@ OwnZ
Nee, ist sicher nicht persönlich gemeint. Nehm´s auch nicht krumm dass Du aus mir ein Kiddy machen wolltest
Hier wirft ja niemand der jüngeren Generation ihre Unerfahrenheit vor. Es geht vielmehr darum, dass viel zu oft ( wie Du es wohl teilweise auch machst ) nach Autoritäten gesucht und dann dieser Person mehr oder weniger blindlings vertraut wird. Bei Dir scheint das gut funktioniert zu haben, meist sieht es jedoch anders aus.
Unsere Generation ist erst mal ohne Internet und die daraus resultierende Datenflut aufgewachsen, so dass es für uns in dem Alter, in dem Du Dich gerade befindest, sicher leichter war Unterscheidungen selbst zu machen.
Auch war es ein anderes Schulsystem, wir hatten 6 Tage Unterricht und keine Möglichkeit Fächer abzuwählen. Dadurch wurden wir zu mehr Allgemeinbildung praktisch gezwungen. Wenn man nur vom Lernstoff in der Schule ausgeht, hat ein Hauptschüler meiner Generation ne bessere Allgemeinbildung als ein heutiger Abiturient.
Hat man ein breites Spektrum an Allgemeinbildung, fällt es natürlich leichter Zusammenhänge zu erkennen. Aber dieses breite Spektrum fehlt eurer Generation, ohne dass ihr dafür verantwortlich zu machen seid.
Ein weiterer Unterschied liegt z.B. im Freizeitverhalten. Ein Spruch aus meiner Kindheit/Jugend der etwas unmögliches darstellen sollte war dieser: " Das gibt´s doch nur im 3. Programm ! " . Will sagen, es gab nur 2 Fernsehkanäle, von 14 - 23 / 24 Uhr, danach das Testbild und dann das Hintergrundrauschen vom Urknall

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Computer, Telespiele etc. waren unerschwinglich, also hat man sich real getroffen und viel mehr geredet und diskutiert. So konnte man auch direkt persönlich von den Erfahrungen anderer profitieren. Um 1970 herum gab es nur ca. in jedem 4. Privathaushalt einen Telefonanschluss, also wieder treffen und reden.
Wie Du aufgewachsen bist, brauch ich ja nicht zu erklären. Aber dadurch hat sich eine Art der Kommunikation entwickelt, die nicht mehr durch den persönlichen Kontakt geprägt ist, sondern durch Austausch elektronischer Daten und bestenfalls noch ein Handy-Gespräch. Dadurch kann sich nur schlecht ein echtes Vertrauens-Verhältnis entwickeln, so dass man eigentlich alles und jeden hinterfragen müsste.
Da der Mensch aber nicht so gestrickt ist, geht eure Generation mit den eigentlich anonymen Kontakten so um, wie wir es früher mit realen Kontakten taten. Also glauben, jemand zu kennen und ihm dadurch ein gewisses Vertrauen entgegen bringen. Wer das täglich praktiziert wird insgesamt leichtgläubiger gegenüber anonymen Infos.
Hinzu kommt noch, dass ihr zu fleissigen Konsumenten herangezogen wurdet, war zu unserer Zeit auch anders, da der Durchschnittsbürger das Geld viel mehr zusammen halten musste. Damals wurde zwar auch Werbung gemacht, doch eher für die Dinge des täglichen Bedarfs, z.B. machten sich im TV zig Zahnpasta-Marken Konkurrenz, jedoch nur in den kurzen Werbepausen zw. 18 u. 20 Uhr.
Eine Datenflut, wie sie heute durch Internet, Werbung und Medien auf den einzelnen Menschen einprasselt, zu verarbeiten, ist eigentlich nicht möglich. Dadurch dass man mental dauernd überlastet ist, kann man auch nur noch ganz schwer zwischen wahr und unwahr oder wichtig und unwichtig unterscheiden. Zumindest nicht, wenn man wie eure Generation mit solchen Umständen aufgewachsen ist.
Wie Du siehst handelt es sich wohl eher um eine allgemeine Kritik an der Gesellschaft, nicht an der Jugend, denn die ist nur das Produkt der Gesellschaft. Eher wohl auch etwas Mitleid mit eurer Generation, denn wer nicht ein Mindestmaß an Misstrauen/Skepsis besitzt ist sehr leicht manipulierbar.
Bei Dir scheint ja noch nicht Hopfen und Malz verloren zu sein, aber ich hab gerade mit Abiturienten in den letzten Jahren ganz andere Erfahrungen gemacht ( hab u.a. VoFi-Partys mit organisiert/betreut ). Mein Anliegen ist es deshalb zu mehr Kritik ( auch z.B. bei Politik ) anzuregen und sich z.B. selbst Gedanken zu machen, statt die Meinung anderer zu ergoogeln und evtl. sogar ungeprüft zu übernehmen.
Und ein alter Hut ist es, dass man, um sich Gehör zu verschaffen, erst mal mit übertriebenen Aussagen provozieren muss.
Gruß, eumel01