[TdW 60] Nordkorea - nur heiße Luft oder reale Bedrohung?

Diesmal blickt das TdW nach Fernost, wo die beiden Koreas derzeit einmal wieder mächtig mit den Säbeln rasseln. Begonnen hatte es diesmal mit einem Atomtest, mit dem Nordkorea die internationale Staatengemeinschaft so verärgert hat, dass diesmal sogar China Sanktionen gegen Nordkorea befürwortete. Kurz vor der UN-Abstimmung über die Sanktionen drohte Nordkorea vorsorglich mit einem Atomschlag gegen die USA, bzw. gegen die amerikanischen Soldaten in Südkorea und sprach davon Seoul in ein "nukleares Flammenmeer" zu verwandeln. Genützt hat das Säbelrasseln nicht viel, denn die Sanktionen wurden tatsächlich verschärft - woraufhin Nordkorea einen Ausbau des Atomwaffenprogramms ankündigte.
Südkorea wollte in dessen nicht zurückstehen, beantwortete die Drohungen aus Pjöngjang in ähnlich scharfem Ton und kündigte an im Falle eines Angriffs würde das Regime in Nordkorea zugrunde gehen. Bei dieser scharfen Kriegsrhetorik klingt die Replik aus den USA, man könne sich voll und ganz gegen einen koreanischen Raketenangriff verteidigen, fast schon zurückhaltend.
Bis hierher scheint es nur die übliche heiße Luft zu sein (wenn auch vielleicht etwas heißer als sonst), doch diesmal geht Nordkorea einen Schritt weiter: Sie haben offiziell den Nichtangriffpakt mit Südkorea aufgekündigt und gleichzeitig den "heißen Draht", die direkte Kommunikation zwischen Pjöngjang und Seoul, gekappt. Und es gibt noch mehr Faktoren, die diesmal die Situation unberechenbarer machen als üblich: Zum einen ist da der neue Herrscher Kim Jong Un, der noch ein unbeschriebenes Blatt ist und von dem niemand genau weiß wo er steht und ob er die Zügel wirklich in der Hand hält oder vielleicht doch unter der Fuchtel starker Generäle steht. Zum anderen ist da der Umstand das China scheinbar mehr und mehr auf Distanz zu Pjöngjang geht - ohne China ist Nordkorea aber nicht mehr (über)lebensfähig. Wenn man auch in Nordkorea das Gefühl haben sollte, der einzige Verbündete und große Bruder China wendet sich langsam ab, könnte das durchaus zu fatalistischen Trotzreaktionen führen.
Laut jüngsten Presseberichten ist Nordkoreas Armee in einem desolaten Zustand und es fehlt teilweise sogar der Sprit für Panzer und Fahrzeuge - dennoch ist die Armee riesig und die Atomraketen sind eine echte Bedrohung für ganz Asien. Wenn die Lage in Nordkorea wirklich so düster ist, wie sie erscheint und wenn das Regime wirklich befürchtet China könnte die schützende und fütternde Hand abziehen, dann könnten die Machthaber beschliessen lieber zu eigenen Bedingungen mit einem Knall abzutreten, als von der Geschichte einfach überrollt zu werden und in Bedeutungslosigkeit zu versinken...
Das TdW stellt daher die Frage: Ist der Korea-Konflikt nur heiße Luft oder eine reale Gefahr?

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Zuletzt bearbeitet:
also von "krieg" wird wohl auch im nachhinein kaum die rede sein. sollte die situation tatsächlich eskalieren, so werden die härtesten auseinandersetzungen wohl kaum länger als einige tage andauern. der schon erwähnte, wohl der realität entsprechende, desolate zustand der nordkoreanischen armee ist hier wohl ausschlaggebend - zusammen mit dem großen technologischen rückstand.

dies dürfte auch der nordereanischen spitze bewusst sein, von einem "sieg", in welcher form auch immer, ist nicht auzugehen.

entscheidend ist allerdings was für eine zerstörung in auch nur einem tag möglich ist. niemand weiß mit absoluter sicherheit wie weit nordkoreanische mit atom-payloads bestückte raketen tatsächlich reichen - möglicherweise nichtmal nordkorea selbst. allerdings ist mindestens südkorea auch aufgrund der hohen bevölkerungsdichte ein ziel mit gewaltigem schadenspotential.

was den nicht-angriffspakt angeht, der war ohnehin selten mehr als nur deko im angesicht internationaler politik

schlussendlich lässt sich nicht mit gewissheit sagen ob es kracht. hoffen wir einfach die lage beruhigt sich, es wäre nicht das erste mal dass eine nation ohne realistische siegeschancen zurückschreckt - allerdings wäre es auch nicht das erste mal dass sich eine solche nation mit dem rücken zur wand gestellt fühlt
 
Ich glaube, da wird nix kommen.

Meinen die USA eigentlich, dass sie ihr "Homeland" verteidigen können, oder auch Südkorea?
 
Ich denke ebenfalls, dass der Großteil der Aussagen aus Nordkorea nur Rhetorik sind und (insbesonders bei 'ähnlichen' Staaten, wie dem Iran, Pakistan usw.) Eindruck schinden sollen. Das Nordkorea keinerlei realistische Chance hätte, mehr als einige, wenige Tage in einem eventuellen Krieg zu bestehen ist auch der Nordkoreanischen Regierungselite klar. Der Grundsatz einer jeden Regierung, egal ob demokratisch oder Diktatorisch ist mindestens der Machterhalt, wenn nicht sogar der Machtausbau (bei diktatorischen Regierungen wahrscheinlicher). Und lediglich um diesen wird es der Nordkoreanischen Führungselite gehen:

-Die USA bzw. die westliche Welt zu bedrohen gehört in bestimmten Kreisen zum guten Ton.
-Ausprobieren, wie weit man gehen kann, bis wirklich etwas passiert (China 'wechselt' die Seiten.

Kein Regime der Welt wird sich selber in eine so große Gefahr bringen, die eigene Macht sicher zu verlieren, wie es ein Angriff auf jedes von Nordkerea bedrohte Land darstellen würde.

Noch dazu kommt, dass Nordkorea zwar (anscheinend) relativ gut funktionierende Atomwaffen hat, dies aber in extrem geringer Stückzahl. Die Sprengkraft der Atomsprengköpfe ist relativ gering und das Eigengewicht ziemlich hoch. Das wiederum bedeutet, dass eine zum Transport über größere Strecken (>5000km) geeignete Rakete eine sehr große Nutzlast haben muss. Eine solche Rakete besitzen die Nordkoreaner aber nicht. Also könnten sie nur Ziele in der näheren Umgebung atomar angreifen und damit ihr eigenes Land bedrohen. Bliebe noch eine schmutzige Bombe, aber auch hier führt die Schlussfolgerung wieder zu der Bedrohung der eigenen Macht, denn ein Angriff, der Teile eines anderen Landes radioaktiv verseucht, würde eine massive militärische Intervention nach sich ziehen.

mfg
justj
 
Ich denke, die größte Rolle in diesem Konflik spielt China. In einem Konflikt würde für China nichts heraus springen, egal, auf welche Seite sie sich stellen. Stellen sie sich auf die Seite Nordkoreas könnte der Konflikt in einem Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft (und damit auch des chinesischen Reichtums bzw. dem der chinesischen Oberschicht..) enden, stellen sie sich auf die Seite der USA stärken sie den amerikanischen Kapitalismus in Asien und machen sich bei einem Konflikt potentiell Angreifbar (ähnlich Kuba <> USA).

In diesem Zusammenhang ist auch die NATO bzw. Deutschland als NATO-Mitgliedstaat zum einen, zum anderen mit seinen guten Beziehungen zu China (und Russland..) gefragt. Diplomatische Leistungen müssen nicht vom "Erzfeind" USA kommen sondern könnten auch über Partner der USA nach China getragen werden..

Auch interessant ist Nordkoreas innenpolitische Lage. Nach aussen wird seit Jahrzehnten mit Säbeln gerasselt, die sozialen Verhältnisse in Nordkorea sind allerdings vollständig von China und Südkorea abhängig. Auf kurze Sicht gesehen ist der Beschluss, die Friedensverhandlungen mir Südkorea zu beenden, auch für Nordkorea kritisch. Wenn es zu einem Krieg (oder zu einer Wiederaufnahme der Verhandlungen) kommen wird, dann - meiner Ansicht nach - dieses Jahr. Länger ist die aktuelle Situation innenpolitisch für Nordkorea nicht tragbar.
 
Wie spannend ist denn die Frage, ob die Nordkoreaner nicht völkerrechtlich im Recht sind, wenn die Amis mit schwerem Kriegsgeraet in ihren Hoheitsgewaessern herumschippern? ;)

Oder: Darf man vermuten, dass die Amis mit Absicht derart provokant sind?
 
Wie spannend ist denn die Frage, ob die Nordkoreaner nicht völkerrechtlich im Recht sind, wenn die Amis mit schwerem Kriegsgeraet in ihren Hoheitsgewaessern herumschippern? ;)

Völkerrechtlich stehen Südkorea und Nordkorea noch immer im Krieg. Interessant in dieser Frage ist sicherlich auch, dass weder die USA, noch Nordkorea das Seerechtsübereinkommen, d.h. die Festlegung der Küstenbereiche, unterschrieben haben.
 
Damit ein Staat "seine" Gewässer als Hoheitsgewaesser ansieht, bedarf es keines Vertrages mit irgendwem, denn das Prinzip ist See-Völkerrechtlich geregelt.

Ein Prinzip, welches idR von allen, ausser den Amis, eingehalten wird (Iran war auch so ein schoener Fall).

Nicht dass ich irgendwelche Symphatien fuer das nordkoreanische System haette, aber es ist trotzdem spannend wie Völkerrecht doch oftmals nach "gusto" ausgelegt wird, wenn nationale Interessen der Amis im Spiel sind ;)

zB ist Georg W. Bush nach allen bekannten Regeln des Völkerrechts ein Kriegsverbrecher (In Malaysia hat man ihn sogar schon verurteilt und drängt drauf ihn ins internationale Register für gesuchte Kriegsvebrecer aufzunehmen). Aber - so what? :D
 
Ich denke, dass die Gefährlichkeit der Situation hysterisch hochgespielt wird. Ich denke auch, dass die Gefährlichkeit von einem Krieg völlig übertrieben wird.
Es ist wirklich nur ein, diplomatisch wirklich dämliches, Säbelgerassel das den Amerikanern fadenscheinige Vorwände zur Intervention bietet. Vermutlich haben sich die Chinesen auch deshalb abgewand. Ein solcher diplomatischer Partner ist einfach nicht haltbar. Ohnehin völlig unverständlich ist, warum überhaupt diplomatiche Kontakte bestanden, wo doch Nordkorea nichts zu bieten hat. Das Verhältnis ist obsolet seit China und Korea sich von jeglichen, auch nur im Ansatz, sozialistischen Ideologien entfernt haben.
Sollte es dennoch zu einem heißen Krieg kommen ist auch dieser, in meinen Augen, nicht ernsthaft gefährlich für irgendjemanden. Ich sehe nur zwei Möglichkeiten: Entweder eine der Großen Nationen beginnt den Krieg mit einer Kommando-Aktion gegen die Atomanlagen und/oder die Staatsführung. Sehr unwahrscheinlich. Oder aber Nordkorea beginnt mit einer Offensive gegen Südkorea. Sehr ungefährlich. Nordkorea wird von seinen Atomwaffen keinen Gebrauch machen, da sie sich absolut NICHTS davon zu versprechen haben. Weder gegen chinesische Millionenheere, noch gegen westliche Kommandoeinheiten. Der Schaden für das eigene Land ist in jedem Fall größer und an Suizid sind fanatische Diktatoren seltenst interessiert.

Auf keinen Fall unterschätzt werden darf hingegen die Gefährlichkeit von Atomwaffen als solches (Stichworte: Fallout oder nuklearer Winter).
Aber nochmal: Diese Gefahr geht nicht von Nordkorea aus, da sich ihr Fanatismus in der Machterhaltung erschöpft und nicht in religiösen oder ideologischen Wahnvorstellungen gipfelt.
Weit, weit gefährlicher würde ich Pakistan einschätzen. Der Konflikt in der Kashmirregion ist seit Jahren am Rande der erneuten Eskalation, findet aber in den Medien kaum Widerhall. In Korea hat sich die Grenze durch Krieg ergeben. Die Grenze zwischen Pakistan und Indien wurde künstlich von externen Mächten aufgezwängt und hat von Beginn an jegliche religiösen, linguistischen oder ethnischen Grenzen missachtet. Daher ist das Konfiktpotential seit der Grenzlegung '47 enorm und eskaliert auch regelmäßig. Zudem sind beide Staaten Atommächte und wesentlich gleicher in der Kräfteverteilung als Nordkorea in Relation zu seinen alten und neuen Feinden.
Aber statt auf einen echten Krisenherd in Kashmir zu blicken, konzentrieren sich die Medien lieber auf einen Geltungssüchtigen Staat mit seinen Raketen als Phallussymbol.
Die einzige Botschaft, die von Korea derzeit ausgeht ist: Wir haben einen richtig Dicken. Greift uns bloß nicht an!
Und die Botschaft kommt auch hervorragend an - außer weiteren diplomatischen Verhandlungen und Sanktionen wird nichts, aber auch gar nichts, geschehen.

Korea kann auch gar kein Ziel mehr für die amerikanische Außenpolitik sein. Bekanntermaßen konzentriert sich Obama verstärkt auf den Pazifik und dort spielt Korea überhaupt keine Rolle. Zudem unterhalten die USA bereits in allen Peripherieländern Russlands Militärbasen, außer in China, und haben auch China schön eingekreist. Nordkorea brauchen sie gar nicht für diese Zwecke, sie haben Südkorea.
 
Ich finde das ganz allgemein gesehen sogar sehr problematisch. Alle Welt ist hochgeruestet und viel zu viele Leute haben viel zu viele sehr uebler Waffen. Ich denke es ist lächerlich zu glauen, dass diese Wettruestungsspirale in irgendeiner Hinsicht stabil ist und was über bleibt sind diese Waffen.

Ich sehe genau wie Du wenig rationale Gründe dafür mit solchen Waffen herumzuballern. Allerdings sehe ich auch wenig rationale Vernunft bei einigen Staatenlenkern, die ihr Volk fuehren und wie in Nordkorea, derartig knechten.

Also waere ich vorsichtig mit dem Schluss, dass der Einsatz solcher Waffen irgendwie was rationales und vernünftiges an sich haben muss (heute wissen wir ja auch, dass die A-Bomben der Amis völlig unnötig waren (und sie es wussten)).

Unsere westliche Perspektive hat in manchen Gegenden nunmal keinen Wert.
 
Rationalität hin oder her. Setzt Korea seine Atombomben ein zerstört es sich aus vielerlei Gründen selbst. Auch die Koreaner sind nicht auf den Kopf gefallen und sind sich wohl bewusst, dass eine abgeworfene Bombe/abgeschossene Rakete
a.) nuklearen Fallout erzeugt der letztlich mit hoher Wahrscheinlichkeit sie selbst trifft
b.) ein nuklearer Gegenschlag erfolgt der sie so gut wie vernichtet
c.) dieser nukleare Gegenschlag zu einem nuklearen Winter führt der insbesondere Korea mit wenig Land, wenigen Vorräten, wenig entwickelter Landwirtschaft und wenigen Verbündeten die helfen könnte, vernichtend trifft
d.) durch a.) bis c.) zum direkten Machtverlust oder qualvollem Tod der Führungselite führt
Zudem wissen sie, dass ihre eigenen Atomwaffen (geschweige denn regulären Waffen) wenig bis keine Auswirkungen aufs Ziel haben. Auch wissen sie, dass ihre regulären Streitkräfte klein gegenüber den chinesischen sind und dass sie jämmerlich ausgebildet gegenüber den amerikanischen Kommandoeinheiten sind. Zu guter Letzt wissen sie auch ganz genau, dass niemand, aber auch wirklich niemand sie angreifen wird aus Angst vor eben diesen Bomben. Damit ist also ihre Macht bis auf weiteres gesichert.
Warum um Alles in der Welt sollten sie also von den Waffen Gebrauch machen und damit alles worum es ihnen geht verlieren?
Mir fallen eigentlich nur zwei Gründe ein: ideologischer oder religiöser Fanatismus, der direkt auf Selbstmord abzielt und eine ausweglose Situation in der die Führungselite ohnehin stirbt. Ersters ist in Nordkorea ABSOLUT NICHT gegeben. In Korea regieren die typischen egoistischen Oportunisten, die einzig und allein ihr eigenes Wohlergehen und ihre Macht sichern wollen. Diese Menschen hängen mehr am Leben als du und ich und verstecken sich eher in stinkenden Abwasserröhren oder Höhlen, wie bekannte andere Diktatoren, als das sie sterben. Das sind Diktatoren vom Schlage Ghaddafi, Hussein oder Nero.
Und die internationale Gemeinschaft wird sich hüten solche Länder in die Ecke zu drängen und damit das zweitere Szenario auszulösen.

Die Rationalität im Verhalten Koreas liegt darin begründet, dass sie sich vor eine Invasion fürchten. Dem haben sie nichts entgegenzusetzen, also brauchen sie das bekannte Mittel "Atombombe" das eine Invasion effektiv verhindert. Aber so ein Ding zu haben reicht nicht, man muss auch alle wissen lassen, dass man es hat. Deshalb: Atomtests, Militärparaden und diplomatische Drohgebärden.
Es wirkt nur so unglaublich dämlich, weil jeder weiß, dass die Koreaner nicht ernsthaft vorhaben irgendwen mit Atomwaffen anzufreifen. Und weil niemand, außer Nordkorea, damit rechnet, dass die USA eine Invasion planen.
Das ist eine ähnliche Taktik, wie sie die Sowjetunion benutzt hat in dem sie in Sibirien und auf Kuba lauter Atrappen stationiert hat. Einpaar Papp-Raketen, schön leicht einsehbar, auf Kuba haben ausgereicht um jegliche Invasionsambitionen der USA erlahmen zu lassen.
 
Ich würde es aber trotzdem nicht so herunter spielen, wenn ein paar wahnsinnige Staatenlenker furchtbar zerstörerische Waffen besitzen. Da braucht nur einer eine nervöse Zuckung im Finger haben und wir haben den Salat.

Deswegen vertrete ich ganz klar: No weapons and soldiers -> no war.

mfg benediktibk
 
Mir fallen eigentlich nur zwei Gründe ein: ideologischer oder religiöser Fanatismus, der direkt auf Selbstmord abzielt und eine ausweglose Situation in der die Führungselite ohnehin stirbt. Ersters ist in Nordkorea ABSOLUT NICHT gegeben. In Korea regieren die typischen egoistischen Oportunisten, die einzig und allein ihr eigenes Wohlergehen und ihre Macht sichern wollen.

Wo ist denn der Unterschied zwischen einer politischen Ideologie (die aus ismus endet) und einer "typisch oppurtunistischen" Führungselite? Ich sehe beide Clubs immer nur gemeinsam auftreten ^^

Diese Menschen hängen mehr am Leben als du und ich und verstecken sich eher in stinkenden Abwasserröhren oder Höhlen, wie bekannte andere Diktatoren, als das sie sterben. Das sind Diktatoren vom Schlage Ghaddafi, Hussein oder Nero.

Interessant, wer bei uns alles als Diktator durchgeht ^^

Das ist eine ähnliche Taktik, wie sie die Sowjetunion benutzt hat in dem sie in Sibirien und auf Kuba lauter Atrappen stationiert hat. Einpaar Papp-Raketen, schön leicht einsehbar, auf Kuba haben ausgereicht um jegliche Invasionsambitionen der USA erlahmen zu lassen.

Hm..ich hatte die Kubakrise anders in Erinnerung.


Whatever. Du hast ja im Prinzip Recht und wahrscheinlich ist es wirklich nur dummes Säbelrasseln. Nichtsdestotrotz gibt es genügend historische Beispiele, wo eben genau solche Dummheiten passieren. Da die Menschheit insgesamt nicht besonders Lernbereit ist, wuerde ich solche Szenarien, so unwahrscheinlich sie auch sind, nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zumal solches Aufbegehren oft auch eine diplomatische Komponente hat, die, je nach Aussage, eine bestimmte Nachricht transportiert.

Und ganz grundsätzlich ist nicht die Frage ob mal irgendwann einer mit einer Atombombe wirft, sondern lediglich wann und wer. Das liegt auch nicht an Schwarzmalerei, sondern an der schlichten Tatsache, dass politische Systeme immer instabil sind und die Waffen nunmal herumliegen. Instabile Systeme bedingen Korruption (und/oder umgekehrt :) )und Waffen oder Waffenmaterial sind beliebte Handelsware, wie man nach dem Zusammenbruch der UDSSR schoen beobachten konnte.

Oder, ganz salopp: Man tut gut daran sein Gegenüber ernst zu nehmen, wenn er eine Waffe in der Hand hält.
 
Ein ideologisch/religiöser Fanatiker kämpft für seine Ideologie/Religion ohne Rücksicht auf eigene Verluste. So z.b. in moderner Zeit die Taliban, in früherer Zeit die Kreuzritter, aber auch die Japaner im zweiten Weltkrieg. Ein egoistischer, oportunistischer Diktator will sich Leben, Macht und Wohlstand erhalten - die Mittel sind ihm gleich. Er mag vielleicht eine Ideologie oder Religion vorweisen, aber er steht nicht wirklich dafür ein und wirft sie über den Haufen, sobald es ihm nötig erscheint. Wäre die Führung Nordkoreas tatsächlich sozialistisch würde sie ganz andere Dinge tuen, die in erster Linie dem Volk gut tuen. Da das Gegenteil passiert, ist die Ideologie offenbar nur ein Vorwand zur Unterdrückung, so wie alle anderen Regierungsformen, die sich bisher als sozialistisch bezeichnet haben auch.

Was ist denn an der Kubakrise nicht so, wie ich es beschrieben habe verlaufen? Die USA haben keine Invasion gestartet. Wenn du auf die Invasion der Schweinebucht anspielst: die wurde von Kubanern und nicht von amerikanischen Truppen durchgeführt. Wer da sonst noch die Hände im Spiel hatte ist, solange nicht beweisbar, auf dem diplomatischen Parkett irrelevant. Im übrigen erfolgte diese Invasion vor dem Attrappen-Bau, wenn ich mich nicht ganz schwer täusche.

Ansonsten gebe ich dir natürlich Recht. Ich hatte ja auch erwähnt, dass ich die Gefährlichkeit von Atomwaffen als solches unendlich hoch einschätze.
 
Ein ideologisch/religiöser Fanatiker kämpft für seine Ideologie/Religion ohne Rücksicht auf eigene Verluste. So z.b. in moderner Zeit die Taliban, in früherer Zeit die Kreuzritter, aber auch die Japaner im zweiten Weltkrieg.
Ist das aus nem Schnellkurs in Kulturgeschichte fuer Bildungsbuerger mit Doktorambitionen?



Wenn du auf die Invasion der Schweinebucht anspielst: die wurde von Kubanern und nicht von amerikanischen Truppen durchgeführt.
Nach meinen Quellen war das eine von Kennedy genehmigte CIA Aktion, die letztendlich in die Hose ging (die Soldaten mussten Kubaner sein, daher hatte man damalige Kuba-Flüchtlinge und Exilanten dafuer ausgebildet). :)

Die eigentliche Krise war der Umstand, dass beide Grossmächte (im Laufe der Zeit) ziemlich kurz vor einem Krieg standen und ein Atomerstschlag der Amis eine reelle Option in dem Spiel war.

Whatever: Der Querverweis diente auch nur dazu klarzumachen, dass auf diesem Planeten genügend Dummköpfe herumrennen, die mit solchen Kalibern hantieren und davon gebrauch machen würden.
 
Nur falls jemand dachte die Lage hätte sich mittlerweile wieder beruhigt, hier mal ein kleines Update:
Am Mittwoch hatte Nordkorea, das schon vor einigen Tagen den "heißen Draht" für politische Kommunikation zwischen Pjöngjang & Seoul gekappt hatte, nun auch die einzige Leitung für militärische Kommunikation unterbrochen:
"In der Situation, in der jeden Moment ein Krieg ausbrechen kann, ist die Nord-Süd-Kommunikation nicht mehr nötig", wurde der Delegationsleiter für die Militärgespräche mit Südkorea von Staatsmedien zitiert.
Trotz dieser angespannten Situation haben die USA gemeinsam mit Südkorea ein Manöver durchgeführt und dabei am Donnerstag zwei atomwaffenfähige Stealthbomber eingesetzt:
Der Einsatz demonstriere, "die Fähigkeit der USA, schnell und nach Belieben Langstrecken- und Präzisionsschläge auszuführen", erklärte die US-Armee.
Ich würde eher sagen, der Einsatz demonstriert wie man Öl in ein schwelendes Feuer kippt...:rolleyes:
Quelle: USA entsenden Tarnkappenbomber nach Südkorea - Politik - Süddeutsche.de

Die Reaktion aus Nordkorea ließ nicht lange auf sich warten:
Nachdem die Vereinigten Staaten zwei US-Tarnkappenbomber nach Südkorea entsendeten, hat die Regimeführung nach eigenen Angaben ihre Raketen für mögliche Angriffe in Bereitschaft versetzt.
[...]
Im Falle einer "rücksichtslosen" Provokation seitens der USA müssten Nordkoreas Streitkräfte "erbarmungslos das US-Festland und Militärstützpunkte auf den Pazifik-Inseln Guam und Hawaii sowie deren Stützpunkte in Südkorea angreifen", zitierte KCNA den nordkoreanischen Machthaber.
Natürlich blieb auch diese Reaktion nicht unbeantwortet:
Pentagon-Chef Chuck Hagel sagte dazu, Washington nehme die "Provokationen sehr ernst". Die US-Regierung verpflichtete sich erneut, Südkorea selbst bei kleineren Provokationen militärisch beizustehen. Die Regierung in Washington werde und müsse auf "jede Eventualität" vorbereitet sein, sagte Hagel.
Quelle: Nordkorea: Kim Jong Un entsichert seine Raketen | Politik | ZEIT ONLINE

So langsam scheint die Spirale aus Provokation, Aktion & Reaktion eine fatale Eigendynamik zu entwickeln...8o

So sieht man das auch in Russland, dessen Außenminister Lawrow in diesem Drama gerade die Rolle der Stimme der Vernunft spielt:
"Die Situation könnte einfach außer Kontrolle geraten, sie entwickelt sich zu einem Teufelskreis." Lawrow rief alle Seiten auf, Muskelspiele zu unterlassen und das Risiko einer militärischen Auseinandersetzung zu mindern.
Quelle: Konflikt mit Nordkorea: Russland mahnt Zurückhaltung an - SPIEGEL ONLINE
 
Mal eine ganz blöde Frage: Wenn Nordkorea ein paar Raketen in Richtung US-Boden schickt, kommen die auch tatsächlich an? Müssten die Amis nach dem kalten Krieg nicht einen Haufen von Raketenabwehrsystemen haben?

mfg benediktibk
 
benediktibk hat gesagt.:
Mal eine ganz blöde Frage: Wenn Nordkorea ein paar Raketen in Richtung US-Boden schickt, kommen die auch tatsächlich an? Müssten die Amis nach dem kalten Krieg nicht einen Haufen von Raketenabwehrsystemen haben?
Das die nordkoreanischen Raketen die USA erreichen können, darf bezweifelt werden. Raketenschild hin oder her, die meisten Militärexperten & Nordkorea-Kenner gehen davon aus, dass Nordkorea lediglich über einsatzfähige Kurz- und Mittelstreckenraketen verfügt. Der nordamerikanische Kontinent dürfte daher ziemlich sicher außerhalb ihrer Reichweite liegen. Sehr real ist die Bedrohung dagegen für amerikanische Militärstützpunkte in ganz Asien. Oder für vorgelagerte amerikanische Territorien wie Guam oder Hawaii.
Übrigens ist es auch nicht sicher ob die Nordkoreaner überhaupt über Atomwaffen verfügen, die klein genug für Raketen sind. Trotzdem wäre ein Raketenangriff (auch mit konventionellen Sprengköpfen) auf Militärbasen in Südkorea oder gar auf amerikanisches Hoheitsgebiet (und die Reaktion darauf) natürlich eine Katastrophe.
 
Zuletzt bearbeitet:
xrayn hat gesagt.:
Gleichzeitig sollte man im Hinterkopf behalten, dass Pjöngjang sehr wohl weiß, dass sie maximal einen Angriff ausführen können, bevor sie dem Erdboden gleichgemacht werden - denke nicht, dass sie das riskieren.
Und ich hoffe Du wirst Recht behalten! Rational betrachtet kann niemand, auch nicht die Diktatoren in Pjöngjang, daran zweifeln wie ein solcher Konflikt ausgehen würde. Allerdings handeln Diktatoren, vor allem solche deren Stern im sinken ist, leider nicht immer rational.
Mehr Sorge bereitet mir aber, wie scheinbar auch dem russischen Außenminister Lawrow, dass die Machtspielchen schlichtweg außer Kontrolle geraten. Wenn sich zwei feindliche Armeen gegenüberstehen und versuchen sich gegenseitig zu provozieren und einzuschüchtern, können ganz unvorhergesehene Dinge passieren. Wie in der Arthus-Sage, als sich die Armeen von Arthus und Mordred gegenüberstehen und die beiden Anführer über eine friedliche Lösung verhandeln: Das Pferd eines Ritters scheucht eine Schlange auf, der zieht reflexartig sein Schwert um der Schlange den Kopf abzuschlagen und löst damit völlig unbeabsichtigt ein blutiges Gemetzel aus...:rolleyes:
Theoretisch reicht ein einziger Soldat mit nervösem Abzugsfinger um das Faß zum überlaufen zu bringen.
 
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