[TdW 117] Ukraine: Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?

Nach einer kurzen Pause (sorry, bin gerade etwas eingespannt), muss das TdW leider wieder auf die Ukraine blicken: Der blutige Bürgerkrieg, anders lässt sich dieser mit militärischen Mitteln geführte Konflikt schon lange nicht mehr nennen, scheint sich einem Höhepunkt und auch dem Ende zuzuneigen. Die pro-russischen Separatisten wurden weitgehend zurückgedrängt und haben sich in ihren letzten Zufluchtsorten verschanzt. Ihre größte Hochburg Donezk wurde, wie sowohl Kiew als auch die Separatisten bestätigten, vollständig von der ukrainischen Armee eingekesselt, die in diesem Moment dabei ist die Stadt mit schwerer Artillerie sturmreif zu schießen. Man muß kein großer Militärstratege sein, um sich auszumalen was danach kommen wird.
Für die Zivilbevölkerung der belagerten Städte, die schon seit Wochen unter den Kämpfen zu leiden haben, wird der Artilleriebeschuss und der darauf folgende blutige Häuserkampf sich vermutlich wie der Höhepunkt eines Alptraums anfühlen. Doch die Frage ist: Steht der Bürgerkrieg damit kurz vor seinem militärischen Ende? Wenn die letzten Hochburgen der Separatisten fallen, die Anfüher gefangen, getötet oder auf der Flucht sein werden, würde Kiew zumindest einen militärischen Sieg errungen haben. Doch der Wiederaufbau und auch das zuschütten der Gräben innerhalb der Bevölkerung wird dann aber erst beginnen, denn die Ukraine steht vor einem wirtschaftlichen und politischen Scherbenhaufen.
Doch es gibt auch noch die Möglichkeit das der Konflikt militärisch eskaliert: Je mehr die militärische Niederlage der Separatisten in greifbare Nähe rückt, desto mehr werden die Stimmen die Russland vor einem militärischen Eingreifen in der Ukraine warnen. Ein solches Eingreifen wiederum, würde eine Reaktion des Westens provozieren - denn schon jetzt liegen bei einigen EU & NATO Ländern wie Polen und den baltischen Staaten die Nerven blank. Noch vor wenigen Monaten wäre ein solches Szenario, also eine militärische Eskalation mitten in Europa die Russland und die NATO wieder zu Gegnern machen, völlig undenkbar gewesen. Mittlerweile ist es aber so das der Westen und Russland bereits mit Propaganda & Gegenpropaganda und Sanktionen & Gegensanktionen einen politisch-wirtschaftlichen Konflikt miteinander austragen. Und wie heißt es schon bei Clausewitz? Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln... Tatsächlich könnte es für Moskau schwer werden nicht in der Ukraine zu intervenieren, denn scheinbar hat man in den russischen Medien (ich spreche leider kein russisch und kann das nicht selbst verifizieren) die Separatisten zu Helden stilisiert, die alles sind was die russisch-stämmigen Ukrainer vor einem Massenmord durch ukrainische Faschisten bewahren. Wenn das wirklich so dargestellt wurde, dürfte es Putin schwer fallen der Bevölkerung zu erklären warum er dann tatenlos zusieht wie das Verhängnis seinen Lauf nimmt.
Das TdW stellt daher heute die Frage: Der Bürgerkrieg in der Ukraine - Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?
 
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Erstmal muss ich den Beitrag loben, den du da verfasst hast. :) Ich glaube, das Ende des Bürgerkriegs lässt sich selbst durch Studien, die über Jahre beobachtet wurden, nicht das Ende des Bürgerkrieges vorausbestimmen. Man konnte weder vorhersehen, das Putin sich jetzt die ehemaligen Sowjetunion Staaten zurück haben will, noch dass er sich zuerst die Ukraine schnappen will. Aber meine Stellungnahme ist immer noch folgende: HÖRT VERDAMMT NOCHMAL AUF, ANDERE MENSCHEN ZU TÖTEN!!! Ende.

LG: _DEDSEC
 
Vielleicht wäre es am sinnvollsten Moskau vertraglich Staaten wie die Ukraine zu überlassen - das würde natürlich gegen das Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Staaten verstoßen, aber vielleicht ist das der Preis für Stabilität in der Region (so wie man Diktaturen und deren Verbrechen im mittleren Osten akzeptiert hat...).

Das wäre vermutlich eher ein Schuss in's Blaue. Moskau hat bereits mehr als deutlich gemacht, dass sie kein Interesse daran haben die ganze Ukraine an Russland anzuschliessen. Schon als die Konflikte in der Ost-Ukraine losgingen und ein Referendum zum Thema wurde, hat Putin klar gesagt, dass Moskau ein Ergebnis eines solchen Referendums nicht akzeptieren wird. Moskau hat momentan andere Probleme und kaum Lust auch noch die Ukraine wieder aufzubauen oder die Ultranationalisten dort unter Kontrolle zu halten.

Und bezüglich Medien, schau dir einfach mal das Folgende an (Vorsicht: kann Weltbilder, die unabhängige Medien beinhalten, zerstören ;) ):

https://www.youtube.com/watch?v=QwLovy5DHt0

Und für jene, die mal was über Ukraine und NATO aus Sicht eines CDU-Politikers hören wollen:

https://www.youtube.com/watch?v=faL4zRUdQTA

Und im Vergleich zur Kriegspropaganda, die in den Medien derzeit hoch und runter läuft, sind Beiträge wie jene von Monitor oder Die Anstalt ziemlich selten und laufen auch nicht gerade zu Zeiten, in denen der normal arbeitende Teil der Bevölkerung noch vor der Glotze sitzt.

Allerdings... bis auf jene, die mit Springer in Verbindung stehen (bei Spiegel, Focus & Co sind ja auch jede Menge Leute, die zuvor bei Springer waren) beginnen mehr und mehr Medien in Deutschland festzustellen, dass das Putin-Bashing von grossen Teilen der Bevölkerung nicht mehr geglaubt wird und die Dämonisierung der Separatisten auch nicht mehr wirklich funktioniert. Und sie stellen langsam auch fest, dass der Kriegstreiber nicht allein in Moskau sitzt, wie es uns bisher weisgemacht wurde.

Schauen wir uns doch einfach mal an, was passieren würde, wenn die Ukraine an Russland angegliedert würde. Das erste wäre vermutlich ein Aufstand jener pro-europäischen Seite im Westen der Ukraine. Gut... mit Aufständen hat Russland genug Erfahrung und die halten dort erfahrungsgemäss nicht lange an bevor die Panzer auf den Strassen stehen. Das hatte Moskau Janukowitsch ja schon während der Maidan-Proteste geraten, doch dieser war schlau genug keine Panzer gegen sein eigenes Volk zu schicken und die Polizei weitestgehend passiv zu halten.

Als nächstes wäre das Problem der zerbombten Ost-Ukraine. Die müsste erstmal wieder aufgebaut werden, damit die Wirtschaft dort wieder halbwegs in Gang kommt. Die Ukraine würde daher in den nächsten Jahren Russland nur auf der Tasche liegen. Sowas den Wählern zu verkaufen ist schwierig. Die Finanzierung wäre allerdings für Russland ein geringeres Problem als für die EU, denn im Gegensatz zu den EU-Ländern hat Russland nur eine Staatsverschuldung von 13% (Vergleich Deutschland: 75%).

Und nicht zuletzt hätte Russland mit der Ukraine das Problem, dass dort massive Interessen westlicher Energiekonzerne bestehen. Diese werden immer wieder versuchen an die Rohstoffe dort zu kommen, so dass davon auszugehen ist, dass das Land nach einer Angliederung an Russland kaum unter Kontrolle zu bekommen ist, weil es immer wieder Destabilisierungsversuche geben wird.

Was gern vergessen wird in unseren Medien, was man aber mitbekommt, wenn man innerkirchliche Medien verfolgt, ist, dass Moskau sich die orthodoxe Kirche zum Feind machen würde, wenn sie die Ukraine angliedern würden. Denn die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchat hat sich ganz klar für eine Unabhängigkeit der Ukraine ausgesprochen. Die haben nämlich kein Interesse an weiteren Konflikten mit dem Kiewer Patriarchat. Und dass Moskau relativ kirchenhörig ist, sollte in der Vergangenheit eigentlich klar geworden sein. Gesetze gegen Homosexualität u.ä. haben wir schliesslich den orthodoxen Kirchen in Russland zu verdanken.

Es spricht also recht wenig dafür, dass eine Angliederung der Ukraine an Russland von den Russen erwünscht ist.
 
Chromatin hat gesagt.:
Wieso ist denn ueberhaupt die Rede von einem Ende?

Irgendwie tut sich da dort nix?
Na ja, zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Threads sah es eigentlich so aus, als wären die Separatisten militärisch am Ende. Die ukrainische Armee hatte sie in zwei Rückzugsgebiete zurückgedrängt und einen davon, ihre Hochburg Donezk, vollständig eingekreist (das hatten auch die Separatisten selbst bestätigt) und unter schweren Artilleriebeschuss.
Das den eingeschlossenen Separatisten trotzdem nicht die Munition ausging, sondern sie sogar eine Gegenoffensive starteten, eine neue Front aufmachten und ihrerseits ukrainische Soldaten einkesseln konnten, zeigt imho recht deutlich wie stark sie logistisch und militärisch unterstützt werden.
Obwohl Moskau zwar offiziell immer noch leugnet, dürfte mittlerweile auch den meisten Zweiflern klar sein, dass die Separatisten militärische Hilfe aus Russland bekommen. Immerhin haben mittlerweile Separatisten-Führer selbst bestätigt das russische Soldaten in ihren Reihen kämpfen, in Russland werden gefallene Soldaten bestattet und Orden für Kampfeinsätze verliehen...
Der Konflikt ist damit endgültig so etwas wie ein altmodischer Stellvertreterkrieg geworden: Auf der einen Seite die ukrainische Armee mit Unterstützung des Westens und auf der anderen Seite die Separatisten mit Unterstützung Russlands. Ich würde daher bitmunchers Bewertung zustimmen und Schrecken ohne Ende für die Ukraine prognostizieren.

Der Ukraine-Konflikt ist jedenfalls längst viel mehr als ein "einfacher" Bürgerkrieg und zieht weite Kreise in ganz Europa. Ich selbst bin kürzlich in der U-Bahn beinahe Zeuge einer Massenschlägerei zwischen Polen und Russen geworden (nur die Durchsage des Fahrers die Fahrt zu stoppen und die Polizei zu rufen beruhigte die Gemüter) - Auslöser war wohl die Bemerkung "Polen kommt als nächstes dran" eines Russen (muss dazu sagen das die Russen kaum mehr als Teenager waren).
Meine Großeltern sind gerade von einer Rundreise durch Litauen zurückgekommen und haben erzählt das sie dort, sobald sie als Deutsche erkannt wurden, ständig auf den Konflikt angesprochen wurden. Fast alle Litauer mit denen sie darüber gesprochen haben, fühlen sich durch Russland bedroht und haben das Gefühl das weder die EU, noch die NATO genug Stärke zeigt. In Lettland, Estland und Polen scheint es ähnlich auszusehen. Mehr als zwanzig Jahre nach dem Zusammenbruch der UdSSR scheinen Misstrauen und anti-russiche Ressentiments in den Ex-Sowjetrepubliken wieder Hochkonjunktur zu haben.

Die Ukraine-Krise hat nicht nur die Freundschaft zwischen den "Brudervölkern" der Ukraine und Russlands beschädigt (in der Ukraine denkt man laut darüber nach einen Schutzwall entlang der russischen Grenze zu errichten) und das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland erschüttert - die Scharfmacher auf beiden Seiten haben auch das Klima in Europa nachhaltig vergiftet...X(

Zum Schluss noch ein interessanter Artikel aus der FAZ, der das ganze in einem anderen (noch erschreckenderen) Licht erscheinen lässt: Putin hat Invasion der Ukraine seit 2013 geplant
 
Zum Schluss noch ein interessanter Artikel aus der FAZ, der das ganze in einem anderen (noch erschreckenderen) Licht erscheinen lässt: Putin hat Invasion der Ukraine seit 2013 geplant

Der Artikel strotzt ja nur von Unterstellungen und Doppelmoral.

Tatsächlich dürfte ihm die „orange Revolution“ in der Ukraine im Sinn gewesen sein.

Wenn ein russischer Offizier von Nordafrika und dem Nahen Osten spricht, meint er also Ukraine?! Meint der Autor das wirklich ernst oder ist das ein Gastartikel vom Postillion? Oder meinen US-Soldaten, wenn sie vom Irak sprechen eigentlich China?

Kurz gesagt, plädiert Gerassimow dafür, dass die imperiale Macht Russland sich Methoden von Guerrillakämpfern aneignet. Der russische Begriff dafür ist „nichtlineare Kriegsführung“, die Nato spricht von hybrider, also gemischter Kriegsführung.

Dass die NATO sogenannte asymmetrische Kriegsführung in Afghanistan und Irak auch betrieben hat, ist vermutlich egal. Und wenn israelische Generalmajor äußern, dass "die Dringlichkeit, Erfolgsstrategien für die asymmetrische Kriegsführung zu entwickeln, sich in Folge des Irak-Krieges 2003 sowie im „War on Terror“ seit dem 11. September 2001 deutlich gezeigt" hat, dann ist das natürlich was anderes als wenn ein russischer Generalstabchef sowas sagt.

Gerassimow verlangte nun zusätzlich, dass die „Verfahren zum Überschreiten von Staatsgrenzen vereinfacht werden“.

Russland wäre ja auch reichlich dumm, wenn es sich nicht die gleichen Rechte einräumen würde, wie es die Amerikaner bereits seit Jahrzehnten tun. Man könnte diesen Satz auch anders formulieren: Russische Soldaten müssen genau so unbürokratisch im Ausland einsetzbar sein wie amerikanische. Aktuell ist das nämlich nicht der Fall. Nichtmal Drohnen können ohne Zustimmung der Duma im Ausland eingesetzt werden, während Obama mit den Dingern bereits seit Jahren nach Gutdünken durch die Welt ballert.

Sorry, aber ausgewogene Berichterstattung sieht anders aus. Das ist ein Parade-Beispiel für antirussische Propaganda. Ein paar Schlagworte mehr mit rein und ein wenig offener von Krieg sprechen und schon könnte der Artikel auch aus Göbbels Feder stammen.
 
Eben die Tatsache, dass die Presse derart gespenstisch gleichgeschaltet ist, ist für mich ein valider Indikator, wie es um die BRD tatsächlich bestellt ist - wäre die BRD eine Demokratie sensu stricto, gäbe es diese eher für autoritäre und diktatorische Staaten typische Pressegsleichschaltung nicht.
 
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Ukraine-Konflikt: ARD-Programmbeirat bestätigt Publikumskritik | Telepolis

Von allen untersuchten Formaten, darunter auch die Brennpunkt-Sendungen und viele Magazin-Beiträge, erwähnen die Beiratsmitglieder nur die Redaktionen ttt, Plusminus, Monitor und Panorama mit "einigen wenigen positiven" Themensetzungen. Alle anderen Beiträge erfahren in dem Bericht eine vernichtende Kritik. Wertungen wie "fragmentarisch", "tendenziös", "mangelhaft" und "einseitig" durchziehen das gesamte Resümee aus dem Protokoll.
 
Und spricht diese Art der Reflexion jetzt mehr für oder gegen eine freie Presse?

Es spricht auf jeden Fall dafür, dass der Eindruck der meisten Medien-Konsumenten, dass die Berichterstattung alles andere als neutral ist, keineswegs falsch ist. Gerade die öffentlich-rechtlichen Medien haben keinen Druck durch Werbepartner o.ä. und es gehört zu ihrem Programmauftrag, dass sie "zum Frieden und zur sozialen Gerechtigkeit mahnen". Was in letzter Zeit allerdings gegen Russland vorgebracht wurde, kommt eher Kriegshetze gleich als einer Mahnung zum Frieden. Auch das Ziel der Berichterstattung, nämlich dass diese umfassend informieren muss, wurde nicht entsprochen.

Auf jeden Fall kann man wohl von den öffentlich-rechtlichen Sendern erwarten, dass sie sich nicht auf eine Seite schlagen. Ausserdem hat das Bundesverfassungsgericht auch bereits festgelegt, dass die Berichterstattung nicht auf die Vermittlung politischer Meinungen ausgelegt sein darf. Genau das ist aber geschehen bzw. hatten viele Zuschauer das Gefühl, dass es so geschehen ist.

Im übrigen spricht diese Reflexion keineswegs für eine freie Presse, denn der Programmbeirat beanstandet ja auch, dass er keinerlei Handhabe hat um dieses Verhalten des Senders zu unterbinden. Er kann höchstens Empfehlungen aussprechen. Und der Reaktion der Verantwortlichen nach, würde ich mal behaupten, dass man diesen Empfehlungen beim Thema Ukraine offenbar nicht folgen will.
 
Was in letzter Zeit allerdings gegen Russland vorgebracht wurde, kommt eher Kriegshetze gleich als einer Mahnung zum Frieden. Auch das Ziel der Berichterstattung, nämlich dass diese umfassend informieren muss, wurde nicht entsprochen.
Auf jeden Fall kann man wohl von den öffentlich-rechtlichen Sendern erwarten, dass sie sich nicht auf eine Seite schlagen.

Bitte interpretier nicht mehr in die Meldung, als möglich. Es geht hier lediglich um die ARD und hier wiederum namentlich um den BR. Das ZDF, ARTE, Phoenix, 3SAT oder die Radioprogramme, wie z.B. hr2, die auch sehr kritisch über die NATO berichtet haben, wurden garnicht betrachtet. Wie du selbst auch gesagt hast, wurden auch einige Sendeformat explizit für ihre Berichterstattung gelobt, was den allgemeinen Vorwurf gegenüber den Öffentlich-Rechtlichen nochmal entkräftet und die Kritik nur hinsichtlich einigen Formaten zulässt.

Und der Reaktion der Verantwortlichen nach, würde ich mal behaupten, dass man diesen Empfehlungen beim Thema Ukraine offenbar nicht folgen will.

Keine Ahnung, wie du auf diese Unterstellung kommst, denn sie wird selbst im Text widerlegt.

Das Themenspektrum war also eingeschränkt, und teilweise wiederholten sich die Fragestellungen überdies. Die Gästeauswahl deckte in der Regel gegensätzliche Positionen ab und gewährleistete damit weitgehende Ausgewogenheit, auch die Moderation war unparteiisch
[...]
Mit Fortschreiten der Krise war jedoch eine Änderung in der Farbe der Berichterstattung des Ersten zu registrieren: Sie erschien – vielleicht in Reaktion auf die Zuschauerkritik – etwas objektiver.

Ich stimme dir in dem Punkt zu, dass manche Sendungen in ihrer Grundaussage nicht neutral - soweit das überhaupt möglich ist - argumentiert haben. Ich denke jedoch auch, dass gerade in diesem Konflikt eine neutrale Berichterstattung, gerade in Formaten wie Brennpunkt, nicht möglich ist, da die Informationsquellen aus den Krisengebieten immer subjektiv (Bürgerbefragungen) oder bewusst parteiisch (NATO/USA/pro westliche Geheimdienste, Ukrainisches Militär vs. Russland, Separatisten) sind. Darauf wurde auch zumindest in den Tagesthemen immer hingewiesen. Gleichzeitig haben wir als westliches Land nunmal leichter Zugriff auf Informationen von (pro-?)westlichen Quellen, als von Separatisten, die Journalisten auch schon gefangen genommen haben. Informiert man sich über Tagesthemen und Co. hinaus auch über andere Medien, dann versteht man auch das Ausmaß dieses Konflikts genau und kann auch die Messages der Moderatoren und Reporter besser und neutraler interpretieren. Dann ergibt sich einem auch ein im Großen und Ganzen neutrales Bild der ARD, zumindest im Vergleich mit den vielen anderen Verlagen, Sendehäusern oder Online-Medien.
 
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Keine Ahnung, wie du auf diese Unterstellung kommst, denn sie wird selbst im Text widerlegt.

Dadurch dass Baumann (Chefredakteur) sich gegen die "Vorwürfe" des Programmbeirats bereits geäußert hat und diese vehement bestritt.

Es geht hier lediglich um die ARD und hier wiederum namentlich um den BR. Das ZDF, ARTE, Phoenix, 3SAT oder die Radioprogramme, wie z.B. hr2, die auch sehr kritisch über die NATO berichtet haben, wurden garnicht betrachtet.

Nur weil sie nicht betrachtet wurden, heisst das nicht automatisch, dass es bei denen nicht so ist. Vielleicht sollte man sich diese Sender auch einfach mal genauer anschauen. Dann sieht man vermutlich auch, dass die meiste NATO-kritische Berichterstattung erst nach 22 Uhr gesendet wird und keinesfalls in den normalen Nachrichten erfolgt.

Und bezüglich der vermeintlich neutralen Tagesthemen, muss man ja nur auf Ständige Publikumskonferenz der öff.-rechtl. Medien • Thema anzeigen - ARD Tagesschau - Manipuliertes Interview hinweisen. Das ist allerdings auch nur der aktuellste Fall wo eine "Pro-Kiew-Manipulation" stattfand.

Diese Differenziertheit in Neefs Aussagen war aber durch die herausgeschnittene Passage für den Zuschauer nicht mehr ersichtlich, so dass der Eindruck entstehen musste, die Bevölkerung der Ostukraine hätte ausschließlich eine skeptische Haltung gegenüber den Separatisten.

Dass die Nachrichten während der Maidan-Proteste gerade von Tagesschau und Tagesthemen primär von einer Medien-Agentur stammten, die ganz klar Position für die Demonstranten bezog, wurde scheinbar schon vergessen? Die manipulierten Bilder aus dem Kiewer Stadion nach den Protesten, wo angeblich tausende Menschen demonstrierten, die sich auf Videos im Netz ganz schnell als ca. 100 entpuppten sind auch nicht mehr im Gedächtnis? Was ist mit dem angeblich von Strelkov stammenden Tweet, der sich danach als einer von einer Pro-Kiew-Agentur entpuppte, wodurch suggeriert wurde die Separatisten hätten den Abschuss zugegeben? Wer nichtmal die Kollegen korrekt zitiert, der kann imo noch soviel darauf hinweisen, dass eine neutrale Berichterstattung nicht möglich ist. Glaubhafter wird die Sendung dadurch keineswegs.
 
Wo habe ich bitte gesagt, das h4-er hungern wie die Neger??

... Afrikanerinnen und Afrikaner, Menschen dunkler Hautfarbe, Schwarze oder Farbige. Wir sind hier nicht am Dorf-Stammtisch.

Dann sieht man vermutlich auch, dass die meiste NATO-kritische Berichterstattung erst nach 22 Uhr gesendet wird und keinesfalls in den normalen Nachrichten erfolgt.
Natürlich nicht. Die Nachrichten sollen informieren, nicht kritisieren. Reporter berichten - und ja, ich teile deine Kritik, wenn diese Sätze bewusst rausgeschnitten werden - subjektiv von Krisenherden, weil es anders nicht möglich ist. Wenn allerdings von NATO-Pressekonferenzen berichtet wird, dann war das immer ersichtlich und jeder konnte sich seine Meinung dazu bilden. Wenn Regierungsvertreter oder ukrainische Militärs interview't wurden, ebenfalls. Wenn Separatisten-Führer auf Pressekonferenzen sprachen, auch. Ja sogar, wenn Putin zitiert wird, wird das explizit gesagt. Ist das jetzt etwa wirklich pro-westlich? Wenn der Zuschauer zu blöd ist, aus der Angabe der Quellen sich seine oder ihre Schlüsse zu ziehen, sollten wir uns eher mal über unsere politische Bildung Gedanken machen, als über die Medien. Die sind dann das kleinste Problem. Das hat aber nichts mit Neutralität zu tun, sondern vielmehr mit Medienkompetenz.

Es scheint niemand an Neutralität interessiert zu sein - die Kritik der Linken und der AfD zeigen das mal wieder sehr schön -, sondern nur daran, seine/ihre eigene Meinung im Fernsehen vorgesetzt zu bekommen. So ist es vielleicht auf Spiegel Online und Co. Da können russlandfreundliche Linke ihre NATO-kritischen Themen lesen, ebenso wie pro-westlich eingestellte Menschen ihre russlandfeindlichen Thesen lesen können. Wir konsumieren wieder nur das, was uns angezeigt wird - amazon hat es vor Jahren schon vorgemacht und damit unser Kaufverhalten beeinflusst. Die Online-Medien machen es nach - und wir entfernen uns immer weiter von einem Neutralitätsbegriff.

Und ja, die Öffentlich-rechtlichen sind nicht neutral. Sie berichten nicht von Völkermorden im Südsudan, vom Drogenhandel und Kinderarbeit, die die soziale Unterstützung von Armen und Schwachen in Südamerika sichern, oder von Assad und Saddam Hussein, die einerseits Bevölkerungsteile unterdrückten, andererseits damit aber die Stabilität in der Gegend gesichert haben. Wenn die Öffentlich-rechtlichen neutral sein sollen, dann brauchen sie auch die finanziellen Mittel, sich damit auseinander zu setzen. Sie müssen selbst Reporter in die Gebiete schicken können, anstatt von dritten, möglicherweise parteiischen Agenturen, Nachrichten einzukaufen. Aber hey, nach dem Telepolis-Artikel schreien jetzt wieder alle nach Abschaffung der GEZ-Gebühren. Also erzähle mir nicht, dass Deutschland überhaupt an Neutralität interessiert sei.
 
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Zum Mythos der freien Presse...

Ich denke man muss "den Leuten" klarmachen dass es immer auf den Maßstab ankommt, den man selbst- und den sich ein Unternehmen der Presse selbst anlegt.

Die meisten Unternehmen sind Auflagengetrieben und könnten mit der objektiven Berichterstattung über alles mögliche gar nicht überleben. Bei den Printmedien haben wir da kaum eine Chance. In einer komplexen Welt ist eine objektive Recherche unglaublich auswändig. Dagegen steht das ständige liefern müssen in immer kleineren Informationseinheiten. Wer kann und will denn einen Journi bezahlen, der mal eben den kulturellen Konflikt soundso aufarbeitet und daraus einen halbseiten Artikel erstellt, der auch nur annähernd korrekte Darstellungen liefert? Manche Blätter schaffen es jedoch besser als andere.

Durch die GEZ könnte die Gesellschaft allerdings einen gewissen Druck bei den öffentlich-rechtlichen ausüben. Und um auch mal eine Klinge für die GEZ zu führen: Trotz aller Nörgelei haben wir im deutschen Fernsehen eine Auswahl an GUTEN Berichten die seinesgleichen sucht. Hier haben wir weniger das Problem des Angebots (Dokumentationen, Talks, Scobel, etc.), sondern ein Problem der Nachfrage!


Im allgemeinen gilt: Die Medien sind ein Indikator für die Themen, die eine Gesellschaft umtreibt. Je intensiver über etwas berichtet wird, desto mehr SOLLTE man sich selber ein Bild machen und sich informieren. Wer auf Zeitschriften und Nachrichten setzt wird immer, egal was er nutzt, weniger, oberflächlicher und öfter falsch informiert sein als derjenige, der Bücher nutzt und auf eigene Faust eine Vielzahl von Quellen anzapft und sich eben eine MEINUNG BILDET.

Und schlussendlich: Wer von der Unart befallen ist, zu allen irgendwie informiert sein zu müssen, muss eben damit leben dass er von allen ein bisschen, aber von nichts richtig Ahnung hat.

Und jeder Soziologe, der etwas anderes behauptet, hat Aktien von diversen Blättern etc. :p
 
@SchwarzeBeere: Ich nehme den Begriff "Neger" hiermit offiziell zurück.
 
Jeder mag zum Thema seine Meinung haben aber das schlimmste an der Sache ist,das viele sich von den Medien einfach eine Meinung aufschwatzen lassen. Aber ist ja nicht nur so bei dem Thema Ukraine das der Putin das Übel und das Böse in Person ist.

Find die Leute sollten sich viel mehr mit dem Thema selbst beschäftigen und nicht die Meinung der Bild als ihre ausgeben. Aber denk es wird leider noch ausarten wenn das so weiter geht
 
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