Vielleicht nicht neu, in jedem Fall aber alarmierend, ist die ständig steigende Qualität dieser Bedrohung. Noch vor wenigen Jahren beschränkte sich das wirtschaftliche Interesse an Nutzerdaten aus dem Web im wesentlichen darauf, dass die Personalabteilungen die Namen von Bewerbern googelten, um zu sehen ob mit diesen Namen peinliche Fotos / Videos oder intime Geständnisse verbunden waren. Recht schnell entdeckten auch Werbestrategen den Wert von Nutzerdaten für optimierte, personenbezogene Werbung.
Leider hat sich aber die grundsätzliche Ausgangslage nicht verändert, seitdem wir das Netz haben.
Wir haben "offline" eine Situation, wo ich einen öffentlichen Raum betreten kann, ohne dabei meine Persönlichkeitsrechte zu verlieren.
Ich kann mich in einem öffentlichen Raum auch mit anderen treffen und privates besprechen.
Und ich kann mich in irgend einen öffentlichen Raum begeben und einfach da sein und irgendwas tun.
Alle diese Sachen haben nicht diesen absoluten impakt, wie es eine ähnliche Situation im Netz hat, wenn ich das Netz als den öffentlichen Raum ansehe.
Offline habe ich klare Regeln was man darf und was nicht. Ich darf zb niemandem in einem öffentlichen Raum zum ausweisen zwingen, oder zu überhaupt irgendeiner Abgabe von Informationen. Ich bin zwar öffentlich DA, jedoch bedeutet das nicht, das meine Answesenheit, bei DA sein, bedeutet, ich sei "frei verfügbar" und alles was ich tut und mache darf verwertet werden.
Das grosse Problem ist es, dass wir schon bei der Begrifflichkeit von "privat" und "öffentlich" im Netz keine sehr feine Granularität haben - die Kehrseite des rechtsfreien Raumes.
Wir haben das grundlegede Problem, dass viele Jurisdikationen eine Sprache sprechen sollen und auch müssen. Und so finden wir derzeit auch kaum Argumente, warum es der GEZ, Schufa, Schober, Whatever nicht möglich sein soll, "öffentliche" Datenbanken zu verwerten (denn Facebook ist nichts anderes). Es geht ja noch viel weiter, indem Facebook sich ja sozusagen das Verwertungsrecht der in die Datenbank eingespeisten Daten einräumt und komerziell verwertet.
Also nehmen wir mal Schober, zusammen mit Facebook und Google+. Zusammen mit meinen Forenbeiträgen seit 1998. Ich habe alles öffentlich "gesagt". Ist es deswegen Rechtens das jemand diese Daten sammelt und konzentriert zur Verfügung stellt? Wir haben nichts in der Verfassung, was das vorsieht. Und inwieweit sind überhaupt Persönlichkeitsrechte dagegen aufzustellen?
Guckt Euch doch mal alleine die Diskussion bzlg Anonymitaet an. Vor 10 Jahren beschränkten sich die Diskussionen hauptsächlich auf IP Adressen und den Umstand, dass man seinen Namen nicht preisgeben soll. Heutzutage hat das Thema eine ganz andere Qualität. Und der Grund dafür ist einzig und allein die Vernetzung der Systeme und die Steigerung der Geschwindigkeit, sowie der allgemeinen Verfügbarkeit.
Trotz dem allgemeinen Anstieg der Regulierung von IT/TK, ist es nicht ansatzweise gelungen das "Problem" anzugehen. Bislang ging es ja oft nur darum was man selbst über sich verbreitet. Mittlerweile ist jedoch die Information über eine Person, gar nicht mehr von ihr selbst abhängig: Ich kann Bilder hochladen und bald taggen. Weitere Systeme tragen so informationen zusammen - Crowd Sourcing - Bewertungsportale nicht nur für Lehrer, sondern über so ziemlich jeden? Wenn Verleumdungen offline schon schlimm genung sind und sich Gerüchte offline schon sehr gut verbreiten und sich hartnäckig halten, was kommt denn dann im Netz auf uns zu?
Damit erreichen wir imho einen neuen Tiefpunkt in wirtschaftlich motivierter Datenschnüffelei und dem daraus folgenden Datenmissbrauch..
Also ich kann jeden Stuss bei Facebook schreiben und sobald sich jemand dafür interessiert, ist es Datenmissbrauch? Und wieso Schnüffelei? Es ist doch nichts geheimes und die Leute haben ja doch eh nix zu verbergen
Nochmal: Es ist bald schon nicht mehr unsere Entscheidung, was es im Netz über uns zu recherchieren gibt. Und es entzieht sich auch unserer Einflussnahme. Es gibt de-facto online nur ein Opt-In - niemals ein Opt-Out.
Es gab in der Vergangenheit immer wieder mal solche Datenbanken, die auch für Empörungen gesorgt haben. Das Begehren nach Verwaltung ist gross und davon liest man schon in der Bibel. Jetzt - dank des Internets - ist es schlicht und ergreifend kinderleicht, all dieses Sammeltriebe zu befriedigen und das auch zu geringen Kosten.
Die Geister, die ich rief
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