Denn zum einen besteht ein Mensch nicht nur aus Bewusstsein und Sinnesorganen, sondern verfügt auch über ein Unterbewusstein, über Instinkte und unbewusste Triebe. Daher gehört, meiner Meinung nach, zu einer vollständigen Definition, dass der Wille eine Synthese aus äußeren Einflüssen (Umwelteinflüsse) und inneren Einflüssen (Unterbewusstsein) ist.
Streng genommen ändert das ja nichts. Denn die Instanzen innerer Einflüsse wurden durch äußere Einflusse (Evolution, Genetik) erzeugt.
Wie bitmuncher treffend bemerkte, gibt es der Vermutung nach zunächst erst einmal keine isolierte Entität: Alles steht in Wechselwirkung.
Nun aber die Krux an der Sache: Selbst,
wenn es etwas gäbe, was ohne Wechselwirkung, isoliert und eigenständig selbst geschöpft ist (also ein
Wille ohne jeglichen Einfluss), dann hat es zum einen gar nicht erst die Potenz etwas zu verändern, beispielsweise also nicht einmal die Wirkung das "Gefühl" des Willens in einem Menschen zu erzeugen.
Aber angenommen selbst das existierte irgendwie, dann würde der Wille erst dann ein solcher sein, wenn tatsächlich Einflüsse von aussen
dazukommen (also eine wahrgenommene Situation, die man verändern möchte), und das bedeutet widerum, dass dieser Wille Einflüssen unterlegen ist, den man nach eurer Forderung nicht mehr frei nennen könnte.
Das bedeutet aber auch, dass es keinen Sinn macht von einem Willen auszugehen, der derart frei ist, dass keine Wechselwirkung geschehe, bzw. wie gefordert nur in eine Richtung.
Denn das wäre, wie ich zeigte, kein Wille, sondern eine abstrakte Anomalie, welche die Idee eines Willens nicht erfüllen kann (Eine Situation zu verändern, um ein Gut zu erzielen)
Daraus folgt, dass die Trennung zwischen freiem und unfreiem Willen (mit dieser Definiton von frei) nicht funktioniert und als solche eine widersinnige Klassierung ist.
Scutus hat ja bereits darauf hingewiesen das der Wille nicht notwendigerweise dem Wohl des Menschen dient, da er durchaus auch selbstzerstörerisch sein kann.
Dies ist nur ein kleiner Schönheitsfehler des Begriffs, wenn du mich fragst.
Was dein Wohl sein mag, mag nicht mein Wohl sein.
So wäre ein Selbstmörder davon überzeugt für sein Wohl zu handeln.
Also jemand, der sich explizit umbringen will mit dem Ziel nicht mehr Leben zu wollen -> freier Wille (nach meiner Definition) weil er imstande ist seinen Willen umzusetzen um sein gesetztes Ziel zu erreichen, im weiteren Sinne in seinem Wohl zu handeln.
Jemand der Lego-Land besuchen will und meint er müsste sich dafür von einem Fernsehturm stürzen -> kein freier Wille. Seine Synthese funktioniert nicht, sein Gut kann nicht erreicht werden.
Diese Definition ist meiner Meinung nach weitaus nützlicher. Die andere ist hochgradig widersprüchlich und irreführend.
Mir geht es um eine allgemeingültigere Definition, die ohne wertende Begriffe wie "Gut" oder "Wohl" auskommt und schon gar nicht in Verbindung zu einem abstrakten Konzept wie "Moral" steht. Ich würde daher sagen der Wille ist zielgerichtet.
Darauf kann man sich einigen. Ja.
Man kann es also auch von mir aus Ziel nennen, oder antizipiertes Resultat.
Bezeichnend ist aber immer, dass das Bewusstsein, welches den Willen bildet, dieses Ziel immer als erstrebenswert einstuft, eben weil es ein Wille ist, sonst wäre es kein Wille.
Der Wille ist ein bewusster, zielgerichteter Gedanke, der eine Synthese aus äußeren und inneren Einflüssen darstellt.
Siehe oben: Mein Einwand bezieht sich darauf, dass es kein außen und kein Innen gibt. Im Prinzip ist alles außen oder alles Innen.
Wir stehen mit allem um uns herum in Wechselwirkung. Es ist nur eine menschliche und intuitive Selbstverständlichkeit sich selbst als Individuum von der Umwelt getrennt zu sehen.
Wenn ich einen Ameisenhaufen betrachte, dann sehe ich immer Plural, ich sehe Ameisen und ich sehen den Haufen, für mich ein Ameisenhaufen, der irgendwie zusammen "funktioniert" und wechselwirkt.
Aber mit der Lupe sehen wir einzelne individuelle Ameisen, und nochma mit der Lupe sehen wir einen Organismus, den man auch einzeln betrachten kann, und Atome und Quarks, alles funktioniert und wechselwirkt zusammen irgendwie und kann dennoch auch einzeln betrachtet werden -> Emergenz.