wissenschaft selbst anlasten.
Es sind die Interessensgruppen, die versuchen die Wissenschaft zu Gunsten ihrer eigenen Interessen zu vergiften und zu lähmen.
Ja, die Wissenschaft hat Feinde und mit solcherlei Problemen zu kämpfen. Aber dann zu sagen die Wissenschaft sei die eigentlich Schuldige, finde ich hochgradig unfair und abschätzig gegenüber den Leistungen, die sie für die Menschheit insgesamt vollbracht hat.

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Es gibt also ein breites religionsgemeinschaftliches Interesse die Evolutionstheorie anzugreifen, teilweise mit den abstrusesten Argumenten.
Erinnert sich jemand an Kent Hovind und seine Theorie?
Angeblich soll die biblische Flut durch einen Eis-Meteroiten verursacht worden sein, der nun auch für den Nord- und Südpol und die Weltmeere verantwortlich gewesen sein soll.
So etwas ist jedes mal von Wissenschaftlern natürlich leicht zu widerlegen, aber die hören praktisch nicht auf mit Nonsens, Behauptungen, angeblichen "Fehlern" in der Evolutionstheorie um sich zu schmeißen, dass einiges bei der Bevölkerung dann doch hängen bleibt. Die sind da unglaublich produktiv im Erfinden von Blödsinn, ich bin jedesmal verblüfft. Aber das erklärt auch, warum einiges davon bei Laien doch hängen bleibt und Zweifel erzeugt und dann noch einmal wiederholt und weiterverbreitet wird, wie man teilweise sogar hier im Thread liest. Die Taktik geht auf, denn keiner hat Zeit das alles zu widerlegen und haarklein zu erklären, was denn jetzt wirklich Sache ist. Wünschenswert wäre es dagegen, wenn diejenigen, die diese Pseudo-Argumente immer wieder ohne sie zu Hinterfragen multiplizieren und weiterverbreiten, mal lieber selbst wissenschaftliche Originalartikel lesen würden, die Behauptungen mal prüfen würde und ähnliches.

Eine absolut sehenswerte Sammlung an solchem Unfug mit der Guerilla-Taktik, findet man hier und die mühsame Widerlegung gleich mit:
https://www.youtube.com/watch?v=BS5vid4GkEY&list=PLAC3481305829426D

Respekt vor so viel Arbeit. Ich habe dagegen keine Lust in jeder Diskussion eine großangelegte Gegenrecherche zu veranstalten. So etwas ist mir zu viel Arbeitsaufwand für nichts. Denn ist das erste Pseudo-Argument widerlegt, kommt gleich auch schon das nächste Argument wie am laufenden Band, und die vorigen Fehler gesteht sich dann auch keiner mehr ein.
Also beschränke ich mich auf allgemeinere wissenschaftsmethodische und wissenschaftstheoretische Aspekte.
Fachliche Mängel sollte dann jeder bei sich selbst beseitigen, wenn er denn meint schon so "kompetente" Argumente zu liefern.

Zu guter letzte würde ich dazu nur sagen: Wäre die Evolutionstheorie oder die Quantenmechanik in ihren "core-predictions" falsch. Dann wären z.B. Impfungen (und weitere Forschungen in der Immunologie) oder z.B. CD-Player unmöglich.
Es strotzt nur so vor Ironie, wenn Menschen wissenschaftlich fundierte Theorien angreifen, aber gleichzeitig noch von ihrer Richtigkeit profitieren.

Es behagt mir gar nicht, mit welcher Sicherheit wissenschaftliche Publikationen mit siebenstelligen Jahreszahlen um sich werfen.

Welche Publikationen sind das und mit wieviel Sicherheit wird denn das dort angegeben? (Hast du die konkret gelesen oder ist das wieder so ein Hören-Sagen-Ding?)
Steht in diesen Publikationen etwa "Wir haben zu 100% und endgültig herausgefunden wie alt die Erde ist!!!!11"

Ich glaube kaum. In Wirklichkeit werden dort die Messmethoden, die Rechnungen, die Toleranzen, die Daten, die Wahrscheinlichkeiten sorgfältig dokumentiert und anhand dieser vorhandenen Erkenntnisse sinfällig dargelegt, was sich daraus für ein Erdalter ableiten lässt.
Keine dogmatische Behauptung, keine absolute und endgültige Sicherheit, sondern Ehrlichkeit und Offenheit in der Methode, in der Rechnung, bei den benutzten Daten, in den Schlussfolgerungen und Anlass zur Diskussion und Wunsch nach Feedback und Peer-Review. Also Wunsch nach Korrektur und Verbesserung und gesunder Skeptizismus!
Und, wenn dann neue Daten dazukommen und bessere Methoden, dann verändert sich natürlich auch der Wert. Das ist gut so, wie verbessern uns langsam, auch, wenn es Rückschläge gibt.

Deine Kritik ist also in etwa so als würde man sagen:

Ständig werden neue Autos gebaut, und die verbrauchen alle noch weniger Treibstoff als vorher! Wie dumm! Macht es doch gleich beim ersten Mal richtig!

Das zu sagen wäre etwas unfair, oder? :wink:

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Gegen Religionen habe ich übrigens überhaupt nichts. Nur, wenn sie anfangen sich in die Wissenschaft einzumischen.
Man stelle sich bloß vor wir hätten dann irgendwann eine christliche Physik, eine jüdische Physik, eine muslimische Physik... :rolleyes:
 
@bitmuncher:
Und immer, wenn dann eine Interessensgruppe eingreift und die wissenschaftliche Methode pervertiert, Daten und Ergebnisse verfälscht, dann kann man das doch nicht der Wissenschaft selbst anlasten.
Es sind die Interessensgruppen, die versuchen die Wissenschaft zu Gunsten ihrer eigenen Interessen zu vergiften und zu lähmen.
Ja, die Wissenschaft hat Feinde und mit solcherlei Problemen zu kämpfen. Aber dann zu sagen die Wissenschaft sei die eigentlich Schuldige, finde ich hochgradig unfair und abschätzig gegenüber den Leistungen, die sie für die Menschheit insgesamt vollbracht hat.

Wissenschaft umfasst unter anderem auch die Festlegung dessen, was unter wissenschaftlichem Arbeiten verstanden wird. Und wenn Wissenschaftler gegen diese wissenschaftlichen Methoden verstossen, dann kann ich es sehr wohl den Wissenschaftlern anlasten und feststellen, dass dies nichts mehr mit Wissenschaft zu tun hat. Und wenn Wissenschaftler so etwas in ihren Kreisen dulden oder sogar breitflächig unterstützen, müssen sie sich imo auch nicht wundern, wenn das dann auf ihren Fachbereich zurückfällt. Genau so fallen die Verfehlungen der Kirchen auf die Christenheit zurück. Ich kann sehr wohl den Wissenschaftlern anlasten, dass sie ihre Theorien als Wahrheiten verkünden. Schliesslich werden der katholischen Kirche ihre Dogmen auch immer wieder angelastet. Warum also sollte man etwas bei der Religion kritisieren dürfen, bei der Wissenschaft aber nicht? Im Gegensatz zur Wissenschaft bestreitet in der Kirche wenigstens niemand den Dogmatismus. Da die Wissenschaftler aber immer behaupten nicht dogmatisch zu sein, muss es wohl erlaubt sein darauf hinzuweisen, wenn sie es in bestimmten Bereichen sind.

Ich sage auch nicht, dass jede Wissenschaft schlecht ist. Ich weise aber darauf hin, dass es aktuell Neigungen gibt Dogmatismus in der Wissenschaft zu fördern, wodurch sie religiöse Züge annimmt also genau das tut, wovon sie sich immer distanziert. Es sind in manchen Bereichen eben nicht nur einige wenige schwarze Schafe, sondern es sind teilweise ganze Fachbereiche, die sich gegen jeden neuen Impuls wehren als müssten sie die Existenz der Welt aufrecht erhalten.

Im übrigen: Kritik mit "schau was die bereits geleistet/ertragen haben, es ist unfair die zu kritisieren" abzuwehren funktioniert bei mir nicht. Nur weil jemand in der Vergangenheit etwas grossartiges geleistet hat, macht ihn das nicht bis an's Ende der Zeit unkritisierbar. Genau aus diesem Grund darf man die israelische Politik heutzutage nicht mehr kritisieren ohne gleich als Nazi abgestempelt zu werden. Aus dem gleichen Grund darf man die USA nicht mehr kritisieren ohne gleich amerikafeindlich zu sein. Und so findet sich noch einiges, wo die Meinungsfreiheit genau mit dieser Argumentation eingeschränkt wird.
 
Und wenn Wissenschaftler gegen diese wissenschaftlichen Methoden verstossen, dann kann ich es sehr wohl den Wissenschaftlern anlasten und feststellen, dass dies nichts mehr mit Wissenschaft zu tun hat.

Ja du kannst das dem "Wissenschaftler" als Individuum und wahrscheinlich dann auch Anhänger einer Interessensgruppe anhängen, aber doch nicht der Wissenschaft wie du es gesagt hast.
(Er muss ja irgendein Interesse am Fälschen haben. Hätte er ein aufrichtig wissenschaftliches Interesse, dann hätte er ja nachgerade ein Interesse sorgfältig und ehrlich, ergo wissenschaftlich vorzugehen)
Im Prinzip kritisierst du dann ja auch einen Nicht-Wissenschaftler.

Und wenn Wissenschaftler so etwas in ihren Kreisen dulden oder sogar breitflächig unterstützen, müssen sie sich imo auch nicht wundern, wenn das dann auf ihren Fachbereich zurückfällt.

Anhänger eines so geschlossenen Elfenbeinturm an Fachbereich, wie du ihn skizzierst, würde ich auch nicht als Wissenschaftler bezeichnen.

Übrigens passt deine Beschreibung exakt auf diese Leute hier:
The Institute for Creation Research

Ich kann sehr wohl den Wissenschaftlern anlasten, dass sie ihre Theorien als Wahrheiten verkünden.

Genaugenommen ist es bei der Wissenschaft mit dem Begriff "Wahrheit" so eine Sache. Der wird meistens eher als metaphysischer Begriff und nicht als Gegenstand der Naturwissenschaften angesehen, zumindest, wenn jemand hohe Wellen schlägt mit "höherer Wahrheit" oder ähnliches. Der Wahrheitsbegriff der Naturwissenschaft ist eben, die Wahrheit, die wir empirisch beobachten/messen können.

Nach Poppers kritischem Rationalismus (spezieller: Falsifikationismus) kümmert man sich nicht um irgendeine "höhere Wahrheit", die sich sowieso nicht beweisen lässt, sondern empirische Wissenschaft kümmert sich vornehmlich um die emprisch beobachtbare Realität und was wir darin konkret messen und beobachten können und nichts weiter. Kein höherer Wahrheitsanspruch, kein Dogma. Es heißt bloß: Wir haben dies gemessen und jenes beobachtet. Und je nach Erkenntnis kann man damit eine Theorie falsifizieren oder die Theorie bewährt sich (bis auf Weiteres). Man versucht also ständig Theorien zu widerlegen, Tests zu erfinden, womit man Theorien abschießen könnte.
Wahrheitsansprüche werden gar nicht nicht gemacht. Man sagt bloß: Bisher hat sich die Theorie bewährt, macht gute Voraussagen und ist damit praktisch hilfreich.
Also eigentlich genau das Gegenteil von dem, was du sagst.

Deswegen verstehe ich wirklich nicht wie du auf diese Ansicht gekommen bist, Wissenschaftler würden ständig Wahrheiten verkünden. Empirische Wissenschaftler sind in ihrer Mehrheit Skeptiker und kritische Rationalisten.
 
SchwarzeBeere hat gesagt.:
Und was ist mit denen, die sich extrem und gewaltbereit dagegen wehren? Diejenigen, die "Ausländer raus" schreien, auf Wahlplakaten andere Kulturen wehemend ablehnen und den Islam als eine der größten Gefahren für Deutschland sehen, weil eigentlich alle 3,5 Millionen Muslime in Deutschland radikal und terroristisch sind?
Ich dachte eigentlich das hätte ich mit diesen Aussagen in meinem Beitrag klar gemacht:
Dabei spielt es für mich keine Rolle ob es sich um radikale Gruppierungen mit einem religiösen, einem politischen oder einem philosophischen Hintergrund handelt - das Problem ist eben nicht der Hintergrund, sondern die Radikalität.
[...]
Das haben sie übrigens mit radikalen politischen Minderheiten gemeinsam, die z. B. versuchen durch Populismus Stimmung gegen ganze Grupppen zu machen, in dem sie Verfehlungen von Minderheiten auf die ganze Gruppe projizieren...
Ich betrachte jede radikale Gruppierung mit Sorge, die versucht die Fundamente unserer Gesellschaft zu untergraben - Rechtspopulisten und Rechtsradikale ausdrücklich eingeschlossen...;)

Persönlich würde ich sogar dazu tendieren Rechtspopulisten, Rechtsradikale und Neonazis als die derzeit größte Bedrohung unserer Gesellschaft zu betrachten. Der Grund dafür ist einfach das weder ich selbst, noch Personen im meinem Umfeld schlechte Erfahrungen mit Einwanderern, religiösen Fanatikern oder sonstigen radikalen Minderheiten gemacht haben. Ich habe aber einige Freunde und Bekannte die entweder selbst Opfer oder aber Zeugen von rechter Gewalt wurden.
 
OT:

Ich dachte eigentlich das hätte ich mit diesen Aussagen in meinem Beitrag klar gemacht:[...]

Das war auch weniger gegen dich gerichtet, als vielmehr gegen die steigende Tendenz dieses Threads, Religionen allgemein und konkret den Islam als heutiges gesellschaftliches Übel darzustellen, das er schlichtweg nicht ist, und damit vom eigentlichen Thema abzulenken oder es auch hin zu einer Religions-Hetze zu verschleppen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oooops ....

Bin doch überrascht das man hier schon, entgegen der Anfangsfrage in wissenschaftliche Machenschaften / Vernetzungen abdrifftet !?

Ich habe gerade das TdW nur überflogen, und wollte mich beteiligen, denke aber das hier extrem von der ursprünglichen Fragestellung komplett abgewichen wird und ich mich somit raushalte ... Sry...

greetz
 
Ich versuche mich mal langsam heranzutasten :wink:

... steigende Tendenz dieses Threads, Religionen allgemein und konkret den Islam als heutiges gesellschaftliches Übel darzustellen
Also gegen den Islam, oder christlichen Glauben ist absolut nichts verfängliches zu sagen ...

Man muss hier nur die radikalen/fanatischen Ideologien mancher "Gruppierungen" ausser Betracht lassen.

Meine persönliche Meinung ist ganz klar, dass man den Glauben mit der Wissenschaft nicht vernetzen kann bzw. darf. Denn der Glaube fängt da an wo die Wissenschaft aufhört.


Ein interessantes Buch hierzu wäre "und die bibel hat doch recht"

Wenn ich eine absolute Gewissheit von etwas habe benötige ich den Glauben nicht mehr.

Man sollte auch Fragen, ob der Glaube unbedingt nur was mit Gott zu tun hat, oder es eher der Festhaltung an etwas besseres-/, oder dem Sinn des Lebens dient.

Vielen Menschen gibt der Glaube halt und eine Gewissheit ...


Evolution und Religion: Sinn und Unsinn des Glaubens - Gehirn und Geist


ein ein passendes PDF dazu

Download - Vielen Dank - Gehirn und Geist
 
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Nach Poppers kritischem Rationalismus (spezieller: Falsifikationismus) kümmert man sich nicht um irgendeine "höhere Wahrheit", die sich sowieso nicht beweisen lässt, sondern empirische Wissenschaft kümmert sich vornehmlich um die emprisch beobachtbare Realität und was wir darin konkret messen und beobachten können und nichts weiter. Kein höherer Wahrheitsanspruch, kein Dogma. Es heißt bloß: Wir haben dies gemessen und jenes beobachtet. Und je nach Erkenntnis kann man damit eine Theorie falsifizieren oder die Theorie bewährt sich (bis auf Weiteres). Man versucht also ständig Theorien zu widerlegen, Tests zu erfinden, womit man Theorien abschießen könnte.

Um noch etwas Benzin ins Feuer zu gießen: Der Rationalismus ist eine "Denkmode", die frueherdings so nicht existierte. Mittlerweile ist sie die, vom "vernünftigen" Menschen als einzig richtige Denkform akzeptiert. Hier hat sich die Wissenschaft (als Feld, inkl. Individuen und Strömungen und Moden), von anderen Formen der Erkenntnisgewinnung abgespalten. Negativ könnte man sagen, die Wissenschaft hat sich einer Umfänglicheren Möglichkeit der Erkenntnisgewinnung entzogen, indem sie nur das (ver)wertet, was (aktuell) messbar ist.

Man "wusste" "damals", dass es Erfahrungsbereiche gibt, wo die Logik nicht das richtige "Werkzeug" ist und ebenso "wusste" man, dass man anderen Bereichen, wie etwa der Mathematik, nur mit Logik beikommt und nicht mit einer Theologie. Verschiedene Sichtweisen - Denkmodelle - existierten nebeneinander, ergänzend und konkurrierend.

Auch wenn es für viele Ansichtssache ist: Die Wendung dahingehend, dass man die Suche nach der Wahrheit auf empirische Wissenschaft stützt (In letzter Instanz geht es ja darum), obwohl die Wissenschaft, wie +++ATH0 zeigt, gar nicht das Mandat dafür hat und dafür auch nicht geeignet ist, werden aber die Erzeugnisse der Wissenschaft viel zu oft als Früchte der Wahrheit dargereicht.

Der Eindruck - in der Gesellschaft - dass _die_ Wissenschaft wie eine Religion wirkt, bestätigt sich nach meiner Ansicht durchaus.
Wie _haben_ auch de-facto einen völlig aus dem Ruder gelaufenen technologischen Formalismus der ohne Zweifel der moderne Tanz ums goldene Kalb ist.

Die Tatsache dass ein erheblicher Teil der Menschen mehr Geld in Alltagstechnologie (die im Grunde völlig nutzlos ist und lediglich "Entertainment") als in Bildung investiert, lässt sich nicht mit der Vorstellung des "vernünftigen" Menschen in Einklang bringen.

Das ist zum Großteil staatlicher Macht ueberall - und den modernen Märkten geschuldet die diesen Tanz pflegen und immer wieder anheizen.

Ich kann es nicht sicher sagen ob der Standpunkt des Forschers als Individuum der gleiche ist, wie der des Direktors einer Universitaet (der wirtschaftlich denkt) oder der Redakteur einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift, oder jemand der einen Kongress auszurichten hat und bemüht ist eine schöne Kontroverse aufs Panel zu bringen. Die großen Köpfe, deren Biografien ich gut genug kenne kommen mir eher sehr bescheiden und zurückhaltend vor, die eher gemäß Popper ihrer Arbeit eine gewisse Demut zugrunde legen.

Das wir aber auf der anderen Seite keine industrialisierte Wissenschaft haben, die weit davon entfernt ist, ist aber ebenso schwer zu leugnen.

Mittlerweile wissen aber alle beteiligten, dass es (die Welt, das SEIN) doch eine ganze Ecke verzwickter ist, als die Schreihaelse es immer wieder prognostizieren (wer erinnert sich noch an die Freudenbotschaft, das GENOM seit entschluesselt, 98% Datenschrott im Gen und die ersten Klone? Nichts hoert man mehr darüber, weil sie alle komplett daneben lagen).


Ich fuer meinen Teil bin dafuer, dass Wissenschaft und Religion und Spiritualitaet (wieder) enger zusammenrücken - Ergänzend, nicht konkurrierend.

Eine Religion _kann_ schwerlich die Gesetze der Physik oder Chemie leugnen.

Andererseits _braucht_ die wissenschaftliche Landschaft (und deren Verwerter) mehr Ethik - mehr Religion, die den Menschen und sein Wohl wieder in den Mittelpunkt rückt. Bei heutiger Technologie und Möglichkeiten sind, gerade im Bereich Mikro-$biologie sehr gefährliche Forschungen möglich (Bio Kampfstoffe, Nanotechnologie).

Hier ist der Spagat zu machen, zwischen religiös-ethischen Fragen, wirtschaftlichen Interessen und der Frage ob alles erforscht/probiert werden sollte und darf.


@Byte
Meine persönliche Meinung ist ganz klar, dass man den Glauben mit der Wissenschaft nicht vernetzen kann bzw. darf. Denn der Glaube fängt da an wo die Wissenschaft aufhört.

Ich führe nur Bernhard Philberth an, einer der besten Physiker der Nachkriegszeit mit Priesterweihe :)

Da Dein zweiter Satz eine beliebte und neuzeitliche Polemik ist - wie waere es mit weitergehender Fragestellung?

- Kann eine empirische Wissenschaft überhaupt dort gelten, wo Glaube existiert?
- Kann etwas existieren, was nicht empirisch messbar ist? Liebe, Glaube, Gott?
- oder: Können wir uns "unglauben" leisten, nur weil ein Gott nicht widerlegt werden kann (im uebrigen wurde Gödels Gottesbeweis ja inzwischen bestaetigt :D)
 
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