In dieser Woche kann es im Grunde nur ein Thema für das TdW geben: In zwei Tagen wird The Donald als Präsident der USA vereidigt. Soweit ich weiß hat kein Präsident der USA die Menschen schon vor Beginn seiner ersten Amtszeit so stark polarisiert wie Trump. Die Hauptstadt Washington bereitet sich jedenfalls regelrecht auf einen Ausnahmezustand vor, denn man rechnet mit mindestens 200.000 Menschen die gegen Trump demonstrieren wollen und dann auf etwa 800.000 Menschen treffen werden die ihn feiern wollen (zum Vergleich: Zu Obamas erster Einführung kamen etwa zwei Millionen Unterstützer, nennenswerte Proteste hat es afaik damals nicht gegeben). Ich denke es ist keine Übertreibung wenn man die USA derzeit als gespalten, verunsichert und unberechenbar charakterisiert. Spätestens seit dem Wahlkampf haben sich tiefe Gräben aufgetan, die die verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Lager trennen. Die USA sind sensationslüsterne, schmutzige Wahlkämpfe schon fast traditionell gewohnt, doch dieser war bislang beispiellos - nicht zuletzt weil sich schon im Vorwahlkampf die Kandidaten der Republikaner gegenseitig zerfleischten und führende Demokraten, wie durch Leaks wohl dokumentiert wurde, hinter den Kulissen für Clinton und gegen Sanders Partei ergriffen. Und nachdem sich der Rauch dieser GRabenkämpfe verzogen hatte und die Kandidaten gekürt wurden, gab es auf Seiten der Demokraten Sanders-Anhänger, die von den Enthüllungen über die eigene Parteispitze so enttäuscht waren das sie Hillary jede Unterstützung versagten und auf Seiten der Republikaner prominente Mitglieder die Trump nicht nur ihre Unterstützung verweigerten, sondern offen dazu aufriefen Hillary zu wählen. Der Rest ist Geschichte: Obwohl Hillary eine knappe Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen konnte, gewann Trump die Mehrheit der Wahlmänner und wurde so, nicht zuletzt aufgrund der Besonderheiten des us-amerikanischen Wahlrechts, Präsident der USA. Hier könnte die Geschichte eigentlich zu Ende sein, Freitag könnte Trump sein Amt antreten und dann, nach einer angemessenen Frist (üblicherweise 100 Tage) könnte man ein erstes Fazit seiner Regierung ziehen - doch diesmal ist irgendwie alles anders, denn Trump ist nun einmal Trump.
Im Wahlkampf hatte Trump mit verbalen Ausfällen (z. B. sexistischer und rassistischer Natur), großen Versprechen (z. B. der Mauerbau und natürlich sein ureigener Slogan Amerika wieder groß zu machen) und teils abstrusen Thesen (z. B. das der Klimawandel eine chinesische Erfindung ist) für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Nach der Wahl blieb er sich treu, setzte weiterhin lieber auf Twitter als auf Pressekonferenzen und füttert die Medien auch weiterhin mit einer Mischung aus mal interessanten, mal überraschenden und manchmal auch erschreckenden Äußerungen. Ich glaube nicht das ein Präsident jemals schon vor seiner Vereidigung soviel Staub aufgewirbelt hat - jedenfalls hat er es geschafft mit seinen Äußerungen und dem Umgang mit Taiwan die zweite globale Supermacht China zu provozieren, mit seiner Ankündigung die amerikanische Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen hat er Öl in eine ohnehin heftig lodernden Konfliktregion gegossen, mit seinen Sympathiebekundungen für Putin verunsichert er führende Politiker und Militärs der USA, mit den eigenen Geheimdiensten steht er fast genauso auf Kriegsfuß wie mit den Medien und mit seinen Äußerungen zur Nato verunsichert er amerikanische Verbündete in der ganzen Welt. Ein Schriftsteller hätte sich das alles wohl nicht ausdenken können oder es sofort als zu unglaubwürdig verworfen (tatsächlich hat z. B. William Gibson zwischendurch die Arbeit an seinem neuen Buch eingestellt, weil er verstört feststellte das die eigentlich dystopisch angelegte Wirklichkeit seines Romanes und die Realität sich immer ähnlicher wurden). Man könnte das alles fast unterhaltsam finden, wenn politische Abenteuer nicht spürbare Konsequenzen für reale Menschen hätten. Und wenn die USA nicht eine Supermacht wäre, deren Befindlichkeiten und Handlungen - mehr als die jedes andere Staates auf der Welt - globale Auswirkungen haben.
Im Titel schrieb von einer neuen Weltordnung und das ist nicht nur überspitzt zu verstehen - denn tatsächlich scheint sich derzeit etwas grundlegend zu verändern. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich eine Weltordnung etabliert, die zunächst von der Rivalität zweier unterschiedlicher Ideologien gepägt war - mit dem Westblock und dem Ostblock standen sich der Kapitalismus und der Kommunismus unversöhnlich gegenüber. Die USA waren die unangefochtene Führungsmacht des Westens, nicht nur militärisch, politisch und wirtschaftlich, sondern gerade auch kulturell. Nach dem Zerfall der UDSSR, als einzige verbliebende Supermacht (abgesehen vom nur langsam erwachenden chinesischen Drachen) drückten die USA der ganzen Welt ihren Stempel auf. Ich würde darauf wetten das man am Nordpol Cola Dosen finden kann und das es vermutlich kein Land auf der Welt gibt (zumindest keines das über Elektrizität verfügt) in dem amerikanische Kinofilme nicht bekannt sind (mindestens die Klassiker) und wo es nicht zumindest ein paar Menschen gibt, die vom American Way of Life träumen. Seit 1945 stehen die USA im Grunde für militärische, wirtschaftliche & kulturelle Dominanz und für wissenschaftlichen & technischen Fortschritt. Ihre politische Macht beruht nicht zuletzt auf ihrer militärischen Stärke, denn allein mir ihrer Seestreitkraft (manifestiert in ihren Flugzeugträgern) können sie Sicherheit für den globalen Seehandel garantieren - oder ihn eben auch unterbinden, sollten sie das je für wünschenswert halten (und der Seehandel ist gleichsam das Herzblut der Weltwirtschaft). Lange Zeit waren das Gewissheiten: Die USA schützen die Handelswege im allgemeinen und die Staatengemeinschaft des Westens im besonderen mit ihrer militärischen Stärke (die sie natürlich auch nutzen um ihren Bedarf an Ressourcen zu sichern), mit ihrer politischen und wirtschaftlichen Stärke setzen sie den freien Handel durch (auch in Staaten die das nicht immer begrüßt haben) und unter dem Deckmantel der Demokratie exportieren sie den Kapitalismus in alle Welt. Im Grunde stehen die USA seit mehr als einem halben Jahrhundert für Kapitalismus, Freihandel und Globalisierung.
Doch mit Trump könnte damit Schluss sein: Trump wettert gegen den Freihandel und die Globalisierung, droht mit Protektionismus, Strafzöllen und Handelskriegen. Sollte er seine diversen Ankündigungen wahrmachen, stünden wir tatsächlich am Beginn einer neuen Weltordnung - zumindest aber würde der alten Weltordnung das Fundament entzogen. Das TdW stellt daher heute die Frage: Erleben wir den Beginn einer neuen Weltordnung oder nur den Zerfall der alten? Oder ist das alles nur heiße Luft und alles bleibt wie es ist?
Quellen & mehr zum Thema:
US-Medien: Kasperletheater im Weissen Haus | ZEIT ONLINE
Donald Trump: Massenproteste gegen Vereidigung des US-Prasidenten - SPIEGEL ONLINE
Vor dem Parteitag der Demokraten: Wikileaks stellt Hillary Clinton bloss - Politik - Tagesspiegel
Donald Trump: US-Presse schickt Kampfansage - SPIEGEL ONLINE
William Gibson: "Ich bin nur ein Archaologe der Gegenwart" | ZEITmagazin
http://www.spiegel.de/wirtschaft/so...itz-kritisiert-abkehr-von-eugh-a-1130477.html
Im Wahlkampf hatte Trump mit verbalen Ausfällen (z. B. sexistischer und rassistischer Natur), großen Versprechen (z. B. der Mauerbau und natürlich sein ureigener Slogan Amerika wieder groß zu machen) und teils abstrusen Thesen (z. B. das der Klimawandel eine chinesische Erfindung ist) für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Nach der Wahl blieb er sich treu, setzte weiterhin lieber auf Twitter als auf Pressekonferenzen und füttert die Medien auch weiterhin mit einer Mischung aus mal interessanten, mal überraschenden und manchmal auch erschreckenden Äußerungen. Ich glaube nicht das ein Präsident jemals schon vor seiner Vereidigung soviel Staub aufgewirbelt hat - jedenfalls hat er es geschafft mit seinen Äußerungen und dem Umgang mit Taiwan die zweite globale Supermacht China zu provozieren, mit seiner Ankündigung die amerikanische Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen hat er Öl in eine ohnehin heftig lodernden Konfliktregion gegossen, mit seinen Sympathiebekundungen für Putin verunsichert er führende Politiker und Militärs der USA, mit den eigenen Geheimdiensten steht er fast genauso auf Kriegsfuß wie mit den Medien und mit seinen Äußerungen zur Nato verunsichert er amerikanische Verbündete in der ganzen Welt. Ein Schriftsteller hätte sich das alles wohl nicht ausdenken können oder es sofort als zu unglaubwürdig verworfen (tatsächlich hat z. B. William Gibson zwischendurch die Arbeit an seinem neuen Buch eingestellt, weil er verstört feststellte das die eigentlich dystopisch angelegte Wirklichkeit seines Romanes und die Realität sich immer ähnlicher wurden). Man könnte das alles fast unterhaltsam finden, wenn politische Abenteuer nicht spürbare Konsequenzen für reale Menschen hätten. Und wenn die USA nicht eine Supermacht wäre, deren Befindlichkeiten und Handlungen - mehr als die jedes andere Staates auf der Welt - globale Auswirkungen haben.
Im Titel schrieb von einer neuen Weltordnung und das ist nicht nur überspitzt zu verstehen - denn tatsächlich scheint sich derzeit etwas grundlegend zu verändern. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich eine Weltordnung etabliert, die zunächst von der Rivalität zweier unterschiedlicher Ideologien gepägt war - mit dem Westblock und dem Ostblock standen sich der Kapitalismus und der Kommunismus unversöhnlich gegenüber. Die USA waren die unangefochtene Führungsmacht des Westens, nicht nur militärisch, politisch und wirtschaftlich, sondern gerade auch kulturell. Nach dem Zerfall der UDSSR, als einzige verbliebende Supermacht (abgesehen vom nur langsam erwachenden chinesischen Drachen) drückten die USA der ganzen Welt ihren Stempel auf. Ich würde darauf wetten das man am Nordpol Cola Dosen finden kann und das es vermutlich kein Land auf der Welt gibt (zumindest keines das über Elektrizität verfügt) in dem amerikanische Kinofilme nicht bekannt sind (mindestens die Klassiker) und wo es nicht zumindest ein paar Menschen gibt, die vom American Way of Life träumen. Seit 1945 stehen die USA im Grunde für militärische, wirtschaftliche & kulturelle Dominanz und für wissenschaftlichen & technischen Fortschritt. Ihre politische Macht beruht nicht zuletzt auf ihrer militärischen Stärke, denn allein mir ihrer Seestreitkraft (manifestiert in ihren Flugzeugträgern) können sie Sicherheit für den globalen Seehandel garantieren - oder ihn eben auch unterbinden, sollten sie das je für wünschenswert halten (und der Seehandel ist gleichsam das Herzblut der Weltwirtschaft). Lange Zeit waren das Gewissheiten: Die USA schützen die Handelswege im allgemeinen und die Staatengemeinschaft des Westens im besonderen mit ihrer militärischen Stärke (die sie natürlich auch nutzen um ihren Bedarf an Ressourcen zu sichern), mit ihrer politischen und wirtschaftlichen Stärke setzen sie den freien Handel durch (auch in Staaten die das nicht immer begrüßt haben) und unter dem Deckmantel der Demokratie exportieren sie den Kapitalismus in alle Welt. Im Grunde stehen die USA seit mehr als einem halben Jahrhundert für Kapitalismus, Freihandel und Globalisierung.
Doch mit Trump könnte damit Schluss sein: Trump wettert gegen den Freihandel und die Globalisierung, droht mit Protektionismus, Strafzöllen und Handelskriegen. Sollte er seine diversen Ankündigungen wahrmachen, stünden wir tatsächlich am Beginn einer neuen Weltordnung - zumindest aber würde der alten Weltordnung das Fundament entzogen. Das TdW stellt daher heute die Frage: Erleben wir den Beginn einer neuen Weltordnung oder nur den Zerfall der alten? Oder ist das alles nur heiße Luft und alles bleibt wie es ist?
Quellen & mehr zum Thema:
US-Medien: Kasperletheater im Weissen Haus | ZEIT ONLINE
Donald Trump: Massenproteste gegen Vereidigung des US-Prasidenten - SPIEGEL ONLINE
Vor dem Parteitag der Demokraten: Wikileaks stellt Hillary Clinton bloss - Politik - Tagesspiegel
Donald Trump: US-Presse schickt Kampfansage - SPIEGEL ONLINE
William Gibson: "Ich bin nur ein Archaologe der Gegenwart" | ZEITmagazin
http://www.spiegel.de/wirtschaft/so...itz-kritisiert-abkehr-von-eugh-a-1130477.html
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