Die ewig Gestrigen und ihre Theorien...

bitmuncher:
Och nee, jetzt spring bitte nicht auch noch auf den Antifa-Zug auf. Die sind keinen Deut besser als die Neonazis.
Habe ich eigentlich nicht vor, den unter "leicht off topic" gebrachten Anhang in meinem letzten Post hab ich keine 45 Minuten nach besagter Begegnung mit den nationalen Autonomen geschrieben, in den letzten Monaten/ Jahren habe ich immer wieder viel über die in der Zeitung lesen müssen, heute war aber das erste Mal das ich ihnen sozusagen Auge in Auge gegenüberstand - das musste ich einfach loswerden. Überhaupt kam ich mir diese Woche ein bisschen wie in der Twilight Zone vor: Angefangen hat es letzten Freitag mit dem Zeitungsbericht über den Angriff auf die Szenenkneipe. Darüber habe ich mich entsetzlich aufgeregt und vermutlich hat mich das für das Thema sensibilisiert, denn prompt sind mir am Samstag auf einem Weg den ich oft lang gehe Hakenkreuzschmiereien aufgefallen - keine Ahnung ob die neu sind, oder ich sie einfach jetzt erst wahrgenommen habe. Am Montag erzählt mir meine Schwester das Neo-Nazis den ersten Schultag genutzt haben um Flugblätter auf dem Pausenhof der Schule meiner Nichten zu verteilen. Heute morgen lese ich von dem Überfall auf einen Antifa-Aktivisten und abends laufe ich, während meines gerademal 30 Minütigen Aufenthalts in der City, ausgerechnet den nationalen Autonomen in die Arme... Wenn das nicht die Twilight Zone ist. Langsam entwickle ich eine echte Paranoia und habe fast das Gefühl nur einen Stein in eine beliebige Richtung werfen zu müssen, um damit einen Neo-Nazi zu treffen...:rolleyes:
Ich hoffe nur das ist irgendwie wie die "23"-Sache, also vor allem eine Folge sensiblisierter Wahrnehmung...
bitmuncher:
Beide Seiten sind nunmal Hohlköpfe.
Völlig richtig. Mir persönlich sind alle Radikalen suspekt - egal ob es Rechtsradikale, Linksradikale, radikale M$-Hasser oder radikale Gartenzwerg-Liebhaber sind...

bitmuncher:
Aber zurück zum Thema: Sicherlich bleibt bei einer Analyse von Sarazzins Thesen nicht viel mehr als heisse Luft übrig.
In der Tat. Nachdem ich ihn vorhin im TV erlebt habe bin ich noch mehr als vorher davon überzeugt das Argumentation unhaltbar ist. Auf die Frage auf welche wissenschaftlichen Erkenntnisse er seine Behauptungen über die Vererbung von Intelligenz stützt, nannte er die Namen von zwei Wissenschaftlern - dummerweise hat sich eine der beiden, eine Psychologin mit dem Fachgebiet Intelligenzforschung, zu Wort gemeldet und gesagt das jemand, der behauptet Intelligenz würde zu 50-80% vererbt, die komplexe Thematik in keiner Weise verstanden hat. Und seine zentrale These das uns eine "Verdummung" drohe hat sie als unhaltbar bezeichnet - egal wieviele Kinder von dummen Eltern gezeugt würden. Schon dumm, meinte Plasberg darauf, wenn einem die eigene Quelle die Luft raus lässt...:D Wenn ich mich recht erinnere kann man mehr von ihren Äußerungen morgen in der "Zeit" lesen (oder wars die "Welt"?).
Insgesamt muss ich sagen das ich hoffe das Herr Sarrazin besser schreibt als spricht - sonst könnte die Lektüre eine ziemliche Qual werden. Ich habe einen ehemaligen Berufspolitiker noch nie so stammeln hören. An einer Stelle sagte er, in Bezug auf seine Äußerung über die genetischen Merkmale von Juden, so etwas wie "inhaltlich war es ein Fehler, aber es war inhaltlich nicht falsch" - ich hoffe er hat sich da versprochen, sonst ist er noch verwirrter als ich dachte...:p
Fairer Weise sollte ich aber erwähnen das der Mann wohl einmal einen Schlaganfall hatte und scheinbar unter einer halbseitigen Gesichtslähmung leidet, was seine Aussprache und einen eloquenten, souveränen Auftritt natürlich deutlich erschwert.

bitmuncher:
Aber es ist diese heisse Luft, die ein Feuer entfachen kann, das momentan noch ganz klein und leise im Volk vor sich hin glimmt.
Genau deswegen habe ich ihn wiederholt als geistigen Brandstifter bezeichnet.

bitmuncher:
Ich denke aber, dass man die von Sarrazin aufgeführten Statistiken und Thesen nicht mit Gegenthesen oder anderen Statistiken "bekämpfen" kann.
Ich denke er hat sich selbst und vor allem der politischen Debatte zum Thema Integration, keinen Gefallen getan - sondern ihr im Gegenteil schwer geschadet. Das es ein Problem mit Integration gibt ist sicher unstrittig, auch das die Politik (und zwar alle Parteien) diese Problematik zu spät erkannt hat und bisher keine brauchbaren Lösungen anzubieten hat wird niemand leugnen können. Doch anstatt auf diese Mißstände aufmerksam zu machen und eine Diskussion über positive Lösungsansätze auszulösen, hat er mit seinem unsinnigen Geschwafel über Vererbung und seiner paranoiden Warnung vor drohender Überfremdung nur die Stimmung aufgeheizt, weiten Teilen der Bevölkerung vor den Kopf gestossen und praktisch alle Muslime beleidigt. Sehr konstruktiv.
 
Gutes Zitat - aber im wesentlichen dreht sich die Diskussion ja weniger um sein Buch, als mehr um seine öffentlichen Äußerungen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Buches... Das Buch ist ja erst am Montag erschienen, sobald es in der Bibliothek zu haben ist, werde ich es auch sehr aufmerksam lesen...:wink:

Seinen in der Öffentlichkeit dargestellten Ansichten sind absolut des Kontext beraubt. Und hier werden die medienwirksamen Bruchstuecke seiner Argumente diskutiert - ebenso wie in der Politik. Und was ist das Resultat?

- Diskussionen in der Politik und Bankwesen?
- Interviews mit "irgendwelchen" Auslaendern die seine Äusserungen "bloed" finden

Diese Basis ist fuer eine qualifizierte Diskussion _nicht_ ausreichend.

Ganz abgesehen davon muss in diesem Land erlaubt sein auch mal kontroverse Meinungen zu haben und die etwas gelassener zu betrachten.
Jeder Auslaender kann sich ins Fernsehen stellen und ueber Ungerechtigkeit in DE lamentieren. Das gilt ja schon fast als politisch überkorrekt. Aber wenn mal jemand das Kind beim Namen nennt, dann ist Alarm.

Man muss nicht alles gut und korrekt finden was der Mann schreibt. Und es kann durchaus das eine oder andere komplett falsch sein. Aber wenn man ihn schon anprangert sollte man zumindest gelesen haben was er schreibt. Das gilt fuer jede Schrift, die derart brisant ist.
 
Chromatin:
Seinen in der Öffentlichkeit dargestellten Ansichten sind absolut des Kontext beraubt. Und hier werden die medienwirksamen Bruchstuecke seiner Argumente diskutiert - ebenso wie in der Politik.
Ich habe nicht gehört das Herr Sarrazin sich darüber beschwert hätte falsch zitiert oder verstanden worden zu sein. In der gestrigen TV-Sendung hat er z. B. gesagt das es zu seiner Aussage über das Juden und Gene gekommen ist, weil die Interviewer ihn versucht hätten in eine bestimmte Richtung zu drängen - er hat aber auch zugegeben das man ihm den Text vor der Veröffentlichung noch einmal zum "absegnen" vorgelegt hat. In der Sendung hat er die Aussage übrigens wiederholt...

Chromatin:
Diese Basis ist fuer eine qualifizierte Diskussion _nicht_ ausreichend.
Warum sollten seine in der Öffentlichkeit gemachten Äußerungen, beispielsweise die bei der von ihm (bzw. seinem Verlag) organisierten Pressekonferenz, keine Grundlage für eine öffentliche Diskussion sein? Ich dachte genau aus diesem Grund gibt man Pressekonferenzen...:rolleyes:

Chromatin:
Ganz abgesehen davon muss in diesem Land erlaubt sein auch mal kontroverse Meinungen zu haben und die etwas gelassener zu betrachten.
Natürlich ist es erlaubt kontroverse Meinungen zu vertreten (und Herr Sarrazin bekommt ja auch ein großes Forum für seine Thesen), doch es muss den Kritikern ebenso erlaubt sein dem ihre eigene Meinung gegenüberzustellen. Ganz abgesehen davon das man ja wohl auf inhaltliche Fehler und Halbwahrheiten aufmerksam machen darf.

Chromatin:
Man muss nicht alles gut und korrekt finden was der Mann schreibt. Und es kann durchaus das eine oder andere komplett falsch sein. Aber wenn man ihn schon anprangert sollte man zumindest gelesen haben was er schreibt. Das gilt fuer jede Schrift, die derart brisant ist.
Wie gesagt, bislang habe ich mich bei meiner Kritik auf Dinge konzentriert die er gesagt hat. Aber keine Angst, die Kritik an den Dingen die er geschrieben hat wird vermutlich auch noch kommen, falls mir Frau Prof. Dr. Stern und das statistische Bundesamt (also seine eigenen Quellen) nicht weiterhin die Mühe abnehmen...:D
 
Warum sollten seine in der Öffentlichkeit gemachten Äußerungen, beispielsweise die bei der von ihm (bzw. seinem Verlag) organisierten Pressekonferenz, keine Grundlage für eine öffentliche Diskussion sein? Ich dachte genau aus diesem Grund gibt man Pressekonferenzen...:rolleyes:

Theoretisch. Ja.

Es wird viel auf dem Punkt Gene, Rassen usw. herum gehackt. Das war auch sicher nicht sehr schlau von ihm. Er hat aber auch noch andere Punkte aufgefuehrt und die geraten _leider_ vor diesen Punkten etwas in den Hintergrund. Die Presse und Oeffentlichkeit forciert liebend gerne genau diese Punkte.

Ich habe sein Buch auch nicht gelesen sondern kenne eben nur die Ausschnitte. Seine Hinweise auf Integrationsprobleme und Geburtenraten sind jedoch nicht von der Hand zu weisen - auch davon gibts Ausschnitte. Trotzdem ist das Thema um ihn lediglich auf die Reizthemen beschraenkt - das ist definitiv zu bemaengeln.
 
Also ich finde nicht, dass man den Mann zu sehr in Schutz nehmen muss.
Ich habe das ganze bisher nur am Rande in den Medien verfolgt, mir jetzt allerdings mal ein paar "Zitate" und Interviews näher angeschaut.

Es mag zwar sein, dass einige seiner Thesen irgendwo einen klitzekleinen wahren Kern haben, umso mehr werden sie allerdings durch ihre Formulierung und seiner unterschwelligen Wertung zu nichts weiter als reiner Propaganda. Meiner Meinung nach rechter Propaganda.

Sollte es so sein, dass "Intelligenz" in welcher Form auch immer irgendwie vererbbar seien sollte, dann ist das eben so. Aber es ist sicherlich nichts worauf Menschen in irgendeiner Form Einfluss nehmen sollten.
Außerdem scheitert das doch sowieso an der Definition von Intelligenz. Die "Unterschicht" wie Sarrazin sie nennt kriegt viele Kinder. Sichern sie sich damit nicht im Gegensatz du den anderen Leuten ihre Versorgung im Alter? Klingt für mich eigentlich ganz vorausschauend und intelligent.

Was man immer beachten sollte ist nicht nur der Inhalt der Aussage an sich sondern vorallem die dahinter stehende Motivation. Diese ist zwar nach außen hin eigentlich nicht ersichtlich wird aber durch die Art und Form seiner Äußerungen offenbar. Würde er sich falsch verstanden fühlen, dann hätte er wohl genug Gelegenheit sich zu Korrigieren und könnte sich seine nächsten Aussagen besser drei mal überlegen. Statdessen legt er aber lieber nach.

Wer Menschen in Schichten mit einer Rangordnug von gut nach schlecht bzw. nach ökonomischem Wert einteilt und dann auch noch Vererbung mit ins Spiel bringt ist für mich nichts weiter als ein Rassist.
Zudem sind "Schichten", wovon Sarrazin wohl ganz gerne Gebrauch macht, heute auch aus soziologischer Sicht ein sehr eingeschränktes und eher überholtes Modell, welches unserer heutigen Gesellschaft nicht gerecht wird.

Was ich an der Reaktion der Medien kritisieren kann ist nicht, dass sie ihn verurteilen, sondern dass sie diesem Mann überhaupt eine Platform geben.
Es ist gut wenn das Thema Integration auf den Tisch kommt, denn dort gibt es sicherlich noch viel Nachholbedarf, aber nicht so.

Ist euch übrigens auch Aufgefallen, dass das ganze eine große Ähnlichkeit zum Fall Eva Hermann hat? War das erste das mir bei dieser ganzen Diskussion in den Sinn kam.
 
Chromatin:
Das war auch sicher nicht sehr schlau von ihm.
Ich sagte ja das er der Diskussion über sein vorgebliches Anliegen, mangelnde Integration und muslimische Parallelgesellschaften, nachhaltig geschadet hat. Aber scheinbar ist ihm eine hohe Auflage wichtiger, als eine konstruktive Diskussion.

Chromatin:
Seine Hinweise auf Integrationsprobleme und Geburtenraten sind jedoch nicht von der Hand zu weisen - auch davon gibts Ausschnitte.
Integrationsprobleme? Keine Frage - da besteht dringend Handlungsbedarf. Aber was soll das mit der Geburtenrate? Er warnt in düsteren Worten vor Überfremdung, vor einem Deutschland in dem es mehr Einwanderer als deutschstämmige geben wird und mehr Moscheen als Kirchen... Auch hier, wie schon bei der Intelligenz-Vererbung, nimmt er es mit Fakten aber nicht so genau und versucht lieber durch eindringliche Worte an diffuse Urängste vor Fremden zu appelieren. So gibt er zwar zu das sich die Zahl der Geburten in Einwandererfamilien in der Regel in der 2. Generation anpasst, berücksichtigt dieses Faktum aber in seinen düsteren Prognosen nicht. Es gibt z. B. auch in seinem Buch eine lange, komplizierte Modellrechnung über die demographische Entwicklung (die wurde bei Hart aber Fair ausführlich besprochen) in 4 Generationen - also 120 Jahren. Ich habe die Zahlen jetzt nicht mehr ganz im Kopf, doch kommt wohl in etwa zu dem Ergebnis das knapp über 70% der Einwohner Deutschlands dann Einwanderer wären. Er gibt in seinem Buch wohl auch selbst zu, dass statistische Prognosen über einen solangen Zeitraum nicht zuverlässig (das statistische Bundesamt benutzte gar den Begriff "unseriös" ) sind. Mir stellt sich da die Frage warum Herr Sarrazin eine lange, komplizierte Modellrechnung in seinen Buch anführt, deren Aussagekraft - wie er selbst zugibt - gegen Null tendiert? Für mich ist das vorsetzliche Panikmache.
Außerdem wird bei der Geburtenrate, meiner Meinung nach, das Pferd vom falschen Ende aufgezäumt: Anstatt uns zu fragen warum manche Einwanderer mehr Kinder haben, sollten wir uns fragen warum soviele deutsche Paare sich für wenige oder gar keine Kinder entscheiden! In unserer Gesellschaft sind Kinder nämlich, so schrecklich das auch ist, einer der größten Risikofaktoren für Armut. Eine DIW-Studie von 2008 belegt das das Risiko in die Armut abzudriften mit der Anzahl der Kinder steigt. Das ist ja wohl eindeutig ein Versagen der Politik! Aber anstatt unseren Politversagern Dampf zu machen, damit sie sich was einfallen lassen um junge Familien besser abzusichern und zu fördern, lassen wir uns lieber von Querulanten ablenken, die auf andere zeigen und denen den schwarzen Peter zuschieben...
Und noch ein kleiner Hinweis für alle die Angst vor der wachsenden Zahl türkischer Einwanderer haben: Nach dem letzten Migrationsbericht der Bundesregierung wandern mehr Türken aus (34.843) als ein (28.742)...

xblax:
Es mag zwar sein, dass einige seiner Thesen irgendwo einen klitzekleinen wahren Kern haben, umso mehr werden sie allerdings durch ihre Formulierung und seiner unterschwelligen Wertung zu nichts weiter als reiner Propaganda.
Ich denke auch das ihm nur um Stimmungsmache geht. Er benutzt die unbestreitbare Tatsache das es ein Integrationsproblem gibt, um mittels Halbwahrheiten, Unwahrheiten & unausgegorenen Theorien, ein Gefühl der Bedrohung zu erzeugen. Das ist ein sehr gefährliches Spiel das er da spielt...
 
Ich denke auch das ihm nur um Stimmungsmache geht. Er benutzt die unbestreitbare Tatsache das es ein Integrationsproblem gibt, um mittels Halbwahrheiten, Unwahrheiten & unausgegorenen Theorien, ein Gefühl der Bedrohung zu erzeugen. Das ist ein sehr gefährliches Spiel das er da spielt...

Das Spiel ist nicht gefährlich, sondern notwendig, wenn man in Zukunft der Bevölkerung die Notwendigkeit für Angriffskriege auf ölfördernde Länder noch glaubhaft machen will. Man kann ja nicht einfach sagen "Wir brauchen deren Öl", denn dann könnte das Volk auf die Idee kommen, dass dann bittesehr auch die ölfördernden Unternehmen einen solchen Krieg bezahlen sollen, oder noch schlimmer... die Bürger könnten auf die Idee kommen da nicht mitmachen zu wollen. Dann doch lieber das Argument, dass die dort eh alle dumm sind und kein Anrecht auf einen so wichtigen Rohstoff haben und ausserdem wollen sie ja unser Land zerstören, man verteidigt also lediglich die innere Sicherheit, wenn man z.B. beim Angriff auf den Iran mitmischen will. Das klingt doch schon viel besser als "Wir wollen deren Öl", oder nicht?
 
Das Spiel ist nicht gefährlich, sondern notwendig, wenn man in Zukunft der Bevölkerung die Notwendigkeit für Angriffskriege auf ölfördernde Länder noch glaubhaft machen will. Man kann ja nicht einfach sagen "Wir brauchen deren Öl"

wie hat der US-amerikanische Singer-Songwriter David Rovics schon über den Irak-Krieg gesungen:
it’s Operation Iraqi Liberation
Tell me, what does that spell
Operation Iraqi Liberation
O – I – L
[...]
And now we’ll liberate these people, we’ll liberate their money
We’ll liberate their soil
We’ll liberate their airports, we’ll liberate their harbors
And we’ll liberate their oil
David Rovics - Operation Iraqi Liberation



Sicherlich gibt es in Deutschland Städte oder Stadt-Teile, in denen man mehr ausländische Mitbürger trifft als deutsch-stämmige.

Aber die sozialen Probleme sind überall die gleichen.

Bestes Beispiel: meine Freundin hat bis vor kurzem als Ergotherapeutin in Hof (also in Bayern... äääh Franken) gearbeitet und gewohnt hat sie im "Türken-Viertel" - die Ecke ist vielleicht nicht die schönste von Hof, aber als Übergangs-Lösung okay.
Untereinander sprechen die Leute dort türkisch (wieso auch nicht - wir würden, wenn wir eine Gruppe deutschsprachiger Bewohner im Ausland wären sicherlich auch untereinander deutsch reden...)
Aber wenn jemand aus dem Haus irgendwas von mir wollte oder ich z.B. dort ab und zu in dem IZMIR-Markt einkaufen war, dann haben die sich dort mit mir auch deutsch unterhalten.
Und DAS finde ich wichtig - man muss sich ja nicht komplett den Bräuchen des Landes anpassen und seine eigene Kultur verleugnen - man sollte jedoch die Landessprache beherrschen, um auch mit den "einheimischen" und natürlich auch mit den Behörden kommunizieren zu können.
Vor allem die Kinder, die ja in der Schule auch irgendwo was vermittelt bekommen sollen, sollten möglichst frühzeitig die Sprache lernen, um nicht von vorn herein benachteiligt zu sein.

Und genau wie bei deutsch-stämmigen Mitbürgern gibt es auch bei den Türken das Problem mit dem Rassismus.
Ich weiß nicht, ob das generell so ist oder nur in Hof - aber dort können sich jedenfalls Türken und Russen nicht sonderlich gut leiden - und wenn Kinder von ihren Eltern den Fremden-Hass vorgelebt bekommen, werden sie selbst natürlich auch so.
In einer Gruppen-Therapie ist es wohl mal vorgekommen, dass ein türkischer Junge (so 6-7 Jahre alt) sich geweigert hat, in den Raum zu gehen - Begründung (jedenfalls sinngemäß): "da sitzt der Russe mit drin, mit dem gehe ich nicht in einen Raum"
 
@beavisbee: Leider ist es aber gerade in den Ghettos keineswegs so, dass man dich dort auf Deutsch anredet. In Neukölln z.B. findest du Geschäfte, wo sämtliche Schilder auf Arabisch sind und der Verkäufer wenn überhaupt nur gebrochenes Deutsch spricht. Es gibt sogar Kneipen von Farbigen, wo man als Weisser rausgeworfen wird, während man aber gleichzeitig Toleranz verlangt. Genauso ist es mir mehr als 1 Mal passiert, dass ich nach dem Weg fragen wollte und nur ein "Nix verstehen" als Antwort bekam. Im Einwohnermeldeamt/Bürgerservice saß ich auch mal neben einer Türkin, deren Mann erstmal für sie übersetzen musste. Sie wollte einen neuen Ausweis beantragen und es schien sich nicht um einen Erstantrag zu handeln, wo ich sowas noch verstanden hätte. Das zeigt eigentlich recht gut, wie viel bei der Integration im Argen ist. Und wenn ich von Türken als "scheiss Deutscher" oder gar als "scheiss Nazi" bezeichnet werde, was mir mehr als einmal passiert ist, dann vergeht mir auch die Lust weiterhin auf diese Menschen zuzugehen und ich frage mich "Was wollen diese Leute hier, wenn sie unser Volk doch so scheisse finden?". Nach mehreren Jahren in Neukölln ist mir durchaus klar geworden, dass große Teile der dort wohnenden Ausländer kein Interesse an Integration haben. Dem gegenüber steht ein vergleichsweise kleiner Teil, der sich Mühe gibt hier wirklich Fuß zu fassen. Absurderweise werden diese dann aber von der Antifa als böse Nationalisten "verfolgt", aber das ist ein anderes Thema, wenn auch sicherlich ein nicht unwichtiger Punkt, wenn man über Integrationsprobleme spricht. Wie soll sich jemand in ein Land integrieren, wo die Kultur des Landes verpöhnt ist und der in anderen Ländern völlig normale Nationalismus auf eine Stufe mit Nationalsozialismus gestellt wird? Wohin dann mit Gefühlen wie Patriotismus, die man als normal ansieht, wenn man sie nicht auf das neue Heimatland ausrichten darf? Natürlich bleibt der Patriotismus und Nationalismus dann auf die alte Heimat bezogen und das wiederum ist eine Blockade im Kopf, die eine Integration sehr effektiv verhindert. Allerdings ist dies nur ein Teilproblem der ganzen Integrationsproblematik.
Ich weiss allerdings auch, dass z.B. in Süddeutschland die Integration von Einwanderern weitaus besser funktioniert. Dort gibt es zwar auch sogenannte Türken-Viertel, aber gerade beruflich sind sie viel mehr in den deutschen Alltag eingebunden. In Stadtteilen wie Neukölln oder Wedding in Berlin erlebt man aber eine "Micro-Wirtschaft", die großteils auf dem direkten Handel mit der Türkei und anderen muslimischen Ländern und dem Verkauf der Produkte innerhalb dieser Stadtteile basiert. Davon profitiert die deutsche Wirtschaft nicht wirklich, wenn unser Geld in's Nicht-Euro-Ausland fliesst und oft genug an der Staatskasse vorbei gewirtschaftet wird. Es zeigt auch deutlich wie wenig diese Menschen mit ihrer neuen Heimat verbunden sind und wie sehr sie eigentlich diese Stadtteile zu Erweiterungen ihrer Heimatländer gemacht haben.
 
ich hab schon wieder so kopfschmerzen mit bildern

^^erinnert mich ein wenig an den film Getto ganz, das mit der macrowirtschaft
 
Kopftuch

ziehe mein bedenken zurück, hab mir mal 3 stunden konzentriert zdf reingezogen und schiebe die schuld schuldbewust auf mein unterbewustsein
 
Zuletzt bearbeitet:
Update
In der Sueddeutschen findet sich ein sehr interessanter Artikel zur Migrations-Problematik, denn der aus neun Wissenschaftlern bestehende Sachverständigenrat der Stiftungen für Integraion & Migration hat gerade seinen neuen Bericht Migrationsland 2011 vorgelegt. Die Studie belegt das seit 2008 mehr Menschen aus Deutschland auswandern, als einwandern - besonders bedenklich ist dabei, dass viele hochqualifizierte Deutsche & Ausländer unter den Auswanderern sind.
Hier mal ein paar interessante Zitate aus dem Artikel:
Deutschland hat kein Zuwanderungsproblem, Deutschland hat ein Auswanderungsproblem: Seit dem Jahr 2008 verlassen mehr Menschen das Land, als zuziehen - und es gehen vor allem die Hochqualifizierten unter den Deutschen und den Zuwanderern.
[...]
"Erst haben wir über Jahrzehnte hinweg Zuwanderer ungenügend gefördert, jetzt vergraulen wir die neue Elite der Einwanderungsgesellschaft," kommentierte der Migrationsforscher Klaus Bade, der dem Expertengremium vorsitzt, die Zahlen.
[...]
Den vorgelegten Statistiken zufolge hat Deutschland zwischen 1994 und 2009 eine halbe Million mehr Staatsbürger an das Ausland abgegeben, als von dort zuwanderte.
Auch Sarrazins Buch wird ausdrücklich erwähnt:
Die Debatte um den Bestseller "Deutschland schafft sich ab" des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin habe zu einem "doppelten Eigentor" geführt: "Für junge, erfolgreiche Migranten war die Debatte ein regelrechter Bruch - und im Ausland setzte sich das Bild fest, die Deutschen seien Zuwanderern gegenüber feindlich eingestellt", sagte Bade und sprach von "populistischer Kulturpanik".
Dabei sehen laut Migrationsforscher Bade, wie Umfragen der Studie zeigen, die meisten Deutschen die Migrationspolitik sehr realistisch:
"Die Leute denken weder, dass das Boot voll sei, noch dass jeder, der wolle, ins Land kommen solle", so der Migrationsforscher. In einer Umfrage des Sachverständigenrates wünschen mehr als 60 Prozent der Befragten, dass mehr hochqualifizierte und bildungswillige Ausländer nach Deutschland kämen. 70 Prozent wiederum wünschen sich, dass weniger schlecht ausgebildete Menschen kommen.
Diese Erkenntnisse fasst er so zu zusammen:
Es sei falsch, eine restriktive Zuwanderungspolitik mit angeblichen Ängsten der Bürger zu begründen, sagte Bade: "Die Ängste gibt es am Rande, aber nicht in der Mitte der Gesellschaft", sagte er; die Politik aber behandle die "Bürger, die sich sehr wohl ein realistisches Bild von der Lage machen können", als säßen diese "in einem Kindergarten für Erwachsene".
Betrachtet man die aktuellen Einwanderunszahlen genauer, besonders die der türkischen Migration, wird auch schnell klar was von Sarrazins Theorie von der "Invasion durch Einwanderung" zu halten ist:
2009 gab es 12.800 mehr Abwanderer als Zuwanderer; dies sei für Deutschland "ein gravierendes und langfristig wirkendes Zukunftsproblem", heißt es in dem Gutachten. Insgesamt kamen 721.000 Menschen nach Deutschland, 733.800 gingen. Die meisten Zuwanderer (112.000) kamen 2009 aus Polen; 27.200 kamen aus der Türkei - 35.400 Türken kehrten im gleichen Zeitraum in ihre Heimat zurück. "Die Vorstellung, Deutschland müsse sich vor Zuwanderung in größerem Umfang schützen, ist nicht nur empirisch falsch, sondern geradezu kontraproduktiv", urteilt das Gutachten.
Quelle: Deutschland, ein Auswanderungsland - Hochqualifizierte in Deutschland: Nichts wie weg - Job & Karriere - sueddeutsche.de
 
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