Diese Woche beschäftigt sich das TdW mit dem gerade erfolgten Demonstrations- bzw. Versammlungsverbot in Dresden. Zum ersten Mal seit afaik zwölf Wochen sind gestern keine "Patriotischen Europäer" durch Dresden spaziert - aber nicht etwa weil ihnen die Teilnehmer abspenstig wurden, sondern weil ihre Versammlung (und die Gegendemonstrationen) verboten wurden.
Tatsächlich hat die Polizei, angeblich aufgrund konkreter Terrorwarnungen, für gestern sämtliche Versammlungen unter freien Himmel in Dresden untersagt und alle öffentlichen Kundgebungen verboten. Nun gehören aber das Versammlungsrecht und das Recht auf freie Meinungsäußerung zu den verbrieften Grundrechten - das Verbot in Dresden ist also ein schwerwiegender Eingriff in die Grundrechte der Bürger. Laut der Polizei gibt es konkrete Anschlagspläne gegen die PEGIDA-Kundgebung, genauer gesagt Morddrohungen gegen einen der Organisatoren.
So klingt das beim Dresdener Polizeipräsidenten:
Natürlich trägt die Polizei letztendlich die Verantwortung für die Sicherheit der Demonstranten, doch das Problem ist das es im Grunde keine Möglichkeit gibt die Behauptungen der Polizei zu verifizieren. Im Grunde kann man die Aussagen einfach nur glauben, was in einem Rechtsstaat auch eigentlich kein Problem sein sollte - es sei denn man hat im Hinterkopf wie leicht Vertretern von Geheimdiensten & Polizeibehörden z. B. in Bezug auf die staatliche Überwachung Lügen von den Lippen gehen. Oder wie leichtfertig Sicherheitsbehörden im Zuge der Überwachung Grundrechte und Gesetze gebeugt, umgangen oder gebrochen haben.
Für die Polizei in Dresden, die spätestens seit dem Mord an einem Flüchtling am letzten Montag, mächtig unter Druck steht, kommt dieses Verbot vermutlich ziemlich gelegen. Und gerade die sächsische Polizei hat eine recht unrühmliche Tradition was einen rechtlich fragwürdigen oder gar ungesetzlichen Umgang mit Demonstrationen angeht: Zum einen ist da die Sache mit der massenhaften Funkzellenabfrage bei Demonstrationen, die vom Landgericht Dresden als rechtswidrig eingestuft wurde, zum anderen - ganz aktuell - die Beschlagnahmung der Handys von Demonstranten anlässlich der oben erwähnten Ermordung eines Flüchtlings:
Vor diesem Hintergrund kann einen das Demonstrationsverbot schon nachdenklich machen - wenn es wirklich auf konkrete Anschlagspläne zurückgeht, haben dann die Terroristen nicht einen Sieg errungen? Wenn wir anfangen aus Angst Grundrechte zu beschneiden (wie das seit 09.11. leider immer wieder geschehen ist), spielen wir Terroristen und Feinden des demokratischen Rechtstaates nicht in die Hände?
Andererseits: Wenn man den Behauptungen der Polizei nicht vorbehaltlos glauben kann und ein leiser Zweifel bleibt ob die zuständigen Behörden nicht einfach eine politische oder taktische Entscheidung getroffen haben, kann man dann überhaupt noch von einem Rechtsstaat sprechen?
Quellen & mehr zum Thema:
Sachsen: Funkzellenabfrage bei Anti-Nazi-Protest war rechtswidrig | heise online
https://netzpolitik.org/2015/nach-s...-beschlagnahme-von-mobiltelefonen-in-leipzig/
Terrorgefahr: Polizei untersagt alle Demonstrationen in Dresden - Politik - FAZ
Demonstrationsverbot in Dresden - Radikaler Schritt - Politik - Süddeutsche.de
Pegida: Demonstrationsverbot in Kritik - SPIEGEL ONLINE
Tatsächlich hat die Polizei, angeblich aufgrund konkreter Terrorwarnungen, für gestern sämtliche Versammlungen unter freien Himmel in Dresden untersagt und alle öffentlichen Kundgebungen verboten. Nun gehören aber das Versammlungsrecht und das Recht auf freie Meinungsäußerung zu den verbrieften Grundrechten - das Verbot in Dresden ist also ein schwerwiegender Eingriff in die Grundrechte der Bürger. Laut der Polizei gibt es konkrete Anschlagspläne gegen die PEGIDA-Kundgebung, genauer gesagt Morddrohungen gegen einen der Organisatoren.
So klingt das beim Dresdener Polizeipräsidenten:
Und so bei unserem Innenminister:„Wir gehen in der Bewertung der aktuellen Lage nicht mehr nur von einer abstrakten Gefahr, sondern von einer konkreten aus. Konkret in Bezug auf eine gefährdete Person, deren Umfeld sowie daran gebunden Ort und Zeit. Konkret heißt auch: Es geht um ein Mitglied des Orgateams von Pegida und die Versammlungen für den 19. Januar 2015.“
Quelle für beide Zitate: Terrorgefahr: Polizei untersagt alle Demonstrationen in Dresden - Politik - FAZ„Darunter sind belastbare und weniger belastbare Hinweise“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Freitag. „Die Lage ist ernst, es besteht Grund zur Sorge und Vorsorge, jedoch nicht zu Panik und Alarmismus.“
Natürlich trägt die Polizei letztendlich die Verantwortung für die Sicherheit der Demonstranten, doch das Problem ist das es im Grunde keine Möglichkeit gibt die Behauptungen der Polizei zu verifizieren. Im Grunde kann man die Aussagen einfach nur glauben, was in einem Rechtsstaat auch eigentlich kein Problem sein sollte - es sei denn man hat im Hinterkopf wie leicht Vertretern von Geheimdiensten & Polizeibehörden z. B. in Bezug auf die staatliche Überwachung Lügen von den Lippen gehen. Oder wie leichtfertig Sicherheitsbehörden im Zuge der Überwachung Grundrechte und Gesetze gebeugt, umgangen oder gebrochen haben.
Für die Polizei in Dresden, die spätestens seit dem Mord an einem Flüchtling am letzten Montag, mächtig unter Druck steht, kommt dieses Verbot vermutlich ziemlich gelegen. Und gerade die sächsische Polizei hat eine recht unrühmliche Tradition was einen rechtlich fragwürdigen oder gar ungesetzlichen Umgang mit Demonstrationen angeht: Zum einen ist da die Sache mit der massenhaften Funkzellenabfrage bei Demonstrationen, die vom Landgericht Dresden als rechtswidrig eingestuft wurde, zum anderen - ganz aktuell - die Beschlagnahmung der Handys von Demonstranten anlässlich der oben erwähnten Ermordung eines Flüchtlings:
Quelle: https://netzpolitik.org/2015/nach-s...-beschlagnahme-von-mobiltelefonen-in-leipzig/Die spontane Demonstration richtete sich offensichtlich gegen Ermittlungspannen beim Mord an Khaled Idris Bahray (20). Der aus Eritrea stammenden Geflüchtete war am Dienstag Morgen in Dresden erstochen aufgefunden worden. Obwohl er an mehreren Stellen blutete, behauptete die Polizei bis zum nächsten Tag dass kein Fremdverschulden zu erkennen sei. Der Tatort wurde zunächst nicht untersucht oder gesichert.
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Daraufhin habe die Polizei “sofort alle Handys der Linksradikalen beschlagnahmt, um die Daten auszuwerten”. Mittlerweile wird die Beschlagnahme der Telefone bei Indymedia bestätigt. Zur Begründung der Maßnahme zitiert MOPO24 einen Polizist mit den Worten “Wir lassen uns das nicht bieten und werden mit aller Konsequenz reagieren!”. Es ist aber unklar, ob die Maßnahme überhaupt legal ist: Nirgends wird berichtet, auf welcher Rechtsgrundlage die Beschlagnahme bzw. eine etwaige Auswertung erfolgt. Auch die Polizei schweigt dazu.
Vor diesem Hintergrund kann einen das Demonstrationsverbot schon nachdenklich machen - wenn es wirklich auf konkrete Anschlagspläne zurückgeht, haben dann die Terroristen nicht einen Sieg errungen? Wenn wir anfangen aus Angst Grundrechte zu beschneiden (wie das seit 09.11. leider immer wieder geschehen ist), spielen wir Terroristen und Feinden des demokratischen Rechtstaates nicht in die Hände?
Andererseits: Wenn man den Behauptungen der Polizei nicht vorbehaltlos glauben kann und ein leiser Zweifel bleibt ob die zuständigen Behörden nicht einfach eine politische oder taktische Entscheidung getroffen haben, kann man dann überhaupt noch von einem Rechtsstaat sprechen?
Quellen & mehr zum Thema:
Sachsen: Funkzellenabfrage bei Anti-Nazi-Protest war rechtswidrig | heise online
https://netzpolitik.org/2015/nach-s...-beschlagnahme-von-mobiltelefonen-in-leipzig/
Terrorgefahr: Polizei untersagt alle Demonstrationen in Dresden - Politik - FAZ
Demonstrationsverbot in Dresden - Radikaler Schritt - Politik - Süddeutsche.de
Pegida: Demonstrationsverbot in Kritik - SPIEGEL ONLINE
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