Nach einer längeren Pause (sorry dafür) meldet sich das TdW heute mit einem Thema zurück, das dafür viel Raum für Kontroversen lässt: Frisst der Kapitalismus seine Kinder?
Mit Kapitalismus ist im Kontext dieser Frage vor allem die (freie?) Marktwirtschaft gemeint, die sich spätestens seit Ende des Kalten Kriegs als weltweite Wirtschaftsordnung etabliert hat. Gerade für die Kernstaaten des ehemaligen Westblocks (die westlichen Industrienationen), schien der Kapitalismus eine Art Gottesgeschenk an die Menschheit zu sein: Die Wirtschaft blühte, der Wohlstand wuchs kontinuierlich und jeder konnte sich ganz dem Konsum hingeben. Natürlich gab es ein paar Geburtsfehler wie z. B. die Tücken des Fiat-Money und des Zinssystems, doch dessen waren (und sind) sich nur die wenigsten bewusst. Die offensichtlicheren Schönheitsfehler wie z. B. das wachsende Heer der Arbeitslosen, konnte man leicht ignorieren. Andere Schattenseiten der stetig wachsenden und nach Profitmaximierung lechzenden Wirtschaft wie z. B. unwürdige Arbeitsbedingungen oder auch einfach anfallender Giftmüll, konnte man gut in die Dritte Welt outsourcen.
Doch so nach und nach scheinen uns diese Verfehlungen wieder einzuholen: Längst sind Lohndumping und unwürdige Arbeitsbedingungen auch ein Thema in den westlichen Industrienationen, folgerichtig scheint die Zahl derer, die nicht mehr an den Segnungen des Kapitalismus teilhaben können (z. B. Arbeitslose oder Geringverdiener), stetig zu wachsen. Und während viele Menschen in Deutschland für ihre Arbeit so schlecht bezahlt werden, dass der Staat einspringen und ihr Gehalt "aufstocken" muss, besassen im Jahr 2007 5% der deutschen Bevölkerung 46% des Gesamtvermögens.
Die Finanzkrise war es letztendlich, die vielen Menschen erstmals klar gemacht hat, das nicht alles Gold ist was glänzt. Die von der Realwirtschaft abgekoppelten Finanzmärkte haben 2007 eine weltweite Banken- und Finanzkrise ausgelöst, deren Folgen bis heute spürbar sind. Die Rechnung haben aber nicht die Verantwortlichen, sondern die Steuerzahler in aller Welt gezahlt. Die Erkenntnis das z. B. Banken die Gewinne von hochriskanten Finanzspekulationen einstreichen, die Verluste aber auf den Steuerzahler abwälzen können ("Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren"), hat vielen Menschen die Augen geöffnet und sie auf die Straße getrieben.
Trotzdem wurde nicht nur darauf verzichtet Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen, die Finanzmärkte zu regulieren und Großbanken (die wie wir, der krise sei Dank, wissen too big to fail sind) zu zerschlagen - nein, wer gegen die Macht des Kapitals aufbegehrt, lebt geradezu gefährlich! Wer z. B. im Rahmen der Occupy-Bewegung von seinem Recht auf Protest und Meinungsäußerung Gebrauch machte, der konnte mit Polizeiknüppeln und Tränengas rechnen, egal ob in New York (hier und hier) oder in Frankfurt. Tatsächlich hat der harte Polizeieinsatz in Frankfurt sogar die OSZE alarmiert: Blockupy-Demonstration: OSZE besorgt über deutsche Polizei - Politik - Süddeutsche.de
Doch Polizeiknüppel, Wasserwerfer & Tränengas sind nur ein Mittel für die Massen, wer in Deutschland konkrete Anschuldigungen gegen Banken vorbringt, der verschwindet auch schon einmal für Jahre in der Psychiatrie - wie der erschreckende Fall Mollath zeigt.
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW daher die Frage: Frisst der Kapitalismus seine Kinder?
Mehr zum Thema:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kasino-Kapitalismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Vermögensverteilung_in_Deutschland
Arbeitsbedingungen: Amazon im Ausnahmezustand - Wirtschaft - FAZ
Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren: Wie wir lernten, die Banken zu hassen - Wirtschaftspolitik - FAZ
Fall Mollath - Vorwürfe gegen bayerische Justiz - Süddeutsche.de (so etwas wie eine Chronik des Drama Mollath)
Mit Kapitalismus ist im Kontext dieser Frage vor allem die (freie?) Marktwirtschaft gemeint, die sich spätestens seit Ende des Kalten Kriegs als weltweite Wirtschaftsordnung etabliert hat. Gerade für die Kernstaaten des ehemaligen Westblocks (die westlichen Industrienationen), schien der Kapitalismus eine Art Gottesgeschenk an die Menschheit zu sein: Die Wirtschaft blühte, der Wohlstand wuchs kontinuierlich und jeder konnte sich ganz dem Konsum hingeben. Natürlich gab es ein paar Geburtsfehler wie z. B. die Tücken des Fiat-Money und des Zinssystems, doch dessen waren (und sind) sich nur die wenigsten bewusst. Die offensichtlicheren Schönheitsfehler wie z. B. das wachsende Heer der Arbeitslosen, konnte man leicht ignorieren. Andere Schattenseiten der stetig wachsenden und nach Profitmaximierung lechzenden Wirtschaft wie z. B. unwürdige Arbeitsbedingungen oder auch einfach anfallender Giftmüll, konnte man gut in die Dritte Welt outsourcen.
Doch so nach und nach scheinen uns diese Verfehlungen wieder einzuholen: Längst sind Lohndumping und unwürdige Arbeitsbedingungen auch ein Thema in den westlichen Industrienationen, folgerichtig scheint die Zahl derer, die nicht mehr an den Segnungen des Kapitalismus teilhaben können (z. B. Arbeitslose oder Geringverdiener), stetig zu wachsen. Und während viele Menschen in Deutschland für ihre Arbeit so schlecht bezahlt werden, dass der Staat einspringen und ihr Gehalt "aufstocken" muss, besassen im Jahr 2007 5% der deutschen Bevölkerung 46% des Gesamtvermögens.
Die Finanzkrise war es letztendlich, die vielen Menschen erstmals klar gemacht hat, das nicht alles Gold ist was glänzt. Die von der Realwirtschaft abgekoppelten Finanzmärkte haben 2007 eine weltweite Banken- und Finanzkrise ausgelöst, deren Folgen bis heute spürbar sind. Die Rechnung haben aber nicht die Verantwortlichen, sondern die Steuerzahler in aller Welt gezahlt. Die Erkenntnis das z. B. Banken die Gewinne von hochriskanten Finanzspekulationen einstreichen, die Verluste aber auf den Steuerzahler abwälzen können ("Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren"), hat vielen Menschen die Augen geöffnet und sie auf die Straße getrieben.
Trotzdem wurde nicht nur darauf verzichtet Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen, die Finanzmärkte zu regulieren und Großbanken (die wie wir, der krise sei Dank, wissen too big to fail sind) zu zerschlagen - nein, wer gegen die Macht des Kapitals aufbegehrt, lebt geradezu gefährlich! Wer z. B. im Rahmen der Occupy-Bewegung von seinem Recht auf Protest und Meinungsäußerung Gebrauch machte, der konnte mit Polizeiknüppeln und Tränengas rechnen, egal ob in New York (hier und hier) oder in Frankfurt. Tatsächlich hat der harte Polizeieinsatz in Frankfurt sogar die OSZE alarmiert: Blockupy-Demonstration: OSZE besorgt über deutsche Polizei - Politik - Süddeutsche.de
Doch Polizeiknüppel, Wasserwerfer & Tränengas sind nur ein Mittel für die Massen, wer in Deutschland konkrete Anschuldigungen gegen Banken vorbringt, der verschwindet auch schon einmal für Jahre in der Psychiatrie - wie der erschreckende Fall Mollath zeigt.
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW daher die Frage: Frisst der Kapitalismus seine Kinder?
https://de.wikipedia.org/wiki/Kasino-Kapitalismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Vermögensverteilung_in_Deutschland
Arbeitsbedingungen: Amazon im Ausnahmezustand - Wirtschaft - FAZ
Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren: Wie wir lernten, die Banken zu hassen - Wirtschaftspolitik - FAZ
Fall Mollath - Vorwürfe gegen bayerische Justiz - Süddeutsche.de (so etwas wie eine Chronik des Drama Mollath)
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