Mensch versus KI

Hi,
gerade bin ich bei SpiegelOnline über eine interessante Meldung gestolpert. In den USA findet diese Woche, im Rahmen der bekannten Quizshow Jeopardy, ein denkwürdiges Duell statt: Zwei der besten Kandidaten der Sendung treten gegen den IBM-Computer Watson an - also Mensch vs. Maschine.
Im Grunde ist dieses Duell eine Fortsetzung, denn schon 1997 verlor Schachweltmeister Kasparow im königlichen Spiel gegen Deep Blue...
Diesmal geht nicht um Schach, sondern um Sprache. Um gegen die Menschen zu gewinnen, muss Watson die Frage "verstehen" und die richtige Antwort finden. Um das zu bewerkstelligen kann Watson auf eine Datenbank aus 200 Millionen, größtenteils aus dem Internet stammende, Seiten zugreifen. Neben der kompletten Wikipedia, enthält die gewaltige Datenbank auch ganze Romane, Zeitungen & Fachmagazine. Diese Datenbank durchforstet Watson also nach der Frage und wählt dann mittels statistischer Verfahren aus den Treffern die wahrscheinlichste Antwort aus... Im Grunde ist Watson also eher eine Suchmaschine, als eine künstliche Intelligenz - aber mit 2880 Prozessoren eine sehr schnelle Suchmaschine...;)

Ich bin verhalten optimistisch, dass Watson gewinnt - aber was denkt ihr?

Hier gibt's den kompletten Artikel:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,745197,00.html
 
Ich glaube die Menschen sind schneller aber so ganz sicher waere ich mir da nicht.

[OT]

Leider werden solche Artikel, ebenso wie die Schach Thematik, als nen ganz grosses Ding missverstenden welches die Leistung des menschlichen Geistes im ersten Verstaendnis herabsetzt.

Solche Maschinen sind getunte Spezialisten und diese Art von Darstellung in der Presse sind nicht selten eher der Medienwirksamkeit geschuldet als einer technischen Herausforderung die gar nicht so wirklich eine ist denn: Wer das meiste geld hat kann auch den schnellsten Rechner bauen.

Bei Menschen ist das nicht so simpel :)
 
Sehr interessantes Thema!
Habe hierzu eine ebenso Interessante Folge einer Sendung (scobel - 3sat) zum Thema KI;
http://wstreaming.zdf.de/3sat/veryhigh/090618_ki_scobel.asx

Um deine Frage zu beantworten, Watson wird gewinnen - was den sonst :rolleyes:.
Mal eine ganz andere Frage, seit ihr der Meinung das die KI ein Segen oder ein Fluch ist - vor allem hinsichtlich, falls irgenwann der Einsatz im Bereich des Militärs stattfinden sollte ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider werden solche Artikel, ebenso wie die Schach Thematik, als nen ganz grosses Ding missverstenden welches die Leistung des menschlichen Geistes im ersten Verstaendnis herabsetzt.

Solche Maschinen sind getunte Spezialisten und diese Art von Darstellung in der Presse sind nicht selten eher der Medienwirksamkeit geschuldet als einer technischen Herausforderung die gar nicht so wirklich eine ist denn: Wer das meiste geld hat kann auch den schnellsten Rechner bauen.

Bei Menschen ist das nicht so simpel :)
Watson ist im Vergleich zu Deep Blue schon erheblich komplexer und umfangreicher, aber auch machtvoller. Mit nur Rechenpower hat das wenig zu tun.

Schach war ein mathematisches Problem. Die dahinter steckenden Algorithmen sind sehr trivial und innerhalb einer Vorlesung kann man diese abhandeln. Schon kann jeder auf einem leistungsstarken Computer ein sehr starkes Schach-Programm schreiben. Und je schneller der Computer, desto besser das Schach-Programm.

Die Fragen bei Jeopardy sind erheblich komplexer vom Verständnis und nur mehr Rechenpower bringt relativ wenig um im Spiel besser abzuschneiden. Stattdessen müssen verschiedenste Verfahren genutzt werden, um aus den vorhandenen Daten echte Informationen zu extrahieren. Ebenfalls muss der Computer aus nicht vorhandenen Daten Informationen beziehen (z.B. bei Fragen wie: War Person X ein Musiker der 50er Jahre?), was sich als sehr kompliziert heraus stellt.


Ich bin echt gespannt auf das Spiel. Kann man das irgendwie live verfolgen?
 
sogra:
Mal eine ganz andere Frage, seit ihr der Meinung das die KI ein Segen oder ein Fluch ist - vor allem hinsichtlich, falls irgenwann der Einsatz im Bereich des Militärs stattfinden sollte ?
Ob eine KI Segen oder Fluch ist, ist eine interessante Frage - die praktisch einen eigenen Thread verdient hätte. Grundsätzlich ist eine KI ein Werkzeug und wie z. B. bei einem Hammer kommt es vor allem darauf wie man ihn einsetzt. Du kannst mit Deinem Hammer Nägel in Balken schlagen und so ein ganzes ein Haus (ok - eine Hütte;)) bauen, oder die Köpfe Deiner Nachbarn einschlagen... Ist der Hammer im ersten Fall ein Segen und im zweiten Fall ein Fluch? Ich denke nicht. Er ist immer einfach nur ein Hammer, der Segen oder der Fluch bist Du - je nachdem wie Du den Hammer einsetzt. Natürlich gibt es gewisse Ängste vor KIs, z. B. das sie a la Terminator gegen uns revoltieren, doch diese Ängste halte ich für unbegründet. Zum einen muss man zwischen schwachen und starken KIs unterscheiden, schwache KIs (z. B. Expertensysteme) sind bereits weit verbreitet und erleichtern uns das Leben beträchtlich.
Starke KIs, also bewusste Maschinen die wirklich denken können, sind nach wie vor nur eine Zukunftsvision. Sollte es uns aber wirklich gelingen, starke KIs zu entwickeln, wirft das viele interessante Fragen auf. Es gibt Menschen, z. B. der Wissenschaftler & Autor Vernor Vinge, die der Meinung sind, dieser Zeitpunkt würde die technologische Singularität einleiten, bei der Maschinenintelligenzen sich mit ständig wachsender Geschwindigkeit selbst verbessern und weiter entwickeln. In seinem Roman Accelerando bezeichnet Charles Stross solche KIs als schwach gottähnliche Intelligenzen - das ist schon faszinierend, aber auch ein wenig beängstigend, oder?
Und was das Militär betrifft: Die setzen KIs schon lange ein, da auch sie bei vielen Aufgaben auf schwache KIs setzen. Sogar bewaffnete Roboter wurden schon getestet, bei Heise und Telepolis, wirst Du da einiges zu finden - oder hier mit Bildern. Ich wette Asimov rotiert in seinem Grab...:rolleyes:

Elderan:
Die Fragen bei Jeopardy sind erheblich komplexer vom Verständnis und nur mehr Rechenpower bringt relativ wenig um im Spiel besser abzuschneiden. Stattdessen müssen verschiedenste Verfahren genutzt werden, um aus den vorhandenen Daten echte Informationen zu extrahieren. Ebenfalls muss der Computer aus nicht vorhandenen Daten Informationen beziehen (z.B. bei Fragen wie: War Person X ein Musiker der 50er Jahre?), was sich als sehr kompliziert heraus stellt.
Ich denke auch, dass diese Aufgabe kein Vergleich zu einem "simplen" Schachproblem ist - die menschliche Sprache ist komplex, ambivalent und voller Metaphern. Da Watson eben keine menschliche Intelligenz besitzt, sondern seine Antworten aus Datenbankabfragen und komplexen statistischen Analysen ableiten muss, ist er in solchen Fällen benachteiligt und wird sicherlich auch die eine oder andere unsinnige Antwort geben. Im heutigen SpiegelOnline-Artikel über den ersten Tag des Matches, bei dem Watson sich wohl gut geschlagen hat, findet sich auch ein Beleg für sein mangelndes Denk- & Kombinationsvermögen: Er hat eine falsche Jahreszeit genannt, die zuvor schon einer der menschlichen Kandidaten als Antwort gewählt hatte - einem Menschen wäre das nicht passiert...
Ob es einen Livestream gibt, weiss ich leider nicht - aber hier gibt's das Resümee des ersten (von drei) Matches:
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,745579,00.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Da Elderan freundlicherweise Links zum Videomaterial zusammengestellt hat, will ich hier auch den Link zum schriftlichen Resümee des 2. Matches wieder posten:
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,745831,00.html

Da fällt mir ein: kann ich eigentlich einen Beitrag editieren, ohne das man das sieht? Ich würde gern das "verhalten optimistisch" aus meinem ersten Beitrag, in ein "felsenfest überzeugt" verwandeln, um hinterher damit angeben zu können - wäre nur doof wenn man dann sehen kann, dass ich den Beitrag nachträglich editiert habe...:D
 
Jetzt ist es amtlich: Watson hat seine beiden menschlichen Gegner geschlagen. Zum zweiten Mal muss sich die Menschheit ihrer eigenen Schöpfung, der Maschine, in einem spielerischen Wettstreit geschlagen geben. Bemerkenswert ist daran, meiner Meinung nach, das es diesmal kein mathematisches/logisches Spiel war, sondern das es um das korrekte "verstehen" menschlicher Sprache ging - also etwas was selbst viele Menschen nicht auf die Reihe kriegen...:P

Von daher: Respekt, Watson, Respekt!

Hier das Resümee des Finales:
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,746056,00.html
 
Bemerkenswert ist daran, meiner Meinung nach, das es diesmal kein mathematisches/logisches Spiel war, sondern das es um das korrekte "verstehen" menschlicher Sprache ging

Das würde ich so nicht unterschreiben. Letztendlich ist das Verstehen menschlicher Sprache auch nichts weiter, als die einzelnen Worte und Sätze auseinanderzunehmen und einen passenden Zusammenhang zwischen ihnen zu finden. Das soll jetzt aber nichts gegen die erbrachte Leistung sein, das ist nämlich wirklich erstaunlich.
 
lookshe: hat gesagt.:
Das würde ich so nicht unterschreiben. Letztendlich ist das Verstehen menschlicher Sprache auch nichts weiter, als die einzelnen Worte und Sätze auseinanderzunehmen und einen passenden Zusammenhang zwischen ihnen zu finden.
Im Grunde hast Du recht, schon als ich den Satz geschrieben habe, fühlte er sich "falsch" an - denn eigentlich ist natürlich alles Mathematik, bzw. mathematisch beschreibbar. Ich hätte mich präziser ausdrücken sollen...;)
Eigentlich wollte ich sagen, dass diese Herausforderung wesentlich komplexer als ein Schachspiel war. Schach lässt sich sehr leicht mathematisch erfassen und umsetzen (schon der Spielverlauf wird ja in der algebraischen Notation festgehalten) und es gibt keinen Bedarf für Wahrscheinlichkeiten - denn alles ist klar definiert: Der Wert der Figuren, die legalen Züge jeder Figur und die endliche Größe des Spielfelds.
Watsons Fähigkeit natürliche menschliche Sprache zu interpretieren und zu analysieren ist ungleich komplexer und beruht auf dem Zusammenspiel von Suchalgorithmen, die auf großen Datenbanken arbeiten, und komplizierten, statistischen Aanlysemethoden...

lookshe: hat gesagt.:
Das soll jetzt aber nichts gegen die erbrachte Leistung sein, das ist nämlich wirklich erstaunlich.

FullACK

Hier gibt es übrigens noch eine schöne Zusammenfassung des Matches und eine Einordnung, wie der Sieg von Watson tatsächlich zu bewerten ist und welche praktischen Anwendungsmöglichkeiten sich daraus ergeben könnten:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,745933,00.html
 
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