Nach den Ereignissen der letzten Tage, kann sich das TdW diesmal eigentlich nur mit der Entwicklung in den sogenannten freien westlichen Demokratien beschäftigen - so haben sich die Staaten des ehemaligen Westblocks zumindest genannt, solange ich zurückdenken kann. Früher einmal schien das mehr als eine leere Floskel zu sein - zumindest gab es im Westen keine Mauer und keine Todesstreifen, dafür aber freie Wahlen und Rede-, Presse- & Versammlungsfreiheit. Und natürlich sind all diese Rechte durch Verfassungen, Grundgesetze oder eine Magna Charta verbrieft - wie es sich für ordentliche Rechtsstaaten gehört. Doch was nützen verbriefte Rechte, wenn diese verwässert, eingeschränkt oder schlichtweg missachtet werden?
Es ist schwierig bei Entwicklungen, die ganze Staaten und Gesellschaften betreffen und verändern, einen genauen Zeitpunkt zu benennen, an dem diese Entwicklung ihren Anfang nahm. Doch bezüglich des verhängnisvollen Niedergangs rechtsstaatlicher Prinzipien und freiheitlicher Ideale im Westen, würde ich den 11. September 2001 als einen der entscheidenden Wendepunkte betrachten. Vielleicht werden spätere Generationen die rauchenden Trümmer von Ground Zero auch als das blutige Fanal betrachten, dass den Beginn der post-demokratischen, post-freiheitlichen, post-rechtsstaatlichen Gesellschaftsordnung im Westen markierte.
Die USA - die sich in ihrer eigenen Hymne als land of the free bezeichnen und die sich gern als Musterland für Demokratie, Bürgerrechte & Rechtsstaatlichkeit betrachten - machten mit dem Patriot Act den Vorreiter und schränkte die Rechte amerikanischer Bürger stark ein - während der Handlungsspielraum von Polizeibehörden & Nachrichtendiensten gleichzeitig beträchtlich erweitert wurde. Und viele Staaten des Westens folgten natürlich dem amerikanischen Beispiel. Und als ob die Beschneidung von verbrieften Rechten und die Verschärfung staatlicher Überwachung noch nicht schlimm genug wäre, begann man auch außerhalb gesetzlicher Normen zu agieren - so wurden Menschen aufgrund bloßer Verdachtsmomente entführt, in Geheimgefängnisse verschleppt und ohne Anklage oder anwaltlichen Beistand verhört, gefoltert und teils jahrelang gefangen gehalten. Auch wurden und werden Menschen ohne ordentlichen Prozess gejagt und getötet - zum Beispiel durch Einheiten wie die Task Force 373 oder durch Reaper-Drohnen. Wenn Staaten aber anfangen manchen Menschen Rechte zu verweigern, z. B. indem sie ihnen das Etikett Terrorist verpassen, können die dann noch als rechtsstaatlich bezeichnet werden? Und wer wird als nächstes als Bedrohung für die Gesellschaft eingestuft und entrechtet? Illegale Einwanderer? Obdachlose?
Deutlicher als in den letzten Tagen kann einem gar nicht vor Augen geführt werden, wie sehr sich der Westen verändert hat - aus freiheitlichen Demokratien wurden geradezu Polizei- und Überwachungsstaaten. Bürger werden unter Generalverdacht gestellt, Sicherheitsbehörden sniffen jede Form elektronischer Kommunikation und versuchen alles über jeden zu speichern. Wer das jetzt für völlig übertrieben hält, sollte sich vielleicht mal ein paar Minuten nehmen und sich mit Dingen wie Echelon, INDECT, dem SWIFT-Abkommen oder PRISM befassen. Wer sich ausschließlich für die Lage in Deutschland interessiert, kann sich z. B. mit der Vorratsdatenspeicherung, dem Staatstrojaner und der Bestandsdatenabfrage beschäftigen. Zum Thema Überwachungsstaat ist damit einiges gesagt, aber zu einem Polizeistaat gehört natürlich noch mehr - z. B. durch Polizeigewalt unterdrückte Bürger. Die Bilder aus Frankfurt, wo die Polizei mit Gewalt eine angemeldete und völlig legale Demonstration gestoppt und schließlich aufgelöst hat, kann schon fast Assoziationen eines Polizeistaats wecken - vor allem da die offizielle Rechtfertigung der Polizei für das harte Vorgehen, so gar nicht zu Berichten von Augenzeugen und Journalisten passen will. Es ist auch noch gar nicht lange her, da ist in New York die Polizei mit ähnlicher Härte gegen eine Occupy Wall Street-Demonstration vorgegangen. Zwei wichtige Finanzzentren, zwei gegen die Macht der Finanzlobby gerichtete Protestbewegungen und beide Male beendet die Polizei die Demonstrationen mit unverhältnismäßiger Härte.
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW also die Frage: Hat der Westen sein Ideal von freien, demokratischen Rechtsstaaten beerdigt? Oder waren die freien, westlichen Demokratien schon immer mehr Schein als Sein? Oder ist das alles eigentlich halb so wild?
Schließen möchte ich auf jeden Fall mit einem passenden Zitat von Benjamin Franklin:
Occupy Wall Street: Polizeibrutalität und Widerstand im Netz - Golem.de
Frankfurt: Schwerverletzte bei Blockupy-Demonstration - Inland - FAZ
Bericht: NSA erhält neben Telefondaten auch Kreditkartendaten | heise online
Enthüllungen über US-Geheimdienste - NSA-Whistleblower geht an die Öffentlichkeit - Politik - Süddeutsche.de
Projekt Prism: NSA spioniert weltweit Internet-Nutzer aus - SPIEGEL ONLINE
Prism: Britischer Geheimdienst soll Zugriff auf NSA-Daten haben - SPIEGEL ONLINE
Gespräch mit Frank Rieger vom CCC: Der Zugriff auf die Informationen ist total - Medien - FAZ
Es ist schwierig bei Entwicklungen, die ganze Staaten und Gesellschaften betreffen und verändern, einen genauen Zeitpunkt zu benennen, an dem diese Entwicklung ihren Anfang nahm. Doch bezüglich des verhängnisvollen Niedergangs rechtsstaatlicher Prinzipien und freiheitlicher Ideale im Westen, würde ich den 11. September 2001 als einen der entscheidenden Wendepunkte betrachten. Vielleicht werden spätere Generationen die rauchenden Trümmer von Ground Zero auch als das blutige Fanal betrachten, dass den Beginn der post-demokratischen, post-freiheitlichen, post-rechtsstaatlichen Gesellschaftsordnung im Westen markierte.
Die USA - die sich in ihrer eigenen Hymne als land of the free bezeichnen und die sich gern als Musterland für Demokratie, Bürgerrechte & Rechtsstaatlichkeit betrachten - machten mit dem Patriot Act den Vorreiter und schränkte die Rechte amerikanischer Bürger stark ein - während der Handlungsspielraum von Polizeibehörden & Nachrichtendiensten gleichzeitig beträchtlich erweitert wurde. Und viele Staaten des Westens folgten natürlich dem amerikanischen Beispiel. Und als ob die Beschneidung von verbrieften Rechten und die Verschärfung staatlicher Überwachung noch nicht schlimm genug wäre, begann man auch außerhalb gesetzlicher Normen zu agieren - so wurden Menschen aufgrund bloßer Verdachtsmomente entführt, in Geheimgefängnisse verschleppt und ohne Anklage oder anwaltlichen Beistand verhört, gefoltert und teils jahrelang gefangen gehalten. Auch wurden und werden Menschen ohne ordentlichen Prozess gejagt und getötet - zum Beispiel durch Einheiten wie die Task Force 373 oder durch Reaper-Drohnen. Wenn Staaten aber anfangen manchen Menschen Rechte zu verweigern, z. B. indem sie ihnen das Etikett Terrorist verpassen, können die dann noch als rechtsstaatlich bezeichnet werden? Und wer wird als nächstes als Bedrohung für die Gesellschaft eingestuft und entrechtet? Illegale Einwanderer? Obdachlose?
Deutlicher als in den letzten Tagen kann einem gar nicht vor Augen geführt werden, wie sehr sich der Westen verändert hat - aus freiheitlichen Demokratien wurden geradezu Polizei- und Überwachungsstaaten. Bürger werden unter Generalverdacht gestellt, Sicherheitsbehörden sniffen jede Form elektronischer Kommunikation und versuchen alles über jeden zu speichern. Wer das jetzt für völlig übertrieben hält, sollte sich vielleicht mal ein paar Minuten nehmen und sich mit Dingen wie Echelon, INDECT, dem SWIFT-Abkommen oder PRISM befassen. Wer sich ausschließlich für die Lage in Deutschland interessiert, kann sich z. B. mit der Vorratsdatenspeicherung, dem Staatstrojaner und der Bestandsdatenabfrage beschäftigen. Zum Thema Überwachungsstaat ist damit einiges gesagt, aber zu einem Polizeistaat gehört natürlich noch mehr - z. B. durch Polizeigewalt unterdrückte Bürger. Die Bilder aus Frankfurt, wo die Polizei mit Gewalt eine angemeldete und völlig legale Demonstration gestoppt und schließlich aufgelöst hat, kann schon fast Assoziationen eines Polizeistaats wecken - vor allem da die offizielle Rechtfertigung der Polizei für das harte Vorgehen, so gar nicht zu Berichten von Augenzeugen und Journalisten passen will. Es ist auch noch gar nicht lange her, da ist in New York die Polizei mit ähnlicher Härte gegen eine Occupy Wall Street-Demonstration vorgegangen. Zwei wichtige Finanzzentren, zwei gegen die Macht der Finanzlobby gerichtete Protestbewegungen und beide Male beendet die Polizei die Demonstrationen mit unverhältnismäßiger Härte.
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW also die Frage: Hat der Westen sein Ideal von freien, demokratischen Rechtsstaaten beerdigt? Oder waren die freien, westlichen Demokratien schon immer mehr Schein als Sein? Oder ist das alles eigentlich halb so wild?
Schließen möchte ich auf jeden Fall mit einem passenden Zitat von Benjamin Franklin:
"Diejenigen, die bereit sind grundlegende Freiheiten aufzugeben, um ein wenig kurzfristige Sicherheit zu erlangen, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit."
Occupy Wall Street: Polizeibrutalität und Widerstand im Netz - Golem.de
Frankfurt: Schwerverletzte bei Blockupy-Demonstration - Inland - FAZ
Bericht: NSA erhält neben Telefondaten auch Kreditkartendaten | heise online
Enthüllungen über US-Geheimdienste - NSA-Whistleblower geht an die Öffentlichkeit - Politik - Süddeutsche.de
Projekt Prism: NSA spioniert weltweit Internet-Nutzer aus - SPIEGEL ONLINE
Prism: Britischer Geheimdienst soll Zugriff auf NSA-Daten haben - SPIEGEL ONLINE
Gespräch mit Frank Rieger vom CCC: Der Zugriff auf die Informationen ist total - Medien - FAZ
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