[TdW 29] Schleichfahrt in den Städten?

Heute beschäftigt sich das Thema der Woche mit der Ankündigung von Rot-Grün nach einem Wahlsieg bundesweit Tempo 30 in den Städten durchsetzen zu wollen - ausgenommen blieben nur Hauptverkehrsstraßen. Die Argumentation dahinter ist, dass diese Geschwindigkeitsbegrenzung die Umweltbelastung, den Lärmpegel und die Unfallgefahr signifikant senken würde. Sogar von weniger Staus und Aggressionen im Straßenverkehr ist die Rede. Könnte Tempo 30 das wirklich alles bringen oder ist es nur eine erzwungene Schleichfahrt in den Städten?
 
Ein einfaches Beispiel aus dem Alltag, man fahre auf einer Geraden Strecke in der Stadt nicht die angeschlagenen Tempo 50, auf kurz oder lang wird sich der restliche Verkehr mittels eindeutigen Zeichen ([Licht]Hupe) bedanken, der Aggressionslevel steigt enorm an.
Und jetzt sollte man sich eine gerade Straße, keine Hauptverkehrsstraße mit Tempo 30 vorstellen, besser noch in einem Feldversuch einmal ausprobieren, wie ewig lange die Zeit vergeht und einen das Gefühl beschleicht stehen zu bleiben. Von den freundlichen Mitteilnehmern im Straßenverkehr rede ich erstmal garnicht ;)

Was den Punkt Umweltschutz betrifft müsste man sich das Verhalten der Motoren unter Teillast genauer betrachten, ich würde die These aufstellen, dass die Effizienz eines modernen Motors bei Tempo 50 besser ist als bei Tempo 30, zumal letzeres bei mir meistens im zweiten-dritten Gang (Stufe) gefahren wird und der Bordcomputer abartige Sprittverbräuche >12 Liter (Diesel) anzeigt.

Des Weiteren sollte nicht eher überlegt werden, Hauptverkehrswege für höhere Geschwindigkeiten als 50 freizugeben, wenn deren Bebauung es zulässt? In Bonn sind z. B. Teile der B9 innerstädtisch mit 70 ausgewiesen (es ist hier natürlich kein Wohngebiet direkt an der Straße), sollte es so nicht eher möglich sein, dem enormen Verkehrsaufkommen gerecht zu werden, welches in Städten und Dörfern schon heute zum Verkehrsinfarkt führt?

Alles in allem ein weiteres Hirngespinst unserer Politik und Beweis, dass die Wahl zwischen Schwarz und Rot nur eine Wahl zwischen Pest und Cholera ist...

In diesem Sinne freie Fahrt für freie Bürger (obwohl wir letzeres schon lange nicht mehr sind)
 
Hier am Bodensee sind fast alle Städte am Seeufer Erholungsorte und somit 40er Zonen. Als Fußgänger fühlt man sich sicherer und als Autofahrer braucht man zwei Minuten länger bis zum Ziel.

Was den Punkt Umweltschutz betrifft müsste man sich das Verhalten der Motoren unter Teillast genauer betrachten, ich würde die These aufstellen, dass die Effizienz eines modernen Motors bei Tempo 50 besser ist als bei Tempo 30, zumal letzeres bei mir meistens im zweiten-dritten Gang (Stufe) gefahren wird und der Bordcomputer abartige Sprittverbräuche >12 Liter (Diesel) anzeigt.
Du musst sehr lange fahren um einen vernünftigen Durchschnitt zu bekommen. Und im zweiten Gang dreißig zu Fahren ist _nicht_ Umweltschonend. Eigentlich tut man das im vierten (Polo, Benziner).
 
Und im zweiten Gang dreißig zu Fahren ist _nicht_ Umweltschonend. Eigentlich tut man das im vierten (Polo, Benziner).

Habe ich irgendwo behauptet, dass mich der Umweltschutz interessiert? :D
Bei mir dürfte das allerdings höchstens die dritte Fahrstufe sein, wobei mir das relativ egal ist, da sich die Automatik darum kümmert ;) (Audi A6 2.5 TDI)
 
Wie gut plötzliche Geschwindigkeitsbegrenzung gegen Stau helfen, lässt sich auch sehr gut anhand von Baustellen auf der Autobahn beweisen, wenn statt 120 nur noch 80 erlaubt sind - super Stauprävention!
 
Wenn das Schneckentempo alle so nervt, dass keiner mehr Auto fährt, dann funktioniert die Stauprävention. Was wäre denn mit mehr Fussgängerzonen, Fahrradwegen und abgesonderten Spuren für öffentliche Verkehrsmittel?

mfg benediktibk
 
Wenn das Schneckentempo alle so nervt, dass keiner mehr Auto fährt, dann funktioniert die Stauprävention. Was wäre denn mit mehr Fussgängerzonen, Fahrradwegen und abgesonderten Spuren für öffentliche Verkehrsmittel?

mfg benediktibk

Dein erster Satz scheint mir da etwas sehr naiv zu sein - Tempo 50 hindert viele hier nicht daran, trotzdem 70 oder 80 in der Stadt zu fahren - die Resultate lassen sich jede Woche zahlreich in der Zeitung lesen, wenn die Polizei wieder Meldungen macht, wie viele Leute sie mit welchem Tempo geblitzt haben.

Glaubt da einer im Ernst, dass sich das ändert, nur weil auf einmal nur noch Tempo 30 erlaubt ist?

Mehr Fußgängerzonen brauche ich jetzt nicht, aber mehr Fahrradwege fänd ich super! Dann würde ich auch den ein oder anderen Weg lieber mit dem Fahrrad fahren als mit dem Auto.
 
Also bei uns sind auf 2 Hauptachsen in der Stadt vor 2 Jahren Tempo 30 (+ LKW verbot) zonen eingeführt wurden. Das Ergebniss in meinen Augen ist, das die Nebenstraßen mehr berfahren sind (um halt die Tempo 30 auszuweichen), das oft LKWs in den engen Nebenstraße hängen bleiben (weil zu geparkt). Das dort regelmäßige Tempokontrollen stattfinden stört keinen mehr, weil die Stellen bekannt und sehr weit einsichtig sind, wird einfach das Tempo kurzzeitig gedrosselt und dann weiter mit 50 kmh weiter gefahren....

Das ganze mit den Umweltschutz und sicherheit zu koppeln ist wohl nur ein Vorwand. Bei meinen deutlich höhere Drehzahl um in Tempo 30 durchzukommen als mit Tempo 50 (klar anderer gang, andere Übersetzung) und ob das zu weniger CO2 ausstoß führt will ich stark bezweifeln.

Man hat sogar versucht bei uns eine gefährliche Kreuzung zu entschärfen in dem man von allen Seiten mit 30 ranfahren lässt. Ergebnis: Mehr unfälle, weil alle dachten die kommen mit 30 ran, sprich hab ich mehr Zeit wenn ich schneller drüber fahre..... Nach mehrern schweren Unfälle ist die Regelung wieder aufgehoben....
 
Wenn das Schneckentempo alle so nervt, dass keiner mehr Auto fährt, dann funktioniert die Stauprävention.

Dein erster Satz scheint mir da etwas sehr naiv zu sein.

Richtig, da fehlt
attachment.php
 
Also definitiv gibts mehr Autos.

Konsequent waere also entweder die Verkehrswege so ausbauen, dass alle gut genug fahren können, oder Alternativen einzurichten.

Ich für meinen Teil würde für manche Stadtteile oder Strassen, ein generelles Autoverbot verhängen. Dazu noch mehr und bessere Öffis und dann kann das gehen. Idealerweise bezahlbare Dauerkarten, damit man nicht jedesmal vor einer Fahrt Tickets ziehen muss.

Ich glaube moderate Lösungen gibt es nicht anzubieten, da der Verkehr schlichtweg unzumutbar ist und Stadtplanung ja auch Grenzen hat.

Ich persönlich fahre nur noch mit Zug nach Berlin und bewege mich dort mittels Taxen weiter. Wuerden dort nur Taxen und Busse fahren, koennte man den Stadtverkehr aus dem Stand um ein vielfaches reduzieren. Dazu feste Quoten, wieviele Taxen es geben darf - und schon wuerde ein neuer, wunderschöner Sekundärmarkt aufblühen :) Was Berlin angeht, so koennten die ein paar mehr Steuereinnahmen ganz gut gebrauchen ;)
 
Wie wäre es stattdessen denn mal mit einer regelmäßigen Führerscheinnachprüfung (alle 5 Jahre e. g.) mit Präventionsinhalten um die unqalifizierten Teilnehmer aus dem Verkehr zu ziehen?

Wenn ich sehe, was z. B. Muttis, Omis und Opis (ich weisz: Klischee bedient) teilweise für krasse Sachen im Vekehr bringen, wo ich mich oftmals nur Frage, ob es tatsächlich deren Plan ist, früher zu sterben, dann ist es kein Wunder, wenn so viele Unfälle passieren. (Dies gilt übrigens nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Radfahrer und Fußgänger).

Klar muss Rasern auch Einhalt geboten werden aber das schafft man sicher nicht mit krasseren Tempolimits ... das ist wider derer Natur.

Aus meinen Erlebnissen, sind die Gefahrenquellen folgende:

- Unbedarfte/unbeholfene Autofahrer
- Gefahren-provozierende Fußgänger, Radfahrer und Motor-Rollstuhlfahrer
- Idioten

Zu den Motor-Rollstuhlfahrern:
Wenn die meinen mit 5 Km/h auf Hauptverkehrsstraßen fahren zu müssen, dann ist das einfach nur lebensmüde und provokativ gefährlich.

Zu den Radfahrern:
Wenn Oma in der Mitte der Straße fährt und ohne Zeichen die Spur wechselt oder man meint, vor dem Auto vom Bordstein auf die Straße wechseln zu müssen (natürlich ohne Zeichen), dann ist das lebensmüde und provokativ gefährlich.

Fußgänger:
Wenn man 100m vor der Ampel ... ihr wisst schon.

Unbeholfene Fahrer:
-> Blinken, Bremsen, abbiegen sind selten die gewählte Reihenfolge
-> Blinken im Kreisel, nur wenn man ihn verlassen möchte -> nicht selten
-> Rückwärts auf die Straße auffahren ohne zu gucken ...
-> Fußgänger an Überwegen ignorieren, weil man das System nicht versteht ...
-> Spontan ohne Grund von 70 auf 50 bremsen ...
-> gefühlte 200m zurückrollen, wenn man im Gefälle anfährt ...
-> etc. ...

Idioten:
-> 80 inner City ist einfach idiotisch
-> Überholen bei einem geschätzen Abstand zum Gegenverkehr von 20cm ... idiotisch
-> usw.

Diese Beispiele sehe ich jeden Tag mehrfach und fahre auch nicht mehr Auto sondern Slalom. Ich denke das Problem liegt also eher an solchen Menschen (geschätzte 70% in meiner Gegend [ländlich]), als an Menschen die schnell fahren (nicht dass die unschuldig währen).

Wir sollten also eher in das Schaffen eines Verkehrsbewusstseins investieren.

lG
 
Ich persönlich halte von den Plänen gar nichts.
Ich lebe in Berlin und darf hier jeden Tag den Verkehr erleben. ÖVNP ist in meinen Augen keine Alternative. Dieser wird einfach nur kaputtgespart. Unser Drama mit der S-Bahn dürfte eigentlich deutschlandweit bekannt sein und nur für Verwunderung sorgen. Die BVG (Bus und U-Bahn) ist auf dem besten Weg, es der S-Bahn nachzumachen. Wenn ich hier irgendwo in der Stadt zu einer bestimmten Zeit sein muss, weiß ich, dass ich mich nicht auf den ÖVNP verlassen werde, das gab einfach schon zu oft zeitlichen Stress und ich mag auch nicht eine extra Stunde einplanen.
Was bleibt ist also Auto, Roller oder Motorrad (Rad habe ich bewusst ausgelassen, da ich im Regelfall nicht durchgeschwitzt irgendwo ankommen mag ;))
Der Verkehr in Berlin ist durchaus als aggressiv zu bezeichnen, finde ich. Ich bin es gewohnt, kenne aber genug Leute, die sich überall trauen zu fahren, nur nicht hier ;). Schön zu sehen sind die Reaktionen der Leute, wenn die Geschwindigkeit von 50 auf 30 reduziert ist (davon gibt es hier schon viele Bereiche und nicht alles sind nur Nebenstraßen in Wohngebieten). Anders als es ja gerne angedeutet wird, ist das Fahren hier nicht entspannter sondern sogar noch aggressiver. Ich sehe auch nicht, dass die Autofahrer aufmerksamer wären. Klar, der Bremsweg sinkt enorm, dafür gibt es dann aber wieder andere Gefahren. In 30-Zonen sehe ich regelmäßig, wie sich Radfahrer, die dieses Tempo ja auch schaffen, zwischen den Autos durchdrängeln.

Ich finde, man müsste ganz anders an das Problem herangehen.
Zuerst müssten Hauptachsen durch die Stadt entstehen. Diese sollten so ausgebaut werden, dass ggf. sogar 60 oder 70 dort gefahren werden kann und dann auch die Ampelschaltungen so sein, dass es einen wirklich fließenden Verkehr gibt. Normale Hauptstraßen sollten dann weiter mit 50 befahrbar sein, die Nebenstraßen in Wohngebieten dafür von mir aus durchgängig mit 30, schneller ist dort gerade wegen Rechts vor Links eh selten sinnvoll.
Wenn dieses dann noch konsequent überwacht werden würde (und ja, ich bin selber gerne mal etwas schneller unterwegs), könnte das meiner Meinung nach nicht nur den Verkehr positiv beeinflussen und für alle schneller und vor allem sicherer machen, sondern könnte, wenn man so weniger im Stau stehen würde und künstlich eingebremst werden würde auch noch ein entspannteres und weniger aggressives Fahren ermöglichen.
 
Also ich finde eigentlich, dass man versuchen sollte das Verkehrsaufkommen im allgemeinen zu reduzieren. Von unnötigen Geschwindigkeitsbegrenzungen halte ich ansich nicht viel. Allerdings sollte man auch berücksichtigen dass eine möglichst Autofreundliche statt nicht dass alleinige Hauptziel sein kann, denn auch Fußgänger und Fahrradfahrer sind gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer ;)

Mal eine kleine Zukunftsvision:
Das beste wäre es imho möglichst viele Zonen in der Stadt zu schaffen, welche komplett frei von Durchgangsverkehr sind. Also möglichst gut ausgebaute Hauptachsen die es einem ermöglichen erstmal in die Nähe seines Ziels zu kommen und dann nur noch das letzte Stück auf kleinen Straßen fahren zu müssen. Das ganze mit möglichst vielen Unter- oder Überbauungen für Fußgänger und Fahrradfahrer, so dass die Hauptachsen möglichst isoliert von der normalen Stadt sind. Es hat imho wenig sinn wenn viel befahrene Straßen direkt an Geschäften und Wohnhäusern entlang führen.

Dann sollten möglichst viele Gebiete auch mit Unterzentren ausgestattet sein, damit alltägliche Erledigungen möglichst wenig Verkehr verursachen oder bestenfalls auf das Auto verzichtet werden kann. Dazu gehört natürlich auch dass das von den Bewohnen angenommen wird und nicht jeder in ein XXL Einkaufscenter am Stadtrand fahren möchte.

Außerdem braucht man natürlich auch einen gut funktionierenden öffentlichen Nahverkehr, der einen animiert auf das Auto zu verzichten. Kostengünstig (über Steuern subventioniert) und gut ausgebaut.
 
Warum müssen gerade die politischen Möchtegerns immer mit Ideen aufwarten, die sie erstens selbst nicht ernst zu nehmen brauchen (eigener Fahrer oder zur Not - also dann bei Tempo>30 - fühlte man sich eben "verfolgt") und zweitens irgendwann selbst wieder torpedieren (evtl. wird man dann Berater bei einem Automobilkonzern...)?! Ein weiteres Problem ist auch die Entfernung zu dem Land, das regiert werden soll. Ich kann mir nicht vorstellen, was solch eine Vorgabe im ländlichen Raum und Kleinstädten bringen sollte. Dieser Vorschlag zeigt meiner Meinung nach ein weit verbreitetes Problem, nämlich die Pauschalisierung regionaler Probleme mit einer landesweiten Aufbürdung begrenzter - mitunter dort auch sehr erfolgreicher - Lösungen.

Nur ein Ergebnis sehe ich klar: Die Kassen und Wegelagererbeutel der Komunen, Landkreise und Bundesländer werden klingeln!
 
Zuletzt bearbeitet:
Pauschalisierungen bringen auch bei Autos keinen weiter. Moderne Motoren lassen sich auch im niedertourigen (nicht untertourigen!) Bereich sparsam fahren, man darf dann nur nicht beschleunigen, ohne runterzuschalten, oder eine Steigung hochfahren.

Ansonsten wärs mal interessant, (Pro-)Argumente zu hören. In Radio und Zeitung erfahre ich immer nur, dass ein pauschales Tempo 30 geplant ist / war (ohne Details, gilt das wirklich für alle Straßen? Wird aus dem mittleren Ring, auf dem 70km/h erlaubt sind und der mit seinen 4 Spuren pro Fahrtrichtung eher eine Stadtautobahn ist, auch eine Tempo30-Zone? Wird aus der Spielstraße, in der bisher nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist, eine Tempo30-Raser-Zone?), und schon garnicht, warum. Es kommen höchstens irgendwelche vagen Andeutungen in Richtung Verkehrssicherheit und Umweltschutz, ohne jegliche Konkretisierung.

Das klingt in meinen Ohren gerade eher wie eine entgleiste PR-Maßnahme.
 
Zurück
Oben