[TdW 149] Ist die AfD am Ende?

Nach einer kurzen Sommerpause meldet sich das TdW jetzt wieder zu Wort und da derzeit Griechenland das alles beherrschende Dauerthema in allen Medien ist, dachte ich mir wir beschäftigen uns lieber mit etwas völlig anderem...;)
Neben dem Thema Griechenland gab es in Deutschland in den letzten Wochen ein weiteres Dauerthema: Der Führungs-& Richtungsstreit in der AfD.
Lange Zeit schien die AfD eine einzige Erfolgsgeschichte zu sein: Sie schaffte quasi aus dem Stand den Sprung in mehrere Landtage und sogar ins Europaparlament - der Einzug in den nächsten Bundestag schien praktisch bereits ausgemacht zu sein. Ihren Erfolg verdankte das jüngste Mitglied der Parteienlandschaft vor allem den eurokritischen Tönen des Partei(mit)gründers Bernd Lucke. Lange Zeit war der wenig charismatische Lucke die treibende Kraft der AfD, er war gleichsam Gesicht, Stimme und Herz der Partei. Für die AfD Anhänger standen Lucke und seine neu gegründete Partei für Vernunft in der Wirtschaftspolitik (vor allem dafür kein deutsches Steuergeld für immer neue Euro-Rettungspakete zu verwenden) und für konservative Werte in der Innenpolitik. Mit dieser Mischung gelang es der Partei allen etablierten Parteien Wähler abspenstig zu machen - besonders jedoch der FDP und der Union. Schon bald entwickelten sich jedoch zwei Strömungen, die sich zunehmend unversöhnlich gegenüberstanden: Der konservative wirtschaftsliberale Flügel um Lucke und Henkel und der national-konservative Flügel um Petry und Gauland.
Lange Zeit hatte Lucke selbst mitgemischt, wenn es darum ging auch am rechten Rand der Gesellschaft nach Wählern zu fischen (z. B. mit seinen Interviews & Talkshow Auftritten zu Pegida) und er hatte die Partei immer vehement gegen Vorwürfe rechtspopulistisch zu sein verteidigt. Doch spätestens seit der Zustrom von national-konservativen Mitgliedern seine parteiinternen Konkurrenten (vor allem Frauke Petry) stärkte, warnte auch Lucke plötzlich vor einer zunehmenden Radikalisierung der AfD.
Der interne Machtkampf entwickelte sich mehr und mehr zu einer regelrechten Schlammschlacht (und schon vorher war man in der AfD beim Ausschalten von Konkurrenz nicht gerade zimperlich), die ihren ersten Höhepunkt in der Gründung des Vereins Weckruf 2015 erlebte. In diesem Verein sammelte Lucke seine Anhänger und versuchte dem erstarkten national-konservativen Flügel um Frauke Petry Paroli zu bieten. Ein Schiedgericht der Partei verbot den Verein jedoch zunächst, kassierte das Verbot aber wieder nachdem Zweifel an der Unabhängigkeit und der Rechtmässigkeit des Urteils aufgekommen waren.
Auf dem Parteitag in Essen kam es dann zum vorläufigen Showdown: Frauke Petry wurde mit 60% der Stimmen zur alleinigen Vorsitzenden gewählt, während die einstige Lichtgestalt Lucke ausgebuht und niedergebrüllt wird.
In Folge dieser Wahlschlappe treten Luckes Anhänger scharenweise aus der Partei aus, auch Hans-Olaf Henkel und Bernd Lucke selbst sind mittlerweile aus der Partei ausgetreten. Nach einer Abstimmung unter Mitgliedern des Vereins Weckruf 2015 scheint es zunehmend wahrscheinlich das Lucke eine neue Partei gründen wird...
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW also heute die Frage: Ist die AfD am Ende? Entsteht eine weitere Partei "rechts der Union"? Und welche Auswirkungen hat das alles auf die nächste Bundestagswahl?

Quellen & mehr zum Thema:
https://www.tagesschau.de/inland/afd-parteitag-113.html
AfD-Vorstandswahlen - Petry gewinnt Machtkampf gegen Lucke - Politik - Süddeutsche.de
Alternative für Deutschland: Luckes Weckruf ist verhallt | ZEIT ONLINE
 
AfD

Hallo


Das Problem, das jetzt entstanden ist, nachdem Lucke und Henkel das hantuch geworfen ahbne, wie kann man jetzt noch die NPD verbieten? Bei einem Verbot laufen die NPD Anhänger, so noch nicht geschehen, zur AfDX(
Und dann ?
Ich sehe da keinen allzu großen Unterschied mehr zwischen diesen beiden Rechten Gruppierungen, denn mehr ist die AfD im Grunde nicht.



mfg
schwedenmann
 
Der AfD geht es - ohne inhaltliche Vergleiche ziehen zu wollen - gleich wie den Piraten: Interne Grabenkämpfe verhindern
- die inhaltliche Auseinandersetzung mit Problemen UND Lösungen
- die Besetzung von Posten mit fähigen (Berufs-)Politikern anstatt Laien
- die zentrale Steuerung und Koordination der parteiinternen Gruppierungen
- den Aufbau von parteiinternen und -übergreifenden Netzwerken
- die Außendarstellungen inner- und außerparteilicher Prozesse
und damit letzten Endes die notwendige Professionalisierung, die zwar nach außen hin abgelehnt wird, aber denoch nach innen hin absolut notwendig ist.

Vielleicht kann ihr die bewusste Nähe zur NPD im Osten noch einen gewissen Aufschwung verschaffen, gerade jetzt während des Verbotverfahrens und während des Bewusstwerdens der Flüchtlingsproblematik. Ähnlich wie die NPD wird sie sich aber damit auch gleichzeitig den Weg in den westlichen Bundesländern versperren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich sehe keine Vergleichsmöglichkeit zwischen AFD und Piraten.
Die Piraten sind an ihrer Basisdemokratie gescheitert, bei der dann keiner mehr mitmachen wollte,
weil es zum Einen jede Menge Arbeit macht dies ernsthaft zu betreiben und zum Anderen ganz schnell nicht nur
Pest und Cholera zur Auswahl stehen, sondern eine ganze Palette tödlicher Epidemien.
Basisdemokratie funktioniert nicht in großen Organisationen, dies haben die Grünen schon vor langer Zeit festgestellt.
Bei den Piraten war nie ein Richtungsstreit vorhanden, da es nie eine Richtung gab.

Bei der AFD hingegen sind durchaus die Eckpunkte festgelegt und Lucke sah sich als geistiger Führer
seiner Partei. Deshalb sah er auch keine Gefahr darin am rechten Rand zu fischen. Wie man sieht war er
damit so erfolgreich, dass sein Boot gekentert ist und er als Kapitän kurzerhand in das von ihm selbst
zu Wasser gelassene Rettungsboot "Weckruf 2015" gesetzt wurde.
Ich denke nicht, dass eines der beiden Boote sich nochmal ernsthaft als seetüchtig erweisen kann.

Gruß
 
end4win hat gesagt.:
Ich denke nicht, dass eines der beiden Boote sich nochmal ernsthaft als seetüchtig erweisen kann.
Hauptsache sie gründen wirklich eine neue Partei! Je mehr Parteien "rechts der Union" entstehen & nach Wählerstimmen fischen, desto besser - vielleicht klappt es dann irgendwann endlich mal wieder mit einem Regierungswechsel...;)

Ohne solche Schützenhilfe sehe ich zumindest schwarz für die Erfolgschancen der "linken" Opposition.
 
Solange die SPD nicht Gabriel auf eine einsame Insel aussetzt werden wir noch lange eine große Koalition haben.
Selbst die Grünen ziehen langsam aber sicher die CDU der SPD als Koalitionspartner vor.
Momentan ist doch das Problem, dass alle etablierten Parteien in die Mitte ziehen und kaum noch ein eigenes
Profil haben.

Gruß
 
Heute hat Lucke übrigens ernst gemacht: Parteigründung: Luckes Neustart heißt jetzt Alfa | ZEIT ONLINE

Seine heute gegründete Partei nennt sich Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa) und damit dürften die nächsten Wahlkämpfe ziemlich unterhaltsam werden - ich schätze zumindest das AfD und Alfa sich schöne Schlammschlachten liefern werden...:D

Seit der Spaltung dümpelt die AfD afaik in Umfragen bei 3% herum, ob Alfa mit den als Zielgruppe angepeilten "liberalkonservativen" Wählern das übertrumpfen kann? Derzeit sieht es imho eher so aus als würden beide Parteien schon alsbald in Vergessenheit geraten.
 
Nachdem die AfD es doch tatsächlich geschafft hat auf der "Flüchtlingswelle" (ich hasse diesen Begriff)
aufzuschwimmen habe ich mir doch mal ihr Grundsatzprogramm vom Parteitag vom 30.04/01.05 angetan.
Eigentlich wollte ich ja erfahren "welch geistes Kind" diese Partei ist, mal abgesehen von diesen
rechten Parolen, die in den Medien so gerne erwähnt wurden. Gefunden habe ich dies https://www.alternativefuer.de/wp-c.../2016/03/Leitantrag-Grundsatzprogramm-AfD.pdf
Was gibt es dazu zu sagen?
Ein herrlich populistisches Werk von Forderungen, welche schon bei Bild oder Mario Barth als "Aufregerthema" herhalten mussten,
gemischt mit den dazugehörigen Verallgemeinerungen alla "alle Politiker sind korrupt". Jedoch Respekt,
jeder kann hier seine Position hinein interpretieren.
Wer allerdings irgendwo konkrete Aussagen, Lösungen oder gar Finanzierungsvorschläge für Steuer- und
Wahlkampfgeschenke sucht wird enttäuscht. Es wird lediglich aufgezählt wo etwas, manchmal auch nur gefühlt,
im Argen liegt. Ansonsten fällt nur noch auf das hier genauso, wie bei den Sprüchen die wir aus der Presse
kennen zurückrudern und relativieren die Lieblingsdisziplin zu sein scheint.
Diese sogenannte "Alternative für Deutschland" bietet noch weniger gangbare Lösungen an, wie
die "etablierten Parteien" und dies oft in einer national rassistischen Verpackung.

Gruss
 
Leider bis jetzt immer noch nicht!! Im Gegenteil, die AfD sitzt bisher in fast jedem Parlament.... Da bekomm ich Magenweh, wenn ich darüber nachdenke, das viele Mitbürger leider nichts aus der Geschichte gelernt haben
 
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