[TdW 121] Tag der Einheit - Wir sind ein Volk, oder doch nicht?

Tatsächlich? Wie kommst Du zu dieser Aussage? Das letzte was ich in diesem Kontext gelesen habe war das:
Quelle: Griechenland: Drei Viertel der Griechen wollen Euro behalten | ZEIT ONLINE

Und deswegen spielen europäische Regierungen und Banken inkl. denen in Griechenland den "Grexit" durch? In diesem Punkt widersprechen sich die Medien und das Handeln von Wirtschaft und Politk massiv, weswegen es mir schwer fällt dieser Umfrage zu glauben. Die Aussage von Tsipras war nämlich nicht "Wir wollen den Euro auch" sondern "Wir wollen doch auch die Rettung des Euro". Keine Aussage darüber ob er die Rettung des Euro mit oder ohne Griechenland sieht. Allerdings sagte er ja bereits im Dezember, dass er durchaus den Euro wollen würde, wenn dies mit "Würde, Gerechtigkeit und Solidarität" verbunden wird. Ihm ist aber sehr wohl klar, dass er den Euro in Griechenland nicht halten können wird, wenn er sich nicht weiter dem Spardiktat der EU unterwirft. Und das will er ganz offensichtlich nicht, denn das hat nichts mit "Würde, Gerechtigkeit und Solidarität" zu tun. Da er aber aktuell von vielen, wenn nicht sogar den meisten, Griechen favorisiert wird, und ich die Griechen nicht für ein dummes Volk halte, gehe ich davon aus, dass den Griechen bewusst ist, dass mit ihm ein Ausstieg aus dem Euro fast unabänderlich sein wird. Wieso hat er also eine solche Zustimmung, wenn die Griechen den Euro wollen? Das ist unlogisch. Von daher gilt für mich: Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
 
@bitmuncher
Dann fasse ich das mal so zusammen, wie ich das verstanden habe: Du bist der Meinung die Griechen wollen aus dem Euro und die öffentlichen Spekulationen über einen Grexit siehst Du als Bestätigung für diese Meinung. Umfragen die in griechischen Medien wie der Athener Tageszeitung Kathimerini veröffentlicht wurden und das genaue Gegenteil besagen, hältst Du schlichtweg für Fälschungen und das ganze fasst Du mit Griechenland will aus dem Euro raus als Tatsachen-Feststellung zusammen - obwohl es ja eigentlich nur Deine persönliche Einschätzung und somit bestenfalls eine Behauptung ist. Und wo wir gerade beim Überprüfen von Aussagen sind:
bitmuncher hat gesagt.:
Da er aber aktuell von vielen, wenn nicht sogar den meisten, Griechen favorisiert wird, und ich die Griechen nicht für ein dummes Volk halte, gehe ich davon aus, dass den Griechen bewusst ist, dass mit ihm ein Ausstieg aus dem Euro fast unabänderlich sein wird.
Meines Wissens nach liegt Syriza in Umfragen knapp über den 30%, in dem oben von mir verlinkten ZEIT-Artikel ist von 31,6% die Rede - in jedem Fall sind wir weit davon entfernt behaupten zu können, die meisten Griechen würden Tsipras favorisieren.

Gut das Du kein Journalist bist, sonst würden die Spekulationen über die manipulative Lügenpresse ganz neue Blüten treiben...:D

Ich persönlich würde die medienwirksamen Spekulationen über einen Grexit auch ganz anders bewerten: Ich denke es ist zum einen der wenig subtile Versuch Druck auf die griechischen Wähler auszuüben, damit diese sich zweimal überlegen wem sie ihre Stimme geben und was für Folgen das haben könnte. Zum anderen bringt man sich bereits für die Verhandlungen für die Zeit nach der Wahl in Stellung und versucht die Position des möglichen Wahlsiegers Tsipras im vorhinein zu schwächen, in dem man ihm zu verstehen gibt das auch ein Grexit eine Option ist.
Meiner Interpretation nach ist der Grexit also eher als Drohung gegen Griechenland gedacht und das funktioniert natürlich nur, wenn Griechenland den Euro behalten will. Bestätigt sehe ich mich in meiner Sichtweise durch den Umstand, dass auch Tsipras selbst das so zu sehen scheint:
Der Chef der griechischen Linkspartei Syriza hat die Debatte über einen Euroaustritt seines Landes als Schreckgespenst bezeichnet. Der konservative Regierungschef Antonis Samaras und seine Hinterleute benutzten dieses Schreckgespenst, um die Wähler zu terrorisieren, sagte Alexis Tsipras. Dies werde ihnen nicht gelingen.
Quelle: Griechenland: Tsipras kritisiert Grexit-Debatte als Schreckgespenst | ZEIT ONLINE

Wieso sollte die Vorstellung vom Grexit die Wähler terrorisieren, wenn diese sowieso mehrheitlich gegen den Euro wären?
Übrigens hat meines Wissens nach (obwohl ich zugeben muss den griechischen Wahlkampf nicht allzu aufmerksam verfolgt zu haben), keine der angetretenen Parteien die ernsthafte Forderung nach einem Ausstieg aus dem Euro im Programm gehabt. Selbst Tspiras, dessen Partei Syriza ja gerne als linksradikal, bezeichnet wird hat ja erst kürzlich in einem offenen Brief an das Handelsblatt (auf den Du Dich ja auch beziehst) gesagt:
Unser Ziel ist – im Rahmen der Eurozone – eine neue Vereinbarung für die ganze Eurozone, innerhalb der auch unser Volk atmen, schaffen, mit Würde leben kann.
Quelle: Deutsche haben von SYRIZA in Griechenland nichts zu befürchten

Basierend auf diesen Überlegungen und den Ergebnissen von Umfragen zum Euro-Austritt in Griechenland, würde ich sagen Griechenland will aus dem Euro raus ist eine sehr gewagte Behauptung...;)
 
@bitmuncher
Dann fasse ich das mal so zusammen, wie ich das verstanden habe: Du bist der Meinung die Griechen wollen aus dem Euro und die öffentlichen Spekulationen über einen Grexit siehst Du als Bestätigung für diese Meinung.
Nein, das Durchspielen des Grexit im Zusammenspiel damit, dass Syriza schon jetzt als Gewinner einer kommenden Wahl gilt, sehe ich als Bestätigung meiner Meinung.

Meines Wissens nach liegt Syriza in Umfragen knapp über den 30%, in dem oben von mir verlinkten ZEIT-Artikel ist von 31,6% die Rede - in jedem Fall sind wir weit davon entfernt behaupten zu können, die meisten Griechen würden Tsipras favorisieren.
Also in etwa so viel wie die CDU 2009. Damit würden sie dennoch die Wahl gewinnen. Das sollte den Griechen zu denken geben, wenn sie den Euro behalten wollen, meinst du nicht?

Basierend auf diesen Überlegungen und den Ergebnissen von Umfragen zum Euro-Austritt in Griechenland, würde ich sagen Griechenland will aus dem Euro raus ist eine sehr gewagte Behauptung...;)

Das ist mir bewusst. Warten wir ab, was nach den Wahlen dort kommt. Ich habe jedenfalls aufgehört unseren Medien irgendwas zu glauben. Ich bilde mir lieber meine eigene Meinung als sie durch unsere Medien bilden zu lassen. Dass ich da nicht immer richtig liege, ist mir durchaus bewusst. Das Risiko gehe ich gern ein.
 
Also bit, zum Verschwörungstheoretiker taugst du nicht. :D

Ich sehe die Meldung das Syriza schon jetzt als Gewinner einer kommenden Wahl gilt,
als den Versuch die konservativen Wähler zu mobilisieren und den ein oder anderen
sozialistischen oder unentschlossenen Wähler zum daheim bleiben zu motivieren. :wink:

Gruss
 
Und deswegen spielen europäische Regierungen und Banken inkl. denen in Griechenland den "Grexit" durch?
Die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland aus dem Euroraum aussteigt, ist gering, die Auswirkungen wären aber gerade für die Banken gewaltig, da sie nun wieder in der Position ständen, die Schulden selbstständig eintreiben zu dürfen. Das Risiko eines krassen Schuldenschnitts durch Anordnung der EU fiele, während man nun selbst bestimmen könnte, wie man weiter am besten die Schulden eintreiben könnte. Was dabei rauskommen kann, sieht man beispielsweise an Argentinien.

Überlegt man hier noch ein bisschen weiter, so wird einem schnell klar, warum inbesondere neoliberale Politiker wie Hans-Werner Sinn gerne den Grexit als einzigen Ausweg für Griechenland beschreiben, gerade vor dem drohenden Sieg der ach so gefährlichen Linken. Dabei prallen aber zwei völlig unterschiediche Gründe für einen Austritt aufeinander: Tsipras will gegen die Einschnitte in den Sozialsystemen vorgehen und sich die für die Bürgerinnen und Bürger Griechenlands einschneidenen Maßnahmen nicht von der Troika vorschreiben lassen. Hans-Werner Sinn will einfach nur eine noch liberalere Schuldenpolitik, um den Banken wieder zu mehr Macht zu verhelfen.

Zwei Ziele, ein Weg: Der Austritt Griechenlands aus dem Euroraum. Dass das eine jedoch Hand in Hand mit dem anderen geht und mit vielen weiteren massiven Nachteilen - wer mal in Griechenland wandern war, der weiß, dass ein Großteil der ländlichen Gebiete mit Geldern aus der EU finanziert werden, ohne die die Tourismus-Branche zusammenbrechen würde - gerechnet werden muss, das haben die Griechen verstanden (siehe Statistik). Das hat auch Tsipras (inzwischen - vor einigen Jahren hatte er ja bekanntlich mit dem Austritt geworben...) verstanden, weswegen er (inzwischen) nicht mehr vom Austritt spricht, sondern nur über die Troika herzieht, gegen die er aber mehr oder minder machtlos ist. Deswegen wird sich auch mit Tsipras wenig ändern. Es gibt vielleicht ein paar mehr Einsparungen an anderen Stellen und eine geringe Stärkung der Sozialsysteme. Aber das wirds gewesen sein, so groß sind die Spielräume nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also bit, zum Verschwörungstheoretiker taugst du nicht. :D
Komisch, sonst wird hier doch immer behauptet, dass ich überall Verschwörungen wittere. Du verwirrst mich mit solchen widersprüchlichen Aussagen. ;)

Ich sehe die Meldung das Syriza schon jetzt als Gewinner einer kommenden Wahl gilt,
als den Versuch die konservativen Wähler zu mobilisieren und den ein oder anderen
sozialistischen oder unentschlossenen Wähler zum daheim bleiben zu motivieren. :wink:

Mit anderen Worten: Die Presse kommt ihrer Verpflichtung zur Neutralität, die in einer Demokratie zur politischen Willensbildung notwendig ist, nicht nach sondern betreiben Propaganda?! Nun, dann kann mal wohl auch einfach Blogs lesen und es stellt sich mal wieder die Frage inwiefern wir eine solche Presse noch brauchen. Aber das können wir ja im TdW 132 weiter besprechen.
 
Zurück
Oben