Kampf dem Kapital?

das ist soweit richtig, nur halte ich es für naiv zu glauben dass man mit einer beliebigen änderung die situation verbessert ...

welche qualitativen eigeschaften sollte eine maßnahme haben, um als verbesserung zu zählen? sie sollte sich möglichst nicht als boomerang erweisen...

ich stimme dir völlig zu, das akkuter handlungsbedarf besteht...

wenn man vor einer bombe sitzt, sollte man nicht warten bis die zeit abgelaufen ist ... aber möglicherweise wäre es nicht ratsam den nächsten x-beliebigen draht zu kappen, ohne sich genau über die folgen im klaren zu sein ...
 
Es geht ja nicht um beliebige Änderungen. Ich denke jeder weiss durchaus wo er
die Fehler im System für seine Vorteile ausnützt und sich dadurch an anderen bereichert.
Sich allein dies bewusst zu machen und das ein oder anderemal (optimaler Weise ganz)
darauf zu verzichten wäre schon ein guter Anfang.

Bei den genannten Vorschlägen die Börsen betreffend sehe ich ehrlich keine negativen
Auswirkungen. Im Gegenteil, es würde eine Menge an Dynamik aus den Märkten genommen,
die für diese Panikattacken verantwortlich ist und an denen sich nur sehr Wenige berreichern.

Gruss
 
die meisten menschen sind aber keine reinen altruisten ...

was die negativen auswirkungen angeht die aus solchen einschränkungen entstehen können:

der komplette ausschluss von zwischenhändlern reduziert beispielsweise die betreffende martliquidität... illiquide märkte reagieren mitunter mit enormen preisschwankungen auf kurzfristige verknappungen ...

da stellt sich zumindest mir die frage ob das nicht gerade jetzt das ganze noch zusätzlich anheizt
 
Es geht ja nicht um beliebige Änderungen. Ich denke jeder weiss durchaus wo er
die Fehler im System für seine Vorteile ausnützt und sich dadurch an anderen bereichert.
Sich allein dies bewusst zu machen und das ein oder anderemal (optimaler Weise ganz)
darauf zu verzichten wäre schon ein guter Anfang.

Hier tritt wieder einmal das 'Problem' zutage, dass 'der' Mensch von sich aus nicht uneigennützig handelt. Im Prinzip ist das 'besser sein' auch ein guter Anreiz, sich anzustrengen. Um aber mal ein Zitat aus dem Film 'Wall Street: Geld schläft nicht' hervorzukramen:
Gier ist gut. Jetzt scheint sie auch legal zu sein.
Gegen diese übermäßige Gier sollte etwas unternommen werden, und dies wäre durch eine minimale Besteuerung von Börsengeschäften möglich (wie auch schon in diesem Thread geschrieben wurde). Es geht nicht darum, die Geschäfte vollkommen zu verhindern, aber es wäre meiner Meinung nach nicht verkehrt, wenn sie ein bisschen gebremst würden.

Bei den genannten Vorschlägen die Börsen betreffend sehe ich ehrlich keine negativen
Auswirkungen. Im Gegenteil, es würde eine Menge an Dynamik aus den Märkten genommen,
die für diese Panikattacken verantwortlich ist und an denen sich nur sehr Wenige berreichern.
Da viele Käufe und Verkäufe von Computern durchgeführt werden, entwickelt sich, wie schon häufiger zu beobachten war, eine sehr gefährliche und schnell Eigendynamik. Meiner Meinung nach sollte dies einfach ein wenig ausgebremst werden. Wie oben schon erwähnt ist dies wahrscheinlich durch eine kleine Steuer sehr einfach möglich. Dies würde nur wenig Gewinne kosten, aber einfach die absurd hohe Geschwindigkeit ein wenig reduzieren.

MfG,
justj
 
Ich weiß jetzt nicht mehr wo ich das her habe, wahrscheinlich eh von irgendeinem anderen Thread aus dem Habo, aber es gab anscheinend mal einen Techniker der die Börsenkurse ganz aus technischer Sicht analysiert hat. Von diesem Standpunkt aus hat das gesamte System zu wenig Reibung, was zu großen Ausschlägen führt. Die Tobin-Tax könnten man dann als eine erhöhte Reibung interpretieren, was aus regelungstechnischer Sicht sehr hilfreich wäre.

mfg benediktibk
 
Studie zu Nahrungsmittel-Spekulationen: Satte Gewinne, großer Hunger | Wirtschaft*- Berliner Zeitung

Momentan sorgt die Marktliquidität aber für eine künstliche Knappheit und damit
für hohe Preise, wohlgemerkt allerdings nur an den Terminbörsen. Beim Produzenten werden
die Preise weiter gedrückt, bzw. musste er seine Ernte schon unter Preis verkaufen,
um das Saatgut zu bezahlen.
An den Aktienbörsen haben wir inzwischen doch auch das Problem, dass hier über
künstlich erzeugten Bedarf oder Panik die Kurse massiv beeinflusst werden, oder wie erklärst
du dir das gesunde Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern über Nacht 1/3 ihres Aktienwertes
verlieren?
Solches Handeln wiederspricht dem eigentlichen Sinn einer Aktie, die doch als
Unternehmensbeteiligung gedacht ist und einem Unternehmen Kapital für Investitionen und
Innovationen zur Verfügung stellen soll und nicht Kapital für Spekulationen am Aktienmarkt
binden soll.

@justi
Ich bin halt der Meinung, der Mensch sollte so langsam anfangen seinem Stammhirn
Paroli zubieten und mit dem grösseren Teil denken, um dem Bild, dass er so gerne von sich zeichnet,
als Krone der Schöpfung ein wenig annähern. :)

Gruss
 
Erst einmal vorweg: Schöne Diskussion...:)

GrafZahl hat gesagt.:
zeigen diese beispiele wirklich den anstieg der preise durch spekulation?
Nun, zumindest zeigen sie das Spekulanten durchaus Einfluss auf die Preisentwicklung haben - alles andere würde mich auch sehr wundern. Allerdings muss ich zugeben das ich keine große Ahnung von Wirtschaftswissenschaften im allgemeinen und Themen wie Aktien- & Derivatenhandel und Finanzspekulationen im besonderen habe. Ich bin diesbezüglich also auf die Meinung von entsprechenden Experten angewiesen und mit Artikeln, Zitaten und Analysen von Wirtschafts- & Finanzexperten und Politikern (ok - sind jetzt nicht die vertrauenswürdigsten Zeugen:D) und den verschiedensten Aktivisten, die sich lang und breit über den Einfluss von Spekulanten auf die Preisentwicklung auslassen, kann ich dich vermutlich begraben...;)
Um nur ein einziges Beispiel zu nennen, hier etwas von der Welthungerhilfe:
Die durch Spekulanten angeheizten Entwicklungen bei den Warentermingeschäften seien eine "große Katastrophe". Zudem seien sie ein Beispiel dafür, dass die Ursachen für Hunger und Armut nicht von den Regierungen der armen Länder allein, sondern nur mit Hilfe der Industrienationen bekämpft werden können.
Quelle: Spekulanten und Biosprit verschrfen die Lage - Welthungerbericht 2011 kritisiert hohe Preise

Die Welhungerhilfe ist eine gemeinnützige, unabhängige Organisation, die keine politischen oder wirtschaftlichen Eigeninteressen (ausser den Hunger zu bekämpfen) verfolgt - warum sollten die behaupten Spekulanten würden das Problem vergrößern, wenn es nicht stimmt?
Ganz aktuell von heute, kommt diese Meldung:
Die zunehmende Verwendung von Agrarprodukten für die Treibstoffherstellung und Spekulationen mit Nahrungsmitteln verschärfen die Ausmaße des Hungers weltweit.
[...]
Außerdem forderte sie [Bärbel Diekmann, Präsidentin der Welthungerhilfe] eine stärkere Regulierung der Spekulationen mit Nahrungsmitteln. Derartige Spekulationen seien in den vergangenen Jahren als Quelle für hohe Gewinne entdeckt worden. Für die armen Menschen in den Entwicklungsländern sei das „eine Katastrophe“.
Vor diesem Hintergrund: Wie kommst du darauf Spekulanten hätten keinen Anteil an der Preisentwicklung?

GrafZahl hat gesagt.:
die meisten menschen sind aber keine reinen altruisten ...
Das ist richtig, aber das ist in diesem Kontext doch auch gar nicht das Probem! Das Problem ist imho das unsere Gesellschaft, bzw. gewisse Aspekte unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft, egoistisches und im Grunde "asoziales" Verhalten ausdrücklich belohnen. Hier besteht, meiner Meinung nach, dringend Handlungsbedarf.

justj hat gesagt.:
Hier tritt wieder einmal das 'Problem' zutage, dass 'der' Mensch von sich aus nicht uneigennützig handelt.
Wobei ich persönlich finde das "die" Menschen besser sind als ihr Ruf. Natürlich hat jeder Mensch schon schlechte Erfahrungen mit seinen Mitmenschen gemacht - aber ich wette jeder Mensch hat auch schon erlebt wie einem völlig fremde Menschen ohne erkennbaren Grund oder Vorteil geholfen haben. Das kann von einem simplen "Entschuldigung, ich glaube sie haben das hier verloren", über den Autofahrer der anhält um einem Unbekannten Starthilfe zu geben, bis hin zu jemanden der einem völlig Fremden Essen und Obdach für eine Nacht anbietet, reichen...;)
 
Erst einmal vorweg: Schöne Diskussion...:)
Das sehe ich genauso! :)

Wobei ich persönlich finde das "die" Menschen besser sind als ihr Ruf. Natürlich hat jeder Mensch schon schlechte Erfahrungen mit seinen Mitmenschen gemacht - aber ich wette jeder Mensch hat auch schon erlebt wie einem völlig fremde Menschen ohne erkennbaren Grund oder Vorteil geholfen haben. Das kann von einem simplen "Entschuldigung, ich glaube sie haben das hier verloren", über den Autofahrer der anhält um einem Unbekannten Starthilfe zu geben, bis hin zu jemanden der einem völlig Fremden Essen und Obdach für eine Nacht anbietet, reichen...;)

Ich wollte damit auch nicht ausdrücken, dass die Menschen alle und grundsätzlich schlecht seien. Die Beispiele, die du genannt hast, sind sicher wahr, ich habe das zum Teil auch selber erlebt. Wenn es jedoch darum geht, auf (größere) Gewinne oder auf Macht zu verzichten, dann wird es schon schwieriger, da entsprechende Beispiele zu finden (nicht nur vereinzeltes Auftreten). Ich finde, dass lässt sich wunderbar am Kommunismus erkennen:
Vom Prinzip her ist der Kommunismus eine relativ schöne Sache. Aber es gibt immer mindestens einen, der in einem Kommunistischen Gebilde entdeckt, dass er mit ein bisschen Geschick mehr Macht, Geld oder sonstiges bekommen kann.

Es reichen schon wenige Menschen aus, die das alles wieder 'kaputt' machen.
 
justj hat gesagt.:
Es reichen schon wenige Menschen aus, die das alles wieder 'kaputt' machen.
FullACK! Und ausgerechnet Menschen die diesem Typus angehören, machen besonders häufig Karriere in unserer "Ellbogengesellschaft"...X(
Daher ist es auch nicht verwunderlich das "Gier" nicht nur zur wichtigsten Charakter-Eigenschaft von Führungskräften in gewissen Branchen geworden ist, sondern geradezu zum Credo dieser Branchen.
 
Nun, zumindest zeigen sie das Spekulanten durchaus Einfluss auf die Preisentwicklung haben - alles andere würde mich auch sehr wundern.
ich habe nie behauptet sie hätten keinen einfluss ... ich sage lediglich, dass ich mir absolut nicht vorstellen kann, dass der einfluss aleine ausreicht um diese "qualität von problemen" zu generieren
warum sollten die behaupten Spekulanten würden das Problem vergrößern, wenn es nicht stimmt?
[...]
Vor diesem Hintergrund: Wie kommst du darauf Spekulanten hätten keinen Anteil an der Preisentwicklung?
anteil ja, ich gehe sogar soweit zu sagen dass dadurch das fass zum überlaufen gebracht wurde, und kann mir vor dem hintergrund auch gut vorstellen warum erstmal alles in diese richtung schaut... aber was sich mir nicht erschließt, ist dass die ganzen anderen faktoren die genannt wurden, maßgeblich nichts mit dem problem zu tun haben sollen ... die führen seit den 80ern in gehäufter regelmäßigkeit zu hungersnöten ... und auf einmal ist auf der baustelle alles in butter, und nur die spekulationsgeschäfte sind nun aleine für alle probleme verantwortlich?

also ich weiß nicht so recht ... irgendwas halte ich an der begründung für faul ...
Das ist richtig, aber das ist in diesem Kontext doch auch gar nicht das Probem! Das Problem ist imho das unsere Gesellschaft, bzw. gewisse Aspekte unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft, egoistisches und im Grunde "asoziales" Verhalten ausdrücklich belohnen. Hier besteht, meiner Meinung nach, dringend Handlungsbedarf.
wenn du alle menschen zu altruisten erziehen willst, ist das ein nobles ziel ... aber ... ich kanns nicht besser ausdrücken als xrayn: http://www.hackerboard.de/umfragen/...te-hobbies-habt-ihr-kennt-ihr.html#post334523
 
GrafZahl hat gesagt.:
anteil ja, ich gehe sogar soweit zu sagen dass dadurch das fass zum überlaufen gebracht wurde, und kann mir vor dem hintergrund auch gut vorstellen warum erstmal alles in diese richtung schaut... aber was sich mir nicht erschließt, ist dass die ganzen anderen faktoren die genannt wurden, maßgeblich nichts mit dem problem zu tun haben sollen ... die führen seit den 80ern in gehäufter regelmäßigkeit zu hungersnöten ... und auf einmal ist auf der baustelle alles in butter, und nur die spekulationsgeschäfte sind nun aleine für alle probleme verantwortlich?
Wer sagt das auf den anderen Baustellen alles in Butter ist? Gerade die Welthungerhilfe nennt doch mehrere Gründe für den Anstieg der Preise: Angefangen bei Missernten durch Dürre (worauf wir Menschen leider wenig bis gar keinen Einfluss haben), die Klimaerwärmung, den zunehmenden Anbau von Pflanzen für Biosprit und eben auch Spekulanten. Woraus leitest Du also ab das Spekulanten das einzige Problem wären? Allerdings sind die beiden letzten Punkte eben die, bei denen man sofort ansetzen und am schnellsten Ergebnisse erzielen kann.

GrafZahl hat gesagt.:
wenn du alle menschen zu altruisten erziehen willst, ist das ein nobles ziel ...
Ich will niemanden zu einem Altruisten erziehen, ich plädiere dafür das Mechanismen geschaffen werden die für einen Ausgleich sorgen - eine Finanztransaktionssteuer oder die Besteuerung von Gewinnen aus Devisen-Spekulationen könnten solche Mechanismen sein. Kundigere Leute werden sicherlich bessere Möglichkeiten dazu finden, wichtig ist nur das etwas unternommen wird. Um mit dem Ökonom Max Otte zu sprechen: Wir müssen aufhören die Reichen, die den Staat gekapert haben, zu beschützen und dafür sorgen das niemand nur den Rahm abschöpft, ohne der Gesellschaft etwas zurückzugeben...;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer sagt das auf den anderen Baustellen alles in Butter ist? [...] Woraus leitest Du also ab das Spekulanten das einzige Problem wären? Allerdings sind die beiden letzten Punkte eben die, bei denen man sofort ansetzen und am schnellsten Ergebnisse erzielen kann.
ich leite das nicht ab ... ich sehe nur, das was hier primär als ursache angeführt wird ...

schnelle problemlösungen halte ich für wünschenswert ... wichtiger wäre mir aber noch die effektivsten maßnahmen zu ergreifen ... und die würde ich da suchen wo der großteil des problems liegt

"dummerweise" ist das auch mal wieder ein "aktionismus fähiges" thema, soll heißen wer hier schnelle aktionen/ergebnisse vorweist, kann das entsprechend ausschlachten ... nur ich befürchte halt dass die nachaltigkeit auf der strecke bleibt ...
Ich will niemanden zu einem Altruisten erziehen, ich plädiere dafür das Mechanismen geschaffen werden die für einen Ausgleich sorgen - eine Finanztransaktionssteuer oder die Besteuerung von Gewinnen aus Devisen-Spekulationen könnten solche Mechanismen sein. Kundigere Leute werden sicherlich bessere Möglichkeiten dazu finden, wichtig ist nur das etwas unternommen wird. Um mit dem Ökonom Max Otte zu sprechen: Wir müssen aufhören die Reichen, die den Staat gekapert haben, zu beschützen und dafür sorgen das niemand nur den Rahm abschöpft, ohne der Gesellschaft etwas zurückzugeben...;)
ja, aber bitte zielgerichtet

wenn das bedeutet bei der regulierung von terminbörsen anzufangen, dann ist das so ...

ich sehe in dem ganzen nur eine große gefahr, dass jetzt stimmung gegen etwas gemacht wird ... dann wird gehandelt ... es werden "fortschritte" präsentiert ... dann wird gejubelt ... und dann wird, tschuldigung, mit der gleichen scheiße wie vorher weiter gemacht, weil der sündenbock die aufmerksamkeit effektvoll weggebügelt hat ...
 
Wenn jetzt etwas Stimmung gegen die Finanz-Mafia gemacht wird, wäre das ein guter Ausgleich für die letzten Jahre, in denen man primär Stimmung gegen sozial bedürftige Menschen gemacht hat. Ggf. könnte man dadurch mal wieder einen Ausgleich erreichen. ;)
 
Wenn jetzt etwas Stimmung gegen die Finanz-Mafia gemacht wird, wäre das ein guter Ausgleich für die letzten Jahre, in denen man primär Stimmung gegen sozial bedürftige Menschen gemacht hat. Ggf. könnte man dadurch mal wieder einen Ausgleich erreichen. ;)

:D

solange es nicht mal wieder dabei bleibt dass erstmal stimmung gemacht wir, "etwas getan wird" (im sinne von "wir-tun-was!"™) ... und danach alles seinen gwohnten gang geht ...

wenn ich mir ansehe wie oft genau diese masche schon benutzt wurde, kann ich gar nicht so viel fressen wie ich kotzen will ...
 
Apropros Kampf dem Kapital: Fahnder führen derzeit in ganz Europa Razzien bei mehreren Großbanken durch - es besteht der Verdacht auf eine Manipulation des Euribor-Zinssatzes. Beim Euribor handelt es sich um einen Zinssatz den Banken untereinander beim Handel mit Einlagen mit fester Laufzeit veranschlagen. Der Euriobor gilt außerdem als einer der wichtigsten Referenzzinssätze.
Quelle: Verdacht auf Zinsmanipulation: Fahnder durchsuchen europäische Großbanken - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft
 
Wenn man das Weltgeschehen in den Medien verfolgt, könnte man den Eindruck gewinnen das die Menschen endgültig genug haben: Occupy Wallstreet hat weltweit Schule gemacht und wütende und ängstliche Bürger in aller Welt demonstrieren gegen Spekulanten, Finanzhaie und zügellosen Kapitalismus. Angesehene Ökonomen wie Max Otte geben Zitate von sich wie "Wir schützen die Reichen, die den Staat gekapert haben" und selbst Erz-Konservative wie der britische Publizist Charles Moore geben öffentlich zu das sich unser System so pervertiert hat, das es nur noch dazu dient "wenige Gierige" zu bereichern. Doch wenn man den, zugegebenermaßen eher reißerischen, Titel dieses Threads wörtlich nimmt und das ganze als eine Art Kampf betrachtet, dann scheinen die Finanzhaie Runde um Runde zu gewinnen.
Erst vor wenigen Tagen waren die Medien voll von Meldungen über das Ergebnis des Euro-Gipfels, auf dem der Schuldenschnitt und eine "substanzielle Beteiligung" der Banken beschlossen wurde - klingt fast nach einer Schlappe für die Bänker, oder?
Hier mal ein interessantes Zitat zu dem Thema:
Wenn man in diesen Tagen die Zeitungen aufschlägt, stößt man immer wieder auf die Aussage, die EU-Regierungschefs hätten beim Gipfel einen 50%-Schuldenschnitt für Griechenland beschlossen. Dies ist jedoch gleich in vielfacher Hinsicht falsch. Es wurde vielmehr gar kein Schuldenschnitt – in welcher Höhe auch immer – beschlossen, sondern lediglich angekündigt, dass man die Banken und Versicherungen zu Verhandlungen einlädt, an deren Ende ein Anleihentausch stattfinden soll, bei dem die Institute auf freiwilliger Basis ihre Griechenlandanleihen gegen andere Anleihen eintauschen können. Da die Details somit erst noch ausgehandelt werden, gibt es auch noch unzählige Möglichkeiten, wie die Banken diese 50%-Marke ad absurdum führen können, und es ist sehr wahrscheinlich, dass ihnen das auch gelingen wird.
Das klingt irgendwie schon ganz anders, oder? Für mich klingt das nach einem weiteren Sieg der Finanzhaie. Vor zwei, drei Jahren - mitten in der Bankenkrise - hatten Politiker in aller Welt gelobt die Banken an die Leine zu legen und die Finanzmärkte stärker zu regulieren. Und was ist passiert? NIchts. Auch in der Euro-Krise wurde immer wieder vollmundig verkündet die Banken, die gutes Geld an schuldenmachenden Staaten verdienen, müssten sich stärker beteiligen - und was ist passiert? Banken & Versicherungen können auf "freiwilliger Basis" Griechenlandanleihen gegen andere Anleihen tauschen. Freiwillig ist sowieso ein oft gebrauchtes Wort wenn es um Forderungen der Politik an die Wirtschaft geht. Banken & Versicherungen sollen sich freiwillig beteiligen und sogar Innenminister Friederich, eigentlich ein Fan von strikten Verboten und totaler Überwachung (dafür bricht er auch gerne mal das Grundgesetz), setzt bei Facebook auf freiwillige Selbstverpflichtung in Bezug auf den Datenschutz...:rolleyes:
Ist die Politik der Wirtschaft gegenüber wirklich so zahnlos? Fank Schirrmacher, Mitherausgeber der konservativen FAZ, schrieb da einen interessanten Kommentar zu, hier mal ein Auszug:
Es wird immer klarer, dass das, was Europa im Augenblick erlebt, keine Episode ist, sondern ein Machtkampf zwischen dem Primat des Ökonomischen und dem Primat des Politischen. Schon hat das Politische massiv an Boden verloren, was man daran erkennt, dass alle politischen Begriffe, die mit dem geeinten Europa verbunden waren, im Wind zerstoben sind, wie Asche.
[...]
Sieht man denn nicht, dass wir jetzt Ratingagenturen, Analysten oder irgendwelchen Bankenverbänden die Bewertung demokratischer Prozesse überlassen?
Übrigens war Schirrmacher der Meinung Papandreous Volksbefragung wäre der richtige Schritt:
Papandreou tut nicht nur das Richtige, indem er das Volk in die Pflicht nimmt. Er zeigt auch Europa einen Weg. Denn in dieser neuen Lage müsste Europa alles tun, um die Griechen davon zu überzeugen, warum der Weg, den es zeigt, der richtige ist.
Papandreou ist mittlerweile eingeknickt, eingeknickt vor den Drohungen der anderen Staatschefs, aber vor allem auch durch die Drohungen von IWF, EZB und der Finanzwirtschaft.
Als Antwort auf Schirrmachers Kommentar über die "verramschte Demokratie" hat sich übrigens Jürgen Habermas (der Merkels Politikstil vor einer Weile als "von Demoskopie geleiteten Opportunismus" bezeichnet hat), einer der bedeutensten Soziologen der Gegenwart, in der FAZ zu Wort gemeldet und auch hier gibt es denkwürdige Zitate:
Gewiss, in liberal verfassten Steuerstaaten hat immer ein Spannungsverhältnis zwischen Demokratie und Kapitalismus bestanden.
[...]
Natürlich liegen ideologische Beruhigungspillen, die die Vorstellung hervorrufen, das kurzfristige Wohl der Banken und der Shareholders sei eins mit den langfristigen Interessen der Bürger und der Stakeholders, immer griffbereit.
[...]
Das griechische Desaster ist jedoch eine deutliche Warnung vor dem postdemokratischen Weg, den Merkel und Sarkozy eingeschlagen haben.
Irgendwie ist das alles schon ziemlich deprimierend, oder? Allerdings erklärt das vermutlich solche Meldungen:
G-20-Gipfel in Cannes - Schonzeit für Zocker - Politik - sueddeutsche.de
Ergebnisse des G-20-Gipfels: Die Mächtigen schonen die Großbanken - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft
G-20-Gipfel in Cannes: Ein Action-Thriller ohne Happy End - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft
 
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