Schwarz-Gelb: Ein Fazit

Soll ich jetzt n auch n Script schreiben, dass eine Liste mit Proxies entgegen nimmt und dann über die nächsten Tage mit 1.0 abstimmen und du gestehst dein Irrtum ein, weil auf einmal 200k Leute der Meinung sind, dass die Regierung einen sehr guten Job macht? Das solche "Abstimmungen" manipuliert werden, wissen wir seit Bild+Guttenberg...:rolleyes:

Aber mal wieder Realität: In der Presse gibt es die ersten zaghaften Versuche, die Merkel schmeicheln und sie Führerin von Europa darstellen, nachdem sie diese Rolle lange erfolgreich vermieden hat.
 
xrayn hat gesagt.:
Soll ich jetzt n auch n Script schreiben, dass eine Liste mit Proxies entgegen nimmt und dann über die nächsten Tage mit 1.0 abstimmen und du gestehst dein Irrtum ein, weil auf einmal 200k Leute der Meinung sind, dass die Regierung einen sehr guten Job macht?
Ich sagte ja das die Umfrage nicht repräsentativ ist. Allerdings gibt es auch repräsentative Umfragen die nicht gerade für Merkel & ihre Chaotentruppe sprechen: Umfrage: SPD klettert auf Vier-Jahres-Hoch - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Nach zwei Jahren Schwarz-Gelb ist die SPD, noch vor wenigen Monaten von Konservativen als Ex-Volkspartei verspottet, wieder auf Augenhöhe mit der Union. Die FDP verharrt dauerhaft bei 3% und wird vermutlich in der außerparlamentarischen Opposition enden. Und Merkel schneidet in der Kanzlerfrage, trotz Amtsbonus, schlechter ab als Steinbrück, der ein einfacher Bundestagsabgeordneter ist...:rolleyes:

xrayn hat gesagt.:
In der Presse gibt es die ersten zaghaften Versuche, die Merkel schmeicheln und sie Führerin von Europa darstellen, nachdem sie diese Rolle lange erfolgreich vermieden hat.
Schmeicheln? Wofür denn? Das sie als Kanzlerin der Regierung vorsteht die von der Süddeutschen, immerhin einer der größten und renomiertesten Tageszeitungen Deutschlands, ganz offen mit Jackass verglichen wird? Und was qualifiziert sie zur "Führerin von Europa" populistische Beleidigungen unserer südeuropäischen Nachbarn? Und noch einmal - was heisst schmeicheln? Eigentlich rechnen die meisten Zeitungen recht schonungslos mit dieser Regierung ab (man denke nur an den Jackass-Vergleich), ich mache mir jetzt nicht die Mühe dafür nach belegen zu suchen - dieser Thread ist voll von Links zu extrem kritischen Artikeln. Allerdings gibt es hier einen neuen: Zwei Jahre Schwarz-Gelb - Bilanz der Koalition - Politik - sueddeutsche.de
 
Und wieder ist eine Woche ins Land gegangen und wieder hat die schwarz-gelbe Chaotentruppe für den einen oder anderen Eklat gesorgt...:rolleyes:
Da wäre z. B. der 55 Milliarden schwere Rechenfehler der Bad Bank der HRE - da die verstaatlichte HRE vom Finanzministerium kontrolliert wird, trägt Schäuble für diesen immens peinlichen Fehler zumindest die politische Verantwortung. Doch zu einem Eklat wurde diese Geschichte durch eine Enthüllung der Süddeutschen, in einer Presseerklärung liess Schäuble zu der Rechenfehler-Affäre verlauten:
"Wir nehmen diesen Vorgang sehr, sehr ernst", sagte ein Sprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble an diesem Vormittag. Am Nachmittag bekräftigt das Ministerium auf Nachfrage: "Wir haben erst am 4. Oktober erste Hinweise erhalten, dass es sich um einen Rechenfehler handeln könnte", sagte ein Sprecher zu sueddeutsche.de.
Eine scheinbar klare Aussage, oder? Doch die Süddeutsche ist auf einen Brief von Schäubles Staatssekretär gestossen, der auf den 13. September datiert ist und anderes vermuten lässt:
Darin aufgeführt ist eine Tabelle, in welcher der Beitrag einzelner Kreditinstitute zur Staatsverschuldung aufgelistet ist. Der Beitrag der HRE-Bad-Bank daran wird in dem Schreiben für das Jahr 2010 mit 216,5 Milliarden Euro angegeben. Für das Jahr 2011 liegt die Schätzung bei 161 Milliarden Euro. Die Differenz: genau jene 55,5 Milliarden Euro, die jetzt als Peinlichkeit im Raum stehen.
Wenn Schäubles Staatssekretär also schon im September von der 55-Milliarden Differenz wusste, wie kann das Finanzministerium behaupten erst im Oktober erste Hinweise erhalten zu haben? Im Grunde gibt es dafür nur zwei mögliche Erklärungen und beide sind wenig schmeichelhaft für Finanzminister Schäuble: Entweder macht das Finanzministerium seine Arbeit nicht ordentlich oder - und das halte ich für wesentlich wahrscheinlicher - man hat schlichtweg versucht die Öffentlichkeit zu täuschen.
Immerhin ist diese schwarz-gelbe Regierung während ihrer gesamten bisherigen Regierungszeit durch einen kreativen Umgang mit der Wahrheit aufgefallen - nur ein paar Beispiele zur Erinnerung: Ex-Verteidigungsminister KTzG der vor dem Bundestag behauptete in seiner Dissertation zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht zu haben (widerlegt von den Ergebnissen der Untersuchungskommission der Uni Bayreuth), Ex-Wirtschaftsminister Brüderle der vor dem Bundestag behauptete in einem Protokoll des BDI falsch zitiert worden zu sein (widerlegt von zahlreichen Teilnehmern der Sitzung), FDP Generalsekretär Lindner der vor der Presse behauptet hatte die FDP hätte im Koalitionsausschuss zum Atomausstieg vor rechtlichen Bedenken gewarnt (widerlegt durch seine Parteifreunde Brüderle & Leutheusser-Schnarrenberger) oder Finanzminister Schäuble der vor der Presse behauptete er habe sich bei einem Essen mit Wirtschaftsminister Rösler über einen Verzicht auf Steuersenkungen geeinigt (was Rösler aufs heftigste bestritten hat)...:rolleyes:

Eine andere Tradition dieser Regierung sind überraschende Kehrtwenden und eine solch neuerliche Kehrtwende sorgt derzeit für einen weiteren Eklat, denn plötzlich ist die Union für Mindestlöhne. Da die Union Mindestlöhne immer als sozialistisches Teufelszeug und Jobkiller bezeichnet hat, nennt man das ganze natürlich nicht Mindestlohn, sondern Lohnuntergrenze und versucht auch sonst mit allerlei Tricks zu verschleiern das es sich im Grunde um nichts anderes als einen Mindestlohn handelt. Allerdings war die Regierung dabei, wie üblich, nicht besonders erfolgreich, was man schon daran sehen kann das die Opposition und Gewerkschaften voll des Lobes für den abrupten Sinneswandel sind, während die Arbeitgeber wütend auf die Barrikaden gehen...:D
Aber schwarz-gelb wäre keine Karikatur einer Regierung, wenn sie bei dem Thema nicht wieder einmal hauptsächlich mit sich selbst im Streit liegen würde:
Bislang galt der Mindestlohn in der Union als Teufelszeug: "Wenn wir den Unternehmen mit Frauenquote, Mindestlöhnen und Sozialbilanzen drohen, spricht das nicht gerade für unsere Wirtschaftskompetenz", zürnte CDU-Wirtschaftspolitiker und Fraktionsvize Michael Fuchs im Februar. Die Union hatte damals gerade die Wahl in Hamburg verloren. Fuchs hatte ein vermeintliches Erfolgsrezept gegen solche Wahlniederlagen parat: "Wir müssen aufhören, solchen Unsinn zu verbreiten."
Jetzt ist Herbst, und alles ist anders. Zum Wochenbeginn überraschte die CDU-Führung mit einem Kurswechsel in der Mindestlohn-Frage. Beim Bundesparteitag Mitte November soll darüber abgestimmt werden, ob alle Branchen Lohnuntergrenzen einführen müssen, die bislang keine Tarifverträge haben.
[...]
Doch überzeugt sind längst nicht alle. Dafür ist der Kurswechsel in der Programmatik zum Arbeitsmarkt viel zu radikal. Die Gegner formieren sich. "Da machen wir nicht mit", sagte der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Union (MIT), Josef Schlarmann, SPIEGEL ONLINE. "Einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn lehnen wir entschieden ab."
[...]
Auch andere Vertreter des Wirtschaftsflügels reagieren gereizt. Der Chef der Mittelstandsunion der CSU (MU), Hans Michelbach, wetterte: "Das ist ordnungspolitisch nicht vertretbar, damit können wir nicht leben."
[...]
Aus den Ländern dröhnt ebenfalls überwiegend Empörung. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) mahnte Zurückhaltung in der Debatte an; Sachsens CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer geißelte Lohnuntergrenzen als Arbeitsplatzvernichter.
Und das sind nur die Stimmen aus der Union, die FDP wird da noch deutlicher:
FDP-Bundesvize Holger Zastrow, ein Vertreter des Wirtschaftsflügels, attackierte Merkel direkt. Staatlich festgelegte Löhne widersprächen allen ordnungspolitischen Grundsätzen: "Wenn die CDU-Vorsitzende sich von diesen Prinzipien verabschieden und damit den Weg der Sozialdemokratisierung der Bundes-CDU weiter gehen möchte, dann ist das eine Debatte, die Frau Merkel gern in ihrer Partei führen kann. In ihrem Job als Chefin der schwarz-gelben Koalition aber erwarte ich Vertragstreue"
Quelle: Sozialpolitik der Union: Mindestlohn-Gegner formieren sich gegen Merkel - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Der Hinweis mit der Vertragstreue bezieht sich darauf, das im Koalitionsvertrag Mindestlöhne noch kategorisch ausgeschlossen werden. Aber so ist das mit den Beschlüssen der Regierung Merkel: Sie sind das Papier nicht wert, auf dem sie niedergeschrieben werden. Was Merkels Union heute kategorisch ausschliesst, kann schon morgen erklärtes Ziel sein...:rolleyes:
Die Zahl der Kehrtwenden & Volten dieser Karikatur einer Regierung sind imho in der Geschichte Nachkriegsdeutschlands absolut einmalig - dabei hat schwarz-gelb erst die erste Hälfte der Regierungszeit überstanden. Und gerade die Union unter Teflon-Kanzlerin Merkel hat bewiesen das es für sie, solange es die Chancen auf eigenen Machterhalt erhöht, keine politischen Überzeugungen oder Standpunkte gibt, die sie nicht quasi über Nacht über Bord werfen können. Mit ihren 180-Grad-Wenden bei Themen wie der Wehrpflicht, des dreigliedrigen Schulsystems, der Energiepolitik und jetzt des Mindestlohns hat Merkel praktisch alle ur-konservativen Standpunkte geräumt und die Ansicht des politischen Gegners übernommen.
Mehr dazu:
Mindestlohn-Debatte - Merkel entkernt die CDU - Politik - sueddeutsche.de
 
Seit meinem letzten Post ist wieder mehr als eine Woche vergangen und wieder hat die Koalition es geschafft das ich diesen Thread um ein, zwei peinliche Punkte erweitern muss...:rolleyes:
Zum einen war da der große Wurf von schwarz-gelb: Die Neuigkeit das man sich auf dem Koalitionsgipfel endlich auf Steuerentlastungen geeinigt habe. Nachdem die letzte diesbezügliche Meldung von Rösler & Schäuble gerade einmal eine Stunde gehalten hatte und zu einem gewaltigen Krach mit Seehofers CSU geführt hatte, haben diesmal alle Parteichefs gemeinsam die Einigung verkündet. Na gut - von den ursprünglich versprochenen 24 Milliarden sind gerade einmal 6 Milliarden übrig geblieben (da fällt einem Banker ja mehr Steuergeld aus der Tasche, wenn er sich nach seinem Rettungsschirm bückt), aber immerhin - man ist sich endlich einmal einig geworden. Allerdings müssen die Pläne noch durch den Bundesrat und hier hat Schwarz-Gelb schon lange keine Mehrheit mehr und sowohl die Grünen, als auch die SPD scheinen entschlossen zu sein gegen das FDP-Rettungsschirm-Wahlgeschenk-Minireförmchen zu stimmen. Aber auch dafür hat die Union schon Pläne: Streit um Steuersenkungen: CDU-Mann will Genossen mit Geldsegen umstimmen - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Hier mal ein interessanter Auszug aus dem Artikel:
"Keine Parteizentrale sollte glauben, dass sie ihre Ministerpräsidenten kontrollieren kann", sagte Steffel der "Berliner Morgenpost". Schließlich habe der Bund noch einige Trümpfe im Ärmel. Allein der Verkehrsminister könne "eine Milliarde Euro für Verkehrsprojekte verteilen".
Allein der Verkehrminister kann eine Milliarde verteilen um widerspenstige Ministerpräsidenten umzustimmen? Die Regierung scheint ja sehr großzügig mit Steuergeldern zu sein, wenn sie sich davon parteipolitische Vorteile erhofft...X(
Vielleicht bin ich da ja auch etwas naiv, aber sollte ein Verkehrminister sein Budget nicht dort ausgeben wo es sinnvoll investiert ist, anstatt zu versuchen damit oppositionelle Ministerpräsidenten zu schmieren?
Und wer jetzt sagt die böse Opposition gönne den Menschen keine Entlastung und würde sinnvolle Pläne der Regierung blockieren, hier mal eine Meinung aus der Wirtschaft zu dem Thema:
Der stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende der Porsche-Holding, Uwe Hück, bezeichnete die am Wochenende getroffenen Koalitionsbeschlüsse als "reine Symbolpolitik". "Eine Steuersenkung, von der ich mir vielleicht ab und zu mal einen Latte macchiato kaufen kann, macht die Leute höchstens sauer", sagte Hück der Bild-Zeitung. Diese durchschauten, dass sie "veräppelt" würden.
Quelle: Kritik an Steuersenkungen: Beck kündigt SPD-Blockade an - Politik - sueddeutsche.de

Aber natürlich wäre diese Regierung keine Karikatur wenn sie in dieser Woche nicht wieder vor allem Schlagzeilen mit internen Streitigkeiten gemacht hätten. So proben gerade die Unions-Frauen einen Auftstand gegen das Betreuungsgeld: Koalitionsstreit: Unionsfrauen rebellieren gegen Betreuungsgeld - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Das Betreuungsgeld war übrigens das Baby der CSU und Seehofers, der damit Familienminsterin Schöder ziemlich alt aussehen ließ: Betreuungsgeld: CSU mobbt Schröder-Vorschlag weg - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Aber das eigentliche Streithema sind natürlich die Mindestlöhne / Lohnuntergrenzen - hier probt gerade der CDU-Arbeitnehmerflügel den Aufstand: Streit um Mindestlohn - CDU-Arbeitnehmerflügel sagt Merkel den Kampf an - Politik - sueddeutsche.de
Moment - hatten sich Merkel, der Wirtschaftsflügel und der Arbeitnehmerflügel nicht erst kürzlich auf ein Konzept geeinigt? Warum sagt der Arbeitnehmerflügel der eigenen Kanzlerin dann plötzlich den Kampf an? Ganz einfach - weil Merkel einmal mehr eine abrupte Kehrtwende vollzogen hat:
Gleiches Geld für alle? Oder Branche für Branche unterschiedlich? Der Kurs von CDU-Chefin Angela Merkel in Sachen Mindestlohn ist so eindeutig wie das griechische Steuersystem.
[...]
Der Lohn solle dann von der Bundesregierung für allgemeinverbindich erklärt werden. Also auch für Arbeitnehmer gelten, die jetzt einen Tarif-Lohn haben, der darunter liegt. Vergangene Woche noch schien Merkel genau das auch zu wollen. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen kündigte noch für diese Legislaturperiode ein entsprechendes Gesetz an.
[...]
Daraus aber wird wohl erst mal nichts. CDA-Chef Karl-Josef Laumann ruft aus dem fernen Düsseldorf entnervt dazwischen, dass er sich bei der Gemengelage in der CDU, der Unions-Fraktion und der Koalition kaum noch vorstellen kann, dass innerhalb der nächsten zwei Jahren eine allgemeine Lohnuntergrenze festgelegt wird.
Quelle: Bundestag debattiert über Mindestlohn - Steilvorlage der "Wackeldackel-Kanzlerin" - Politik - sueddeutsche.de

Und das alles führt dazu das der Parteitag in Leipzig recht unterhaltsam werden dürfte:
Außerdem rumort es gewaltig an anderen Fronten, es geht um die Grundfesten der Union. Denn mit dem anstehenden Parteitag ist das Leipziger Reformprogramm von 2003 endgültig Geschichte. Stück für Stück hat sich die CDU von ihrem konservativen Markenkern verabschiedet. Damals berauschte sich die Union an einer satten Dosis Marktwirtschaft - mittlerweile übernimmt sie eine grüne und rote Position nach der anderen. "Genossin Merkel" wurde die Kanzlerin getauft, als die Pläne ihrer Partei für den Mindestlohn bekannt wurden.
Quelle: CDU-Parteitag in Leipzig: Aufstand der Nörgler - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

So ist also die Lage bei der Union: Die Unions-Frauen proben den Aufstand gegen die Betreuungsgeldbeschlüsse der Regierung (und damit im Grunde auch gegen die CSU), der Arbeitnehmerflügel sagt der eigenen Kanzlerin den Kampf an und der Wirtschaftsflügel kämpft gegen die Mindestlohn-Ambitionen des Arbeitnehmerflügels und gegen die Pläne der Unions-Frauen eine Frauenquote einzuführen...:rolleyes:
Wäre es zu viel gesagt das in der Union praktisch jeder gegen jeden kämpft?

Und wie sieht's bei der FDP aus? Nicht das von denen überhaupt noch jemand sprechen oder auch nur etwas erwarten würde, trotzdem gibt es auch für die eine vielsagende Schlagzeile: Alt-Liberale: Hamm-Brücher stellt Existenzberechtigung der FDP in Frage - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Und hier das beste Zitat aus dem Artikel:
In ihrer jetzigen Form stehe die Partei für "einen Liberalismus, der keinerlei Inhalt mehr hat und eigentlich ein reiner Kapitalismus ist".
Und das sagt die Grande Dame der FDP...:D
 
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Und das Kasperle Theater bei Schwarz-Geld geht munter weiter, denn wieder einmal wird ein führender Unions-Politiker von seiner Vergangenheit und seinem sehr flexiblen Verhältnis zur Wahrheit eingeholt: Diesmal ist es kein geringerer als Bundespräsident Christian Wulff - der höchste Repräsentant des deutschen Staates. Schon öfter war Christian Wulff wegen seiner, für einen Spitzenpolitiker und Amtsinhaber, allzugroßen Nähe zu den Bossen aus der Wirtschafts- & Finanzwelt in die Kritik geraten - z. B. als er sich von Carsten Maschmeyer zum Mallorca-Urlaub mit der ganzen Familie in dessen 45 Millionen Villa einladen ließ: Ferien bei Freunden: Wulff "nicht glücklich" über Villenurlaub auf Mallorca - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Wer Carsten Maschmeyer nicht kennt, der hat ein Vermögen mit einem Heer von Versicherungs-Vertretern gemacht - wobei sein Geschäftsmodell sogar die Handelsvertreter selbst abzockte:
Während der Einarbeitung erhalten die Handelsvertreter – sofern sie sich freiwillig dafür entscheiden – nach Angaben des AWD durchschnittlich 1500 Euro sogenannte „Monatsvergütung“, die de jure ein Provisionsvorschuss sind. Erwirtschaftet der Berater diesen Provisionsvorschuss nicht, muss er diesen zurückerstatten.
Quelle: AWD Holding
Im Wikipedia Artikel über Carsten Maschmeyer heißt es:
Die Financial Times Deutschland schrieb im Januar 2011 zu seiner Außenwirkung: „Nach der Gründung von AWD 1988 war Maschmeyer jahrelang der Aussätzige von der unbeliebten Drückerkolonne. Damals wollten selbst die Chefs jener Versicherer ungern mit ihm gesehen werden, deren Policen er verkaufte. Heute ist der Bundespräsident sein Freund.“
Nachdem diese Affäre damals publik wurde, zeigte Wulff sich zerknirscht und ließ durch seine Pressesprecherin verlautbaren, dass er im Nachhinein selbst "nicht glücklich über die Umstände dieses Urlaubs" sei...:rolleyes:
Dabei hatte er mit so etwas durchaus Erfahrung, immerhin hatte er auch als Ministerpräsident schon Urlaubs-Affären:
Im Dezember 2009 nahm Wulff für einen Ferienflug – in den Weihnachtsurlaub 2009 in der US-Villa seines langjährigen Freundes Egon Geerkens[32] – mit Air Berlin mit seiner Familie eine kostenlose Hochstufung in die teurere Businessklasse an. Da laut niedersächsischem Ministergesetz Mitglieder der Landesregierung nur Geschenke im Wert von bis zu zehn Euro annehmen dürfen, leitete die Staatsanwaltschaft Hannover nach Erstattung einer Anzeige eine Untersuchung ein.
Auch damals zeigte Wulff sich ziemlich zerknirscht und ließ verkünden:
Erst durch eine Nachfrage des Nachrichtenmagazins Der Spiegel sei er sich des Gesetzesverstoßes bewusst geworden und habe daraufhin den Differenzbetrag für die Tickets an die Fluggesellschaft gezahlt.
Quelle: Christian Wulff
Der freundliche Hochstufer Geerkens spielt übrigens auch eine Rolle in Wulffs neuester Affäre, diesmal geht es darum das er als Ministerpräsident Niedersachsens den dortigen Landtag an der Nase herum geführt hat. Nach der Flugticket-Affäre hatten Abgeordnete der Grünen eine offizielle Anfrage bezüglich Wulffs und Geerkens Geschäftsbeziehungen gestellt, als Antwort ließ Wulff verlauten:
"Zwischen Ministerpräsident Wulff und den in der Anfrage genannten Personen und Gesellschaften hat es in den letzten zehn Jahren keine geschäftlichen Beziehungen gegeben."
Quelle: Bundespräsident: Wulff muss Privatgeschäft erläutern - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Er verschwieg aber das die Ehefrau seines "väterlichen Freundes" Egon Geerkens ihm einen 500.000 Euro Privatkredit gewährt hatte. Formal juristisch mag diese Antwort korrekt gewesen sein, doch moralisch ist sie derart fragwürdig das selbst in der Union, deren Spitzenpolitiker nicht gerade für Moral & Anstand bekannt sind, Unruhe ausbrach: Aussagen über Privatkredit: Vorwürfe gegen Wulff erfüllen Koalition mit Sorge - Inland - FAZ
Wulff schwieg zuerst eisern, nachdem Merkel ihm jedoch in einem persönlichen Gespräch nahelegte sich zu Wort zu melden und ihm gleichzeitig durch ihren Pressesprecher ihr volles Vertrauen aussprechen ließ, hat sich der Bundespräsident nun doch geäußert:
„Ich bedauere das. Es wäre besser gewesen, wenn ich auf die Anfrage der niedersächsischen Abgeordneten im Landtag über die konkreten Fragen hinaus auch diesen privaten Vertrag mit Frau Geerkens erwähnt hätte.“
Quelle: Bundespräsident Wulff gesteht Fehler ein:
Ein paar interessante Erkenntnisse kann man aus diesen Affären lernen:
1. Bundespräsident Wulff ist ein Mann der keine Skrupel hat wieder und wieder finanzielle Vergünstigungen durch "reiche Freunde" anzunehmen, die er dann zerknirscht bedauert, wenn die Öffentlichkeit davon erfährt.
2. Bundespräsident Wulff liebt es luxuriös und kostspielig, was spätestens seit der Flugticket-Affäre und der Mallorca-Villa-Affäre öffentlich bekannt ist und unweigerlich zu der Frage führt: Warum hat er dann Steuergelder verschwendet um der Öffentlichkeit einen gutbürgerlichen Familienurlaub auf Norderney vorzugaukeln?
Quelle: Teure Flüge nach Norderney: Wulff gaukelt im Fernsehen Urlaubsidylle vor - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
3. Kanzlerin Merkel hat ein Faible für moralisch fragwürdige Männer oder wie ist es zu erklären das sie sowohl den Urheberrechtsverletzer & Lügner zu Guttenberg, als auch den skandalumwitterten Wulff öffentlich unterstützte, für dessen Vorgänger Köhler jedoch kein hilfreiches Wort hatte:
Und das, obwohl Köhler - wenn auch unglücklich formuliert - nur jene Leitlinien des Bundeswehr-Weißbuchs wiedergab, die Merkels Regierung beschlossen hatte. Köhler dürfte sich schon saumäßig ärgern, dass Merkel in seinem Fall geschwiegen hat.
Quelle: Bundespräsident Wulff äußert sich zur Kredit-Affäre - Auf sanften Druck der Kanzlerin - Politik - sueddeutsche.de

Aber Schwarz-Geld wäre keine Karikatur einer Regierung wenn das schon wieder alles wäre, im Schatten von Wulffs wiederholten Skandalen ist die FDP munter dabei sich weiter selbst zu demontieren. Zuerst verkündeten Lindner und Rösler noch vor dem Ende der Mitgliederbefragung das Quorum sei gescheitert, dann trat Lindner überraschend als Generalsekretär zurück: Christian Lindner - Vorerst gescheitert - Politik - sueddeutsche.de
Danach brach über Rösler ein heftiger Sturm der Kritik herein, nicht zuletzt weil viele in dem komplizierten Wahlverfahren eine Art Manipulationsversuch sehen: FDP-Mitgliedervotum zum Euro-Rettungsschirm - Quorum droht an konfusem Wahlverfahren zu scheitern - Politik - sueddeutsche.de
Röslers einziger Pluspunkt war, dass es ihm gelungen ist sehr schnell einen Nachfolger für Lindner zu finden - nur dumm das dem gerade die Staatsanwaltschaft wegen Fahrerflucht auf den Fersen ist: Neuer FDP-Generalsekretär: Döring droht Verfahren wegen Unfallflucht - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Bei dieser Regierung weiß man wirklich nicht ob man lachen oder weinen soll...:rolleyes:
 
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Die Kredit-Affäre wird immer mehr zu einer ernsthaften Bedrohung für Bundespräsident Christian Wulff, denn es werden immer mehr neue Details bekannt. Ging es ursprünglich nur darum das Wulff als Ministerpräsident Niedersachsens den Landtag bei einer Befragung bewusst Informationen verschwiegen habe, so verdichten sich die Anzeichen das er sogar gelogen und möglicherweise gegen das Ministergesetz verstoßen hat.
Wulff war damals, nach dem die Flugticket-Affäre bekannt wurde, vor dem Landtag zu seiner Geschäftsbeziehung zu Geerkens befragt worden und hatte angegeben seit 10 Jahren keine geschäftlichen Beziehungen zu Herrn Geerkens zu unterhalten - verschwieg dem Landtag aber jedoch seine geschäftlichen Beziehungen zu Frau Geerkens, von der einen Privatkredit in Höhe von einer halben Million Euro erhalten hatte. Bis hierhin ist der Vorgang jedoch nur moralisch fragwürdig, doch Aussagen von Herrn Geerkens werfen ein neues Licht auf die Angelegenheit:
Bisher hat Wulff gesagt, Darlehensgeberin sei Edith Geerkens gewesen. Doch lassen neue Aussagen ihres Mannes den Schluss zu, dass das Geld für den Kredit de facto von Egon Geerkens selbst stammt. Der 67-Jährige sagte dem SPIEGEL, er selbst habe die Verhandlungen mit Wulff über das Darlehen geführt. Er habe sich auch überlegt, "wie das Geschäft abgewickelt werden könnte".
[...]
Bei der Ausreichung des Darlehens sei laut dem Unternehmer eigens ein Weg gewählt worden, bei dem die Namen der Beteiligten nicht auftauchen sollten. "Wir sind beide sehr bekannt in Osnabrück. Und ich wollte nicht, dass irgendein Bank-Azubi sieht, dass so viel Geld von mir an Wulff fließt", so Geerkens. Daher sei ein anonymer Bundesbankscheck ausgestellt und Wulff übermittelt worden, damit dieser ihn einlösen konnte.
[...]
Die Zahlung des Darlehens sei zwar über ein Konto seiner Frau erfolgt, für dieses Konto habe er allerdings eine Vollmacht. Die Rückzahlung der Kreditsumme im Jahr 2010 sei auf ein Konto erfolgt, das beiden Eheleuten gehöre.
Das kann einem schon irgendwie misstrauisch machen, oder? Und wenn man einmal misstrauisch geworden ist, kann man sich, mit einem Blick auf ihre finanzielle Situation, fragen woher Frau Geerkens 500.000 Euro zum verleihen genommen hat:
Als das Paar Mitte der neunziger Jahre heiratete, war Geerkens bereits vermögend, während seine Frau Edith eine Angestellte seines Schmuckhandels war. Sie brachte Geerkens zufolge kein nennenswertes eigenes Vermögen in die Beziehung ein. Nach der Hochzeit habe seine Frau aufgehört zu arbeiten. Zudem sei Gütertrennung vereinbart worden.
Quelle: Hauskredit-Affäre: Neue Vorwürfe gegen Wulff - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Wenn das Geld aber doch von Herrn Geerkens selbst stammt, dann hat Wulff den Landtag belogen und vermutlich hat er dann auch gegen das Gesetz verstoßen.
Gegen das Gesetz verstoßen? Darf ein Ministerpräsident denn keinen Privatkredit annehmen? Hier kommt das niedersächische Ministergesetz ins Spiel, das in §5 regelt, dass ein Regierungsmitglied weder einer gewerblichen Beschäftigung nachgehen, noch Vorteile oder Geschenke annehmen darf, die in Bezug zu seinem Amt stehen. Wenn man einem Ministerpräsidenten, der laut Gesetz keiner gewerblichen Tätigkeit nachgehen darf, also nach seiner Geschäftbeziehung zu einer bestimmten Person fragt, dann will man wissen ob er Geld von dieser Person erhalten hat. Mit dem Ministergesetz hatten Wulff und Geerkens schon Erfahrungen gemacht, denn dagegen hatten sie schon bei der Flugticket-Affäre verstoßen, als Wulff sich und seine komplette Familie von Geerkens kostenlos in die Erste Klasse hatte hochstufen lassen. Damals redete Wulff sich damit heraus erst durch die Anfrage des Spiegels realisiert zu haben, dass er gegen geltendes Recht verstoßen habe. Diesmal wollten Geerkens und Wulff wohl auf Nummer Sicher gehen, denn Geerkens oben zitierten Äußerungen würde ich schon entnehmen das die beiden versuchten die Herkunft des Geldes zu verschleiern. Damit sind wir imho nicht mehr nur bei moralisch fragwürdig, sondern geradezu bei krimineller Energie. Aber um wirklich gesetzeswidrig zu sein, muss Wulff tatsächlich in Genuss unüblicher Vorteile gekommen sein und es muss einen Bezug zu seinem Amt gegeben haben.
Wulffs Vorteile liegen auf der Hand, zu so günstigen Konditionen hätte er niemals ein Bankkredit bekommen, der Finanzexperte Jörg Sahr rechnet vor das Wulff etwa 50 - 60.000 Euro gespart habe. Das ist doch mal ein profitabler Vorteil und ein fettes Geldgeschenk, oder?
Und die Bezugnahme zum Amt? Verfassungsrechtler haben daran keine großen Zweifel:
"Es geht längst nicht mehr nur darum, ob er den Landtag unvollständig informiert hat." Vielmehr verbieten das Ministergesetz und der dazugehörige Erlass die Annahme von verbilligten Krediten. "Ein Bezug zum Amt", sagte Arnim, "ist bei dem Darlehen von Frau Geerkens aus meiner Sicht gegeben."
[...]
Einen solchen Kredit aber hätte auch einem Ministerpräsidenten wohl keine Bank gegeben, wie eine Umfrage der Welt ergab. "Ohne Grundbucheintrag kein Kredit", hieß es bei der ING Diba. Auch ein anderer großer Baufinanzierer bestätigte, dass "ohne dingliche Sicherung" nur Kredite bis zu 30.000 Euro vergeben würden. Genau daran stören sich nun auch Verfassungsrechtler.
"Wenn es keine Sicherheiten gab - zum Beispiel einen Grundbucheintrag - und Herr Wulff also zu den genannten Konditionen gar keinen Kredit bei einer Bank bekommen hätte, muss man einen Verstoß bejahen", sagte Ulrich Battis von der Humboldt-Universität zu Berlin.Allerdings sei für ihn noch der Amtsbezug unklar. "Man muss sehr genau prüfen, ob das eine rein private Angelegenheit war - oder eine, die einen engen Bezug zu seinem Amt als Ministerpräsident hatte." Das sieht Verfassungsrechtler von Arnim schon deshalb als gegeben an, weil Egon Geerkens an drei Reisen des Ministerpräsidenten teilgenommen habe, obwohl er nach "objektiven Kriterien nicht mehr in diese Delegationen" gepasst habe.
Mit solchen Politikern braucht man keine Bänker mehr. Wenn Wulff seine Weihnachtsansprache hält und von Vertrauen und Ehrlichkeit faseln wird, wird das Land vermutlich von schallendem Gelächter wiederhallen - natürlich nur, wenn er bis dahin noch im Amt ist.

Quellen:
Hauskredit-Affäre: Neue Vorwürfe gegen Wulff - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
VORIS MinG ND | Landesnorm Niedersachsen | Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder der Landesregierung (Ministergesetz) in der ... | gültig ab: 01.07.1978
Umstrittenes Privat-Darlehen: Wulff sparte Tausende Euro - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft
Affäre um Privatkredit - Verfassungsrechtler werfen Wulff Rechtsbruch vor - Politik - sueddeutsche.de
 
Zuletzt bearbeitet:
Kleines Update zu Wulffs Affären:
Neue Details werfen immer neue Fragen auf, ging es Anfangs "nur" um den 500.000 Euro Privatkredit, ist mittlerweile bekannt das Wulff sich zahlreiche Urlaube von Unternehmern sponsern ließ und das Maschmeyer sogar für 40.000 Euro Werbeanzeigen für Wulffs Buch "Besser die Wahrheit" (Wenn das kein herrlich ironischer Titel ist) geschaltet hat - natürlich ohne das Wulff davon wusste...:rolleyes:

Während Wulffs Position also zunehmend fragwürdiger wird, trat heute der niedersächsische Ältestenrat zusammen, um sich mit der Frage zu befassen ob Wulff mit der Annahme des Kredits gegen das Ministergesetz verstossen hat. Schwarz-Gelb scheint an der Aufklärung aber kein Interesse zu haben, denn schon nach fünfzehn Minuten schmetterten sie mit ihrer Mehrheit eine Untersuchung ab:
Das Gremium war am Nachmittag um 16 Uhr in Hannover zusammengekommen, um über die Vorwürfe gegen den Ex-Ministerpräsidenten zu beraten. Die 17 Mitglieder des Ältestenrats sollten darüber diskutieren, ob Wulff während seiner Amtszeit in Hannover gegen das Ministergesetz des Landes verstoßen hat.
[...]
Jedoch sollten sie keine Gelegenheit für Nachfragen bekommen: Schostok zufolge beantragten die anwesenden Fraktionsvertreter von CDU und FDP "gleich zu Beginn" der Beratungen den sofortigen Schluss der Debatte. Anschließend stimmte der Ältestenrat in diesem Sinne ab - Union und FDP stellen sowohl im Landtag als auch im Ältestenrat die Mehrheit.
Quelle: Landtag in Niedersachsen: Ältestenrat schmettert Wulff-Untersuchung ab - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Ich frage mich ob das ein kluger Schachzug war, denn wenn bei dem Kredit wirklich alles gesetzeskonform war, bräuchte man ja keine genaue Untersuchung zu fürchten, oder? Und da in den letzten Tagen zahlreiche Juristen gesagt haben das der Privatkredit sehr wohl gegen das Ministergesetz verstößt, wäre eigentlich schon eine offizielle Untersuchung nötig um Wulffs lädierten Ruf zu wiederherzustellen...:rolleyes:

Und wer sich fragt warum wegen den Affären so ein Fass aufgemacht wird, der sei kurz daran erinnert wie Wulff höchstpersönlich in scharfen Worten den Rücktritt von Bundespräsident Rau im Zusammenhang mit dessen Flugzeug-Affäre forderte:
Für den damaligen CDU-Vize Wulff stand jedoch fest: Die SPD müsse Rau zurückziehen. In einem Zeitungsinterview sagte Wulff wörtlich: „Es ist tragisch, dass Deutschland in dieser schwierigen Zeit keinen unbefangenen Bundespräsidenten hat, der seine Stimme mit Autorität erheben kann. Es handelt sich in NRW offensichtlich um eine Verfilzung mit schwarzen Reisekassen jenseits der parlamentarischen Kontrolle. Dies stellt eine Belastung des Amtes und für Johannes Rau dar.“ Dem "Focus" sagte Wulff Anfang 2000: „Ich leide physisch darunter, dass wir keinen unbefangenen Bundespräsidenten haben.“
Ähnlich hohe moralische Ansprüche an Fühungspersonen äußerte er noch kürzlich in einer Rede:
„Wer zur Elite eines Landes gehören will, muss auch Vorbildfunktion und Verantwortung übernehmen – ohne Wenn und Aber“. Ähnlich mahnende Worte fand er in seiner Rede vor Wirtschaftsnobelpreisträgern: „Das Versagen von Eliten bedroht langfristig den Zusammenhalt in der Gemeinschaft, in der Gesellschaft.“
Quelle: Als Wulff den Rücktritt des Bundespräsidenten forderte - Politik | DerWesten

Wäre schön, wenn er sich seine eigenen Worte selbst zu Herzen nähme...:rolleyes: Aber Wulff hält es wohl eher mit Adenauer: Was schert mich mein Geschwätz von gestern?

Edit:
Wie die Stuttgarter Nachrichten berichten, liegen mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft Niedersachsen wohl Strafanzeigen gegen Wulff wegen Vorteilsnahme vor, damit beschäftigt sich dann wohl jetzt auch die Justiz mit der Causa Wulff.
Quelle: Erklärungsnot: Strafanzeigen gegen den Bundespräsidenten - Politik - Stuttgarter Nachrichten
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch während der Feiertage und der traditionell eher ruhigen Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr kommt Scharz-Geld nicht zur Ruhe: Die Kritik an den Bundespräsidenten reißt nicht ab und fördert immer neue Details zu Tage, die Vorratsdatenspeicherung spaltet die Koalition und der designierte FDP Generalsekretär Döring droht gar mit einem "Dauerstreit"...:rolleyes:

Da wäre zunächst die Causa Wulff - obwohl schwarz-gelbe Politiker die Affäre immer wieder für aufgeklärt und damit beendet erklärt haben, reißt die Kritik am Bundespräsidenten nicht ab. Auch das Scheinargument konkrete Kritik an der Person Wulff würde die "Würde des Amtes" beschädigen, bringt die Kritiker nicht zum verstummen. Erstaunlich ist das es nicht die üblichen Verdächtigen sind, die hier massiv Kritik üben, sondern das gerade auch die konservative Springer-Presse den Stein nicht nur ins Rollen gebracht hat, sondern auch dafür sorgt das er am Rollen bleibt - so finden sich fast täglich Updates in der BILD und in der Welt finden sich solche Artikel: Kritik: Aus der Nummer kommt Wulff nicht mehr raus - Nachrichten Debatte - Kommentare - WELT ONLINE
Aber die Kritik an Wulff reißt vor allem deshalb nicht ab, weil sie nicht substanzlos ist und weil immer neue Informationen das Verhalten von Wulff immer fragwürdiger erscheinen lassen. In seiner Rede, die nach einhelliger Meinung zu spät kam und zu inhaltsarm war, hatte Wulff gesagt er hätte nun erkannt das "nicht alles was rechtens ist, auch richtig ist". Aber war denn alles rechtens? Sein Privatkredit war außerordentlich günstig und mit einem Mann ausgehandelt, von dem Wulff vor dem Landtag erklärte, sie hätten schon seit Jahren keine Geschäftsbeziehungen mehr. Nach eigener Aussage hat dieser Mann sich Gedanken gemacht wie der Geldfluss von ihm an Wulff verschleiert werden könnte und direkt nach der Befragung im Landtag hat Wulff sich beeilt den anrüchigen Privatkredit abzulösen. Schon bis dahin eine bedenkliche Geschichte - aber es geht weiter: Wulff löste den Privatkredit mit einem Kredit bei der BW Bank ab, wobei er scheinbar wieder ganz besonders vergünstigte Kreditbedingungen erhielt: Druck auf Vorstand: BW-Bank muss günstigen Kredit an Wulff erklären - Nachrichten Politik - Deutschland - WELT ONLINE
Vor diesem Hintergrund sollte man sich immer vor Augen halten das vergünstigte Kredite für Regierungsmitglieder vom niedersächsischen Ministergesetz ausdrücklich untersagt werden. Aber auch das ist noch nicht alles, denn Wulff hat nicht einfach nur einen vergünstigten Kredit angenommen, die Financial Times Deutschland hat heute einen interessanten Artikel über Interessenkonflikte veröffentlicht:
Es gibt Stoff für neue Zweifel an den Krediten von Christian Wulff. Der Bundespräsident wirkte als Koordinator für die Reform der Landesbanken und erhielt gleichzeitig Sonderkonditionen von einer Tochter der LBBW. Es stellt sich die Frage nach Interessenskollisionen. Die mehrfach geänderten Kreditbedingungen des Bundespräsidenten liefern nach den Feiertagen neuen Stoff für Zweifel.
[...]
Da Wulffs neuer Kreditgeber eine Tochter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist und Wulff attraktive Sonderkonditionen erhielt, stellt sich die Frage, ob der damalige niedersächsische Ministerpräsident alles getan hat, um den Anschein einer Interessenkollision zu vermeiden. Denn Wulff wirkte innerhalb der CDU als Koordinator für die Reform der Landesbanken, die für die öffentlich-rechtlichen Finanzinstitute von großer Bedeutung war. Von dieser neuen Aufgabe berichtete Wulff FTD-Redakteuren Ende 2007. Tatsächlich meldete sich der Landesvater in der Folge immer wieder zum Thema und dürfte auch Kontakt zu den Spitzen der LBBW gehabt haben. Bisher hat es Wulff mit einer Empfehlung der Kreditgeberfamilie Geerkens begründet, dass er als Hannoveraner Politiker eine Stuttgarter Förderbank als Kreditgeber wählte.
[...]
Die BW-Bank hatte die Bedingungen bislang damit begründet, dass Wulff als "gehobener Privatkunde" gegolten habe. Am Dienstag wollte die Bank sich nicht einmal mehr zu der Frage äußern, welche generellen Kriterien sie für diese Kundenkategorie hat.
[...]
Der Mitarbeiter eines anderen Instituts sagte, es sei absolut unüblich, bei einem Volumen in der Größenordnung von Wulffs Kredit so großzügige Sonderkonditionen zu gewähren. "Für uns würde so ein Geschäft keinen Sinn ergeben, nur wenn er ein ausgesprochen guter Kunde ist." Für Normalsterbliche seien diese Konditionen jedoch nicht zu bekommen.
Besonders interessant ist auch diese Feststellung aus dem Artikel:
Auffällig bei beiden Umschuldungen - vom Privatkredit zum Geldmarktkredit und von diesem zum Immobiliendarlehen - ist jeweils ihr Zeitpunkt: Sie geschahen immer dann, wenn kritische Fragen aufkamen, zuerst zu Wulffs Geschäftsverbindungen zu dem Kreditgeberinnengatten Egon Geerkens, dann, als die Diskussion über Wulffs Privatkredit begann.
Aber, wie könnte es auch anders sein, auch das ist noch nicht alles - aus der Heimat gibt es neue Vorwürfe gegen Ex-Ministerpräsident Wulff:
Die niedersächsische SPD hält dem Bundespräsidenten vor, als Ministerpräsident über die Verbindungen seiner Regierung mit der Veranstaltungsreihe "Nord-Süd-Dialog" nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Der niedersächsische SPD-Fraktionsvorsitzende Stefan Schostok sagte "'Bild am Sonntag" ("BamS"): "Wir müssen jetzt davon ausgehen, dass wir möglicherweise angelogen worden sind."
Quelle: Teilnahme an Sponsoren-Essen: SPD wirft Wulff weitere Täuschung vor - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Oha! Wieder eine mögliche Lüge vor dem Landtag? Worum geht es da genau? Grund für die Vorwürfe ist die Diskrepanz zwischen diesen Aussagen:
Wulffs damaliger und heutiger Staatssekretär Lothar Hagebölling hatte im Frühjahr 2010 im Landtag auf Anfrage der SPD über den "Nord-Süd-Dialog" erklärt: "Es handelt sich um eine Privatveranstaltung, es gibt keine Beteiligung oder Finanzierung durch das Land Niedersachsen."
Aha, eine Privatveranstaltung ohne Beteiligung oder Finanzierung des Landes Niedersachsen. Dem steht jetzt aber diese Aussage gegenüber:
Jetzt bestätigte Wulff jedoch über seinen Anwalt Gernot Lehr, dass er und seine Frau Bettina im Vorfeld des "Nord-Süd-Dialogs" 2009 bei einem Sponsoren-Essen dabei waren: "Im Interesse der Entwicklung des Wirtschafts- und Innovationsstandortes Niedersachsen hat die Nord/LB ein Essen veranstaltet, an dem auch der Ministerpräsident und seine Ehefrau teilgenommen haben."
Was jetzt? Eine Privatveranstaltung ohne Beteiligung und Finanzierung des Landes oder eine Veranstaltung zur Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Niedersachsen finanziert von der Landesbank? Beides gleichzeitig geht ja wohl nicht, oder?
Besondere Brisanz erhält diese Frage auch durch die Entlassung von Wulffs langjährigem Vertrauten und Pressesprecher Glaeseker, denn dieser soll kostenlose Urlaube auf dem Anwesen des Unternehmers Manfred Schmidt verbracht haben und der hat im Rahmen des "Nord-Süd-Dialogs" eine Menge Geld verdient:
Allein mit dem letzten "Nord-Süd-Dialog" im Dezember 2009 soll Schmidt mehrere hunderttausend Euro verdient haben, die Sponsoren für die Veranstaltung bereitgestellt hatten. Am Einwerben dieser Sponsorengelder soll die Staatskanzlei in Hannover beteiligt gewesen sein, was Wulff allerdings bestreitet. Schmidt besitzt in Südfrankreich und in Spanien Immobilien, unter anderem im südfranzösischen Banyuls-sur-Mer. Dort soll Glaeseker, damals noch als Regierungssprecher Wulffs, kostenlos Urlaub gemacht haben. Auf detaillierte Fragen des SPIEGEL antwortete auch Schmidt bislang nicht.
Quelle: Kreditaffäre: Der seltsame Abgang von Wulffs bestem Mann - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Eines ist wohl unstrittig: Christian Wulff, der sich stets als Moralapostel generierte und forderte Politiker im allgemeinen und Bundespräsidenten im besonderen müssten auch moralische Vorbilder sein, steckt bis zur Halskrause in einem Sumpf aus politisch-wirtschaftlichen Verflechtungen, Vorteilsnahme, Vertuschungen, Halbwahrheiten und Lügen. Fest steht er - der einst nach eigenen Worten physisch darunter litt, keinen Bundespräsidenten zu haben, der mit moralischer Autorität sprechen kann - entpuppte sich als Heuchler, als der sprichwörtliche Steinewerfer im Glashaus. Wenn dieses Glashaus jetzt über ihm zusammenbricht ist das nicht die Schuld der Leute die seine Verfehlungen aufdecken, auch nicht der Kritiker die Aufklärung von dem höchsten Repräsentanten des Staates fordern - sondern einzig und allein die Schuld von Christian Wulffs höchsteigenem Verhalten. Nicht die Kritiker an der Person Wulff schaden der "Würde des Amtes", sondern der Amtsinhaber, der nicht einmal seinen eigenen Anforderungen an dieses Amt gerecht wird...X(

Weiterhin sorgt die Vorratsdatenspeicherung nach wie vor für Streit in der Koalition: Schwarz-Gelb: Vorratsdaten lösen neuen Koalitionsstreit aus | Digital | ZEIT ONLINE
Lange wird Leutheusser-Schnarrenberger ihren Widerstand wohl nicht mehr durchhalten können, da mittlerweile auch aus den eigenen Reihen Kritik kommt:
Wegen des strikten Kurses der Justizministerin kommt mittlerweile auch Kritik aus der eigenen Partei. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Innen und Recht der FDP-Bundestagsfraktion, Hartfrid Wolff, forderte eine Lösung. "Wir bereiten eine vernünftige Kompromisslinie vor, damit wir für den Fall, dass die EU ein Strafverletzungsverfahren gegen Deutschland einleitet, eine tragfähige rechtsstaatliche Lösung haben", sagte Wolff.
Vor diesem Hintergrund wirkt die Warnung des designierten FDP-Generalsekretärs Döring (der mit der Fahrerflucht) vor einem "Dauerstreit" in der Koalition wie Comdedy pur - gab es in den letzten zwei Jahren "Wunschehe" schon einmal keinen Streit? Lustig ist auch das er der Union vorwirft sich "sozialdemokratisiert" zu haben: FDP-Generalsekretär Döring kritisiert Koalitionspartner - "Die Union hat sich sozialdemokratisiert" - Politik - sueddeutsche.de
 
Die Meldungen über Christian Wulff reißen nicht ab, zuerst meldeten diverse Zeitungen das Wulff es mit der Wahrheit nicht ganz so eng gesehen hat, als er Mitte Dezember behauptete den Kredit in ein langfristiges Bankdarlehen festgeschrieben zu haben:
In der Affäre um den Privatkredit für Bundespräsident Christian Wulff sind durch eine Erklärung der Stuttgarter BW-Bank neue Unklarheiten aufgetreten.
[...]
Danach gab Wulff am 15. Dezember eine persönliche Erklärung zu den Krediten ab und teilte mit, dass er sich zunächst Geld von Edith Geerkens, der Frau eines befreundeten Unternehmers, geliehen und später ein günstigeres Geldmarktdarlehen bei der BW-Bank aufgenommen hatte.
Weiter erklärte Wulff: "Inzwischen habe ich das Geldmarktdarlehen in ein langfristiges Bankdarlehen festgeschrieben."
Bei der BW Bank klingt das anders:
Demnach läuft der günstige und deshalb umstrittene Geldmarktkredit für Wulff noch bis zum 15. Januar 2012.
[...]
Den unterschriebenen Vertrag für dieses neue Darlehen hat Wulff laut BW-Bank erst am 21. Dezember zurückgeschickt.
Quelle: Kreditaffäre des Bundespräsidenten - Späte Unterschrift - Politik - sueddeutsche.de

Auch bei der konservativen FAZ scheint der Bundespräsident inzwischen keinen Kredit mehr zu haben:
Am 22. Dezember äußerte Bundespräsident Christian Wulff sich in Berlin vor der Presse zur Finanzierung seines Privathauses: „Alle Fragen zu den Vorgängen nehme ich sehr ernst und habe deshalb für volle Offenheit im Hinblick auf die Finanzierung unseres Einfamilienhauses gesorgt.“
[...]
Wer allerdings versucht herauszufinden, wann Wulffs jüngster, erst ab 2012 gültiger Darlehensvertrag für die Finanzierung seines Hauses unterschrieben wurde, fragt sich schnell, wie genau Wulffs Worte von der vollen Offenheit zu verstehen sind.
[...]
Wulff teilte mit, er habe zur Ablösung des Geerkens-Kredits im März 2010 ein „kurzfristiges und rollierendes Geldmarktdarlehen mit günstigerem Zinssatz“ aufgenommen. Damit meinte er sein erstes Darlehen bei der BW-Bank. Doch verschwieg Wulff Wesentliches. Das rollierende Darlehen wurde ihm zu einem sehr niedrigen Zinssatz gewährt. Nach Angaben von Wulffs Anwalt Gernot Lehr betrug er zuletzt 2,1 Prozent. Es gibt sogar Hinweise, der „rollierende“ Satz habe zeitweise bei unter einem Prozent gelegen.
Die Konditionen der BW-Bank beschäftigen inzwischen die Stuttgarter Staatsanwaltschaft.
[...]
Wulffs Stellungnahme vom 15. Dezember ist aber noch an einer weiteren Stelle unvollständig. Er teilte damals mit, er habe inzwischen ein „langfristiges Bankdarlehen festgeschrieben“.
[...]
Die BW-Bank teilte am Freitag mit, Wulff habe den Vertrag am 21. Dezember unterschrieben zurückgeschickt. Das hätte man bei seinem Auftritt am 22. Dezember natürlich gerne erfahren.
Der FAZ Artikel enthält aber noch eine interessante Information, scheinbar war Wulff über die geplante Enthüllung der BILD informiert und versuchte die Veröffentlichung zu verhindern:
Allerdings wusste Wulff, dass eine Veröffentlichung drohte. Am Montag, dem 12. Dezember, versuchte er vom Persischen Golf aus den „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann zu erreichen. Da das nicht gelang, sprach er ihm auf die Mobilbox seines Telefons. Er klagte, dass ein „Bild“-Journalist seit Monaten eine „unglaubliche“ Geschichte plane, die am nächsten Tag veröffentlicht werden solle. Wulff kündigte für diesen Fall den „endgültigen Bruch“ mit dem „Springer“-Verlag an. Der Präsident bat um eine Unterredung, in der man über alles sprechen könne. Er sprach aber auch vom „Kriegführen“. Für ihn und seine Frau sei der „Rubikon“ überschritten.
Quelle: Affäre Wulff: Im Schatten der Wahrheit - Inland - FAZ

Als ob das alles noch nicht schlimm genug wäre, hat der Spiegel gerade neue Details zur Kreditvergabe der BW Bank veröffentlicht:
Das Unternehmen, das dem Politiker als "gehobenem Privatkunden" Anfang 2010 ungewöhnliche Sonderkonditionen einräumte, hatte nach SPIEGEL-Informationen offenbar allen Grund, Wulff dankbar zu sein. Die BW-Bank, eine Tochter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), ist die Hausbank des Stuttgarter Sportwagenbauers Porsche. Die LBBW selbst hatte Porsche mit einem Milliardenkredit den Einstieg bei VW mitfinanziert. Doch im März 2009 geriet die Nobelmarke in Geldnot, dem Unternehmen drohte sogar die Insolvenz. Bei der Rettung des Autoherstellers spielte Wulff - damals als niedersächsischer Ministerpräsident im Präsidium des VW-Aufsichtsrats - eine wichtige Rolle[...]
Nur vier Monate später nahm der CDU-Politiker nach eigenen Angaben wegen seines Hauskredits Kontakt zur BW-Bank auf.
Quelle: Enge Kontakte zur BW-Bank: Wulffs Schnäppchenkredit wirft neue Fragen auf - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Der Staatsrechtler Herbert von Arnim hat übrigens eine juristische Arbeit verfasst, die zu einem interessanten Ergebnis kommt:
Der Verwaltungsjurist und Staatsrechtsprofessor Hans Herbert von Arnim hält es für "ziemlich sicher", dass Christian Wulff als niedersächsischer Ministerpräsident mit der Annahme des zinsgünstigen Privatkredits der Unternehmergattin Edith Geerkens gegen das niedersächsische Ministergesetz verstoßen hat.
[...]
Von Arnim hält es außerdem für naheliegend, dass die Annahme des Kredits zugleich ein Verstoß gegen Paragraf 331 des Strafgesetzbuches (Vorteilsnahme im Amt) darstellt. Er schreibt in einer 18 Seiten umfassenden Analyse, es lägen "derart gewichtige Anhaltspunkte vor, dass staatsanwaltliche Ermittlungen in Bezug auf § 331 StGB unausweichlich erscheinen".
Quelle: Staatsrechtler von Arnim: Bundespräsident Wulff soll sich selbst anzeigen - Nachrichten Politik - Deutschland - WELT ONLINE

Und was gibt es am letzten Tag des Jahres sonst zu schwarz-gelb zu sagen? Dazu empfehle ich diesen SZ Artikel mit dem vielsagenden Titel Schwarz-gelbe Koalition in der Krise: Vom Niedergang der bürgerlichen Parteien. Der Artikel ist wirklich lesenswert, hier mal ein paar Highlights zur Koalition:
Der eine Teil der Koalition, die FDP, liegt zum Jahresende bei zwei Prozent in den Umfragen. In der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik ist keiner Partei ein so rasanter Prozess der Selbstdestruktion gelungen wie den Liberalen. Dies hängt damit zusammen, dass die FDP in der Regierung gegen eine Grunderwartung ihrer Stammwähler verstoßen hat: Sie hat sich als unfähig erwiesen, ihre in der Opposition stets behauptete Kompetenz in Regierungshandeln umzusetzen. Leistung, unter rechtsmittigen Bürgern gleichzeitig Wert und Kriterium, hat die FDP nicht erbracht. Kein anderer Satz aus dem Reiche der FDP-Floskeln ist peinlicher als der des gegenwärtigen Parteivorsitzenden, der bei seinem Amtsantritt versprach, von nun an werde "geliefert". Ja, es wurde geliefert - die Partei nämlich.
[...]
Jüngst war bei einem Zahnarzt im Münchner Süden zu hören, dass er, lange Zeit habitueller FDP-Wähler, "dieser" Partei nie wieder seine Stimme geben werde. Auf die Frage, wem dann, meinte er, nicht sehr ironisch: "den Piraten".
Apropos Piraten: Die reden gerne von der liquid democracy, der flüssigen Demokratie des Netzes, bei der Standpunkte und Anschauungen nicht von vornherein feststehen, sondern sich entwickeln, sich verändern, sich fließend fortbewegen. Fast sieht es so aus, als habe die Union, jedenfalls die CDU, so etwas wie einen Zustand der liquid values, der flüssigen Werte erreicht. 2011 sind der Union so viele Gewissheiten abhandengekommen, dass ohne Zweifel der Markenkern der CDU kaum mehr zu lokalisieren ist, die Werte sind flüssig geworden.
[...]
Wer nicht das gesamte Jahr 2011 incommunicado in den Anden verbracht hat, der weiß, dass die CDU heute genauso raus will aus der Kernkraft wie die Grünen, dass es in der SPD zuletzt fast mehr Anhänger der Wehrpflicht gab als in der CDU, und dass einer der Chefs der Linkspartei zwar einen alten Porsche fährt, den er aber, anders als der CDU-Bundespräsident sein Haus, ganz ohne Spezi-Kredit und Mauscheleien bezahlt hat.
[...]
Bei der Union ist dieser Prozess des Verlusts der alten Identität nun auch ernsthaft in Gang gekommen. Die Kanzlerparteichefin Angela Merkel verkörpert ihn in ihrer entschiedenen Wurstigkeit, oder positiver: Gelassenheit. Kein CDU-Vorsitzender hat die Partei in ihren Grundfesten mehr erschüttert als Merkel - und dennoch tat sie das ohne Theorie oder großen Plan, sondern eher im Vorbeigehen, getrieben von Ereignissen.
 
So ich muss jetzt mal eine Frage stellen an die politik Experten.

Es geht natürlich um unseren Bundespräsident.

Kann mir bitte jemand erklären warum er die privat Telefonnummern von Verlegern hat? Was hat er damit zu tun? Sollte man nicht eigtl als Politiker und Verleger "neutral" bleiben und nicht jeden seine privat Nummer geben? Irgendwie klingt das für mich sehr verstrickt. Wann rufen Politiker den Chef des Verlags noch an? Um andere in die Pfanne zu hauen?

Für mich ist das alles etwas suspekt vielleicht hat der ein oder andere für mich da eine Aufklärung. :rolleyes:
 
Chakky hat gesagt.:
Kann mir bitte jemand erklären warum er die privat Telefonnummern von Verlegern hat? Was hat er damit zu tun? Sollte man nicht eigtl als Politiker und Verleger "neutral" bleiben und nicht jeden seine privat Nummer geben? Irgendwie klingt das für mich sehr verstrickt. Wann rufen Politiker den Chef des Verlags noch an? Um andere in die Pfanne zu hauen?
Nun so ungewöhnlich ist es jetzt nicht, dass ein Spitzenpolitiker wie Christian Wulff auch die Privatnummer von einem Verleger wie Mathias Döpfner hat. Zum einen sind sowohl Politiker, als auch Verleger Personen bei denen es praktisch zum Berufsbild gehört "gut vernetzt" zu sein, zum anderen sind sowohl Politiker, als auch Verleger - zumindest ab einem gewissen Rang - Teil der Elite dieses Landes. Und innerhalb der Elite kennt man sich eben - z. B. von Staatsempfängen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Pressebällen oder kulturellen Veranstaltungen wie Opernabenden. Ich denke für Menschen die sich erst einmal in diesen Kreisen bewegen, ist es nichts ungewöhnliches auch "privat" miteinander Kontakt aufnehmen zu können. Prinzipiell ist da ja auch nicht verwerfliches dran, zum einen haben auch Angehörige der Eliten ein Recht auf ein Privatleben und einen Freundeskreis, zum anderen kommt es - wie sooft - vor allem darauf an wie man solche Beziehungen nutzt. Im Fall unseres (noch) Bundespräsidenten liegt das Hauptproblem darin, dass er versucht hat das Gewicht seines öffentlichen Amtes zu benutzen, um private Interessen durchzusetzen. Und genau das ist ja der rote Faden in diesem Drama: Stets hat Christian Wulff bedenkenlos das private mit dem beruflichen vermischt - z. B. als der Privatmann Wulff einen Privatkredit von eben jenem "väterlichen Freund" annnahm, den der Ministerpräsident Wulff im Gegenzug dreimal als Mitglied einer niedersächsischen Wirtschaftsdelegation auf Reisen mitnahm, obwohl Geerkens zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr in Niedersachsen geschäftlich aktiv war. Und jetzt hat Wulff eben versucht das Gewicht seines Amtes in die Waagschale zu werfen, um Enthüllungen über Verfehlungen zu verhindern, die der Privatmann Wulff als Ministerpräsident begangen hat.
Interessant ist aber wie er das versucht hat: Mit Zuckerbrot & Peitsche. Einerseits drohte der Bundespräsident mit "Krieg" und mit einem "endgültigen Bruch", andererseits lockte er damit "man könne doch über alles reden". Ich würde wirklich gerne wissen was für Angebote Wulff aus dem Hut gezaubert hätte um sich das Schweigen eines Verleger zu erkaufen...:rolleyes: Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes? Schmutzige Enthüllungen über Freunde aus Politik & Wirtschaft?
Aber die Tatsache das Wulff, nach diesen Versuchen die Presse zur Selbstzensur zu zwingen, in seiner kläglichen Erklärung ausdrücklich betonte was für ein hohes Gut die Pressefreiheit ist und das er sie selbst ungemein schätze, offenbart einen weiteren roten Faden der Causa Wulff: Der Mann ist ein unerträglicher Heuchler...X(
 
Und wieder liegen ein paar verheerende Tage hinter Schwarz-Geld - da weiß man fast gar nicht wo man anfangen soll...:rolleyes:

Also fangen wir da an, worüber derzeit eh ganz Deutschland spricht: Christian Wulff. Vor ein paar Tagen hat er sich unter dem Druck der Medien (und wie man liest von Angela Merkel) abermals an die Öffentlichkeit gewandt. Allerdings bestand diese "Öffentlichkeit" nur aus zwei Vertretern der öffentlich-rechtlichen Medien, die ihm 15 Minuten lang Fragen stellen durften. Nur, wie immer beim Drama Wulff, blieben mehr Fragen offen als beantwortet wurden. Auch wurde wieder einmal offenbar wie kreativ der Bundespräsident mit der Wahrheit umgeht: So behauptete er das er lediglich versucht habe den Artikel zu verschieben und nicht zu verhindern, die BILD widerspricht der Darstellung vehement und verweist auf die Abschrift von Wulffs Wutrede - deren Veröffentlichung Wulff jedoch, trotz seiner Behauptung alles auf den Tisch zu legen, verbietet. Mittlerweile sind noch dazu weitere Fälle bekannt geworden, bei denen Wulff versucht hat Journalisten einzuschüchtern - trotz seiner Darstellung bei dem Interview scheint dieses Vorgehen für ihn also gar nicht untypisch zu sein. Außerdem hatte er versucht seine Lüge über den Zeitpunkt der Festschreibung des Kredits in ein langfristiges Bankdarlehen zu relativieren, indem er behauptete es spiele keine Rolle das er den Vertrag in Wahrheit viel später als behauptet unterschrieben hätte - immerhin gelte in diesem Bereich auch die Handschlagqualität. Dieser Behauptung widersprach die BW Bank ausdrücklich - gültig wurde die Festschreibung erst durch die Unterschrift, da Verbraucherkreditverträge nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch nur in Schriftform gültig sind. In diesem Kontext sei daran erinnert das Wulff Jurist ist und sein Studienschwerpunkt die Wirtschaftswissenschaften waren...:rolleyes: Ein Bundespräsident der noch beim Versuch seine Glaubwürdigkeit zu retten mit Halbwahrheiten und Lügen arbeitet, hat auch noch die letzten Reste seiner Glaubwürdigkeit verspielt.

Aber wenden wir uns von Wulff, der sich mit seinem Krisenmanagement selbst demontiert, ab und wenden wir uns der FDP zu, die in der Kunst der Selbstdemonatge ebenfalls bewandert ist. Noch nicht ganz im Amt sorgt der designierte Generalsekretär Döring für seinen ersten Eklat. OK - für den zweiten Eklat wenn man seine Fahrerflucht mitzählt. Diesmal hat in einem Interview mal eben die Autorität seines Parteichefs Philipp Rösler untergraben, dieser sei eben kein "Kämpfer" sondern nur ein "Wegmoderierer". Auch für seinen Amtsvorgänger hatte Döring wenig schmeichelhafte Worte übrig - diesem unterstellte er egoistische Motive für seinen "brandbeschleunigenden" Abgang:
„Er hat geglaubt, dass die Lage (...) so instabil ist, dass Philipp Rösler zurücktreten muss und dass die Partei ihn, den großen Intellektuellen, dann ruft“, sagte Döring.
Quelle: FDP: Rösler kein Kämpfer

Während die FDP also bei 2% Zustimmung in der Bevölkerung angekommen ist, haben die Spitzenvertreter dieser Partei nichts besseres zu tun als sich gegenseitig zu verunglimpfen und in egoistischen Machtspielchen zu verstricken - da fragt man sich doch fast: Kann diese Kindergartenpartei vielleicht auch noch die 0% schaffen?

Wo wir gerade bei der FDP sind, im Saarland ist die Jamaika-Koalition nach den anhaltenden Skandalen, Querelen und Streitereien innerhalb der FDP geplatzt. Nach den verheerenden Wahlniederlagen im Jahr 2011 und der längst verlorenen Mehrheit im Bundesrat, verschiebt sich auch gleich zu Beginn 2012 das Machtgleichgewicht im Bund zu Ungunsten von Schwarz-Gelb. Die FDP fliegt aus einer weiteren Landesregierung und - im Falle von Neuwahlen - möglicherweise aus einem weiteren Landtag. Aber auch für die Union kämen Neuwahlen zur Unzeit, da die SPD bei neueren Umfragen vor der CDU liegt. Die SPD im Saaland kann sich also fast in jedem Fall auf Regierungsbeteiligung freuen, für die Liberalen ist diese in unerreichbare Ferne gerückt. In jedem Fall ist die Begründung von Ministerpräsidenten Kramp-Karrenbauer sehr interessant:
"Die seit Monaten anhaltenden Zerwürfnisse innerhalb der FDP-Landtagsfraktion und der FDP Saar sind nach Auffassung von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer nicht mehr länger mit der Verantwortung für die Zukunftssicherung des Landes vereinbar", heißt es in dem Einladungsschreiben zur Pressekonferenz. Vertrauen, Stabilität und Handlungsfähigkeit seien innerhalb des Bündnisses nicht mehr ausreichend vorhanden.
Quelle: Querelen in der FDP: "Jamaika"-Koalition im Saarland geplatzt - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Vertrauen, Stabilität und Handlungsfähigkeit seien innerhalb des Bündnisses nicht mehr ausreichend vorhanden? Klingt das nicht wie die perfekte Beschreibung der schwarz-gelben Bundeskoalition? Scheinbar hat Frau Kramp-Karrenbauer aber mehr politisches Verantwortungsbewusstsein als Frau Merkel...:rolleyes:

Aber auch auf dem internationalen Parkett hat die Regierung Merkel einmal mehr ihre Unfähigkeit bewiesen - zum ersten Mal in der Geschichte der EZB ist es der deutschen Regierung nicht gelungen ihren Wunschkandidaten durchzusetzen:
Der Chefvolkswirt war immer ein Deutscher. So war es seit Bestehen der Europäischen Zentralbank (EZB). Aber diesmal hat es Angela Merkel nicht geschafft, den deutschen Kandidaten durchzudrücken. Statt des ehemaligen Staatssekretärs im Bundesfinanzministerium, Jörg Asmussen, bekam der Belgier Peter Praet die Aufgabe zugeteilt. Eine Niederlage für Deutschland, meint Hans-Werner Sinn, Chef des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo und Lieblingsökonom aller Talkshow-Produzenten. Er sieht die Macht der Bundesrepublik in der EZB schwinden - und damit Tür und Tor geöffnet, dass Deutschland in der Finanzkrise mehr Geld nach Südeuropa überweist.
Quelle: Ifo-Chef Sinn sieht Deutschland in EZB geschwächt - Wirtschaft - sueddeutsche.de

Tja, mit Kandidaten hat Merkel wohl kein gutes Händchen, immerhin war auch Wulff ihr Kandidat - den hat sie aber trotz kritischer Stimmen (auch aus den eigenen Reihen) er sei ungeeignet und der Tatsache das der Gegenkandidat sehr viel beliebter war, durchgedrückt. Letztendlich hat sie mit dieser parteipolitischen Entscheidung dem Amt geschadet, dadurch das ihr diese Durchsetzungskraft auf internationaler fehlt hat sie dem ganzen Land geschadet.

Aber wo wir gerade bei Kandidaten sind: Angeblich hat der Lügenbaron der CSU seine Bereitschaft für ein politisches Comeback signalisiert. Wie tief muss die CSU gesunken sein, wenn sie nicht nur einen überführten Plagiatoren, der bis heute jede Absicht leugnet und sich somit selbst als schamloser Lügner entlarvt hat, reaktivieren will und dabei auch noch ignoriert das dieser die Partei gerade erst als "Verhöhung früherer Träume" bezeichnet hatte und ihr den Status als Volkspartei abgesprochen hatte?
Quelle: Guttenberg bereit zu Gespräch über Kandidatur - Eine Botschaft mit nur zehn Zeichen - Bayern - sueddeutsche.de

Na ja, aber für Betrüger, Lügner und Aufschneider aller Couleur scheint Schwarz-Geld immer ein warmes Plätzchen und einen gut dotieren Posten übrig zu haben - was will man von dieser Karikatur einer Regierung auch erwarten?
 
Na ja, aber für Betrüger, Lügner und Aufschneider aller Couleur scheint Schwarz-Geld immer ein warmes Plätzchen und einen gut dotieren Posten übrig zu haben - was will man von dieser Karikatur einer Regierung auch erwarten?
Das traurigste an der gesamten Geschichte ist, dass diese Leute ihre Arbeit 100x besser machen als mögliche Alternativen ;)
 
Bisher ist die schwarz-gelbe Bilanz nicht schlecht:
Bundespräsident weg
kein verfassungsgerechtes Wahlgesetz
Euro vorm Kollaps
Nie da gewesene Menge an Leuten, die wegen irgendetwas demonstrieren im web.
 
Zuletzt bearbeitet:
In den letzten Wochen fehlte mir ein wenig die Zeit für die Pflege dieses Threads, doch heute nehme ich mir einfach mal wieder ein paar Minuten - bevor noch jemand auf die Idee kommt Schwarz-Geld wäre plötzlich zuverlässig oder gar kompetent geworden...8o

Fangen wir mit dem Thema an, dass Deutschland in den letzten Wochen mehr beschäftigt hat als alles andere: Die Causa Wulff. Nachdem die Staatsanwaltschaft offiziell die Aufhebung der Immunität von Wulff beantragt hat, um gegen den Bundespräsidenten wegen Korruption & Vorteilsnahme ermitteln zu können (ein in der Geschichte der BRD einmaliger Vorgang), fand dieses unwürdige Drama endlich ein vorläufiges Ende. Selbst die Kanzlerin, die bis zuletzt versucht hat Wulff - den sie immerhin höchstpersönlich gegen alle Widerstände ins Amt gedrückt hat - zu stützen, hat erkannt das dieser Mann untragbar geworden war. Noch kurz vor seinem Rücktritt lobte Merkel ausdrücklich die Transparenz des Herrn Wulff und erklärte dieser oberste Selbstbediener des Staates könnte als BP sicher noch wichtige Impulse setzen - selbst eingefleischten Merkel-Fans müssen diese Worte - angesichts eines mit Lügen, Halbwahrheiten und juristischen Winkelzügen taktierenden BPs - wie blanker Hohn erschienen sein. Aber nun, da Wulff sich endlich selbst aus diesem Amt entfernt hat, möchte ich noch einmal daran erinnern wie dieser gänzlich ungeeignete Mann an dieses höchste Amt gelangt ist und zu diesem Zweck die Zeit noch einmal um gut zwei Jahre zurückdrehen:
Wir schreiben das Jahr 2010, Bundespräsident Köhler ist zurückgetreten und Rot-Grün bietet der Koalition, angesichts der Herausforderungen der Euro-Krise, einen parteiübergreifenden Konsens an. Merkel lehnt ab und will unbedingt einen eigenen Kandidaten durchsetzen: Christian Wulff. Die Kanzlerin hat dabei zwei Motive: Einmal will sie nach dem Polit-Amateur Köhler wieder einen Profi mit Parteibuch ins Amt bringen - einen treuen Parteisoldaten, der weder ihr, noch ihrer Regierung, in die Quere kommt. Zum anderen will sich die Kanzlerin damit einen der letzten übriggebliebenen Rivalen für Parteivorsitz & Kanzlerkandidatur vom Hals schaffen. Rot-Grün hat dagegen den parteilosen Gauck nominiert, einen Mann der sich parteiübergreifender Unterstützung und einer überraschend hohen Akzeptanz in der Bevölkerung erfreut. Trotz großer Mehrheit braucht schwarz-gelb drei Anläufe um Wulff ins Amt zu hieven - die vielen Abweichler aus den eigenen Reihen zeigen imho deutlich, dass auch schwarz-gelb von Anfang an klar war, dass mit Wulff nicht der bessere Mann gewählt wurde. Mit seiner Nominierung hat Merkel rein egoistisch gehandelt und mit seiner Wahl hat schwarz-gelb parteipolitische Interessen über das Wohl des Staates gestellt. Und nachdem Wulff, der schon vor den Enthüllungen ein blasser BP war und sich fast ausschliesslich auf repräsentative Aufgaben (ganz im Sinne Merkels) konzentrierte, dann kläglich gescheitert war und das Amt in bisher ungekannter Weise geschädigt hat, endlich zurückgetreten ist, stellt sich Merkel hin und bietet der Opposition einen parteiübergreifenen Konsenskandidaten an...:rolleyes:
Mal abgesehen von der Tatsache, dass Merkel da sowieso kaum eine Wahl hatte (denn nach den veränderten Mehrheitsverhältnissen ist schwarz-gelbs Vorspung in der Bundesversammlung hauchdünn geworden!), ist es ein weiterer Beweis dafür das Merkel stets Positionen hinterherläuft, die Rot-Grün schon Jahre vorher vertreten hat. So war es beim Atomausstieg, bei der Abschaffung der Wehrpflicht, beim dreigliedrigen Schulsystem und jetzt auch bei der Erkenntnis das ein parteiloser Konsenskandidat dem Land besser dienen kann, als ein in politische Grabenkämpfe verstrickter Parteisoldat...
Leider war Merkel zu egoistisch um zum Wohle des Staates zu handeln, so das der neue Bundespräsident zunächst einmal die schweren Schäden reparieren muss, die Merkels Kandidat dem Amt zugefügt hat. Auch die Tatsache das es mit Gauck nun doch genau jener Mann richten soll, den Rot-Grün schon vor zwei Jahren für den besten Kandidaten hielt, zeigt imho deutlich wer hier die besseren Entscheidungen trifft.
Übrigens ist das Amt des BP nicht das einzige hohe Amt, das unter Merkels Ägide dramatisch an Ansehen und Einfluss verloren hat. Traditionell sind es drei Ämter die besonders aus der Regierung herausragen: Der BP, als oberster Repräsentant und mahnende Stimme der Vernunft, der Bundeskanzler als Regierungsoberhaupt und Staatslenker und der Außenminister, der die deutschen Interessen in aller Welt vertritt. Mit Westerwelle haben wir aber nun erstmals einen Außenminister der praktisch unsichtbar ist - bis auf das eine Mal wo er mit seiner Enthaltung in der Libyen Frage alle westlichen Partner vor den Kopf gestossen hat und damit die Aussichten auf den seit Jahrzehnten angestrebten ständigen Platz im UN-Sicherheitsrat endgültig in Tonne getreten hat. Unter Merkels Kanzlerschaft erodieren die traditionellen Strukturen deutscher Regierungen in bislang ungeahnter Geschwindigkeit.
Seltsamerweise prallt all das von Merkel ab und nach einem kurzen Tief, wo Steinbrück sie in den Schatten stellte, kann sich Merkel wieder größter Beliebtheit im Volke erfreuen. Egal wie schlecht das Volk Schwarz-Gelb auch bewertet - Merkel bleibt davon unberührt. Ihr Außenminister ist ein Egomane, der im Versuch sich als Gestalter zu profilieren die jahrzehntelange Arbeit deutscher Regierungen in einer einzigen Abstimmung vernichtet? Da kann Merkel ja nix für. Merkels Verteidigungsminister ist ein Lügner und Betrüger, den sie bis zum Schluss zu stützen versucht? Kein Problem für Merkel. Ihr Wunsch-Bundespräsident versinkt in einem Sumpf aus Korruption und Vorteilsnahme? Merkel bleibt unbefleckt...:rolleyes:
Allerdings hat diese Eigenschaft von Merkel, die gern als Teflon-Kanzlerin bezeichnet wird, einen hohen Preis: Sie selbst mag strahlen, aber um sie herum schrumpft, verblasst und verkümmert alles -angefangen von partei-internen Rivalen, bis hin zu Koalitionspartnern.
Diesen Trend konnte man schon in der großen Koalition beobachten, noch dramatischer sieht man die Entwicklung bei der FDP, die von ihrem besten Wahlergebnis aller Zeiten, direkt auf 3% abgestürzt ist. Dieser dramatische Absturz ist nicht allein der Unfähigkeit und der Lobbyarbeit der FDP geschuldet, sondern auch dem Würgegriff der Kanzlerin, die keine Gelegenheit ausließ den kleiner Partner zu ignorieren, zu überstimmen oder gar zu demütigen. Ein einziges Mal gelingt es der FDP sich dem Druck entgegenzustemmen und Gauck als Kandidaten durchzusetzen - doch der erhoffte Effekt verpufft. Die Partei verharrt bei 3%, Rösler blamiert sich mit seinem Frosch-Vergleich und selbst Koalitionspolitiker benutzen mittlerweile ganz offen Begriffe wie "vergiftet", "zerrüttet" und "von tiefen Misstrauen geprägt" um das Klima innerhalb der Regierungskoalition zu beschreiben...:rolleyes:
Aus diesem Grund trifft man sich an diesem Wochenende um die Gräben zuzuschütten: Tiefes Misstrauen in der Koalition - Politik - sueddeutsche.de

Und was ist sonst noch so passiert? Entwicklungsminister Niebel (FDP) betreibt eine so eindeutig von Vetternwirtschaft geprägte Personalpolitik, dass sogar die FDP-Basis in seinem eigenen Heimatverband auf die Barrikaden geht: Vorwurf der Vetternwirtschaft: FDP-Basis meutert gegen Niebel - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Schwarz-Geld ist so uneins, dass die Kanzlerin ihr Euro-Krisen-Mangement nur mit Hilfe der Opposition durchsetzen kann: Griechenland-Abstimmung: Merkel verfehlt die Kanzlermehrheit | Politik | ZEIT ONLINE

Und das Bundesverfassungsgericht hält dieses Management sowieso für verfassungswidrig: Bundesverfassungsgericht: Sondergremium zur Euro-Rettung überwiegend verfassungswidrig - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Arbeitsministerin von der Leyen lässt sich bei einseitiger Wahlkampfhilfe für Koalitionspolitiker erwischen: Wahlkampfhilfe für Abgeordnete - Von der Leyens Trickkiste - Wirtschaft - sueddeutsche.de

Und Kanzlerin Merkel schmiedet eine Allianz um, in einem einzigartigen Tabu-Bruch, den Kandidaten der französischen Konservativen zu unterstützen: Wahlkampf in Frankreich: Merkel schmiedet Bündnis gegen Hollande | Politik | ZEIT ONLINE

So könnte ich den ganzen Tag weitermachen...X(
 
Schwarz-Geld ist so uneins, dass die Kanzlerin ihr Euro-Krisen-Mangement nur mit Hilfe der Opposition durchsetzen kann: Griechenland-Abstimmung: Merkel verfehlt die Kanzlermehrheit | Politik | ZEIT ONLINE
Das ist falsch. Und steht sogar richtig im Artikel:
Union und FDP können Gesetze allerdings schon ab 291 Stimmen mit einfacher Mehrheit beschließen und sich so gegen die Opposition durchsetzen: SPD, Grüne und Linke kommen im Bundestag zusammen nur auf 290 Sitze.
Dazu kommt, dass nur 591/620 Abgeordnete anwesend waren. Wenn man schon pingelig ist, hätte man auch schreiben können, dass eine Kanzlermehrheit gemäß der Anwesenden Abgeordneten erreicht wurde. Klassisches Beispiel aus der Reihe "wie mache ich aus einer Mücke einen rosa Elefanten" und "Achtung in China nimmt der gefährliche Trend an umfallenden Reissäcken zu - wann spricht das Außenministerium endlich Reisewarnung aus?"
 
Natürlich ist unsere Karikatur einer Regierung nicht plötzlich kompetent geworden, sondern mir fehlt derzeit einfach nur die Zeit ihre Pannen, Patzer und Lügen aufzuzählen - aber heute nehme mir mal fünf Minuten um wenigstens die Highlights, besser gesagt die absoluten Tiefpunkte, zusammenzufassen.
Das Thema, das die Medien derzeit beherrscht, ist der ewige Koalitionsstreit ums Betreuungsgeld. Das Betreuungsgeld, von der Opposition auch gerne als Herdprämie bezeichnet, spaltet die Koalition einmal mehr. Die CSU besteht auf längst getroffene Beschlüsse, in der CDU wächst der Widerstand und die FDP sendet wie immer widersprüchliche Signale. In einem verzweifelten Versuch den Streit zu schlichten und so etwas wie Ruhe in die Koalition zu bringen, machte Kauder den lustigen Vorschlag die Rentenansprüche von Müttern zu erhöhen. Kauders Plan war es so die Frauen der Union, die heftigsten Kritiker des Betreuungsgeldes, zu besänftigen. Der unausgegorene Vorschlag rief jedoch neue Kritiker auf den Plan - die einen sagen Mütter aus dem Westen würden so bevorzugt, andere sagen für die zusätzlichen Milliardenausgaben sei kein Geld da und eine neue Sozialleistung mit einer weiteren Sozialleistung schmackhaft zu machen sei ohnehin absurd. So klingt das z. B. beim Unions-Wirtschaftsflügel:
Auf heftige Ablehnung stößt Kauders Rentenplan beim Wirtschaftsflügel der Union. Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Union (MIT) warnte vor "faulen Kompromissen". Hier werde zur Befriedung eines tagespolitischen Streits die künftige Generation zusätzlich zur Kasse gebeten, die ohnehin nur mit größter Mühe die demografischen Herausforderungen finanziell bewältigen könne, so Presser.
Ins gleiche Horn stieß auch der Präsident des CDU-Wirtschaftsrates, Kurt Lauk. "Es kommt in der Politik wohl immer mehr in Mode, angesichts der erschreckend hohen Staatsverschuldung diese munter weiter zu erhöhen und fröhlich zu Lasten nachfolgender Generationen Geld unter die Leute zu bringen."
Geradezu auf die Barrikaden ging die FDP:
"Auf keinen Fall darf es Leistungsverbesserungen geben, die zu Lasten der Beitragszahler gehen", sagte der FDP-Fraktionsvize Heinrich Kolb "Welt Online". Vorschläge zur Gegenfinanzierung der verbesserten Anerkennung der Erziehungszeiten gebe es bisher aber nicht. "Die Union muss sich jetzt erst einmal sortieren und sagen, welche neuen Leistungen für sie Priorität haben", sagte FDP-Sozialexperte. "Es ist nicht glaubwürdig, wenn wir über Haushaltskonsolidierung reden, aber immer neue Leistungen ankündigen."
Quelle: Streit um Betreuungsgeld: Kauders Rentengeschenk empört FDP und Wirtschaft - Nachrichten Politik - Deutschland - WELT ONLINE

Auch die Wirtschaft ist über diese unseriöse Politik entrüstet, so äußerte sich z. B. Arbeitgeberpräsident Hundt:
Diese seien "nicht finanzierbar", sagte er der "Frankfurter Rundschau". Hundt warnte die Koalition davor, sich die Zustimmung der Kritiker des Betreuungsgelds mit einem Ausbau der Rentenansprüche für Eltern zu erkaufen. "Es ist absurd, die Zustimmung zu einer Sozialleistung mit der Erhöhung einer anderen Sozialleistung erreichen zu wollen." Die Union habe sich zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte verpflichtet, sagte der Arbeitgeberpräsident. "Das kann aber nicht gelingen, wenn die Politik ständig neue Schecks auf die Zukunft ausstellt."
Quelle: Neuer Zoff ums Betreuungsgeld: Arbeitgeber-Chef nennt Unionspläne absurd - SPIEGEL ONLINE

Für die Opposition sind die Pläne ohnehin absurd und die SPD hat bereits angekündigt, sollte das Betreuungsgeld tatsächlich kommen, Klage dagegen einzureichen.
Wenn also die Opposition, die Wirtschaft und sogar große Teile der Koalition selbst darin einig sind, dass es sich bei dem Betreuungsgeld um eine absurde Schnapsidee handelt, die Regierung aber trotzdem auf Biegen und Brechen versucht das ganze umzusetzen, ist das mal wieder ein typisches Beispiel für die Arbeitsweise dieser Karikatur einer Regierung.
Stutzig machen kann einen höchstens der Umstand das ausgerechnet schwarz-geld versucht eine neue Sozialleistung einzuführen - und interne Kritiker mit einer zweiten Sozialleistung zu kaufen versucht. Fast könnte man meinen es sei eine verkehrte Welt, doch die Pläne Hartz4 Empfänger auszuschliessen, rücken das ganze dann doch wieder in rechte Licht:
Und noch etwas ist an dieser Lösung unerquicklich: Eine alleinerziehende junge Mutter im Hartz-IV-Bezug, die keine Arbeit und keinen Kita-Platz findet (oder umgekehrt), bekommt kein Betreuungsgeld. Die Ehefrau eines wohlhabenden Managers aber, die nicht arbeiten muss und ihr Kind zu Hause erzieht, bekommt Betreuungsgeld. Denen nichts zu geben, die es brauchen könnten, behebt nicht den wirklichen Fehler des Betreuungsgeldes: dass es zu vielen gegeben wird, die es gar nicht brauchen.
Quelle: Streit um Betreuungsgeld - Auf Kosten der Ärmsten - Politik - sueddeutsche.de

Ein weiteres Streitthema ist natürlich die Vorratsdatenspeicherung - hier leistet unsere Justizministerin immernoch Widerstand, gegen die weitreichenden Pläne der Überwachungsfetischisten aus der Union. Deren innenpolitischer Sprecher Hans-Peter Uhl (CSU) kündigte gerade an im Zweifelsfall eben über das Justiministerium hinweg zu entscheiden:
"Dass die Vorratsdatenspeicherung kommen wird, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Die Frage ist nur, ob mit oder ohne Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger", sagte Uhl der Tageszeitung "Die Welt". Da die FDP-Ministerin weiterhin "vertragsbrüchig" bleiben wolle, werde die EU-Kommission Klage gegen Deutschland einreichen müssen.
Besonders lustig ist diese Aussage:
"Zu warten, bis der Europäische Gerichtshof die Verpflichtung ausspricht, ein Bußgeld in zweistelliger Millionenhöhe zu zahlen, wäre unserer Bevölkerung überhaupt nicht zu vermitteln" sagte Uhl.
Moment! Man kann der Bevölkerung nicht vermitteln einen möglicherweise zweistelligen Millionenbetrag als Strafe in Kauf zu nehmen, um dafür die Privatsphäre der Bürger zu schützen - aber der Milliarden Betrag zur Durchsetzung des Betreuungsgeldes (das eigentlich nur die CSU will), ist vermittelbar?
Quelle: Vorratsdatenspeicherung: CSU will Justizministerium umgehen - SPIEGEL ONLINE

Und wo wir gerade bei der CSU sind - unser Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) musste gerade einräumen das sein Ministerium den Bundestag belogen hat:
Friedrich bestritt am 1. März im ZDF, sein Ministerium habe die Studie lanciert. "Also, diese Studie ist nicht aus meinem Haus herausgegeben worden", sagte er im ZDF. Später sagte Innenstaatssekretär Bergner im Bundestag: "Es hat keine öffentliche oder wie auch immer geartete Übergabe dieser Studie durch das Bundesinnenministerium an die Medien gegeben." Diese Darstellung Bergners ist aber nicht richtig: Kurz vor Beginn der Islam-Konferenz am Donnerstag musste das Ministerium in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken einräumen, dass dies eine Falschauskunft an die Abgeordneten war. Das Ministerium schreibt, dass die "Bild"-Zeitung von der Pressestelle doch ein Vorabexemplar der Studie erhielt, angeblich zur Vorbereitung eines Interviews.
Quelle: Muslim-Studie: Innenministerium gibt Falschauskunft vor Bundestag zu - SPIEGEL ONLINE

Nur zur Erinnerung: Als die Affäre um den Staatstrojaner ihren Anfang nahm, hatte Friedrich sich noch vor Kameras hingestellt und frech behauptet er wüsste nicht was der CCC da analysiert habe, aber der Staatstrojaner sei es nicht - obwohl der CCC über FDP Mann Baum das Innenministerium vorab informiert hatte.
Innenminister Friedrich scheint wirklich ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit zu haben - der Titel "Lügenminister", mit dem die Linken (durch die die Falschinformation erst aufgedeckt wurde) ihn jetzt bedacht haben, scheint mir jedenfalls wohl verdient zu sein.
Wenn man dann noch bedenkt das in der Trojaner-Affäre CSU Politiker (ausgerechnet auch noch Innenminister) wie Friedrich oder Hermann, nachdem illegale Funkionen des Trojaner belegt wurden, öffentlich zugegeben haben sich über gerichtliche Anweisungen hinwegzusetzen, weil man eben "eine andere juristische Auffassung habe" und CSU Mann Uhl jetzt forderte man müsse sich bei der Voratsdatenspeicherung notfalls auch über das Justizministerium hinwegsetzen - sollte man die CSU vielleicht als verfassungsfeindlich einstufen und unter Beobachtung stellen...X(

Edit:
Bei ZAPP gibt´s übrigens einen sehenswerten Filmbeitrag über die Lügenaffäre des Innenministeriums: Erklärungsnot: Minister Friedrich und die "Bild" | NDR.de - Fernsehen - Sendungen A - Z - Zapp - Medien und Politik / Wirtschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin zwar eigentlich gerade auf dem Sprung, muß mir aber doch kurz fünf Minuten nehmen, um mal wieder einen kritischen Blick auf unsere Karikatur einer Regierung zu werfen - die sich derzeit wieder besonders dilletantisch gibt:

Natürlich ist es unvermeidlich hier die sogenannte "Teppich-Affäre" von FDP Minister Niebel zu erwähnen, doch zuvor möchte ich ein paar Wochen zurückblicken - erinnert sich noch jemand an die Zeit der Schleckerpleite? Um zu verhindern, dass die etwa 12.000 Mitarbeiterinnen, deren Kündigung besiegelt war, endgültig in Arbeitslosigkeit und Armut abrutschen, plante man parteiübergreifend eine Transfergesellschaft. Letztendlich scheiterte dieses Vorhaben an der FDP - die, auf der verzweifelten Suche nach einem Profil, endlich einmal hart bleiben und "liefern" wollte. Natürlich kann man die FDP verstehen - während es bei den Schlecker-Frauen nur um Lohn & Brot ging, ging es bei der FDP um die politische Existenz. Und, wenn wir ehrlich sind, ist das Gehalt der Schlecker-Mitarbeitern im Vergleich zu FDP Abgeordneten und Ministern vermutlich so bescheiden, dass man da leichter drauf verzichten kann, als auf fette Diäten und Dienstwagen mit Fahrer. Damals beerdigten FDP Politiker, allen voran Parteichef und Wirtschaftsminister Rösler, jedenfalls mit ihrem standhaften Nein die letzte Hoffnung der Schlecker-Frauen. Sie hatten aber auch gute Argumente warum das nicht zum Schaden der frisch gebackenen Arbeitslosen ging, so erklärte z. B. Rösler das auf die ca. 12.000 Entlassenen etwa 25.000 offene Stellen im Einzehandel warten würden und, mit Hilfe der Arbeitsagenturen, eine schnelle Vermittlung gar kein Problem sei. Gut - er vergaß zu erwähnen, dass neben den Schlecker-Frauen noch etwa 300.000 andere Bewerber für die 25.000 Stellen Schlange stehen - kann ja mal passieren...:rolleyes: Jedenfalls ist die Folge, dass von den entlassenen Schlecker-Frauen (deren Zahl afaik mittlerweile auf etwa 16.000 angewachsen ist), nur etwa 800 (Stand Ostern) eine neue Stelle gefunden haben - und zwar idR eine schlechterbezahle Stelle. Die ARD hat die Farce von der schnellen Jobvermittlung schön dokumentiert - auch das Rösler sich weigerte dazu Stellung zu nehmen.
Das alles sollte man auf jeden Fall im Hinterkopf haben, wenn man sich dann mit Entwicklungsminister Niebel (FDP) beschäftigt, gegen den die Staatsanwaltschaft gerade wegen eines Anfangsverdachts auf Steuerhinterziehung ermittelt. Bisher war Niebel (der sein Ministerium früher übrigens für überflüssig hielt - bis man ihm den gut dotierten Ministerposten angeboten hat) nur durch Vetternwirtschaft aufgefallen - er hatte in einem solchen Ausmaß Posten für Parteikollegen in seinem Ministerium geschaffen, dass nach dem Skandal um die Personalie Büssemaker zuletzt sogar die eigene Parteibasis meuterte. Vielleicht hätte man den Schlecker-Frauen einfach empfehlen sollen in die FDP einzutreten? Der Niebel hätte sicher noch ein paar Posten übergehabt...:rolleyes:
Jetzt steht Niebel jedenfalls im Mittelpunkt der sogennanten "Teppich-Affäre", der Minister hat in Afghanisten einen Teppich gekauft, ihn jedoch nicht auf eigene Kosten nach DE transportieren lassen, sondern im Dienstflugzeug des BND Chefs ins Land schmuggeln lassen - schmuggeln, weil Niebel es leider "vergessen" hatte, sich um Nebensächlichkeiten wie eine ordnungsgemäße Verzollung zu kümmern. Erst als der Spiegel darüber berichtete, entschuldigte sich Niebel öffentlich und leitete eine "Nachverzollung" ein. Ganz im Stil von Wulff, hielt er die Angelegenheit dadurch das er - nachdem man ihn erwischt hatte - nachträglich noch schnell die regulären Maßnahmen eingeleitet und sich öffentlich entschuldigt hat, für erledigt. Leider ließ ihn der Chef des BND aber voll auflaufen - der widerspricht Niebel nämlich in zentralen Punkten und belegt seine Behauptung mit einem zwei seitigen Dossier. Entgegen Niebels Darstellung von einem "privaten Gefallen", teilt BND Präsident Schindler mit, man habe den Einrdruck vermittelt bekommen der Teppich sein ein offizielles Gastgeschenk für den deutschen Minister gewesen und man habe sich ganz korrekt von dessen Ministerium bestätigen lassen, dass dieses sich um alle Einfuhr-Formalitäten kümmern werde. Hier steht also die Aussage des BND Chefs, gegen die Aussage des Entwicklungsministers - einer von beiden lügt...:rolleyes:
Diese Affäre hat eine positive und eine negative Seite: Positiv ist das Niebel des Teppich wenigstens selbst bezahlt hat und nicht von einem reichen Gönner geschenkt bekam, negativ ist das der Minister gar kein Problem damit hat, seine Stellung zu missbrauchen um Transportkosten zu sparen und gesetzliche Einfuhrbestimmungen zu umgehen und dann auch noch die Unwahrheit zu sagen. Ok, bei schwarz-gelb scheint Lügen ganz normal zu sein, man denke nur an die Herren Guttenberg (Ich habe zu keiner Zeit bewusst getäuscht), Brüderle (Ich wurde im BDI Protokoll falsch zitiert), Rösler oder Schäuble (je nachdem welcher von beiden damals über den Inhalt ihres Gesprächs gelogen hat) und Friedrich (Ich habe keine Ahnung was der CCC da analysiert hat & Diese Studie ist nicht aus meinem Haus herausgegeben worden). Nun reiht sich also auch Niebel in die Reihe der Regierungsmitglieder mit selektiver Wahrnehmung ein. Die FDP ist eine Partei, die sich gerade in der jüngsten Vergangenheit, gerne hart gegen angebliche "Sozialschmarotzer" die der Gesellschaft auf der Tasche liegen (Westerwelle & spätrömische Dekadenz) gezeigt hat und stets scharfe Sanktionen für kleinste Regelwidrigkeiten bei Hartz4lern gefordert hat. Ich frage mich wie diese Angelegenheit in den Augen der Ex-Schlecker-Mitarbeiterinen, von denen viele bald Hartz4ler sein werden, wirken muss - was denken die wohl von kostenlosen Transporten und "vergessenen" Formalitäten oder Falschangaben? OK - die können sich vermutlich auch keinen Teppich für 1200€ leisten...X(

Wo wir gerade bei Falschangaben sind - im Streit um den Fiskalpakt vermutet die Opposition ein falsches Spiel der Regierung. Um mittels dem, auf europäischer Ebene (im wesentlichen noch von Merkel&Sarkozy) beschlossenen Fiskalpakt, den Euro retten zu können, braucht die Regierung die Opposition - denn da schwarz-gelb seit Amtsantritt alle Landtagswahlen verloren hat, fehlt eine Mehrheit im Bundesrat. Um die Zustimmung des Bundesrats zu bekommen benötigt man also die Zustimmung der Opposition - und die besteht auf der, eigentlich längst versprochenen, Finanztransaktionssteuer. Gegen eine solche Steuer ist aber die FDP, daher waren die Verhandlungen schwierig - nachdem eine Eingung aber zum Greifen nahe war, weckten Äußerungen von Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) und Finanzminister Schäuble (CDU) Zweifel an der Aufrichtigkeit der Regierung:
Erst wird eine interne Bemerkung des Kanzleramtschefs Ronald Pofalla ruchbar: In dieser Wahlperiode werde es mit dieser Steuer sowieso nichts mehr, deshalb könne man sie SPD und Grünen ruhig versprechen. Als Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dann auch noch öffentlich darauf hinwies, dass es in Europa ziemlich lange dauern könne, so eine Steuer einzuführen, vermutlich über den Wahltag 2013 hinaus – da war die Empörung bei SPD und Grünen groß.
Besonders amüsant finde ich in dem Zusammenhang den Beschwichtigungversuch von Fraktionschef Kauder (CDU):
"Die Opposition weiß ganz genau, dass sie sich auf unser Wort verlassen kann"
Angesichts der langen Parade von Regierungsmitgliedern, die der Lüge überführt wurden, wirklich ein guter Witz...:D

Und dann ist da natürlich noch das Dauer-Streitthema Betreuungsgeld. Niemand, außer der CSU, will das Betreuungsgeld - die Opposition ist geschlossen dagegen und bezeichnet es abfällig als "Herd-Prämie" oder "Heimchen-Prämie". Auch die FDP ist eigentlich dagegen, ist aber bereit zu schachern und in der CDU sind ebenfalls viele dagegen und machen auch eigentlich keinen großen Hehl daraus. Auch eine Mehrheit der Bundesländer, Sozialverbände, Frauenverbände, die Wirtschaft und sogar die OECD sind gegen das Betreuungsgeld. Umfragen belegen das auch eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, nämlich 71% (auch 64% der CDU/CSU Wähler) dagegen sind. Trotzdem wollte schwarz-gelb das ungeliebte Streitthema noch vor der Sommerpause abnicken, damit die quengelige CSU endlich Ruhe gibt. Leider ist schwarz-gelb mal wieder an der eigenen Unfähigkeit gescheitert. Am Freitag war, in Vorbereitung zur Abstimmung, die 1. Lesung im Bundestag geplant. Doch soweit kam es nicht, bei einem zuvor von der Opposition gestellten Abstimmungsantrag kam es zu unklaren Mehrheitsverhältnissen, gemäß der Geschäftsordnung des Bundestages wurde der Hammelsprung durchgeführt. Das Ergebnis war eindeutig - der Bundestag war gar nicht beschlussfähig, da weniger als die Hälfte der Abgeordneten anwesend war. Die Sitzung wurde abgebrochen, die Lesung fiel aus und die Abstimmung wird nun wohl doch erst nach der Sommerpause stattfinden. CSU Generalsekretär Dobrindt nannte das ganze ein "kleines dreckiges Foulspiel" der Opposition - es dürfte das erste Foulspiel der Geschichte sein, dass in der ordnungsgemäßen Anwendung von Regeln besteht. Sein Amtskollege von der CDU, Hermann Gröhe, sprach von "Arbeitsverweigerung der Opposition" - obwohl mehr als 1/3 der schwarz-gelben Abgeordneten nicht erschienen waren. Auch von "schäbig" und "unparlamentarisch" war die Rede. Lediglich Bundestagspräsident Lammert (CDU) fand mal wieder angemessenere Worte:
"Was da stattgefunden hat, mag man als trickreich oder unangemessen empfinden, aber es ist zweifellos zulässig", sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Die Koalition müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, mit der Ansetzung der Debatte "etwas fahrlässig oder treuherzig" umgegangen zu sein, sagte Lammert. Schließlich habe die Opposition zuvor im Ältestenrat ihre Ablehung des Zeitplans deutlich gemacht.
Quelle: Eklat im Bundestag - Lammert rüffelt Koalition für Betreuungsgeld-Blamage - Politik - sueddeutsche.de
Jetzt wir der Streit um Betreuungsgeld in die nächste Runde gehen, die FDP hat bereits nach Korrekturen verlangt und auch die Gegner in der Union können nun neue Kräfte sammeln - und die CSU wird weiter auf den Barrikaden bleiben müssen...

Edit
Und da geht's schon los: Schon am Freitag, noch vor dem Hammelsprung-Debakel, hatte Christian Lindner eine Ablehnung des Betreuungsgeldes gefordert und damit bei der CSU und der eigenen Partei für Irritationen gesorgt. Wörtlich sagte Lindner: "Die CSU zwingt die Koalition nun dazu, mit dem Geld, das wir nicht haben, eine Sozialleistung einzuführen, die niemand will." Mittlerweile ist Rösler auf den Zug aufgesprungen und hat mit seiner Aussage "jetzt müsse man in Ruhe darüber sprechen, welche Veränderungen noch notwendig sind" und das man das "Nebeneinander von Betreuungsgeld und Elterngeld" vermeiden müsse, die CSU endgültig auf die Palme gebracht. Familienministerin Schröder (CDU), einer der wenigen CDU-Frauen die für das Betreuungsgeld zu sein scheint (aber afaik trotzdem am Freitag abwesend war) erinnerte umgehend daran das dieses "Nebeneinander" eine Forderung des FDP geführten Justizministeriums war. Derweil verlangt die CSU mehr "Geradlinigkeit & Vertragstreue" von Rösler und erinnert daran, dass dieser selbst mit im Koalitionsausschuss gesessen und das Betreuungsgeld abgesegnet hat. Und um noch richtig Pfeffer reinzubringen hat CSU Chef Seehofer jetzt mit dem Bruch der Koalition gedroht, sollte die CSU nicht endlich ihr Betreuungsgeld bekommen. Dazu fällt mir nur eins ein: Hurra die "Gurkentruppe" und die "Wildsäue" sind wieder da...:D
Quellen:
Nach Eklat im Bundestag - Rösler will Betreuungsgeld überdenken - CSU protestiert - Politik - sueddeutsche.de
Streit über Betreuungsgeld: Seehofer droht mit Bruch der Koalition - Inland - FAZ
 
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