Internet Zukunftsvision Web 3.0

SpiegelOnline bringt heute eine interessante und beängstigende Vorschau auf das Internet in wenigen Jahren - wenn sich die Militärs & die politischen Hardliner, die in jüngster Zeit immer heftiger vor der Bedrohung aus dem Cyberspace warnen, mit ihren Vorstellungen durchsetzen sollten.

Einige Gründe für die steigenden Ängste von Politik & Wirtschaft vor dem "freien" Internet finden sich in diesem Absatz:
Weil aus dem Zusammenschluss einiger Universitäten eine Weltmaschine geworden ist, die von Millionen genutzt wird und die Milliarden bewegt, die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aufrüttelt.

Korrupte Politiker werden zu Fall gebracht, der Einzelhandel spürt die Macht der Online-Händler und Preisvergleicher, die Musikindustrie verabschiedet sich allmählich von der CD - nur einige wenige Beispiele.
Wie die Reaktion der Mächtigen aussehen könnte, zeigen diese Stellen:
Die Errichtung nationaler Netzwerke und Daten-Grenzkontrollen ist 2016 beschlossene Sache. Das Internet wird aufgeteilt, zuständig für die Netzstandards und die Adressvergabe sind nicht mehr internationale Organisationen und Expertengruppen, sondern jede Regierung für sich. Jeder Staat muss sicherstellen, das aus seinem Teil des Netzes keine bösartigen Angriffe in anderen Ländern ausgeführt werden. Ansonsten folgt die internationale Ächtung - und der Ausschluss vom grenzüberschreitenden Datenverkehr.
Die wenigen Länder, die eine anonyme Nutzung von Internet-Anschlüssen überhaupt noch zulassen, stehen unter verschärfter Beobachtung. Netzwerkpakete, die internationale Netzgrenzen queren, werden besonders sorgfältig analysiert. Die meisten Staaten richten Internetbehörden ein, darunter auch Deutschland: Endlich wird das nationale Internet ordentlich verwaltet. Einen Zugang zum Bundesnetz gibt es nur mit dem Online-Führerschein , der mit Erreichen des 14. Lebensjahrs und nach einer erfolgreich absolvierten Prüfung ausgestellt wird. Läuft doch mal etwas aus dem Ruder, wird das betroffene Land umgehend abgeklemmt - bis die Sicherheitsbehörden den nationalen Netzfrieden wieder hergestellt haben. Dank Vorratsdatenspeicherung meistens kein großes Problem, die Raster-Fahndung schlägt immer häufiger schon Alarm, bevor ein Hacker überhaupt zugeschlagen hat: Eine Software errechnet anhand all der personenbezogenen Datenspuren, die im Internet hinerlassen werden, ob jemand sich künftig als Netzaktivist hervortun könnte.
Und die Folgen skiziiert dieser Abschnitt:
Der Netzeingriff hat weitgehende Folgen: Alte Ordnungen werden erfolgreich wieder hergestellt, die kurzzeitig aufgebrochenen Machtstrukturen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verfestigen sich wieder. Das Schreckgespenst Internet, diese anarchistisch anmutende Hippie-Idee mit seinem subversiven Potential, wird erfolgreich exorziert.
Quelle: Das Netz in fünf Jahren: Wie Militärs das Internet aufteilen - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Netzwelt
 
Mal abgesehen, dass Prognosen in unser Branche für das nächste Jahr schon mehr als gewagt sind, sind Teile der schwarzen Horrorversion, die hier gemalt wurde, zT technisch nicht umsetzbar, zum Teil heute schon vorhanden.

Errichtung nationaler Netzwerke und Daten-Grenzkontrollen: gibt es heute schon, nennt sich Autonomes System. Jeder Administrator eines AS kann selbst bestimmen, ob er überhaupt Traffic durch sein AS zulässt und wenn ja welchen und wie.

Netzstandards [...] jede Regierung für sich: Technisch nicht umsetzbar, schon garnicht bis 2016. Man bedenke wie lange es dauert bis sich IPv6 vollständig etabliert. Für ein weltweites Netz braucht man Einheitliche internationale Standards, eine Abkehr davon würde sowohl Bürger als auch Wirtschaft auf die Barrikaden bringen und wäre nicht tragbar.

Online-Führerschein: Ich halte es tatsächlich für Sinnvoll, wenn Kinder von klein auf ein paar Grundprinzipien vermittelt bekommen. Nicht unbedingt im Sinne eines Führerscheins (wie beim Auto), sondern eher in Form eines zusätzlichen Faches zB in der Schule.

Und was den letzten Punkt angeht, wenn jemand wirklich Anonym sein möchte, wird er das auch weiterhin mit VDS sein können. Was das Errechnen von Profilen angeht, so können die ISPs das doch heute auch schon machen. Oder Facebook. Oder Amazon. Oder Google.

DPI wird auch etwas schwieriger, wenn man bedenkt, dass IPv6 IPSec als Standard vorsieht ;)

Wenn du eine realistischere Sicht auf das Web 3.0 haben möchtest, empfehle ich Semantisches Web ;)
 
Online-Führerschein: Ich halte es tatsächlich für Sinnvoll, wenn Kinder von klein auf ein paar Grundprinzipien vermittelt bekommen. Nicht unbedingt im Sinne eines Führerscheins (wie beim Auto), sondern eher in Form eines zusätzlichen Faches zB in der Schule.

Gibt es ja im Prinzip schon, also der Informatik-Unterricht an Schulen, nur sollte dieser schon etwas früher stattfinden wie du schon sagtest ( ich hatte das damals in der Hauptschule ( Bayern ) erst in der 8ten Klasse als Wahlfach, kann sein das ich mich Irre, bitte bessert mich aus, es ist lange her :) ), verpflichtend sein und neben den technischen Themen auch auf andere wichtige Sachen eingehen ( Umgang mit privaten Daten im Internet etc. )
 
xrayn hat gesagt.:
Mal abgesehen, dass Prognosen in unser Branche für das nächste Jahr schon mehr als gewagt sind, sind Teile der schwarzen Horrorversion, die hier gemalt wurde, zT technisch nicht umsetzbar, zum Teil heute schon vorhanden.
Der Artikel ist keine Prognose, sondern ein Gedankenexperiment, eine Dystopie die die möglichen Folgen aktueller Entwicklungen in der Zukunft abbildet. Das kann man schon daran sehen das der Autor kein Informatiker oder IT-Spezialist, sondern ein Politikwissenschaftler ist...;)

Vorsichtshalber hat er es aber auch noch einmal ganz deutlich gesagt:
Das folgende Szenario - erster Teil einer kurzen Serie - basiert nicht auf nackten Zahlen und Berechnungen. Es ist ein Gedankenexperiment: Was passiert, wenn die Cyber-Angst überhand nimmt und die Militärs zuschlagen?
Eine Analyse des geiteswissenschaftlichen Artikels unter rein informations-technischen Aspekten ist also ziemlich sinnlos...:rolleyes:
xrayn hat gesagt.:
Netzstandards [...] jede Regierung für sich: Technisch nicht umsetzbar, schon garnicht bis 2016.
Wie gesagt handelt es sich nicht um eine konkrete technische Prognose, sondern um ein Gedankenexperiment. Das der Autor mit dem Jahr 2016 einen sehr nahes Datum für seine Dystopie gewählt hat, liegt einfach daran das vieles was er beschreibt bereits heute angewendet wird oder zumindest möglich ist. Wie der Autor imho selbst in dem Artikel andeutet, dient der Goldene Schild, den China seit 2003 betreibt, in weiten Teilen als Vorbild für das geschilderte Szenario.

xrayn hat gesagt.:
Was das Errechnen von Profilen angeht, so können die ISPs das doch heute auch schon machen. Oder Facebook. Oder Amazon. Oder Google.
Und genau diese Tatsache, dass vieles von dem was Du selbst als "schwarzes Horrorszenario" bezeichnet hast, bereits möglich ist / praktiziert wird, macht dieses Gedankenspiel so erschreckend...8o
 
Ja möglich ist es, wird aber zur Zeit nicht von einer zentralen Stelle praktiziert. Aber diese Entwicklungen würden natürlich zum kommenden Ökofaschistischen-Kommunistischen System passen, welches in dieser Horrorversion 2016 in Deutschland herrscht ;)
 
xrayn hat gesagt.:
Aber diese Entwicklungen würden natürlich zum kommenden Ökofaschistischen-Kommunistischen System passen, welches in dieser Horrorversion 2016 in Deutschland herrscht ;)
Mir ist schon klar das Du diese Bemerkung ironisch gemeint hast, aber als jemand der nach dem 11. September erleben musste wie innerhalb kürzester Zeit im Namen des "Kriegs gegen den Terror" rechtstaatliche Prinzipien ausgehöhlt oder gleich ganz beerdigt wurden und Bürgerrechte in zuvor unvorstellbarer Weise beschnitten wurden, bleibt mir persönlich ein ironisches Lachen bei diesem Thema ehrlich gesagt im Halse stecken.
Und wer die Äußerungen von Politikern und Militärs bezüglich der Bedrohung durch den "Cyber-Terrorismus" und die dazu passenden immer neuen "Schreckensmeldungen" in den Medien verfolgt hat, der kann gar nicht umhin zu bemerken das Politiker & Militärs sich der gleichen Rhetorik bedienen wie nach dem 11. September...:rolleyes:
Es ist irgendwie immer die gleiche Masche, zuerst wird eine Bedrohung stark geredet und somit Ängste geschürt, dann werden auf Grundlage dieser Ängste schärfere Gesetze & Regeln erlassen...X(
Ich glaube Geheimdienste nennen das "Strategie der Spannung".

Selbst den Amoklauf eines Mistkerls in Norwegen instrumentalisieren solche Leute für ihre Ziele. Ein guter Artikel dazu findet sich unter den Namen Die Denkfehler der Scharfmacher bei SpiegelOnline - der Artikel stammt übrigens vom gleichen Autor wie der Ausblick in das Jahr 2016.

Hier mal ein paar Zitate aus dem Artikel:
Die Gegensätze könnten größer nicht sein: Nach dem Doppelanschlag des Fanatikers Anders Breivik in Norwegen sprach sich Ministerpräsident Jens Stoltenberg in einer bewegenden Ansprache für mehr Offenheit, mehr Demokratie und mehr Menschlichkeit aus. In Deutschland hingegen nutzen manche Politiker und Funktionäre die Tragödie aus, um ihre Ideen zur Internet-Überwachung wieder auf die Agenda zu setzen.
[...]
Zwei Tage nach den Morden in Oslo und Utøya erhob CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl wieder einmal die Unionsforderung nach einer weitreichenden Speicherung von Verbindungsdaten. Denn, so Uhl im Deutschlandfunk: "In Wahrheit wurde diese Tat im Internet geboren."
[...]
Inwiefern die Vorratsdatenspeicherung einem solchen Anschlag vorgebeugt hätte, erklärte CSU-Innenexperte Uhl nicht - trotzdem plädiert er dafür. Ob er nur ein Trittbrettfahrer sei, wollte der Deutschlandfunk deswegen wissen. Doch dazu wollte Uhl sich nicht äußern, schließlich komme die Kritik "von linker Seite". Das Internet böse, ihre Nutzer verdächtig, Kritik unerwünscht: So einfach ist das.
 
Da tun sich ja gewaltige Abgründe auf :D
Dies ist mit Abstand das grösste Sommerloch das SO jemals gegraben hat. :D

Für solche Pläne müsste man sich international erstmal einigen was Böse ist. :wink:
Dies in einer Welt, in der es vermutlich nicht mal einen Konsens in der Frage einer
Mindestprofiltiefe für Kinderdreiräder geben würde und wenn dieser nicht für Bobbycars
angewendet werden könnte.

Ihr fürchtet euch vor der Zukunft, habt lieber Angst vor dem jetzt.
Die Überwachung läuft doch bereits. Der Attentäter von Oslo wurde bereits dem
norwegischen Geheimdienst gemeldet, wegen eines 15€ Einkaufes im Ausland.
Man ist also schon in der Mühle, wenn man die falschen Dinge kauft. Ab jetzt
wird dieser Betrag nicht mehr zu gering sein genauer nachzuforschen und zu
überwachen.

Diese ganzen Pauschalüberwachungsszenarien lenken inzwischen doch nur noch
davon ab was in Wirklichkeit schon möglich ist und umgesetzt wurde, wenn
ein Verdacht besteht ist man schon der gläserne Verdächtige. Kredit- und EC-Kartenüberwachung,
Handyortung, Funkzellenauswertung sind bereits Praxis. Um Zugriff auf
euer Intranet zu bekommen reicht schon ein Firmwareupdate für euren Router.
heise online - WLAN-Router von UPC spannen geheimes Netz auf

Ist euch noch nicht aufgefallen, dass inzwischen immer mehr Hackaktivisten
verhaftet wurden und während über Assanges sexuellen Verfehlungen in den
Medien Verschwörungstheorien verbreitet werden und er Essen gibt, um seine
Auslieferung zu verhindern verschwinden die wahren Aktivisten und Whistleblower
sang und klanglos in den Haftanstalten.

Gruss
 
Naja mit hoher Wahrscheinlichkeit lesen hier auch einige Computer mit (denke da so in die Richtung der Frostburgschen Nachfolger)...
 
Es ist schon krank was sich so manche leute Ausdenken um andere zu Kontrollieren aber was bringt all die sicherheit wen man zu Inkompetent ist (xampp) :rolleyes:

Kriminelle werden einen Weg finden um Anonym zu bleiben.
 
...Ist euch noch nicht aufgefallen, dass inzwischen immer mehr Hackaktivisten
verhaftet wurden...

Welche Hacktivisten? Die Kleinkinder, die meinten mit DDOS die Welt verändern zu können? Die Kurzdenker, die mit ihren Brachialmethoden genau das kaputt gemacht haben, wofür 15.000 Leute vor 2,3(?) Jahren auf die Strasse gegangen sind, als sie gegen die VDS demonstriert haben?

Das damals war mal ein Schritt in die richtige Richtung. Es wurde demonstriert, es wurden Briefe an die zuständigen Abgeordeneten geschickt. Nix mit sozial- und realitätsfremden Kellerkindern, die Angst haben, sie könnten jetzt nicht mehr ungestört pr0n im Internet genießen. Die Aktion damals hatte Aussage und Gewicht. Und war demokratisch.

Und heute? "Klick hier um am DDOS gegen Mastercard teilzunehmen." Klasse.
Und das soll Demokratie sein? Wer unliebsam ist (wie zum Beispiel in den Augen von Anonymous) wird wegzensiert. Das ist Demokratie. Wenn das der Staat macht, ist es Diktatur.

Und persönlich finde ich es richtig, die Handlungen der Regierungen zu hinterfragen, es wäre aber auch schön, wenn das mal mit einem bisschen emotionalen Abstand gemacht wird. Denn ich persönlich weiß bis heute nicht, was ander VDS schlimm anders als bisher ist.
In Zeiten von 56k - Modems war es ganz üblich die Verbindungsdaten 3 Monate lang zu speichern. Da hat sich komischerweise keiner aufgeregt. Ich denke bei Telefongesprächen war das nicht anders. Und das bei Handys die Zelleninformationen mitgespeichert werden, passiert auch nicht erst seit 2008, wo langsam jeder Dodel irgendwie das Gefühl bekommen hat er sei der letzte Kämpfer für Demokratie und wüsste wie der demokratische Sozialstaat in Deutschland läuft: nämlich nur unfair und gegen die kleinen "da unten" seitens "der da oben". Emails werden oder können per TKÜG ohne weiteres abgehört werden. Hat jemand von euch wegen all der Sachen schonmal Probleme mit den Behörden bekommen?

Nichts gegen das aufgewachte politische Gewissen, aber es wäre schön, wnn man das ganze auch mal ein wenig nüchterner diskutieren könnte. Ohne das gleich wieder die super großen Verschwörungstheorien, die eh wieder keiner beweisen oder widerlegen kann, ausgepackt werden. Und ohne, dass man gleich wieder die ganze Politik vorverurteilt.
 
Welche Hacktivisten? Die Kleinkinder, die meinten mit DDOS die Welt verändern zu können? Die Kurzdenker, die mit ihren Brachialmethoden genau das kaputt gemacht haben, wofür 15.000 Leute vor 2,3(?) Jahren auf die Strasse gegangen sind, als sie gegen die VDS demonstriert haben?

Nein ich dachte da eher an Bradley Manning z.B. und die Aktionen von LulSec hatten was. :wink:
Aber die haben inzwischen ja gemerkt, dass es mit der Anonymität im Netz nicht
weit her ist.


So und jetzt noch ein Kommentar zum 2. Teil vom Sommerloch.
Ich halte es für warscheinlicher das Google, Facebook und Co bis in 5 Jahren
Präsidentenwahlen entscheidend beeinflussen können, als das die Politik kapiert
was da auf sie zurollt und hier gegen steuert.
Sie werden entweder mit den grossen Medienkonzernen fusionieren oder diese verdrängen.
Auf jeden Fall sehe ich durchaus italienische Verhältnisse auf uns zukommen.

Gruss
 
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