Diese Woche kann es natürlich nur ein Thema für das TdW geben: Gabriel tritt beiseite und überlässt Martin Schulz den Vortritt bezüglich Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur. Die Nachricht kam so überraschend, dass ich mir förmlich zwischen Tür und Angel ein paar Minuten nehme um hier halbwegs zeitnah ein passendes TdW für die Diskussion zu eröffnen...
Die große Frage lautet natürlich: Kann Schulz die schwer angeschlagene SPD aus der Krise führen? In der Krise ist die SPD mindestens seit ihrem letzten Kanzler Gerhard Schröder und dessen Agenda 2010, die für viele Menschen eine Abkehr von sozialdemokratischen Werten und eine Hinwendung zu einem wirtschaftsfreundlichen Neoliberalismus war. In jedem Fall hat sich die SPD damals nicht nur von ihrer traditionellen Klientel entfremdet, sondern es kam sogar zur Spaltung (nicht die erste in der langen Geschichte der SPD) als Teile des linken Flügels die Partei verließen und Oskar Lafontaine erst in die WASG und dann in ein Linksbündnis mit der PDS folgten. Seit dieser Zeit kämpft die SPD mit den Umfragewerten und Sigmar Gabriel, der die Partei seit 2009 anführt, hat nicht nur ein schweres Erbe angetreten, sondern selbst auch seinen Anteil daran. Gabriel ist nicht nur ein Mann dem es an Fingerspitzengefühl mangelt und der daher immer wieder mal mit dem politischen Gegner, aber auch Parteifreunden, Medien und sogar Wählern aneinandergeriet, er wurde stets auch als unberechenbar, sprunghaft und - freundlich formuliert - flexibel im Umgang mit Prinzipien und Fakten wahrgenommen. So hat z. B. seine Haltung, sein Umgang und seine Äußerungen zu Themen wie TTIP, dazu geführt das er immer wieder mit dem linken Flügel und den JUSOS aneinangeraten ist - was sich zuletzt auch in Ohrfeigen bei Abstimmungen widerspiegelte. Auch potentielle Wähler hat er so (und auch mit Themen wie Rüstungsexporten oder Vorratsdatenspeicherung) immer wieder verprellt - für viele eher traditionelle SPD Anhänger war er praktisch ein Schröder 2.0. Folgerichtig waren Gabriels Werte in Umfragen noch kläglicher als die der ehemals stolzen Volkspartei.
Trotzdem hat es viele überrascht das er nun beiseite getreten ist, um Platz für einen Neuen zu machen. Innenpolitisch ist Schulz praktisch ein unbeschriebenes Blatt, aber er hat es geschafft Europa als Präsident des EU Parlaments ein Gesicht und eine Stimme zu geben. In Zeiten der Politikverdrossenheit, wo viele Menschen die Bundespolitiker für abgehoben, weltfremd, egoistisch und korrupt halten, könnte der (innenpolitisch) unverbrauchte Schulz tatsächlich eine gute Wahl für den Wahlkampf sein. Tatsächlich könnte Schulz, der als bodenständig, temperamentvoll und streitlustig gilt nicht nur einen guten Wahlkämpfer abgegeben, sondern auch bei der traditionellen Klientel der SPD punkten, denn aufgrund seiner Vita (trockener Alkoholiker, ehemaliger Arbeitsloser, "nur" eine Ausbildung zum Buchhändler, anschliessend Aufstieg zum Bürgermeister einer Kleinstadt & dann zum Präsidenten des EU-Parlaments) hat er Höhen und Tiefen am eigenen Leib erfahren und vermutlich mehr Lebenserfahrung als die meisten Berliner Berufspolitiker (üblicher Lebenslauf: Abi, Studium, Parteikarriere) sammeln können. Wenn er sich entsprechend positioniert (also wieder traditionell sozialdemokratische Politik macht) und das glaubhaft rüberbringt, könnte er die SPD mit vielen enttäuschten Anhängern versöhnen.
Für Angela Merkel ist er mit Sicherheit ein unangenehmer Gegner, denn im Gegensatz zur Kanzlerin wirkt er leidenschaftlich und spontan, außerdem versteht er es sowohl in der Diskussion im politischen Salon, als auch im Bierzelt zu punkten. Ob das reicht um die Unbesiegbare herauszufordern, kann nur der Wahlkampf zeigen - mit Sicherheit aber wird er Merkel mehr fordern, als ein Sigmar Gabriel. Das TdW stellt daher die Frage: Kann Martin Schulz die alte Dame SPD reanimieren?
Quellen & mehr zum Thema:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmar_Gabriel
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Schulz
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Schröder
https://de.wikipedia.org/wiki/Agenda_2010
https://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Lafontaine
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Linke

Die große Frage lautet natürlich: Kann Schulz die schwer angeschlagene SPD aus der Krise führen? In der Krise ist die SPD mindestens seit ihrem letzten Kanzler Gerhard Schröder und dessen Agenda 2010, die für viele Menschen eine Abkehr von sozialdemokratischen Werten und eine Hinwendung zu einem wirtschaftsfreundlichen Neoliberalismus war. In jedem Fall hat sich die SPD damals nicht nur von ihrer traditionellen Klientel entfremdet, sondern es kam sogar zur Spaltung (nicht die erste in der langen Geschichte der SPD) als Teile des linken Flügels die Partei verließen und Oskar Lafontaine erst in die WASG und dann in ein Linksbündnis mit der PDS folgten. Seit dieser Zeit kämpft die SPD mit den Umfragewerten und Sigmar Gabriel, der die Partei seit 2009 anführt, hat nicht nur ein schweres Erbe angetreten, sondern selbst auch seinen Anteil daran. Gabriel ist nicht nur ein Mann dem es an Fingerspitzengefühl mangelt und der daher immer wieder mal mit dem politischen Gegner, aber auch Parteifreunden, Medien und sogar Wählern aneinandergeriet, er wurde stets auch als unberechenbar, sprunghaft und - freundlich formuliert - flexibel im Umgang mit Prinzipien und Fakten wahrgenommen. So hat z. B. seine Haltung, sein Umgang und seine Äußerungen zu Themen wie TTIP, dazu geführt das er immer wieder mit dem linken Flügel und den JUSOS aneinangeraten ist - was sich zuletzt auch in Ohrfeigen bei Abstimmungen widerspiegelte. Auch potentielle Wähler hat er so (und auch mit Themen wie Rüstungsexporten oder Vorratsdatenspeicherung) immer wieder verprellt - für viele eher traditionelle SPD Anhänger war er praktisch ein Schröder 2.0. Folgerichtig waren Gabriels Werte in Umfragen noch kläglicher als die der ehemals stolzen Volkspartei.
Trotzdem hat es viele überrascht das er nun beiseite getreten ist, um Platz für einen Neuen zu machen. Innenpolitisch ist Schulz praktisch ein unbeschriebenes Blatt, aber er hat es geschafft Europa als Präsident des EU Parlaments ein Gesicht und eine Stimme zu geben. In Zeiten der Politikverdrossenheit, wo viele Menschen die Bundespolitiker für abgehoben, weltfremd, egoistisch und korrupt halten, könnte der (innenpolitisch) unverbrauchte Schulz tatsächlich eine gute Wahl für den Wahlkampf sein. Tatsächlich könnte Schulz, der als bodenständig, temperamentvoll und streitlustig gilt nicht nur einen guten Wahlkämpfer abgegeben, sondern auch bei der traditionellen Klientel der SPD punkten, denn aufgrund seiner Vita (trockener Alkoholiker, ehemaliger Arbeitsloser, "nur" eine Ausbildung zum Buchhändler, anschliessend Aufstieg zum Bürgermeister einer Kleinstadt & dann zum Präsidenten des EU-Parlaments) hat er Höhen und Tiefen am eigenen Leib erfahren und vermutlich mehr Lebenserfahrung als die meisten Berliner Berufspolitiker (üblicher Lebenslauf: Abi, Studium, Parteikarriere) sammeln können. Wenn er sich entsprechend positioniert (also wieder traditionell sozialdemokratische Politik macht) und das glaubhaft rüberbringt, könnte er die SPD mit vielen enttäuschten Anhängern versöhnen.
Für Angela Merkel ist er mit Sicherheit ein unangenehmer Gegner, denn im Gegensatz zur Kanzlerin wirkt er leidenschaftlich und spontan, außerdem versteht er es sowohl in der Diskussion im politischen Salon, als auch im Bierzelt zu punkten. Ob das reicht um die Unbesiegbare herauszufordern, kann nur der Wahlkampf zeigen - mit Sicherheit aber wird er Merkel mehr fordern, als ein Sigmar Gabriel. Das TdW stellt daher die Frage: Kann Martin Schulz die alte Dame SPD reanimieren?
Quellen & mehr zum Thema:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmar_Gabriel
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Schulz
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Schröder
https://de.wikipedia.org/wiki/Agenda_2010
https://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Lafontaine
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Linke
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