[TdW 2] Steht die Welt vor einem Umbruch?

Das neue Thema der Woche ist die große, alte Frage: Steht die Welt vor einem politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umbruch? In Nahost sorgt der "arabische Frühling" seit Monaten für Unruhe, in den westlichen Staaten mobilisiert die Occupy-Bewegung Tausende von Menschen und Rußland erlebt die größten Demonstrationen seit dem Ende der UDSSR... Daher die Frage: Steht die Welt vor einem Umbruch?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Menschen erkennen oder scheinen zu erkennen, welche Macht ihnen soziale Netzwerke und ähnliche zur Massenorganisation geeignete Systeme innehalten. Sowohl die Occupy-Bewgung als auch der arabische Frühling wurde erst durch Twitter und SN möglich, da Twitter und andere SN es den Menschen ermöglichen unkompliziert organisiert aufzutreten. Obwohl es SN schon etwas länger gibt, greift diese epiphamieartige Erkenntnis in der Bevölkerung erst um sich, als eine zweite wesentliche Schlüsseltechnik massenmarktreif wurde: Das Smartphone. Das Smartphone ermöglicht die unkomplizierte, dezentrale Organisation von großen Menschenmassen.
Das Establishment hat große Probleme diese Organisationstypen zu kontrollieren, da sie entweder zu dezentral sind oder schlichtweg aufgrund des Rauschens (SN) unaufspürbar sind.

Sollte sich diese Erkenntnis wirklich bis in die weite Bevölkerung durchsetzen, so denke ich, dass es in der Tat zu großen Änderungen kommen kann.
 
Auch im Riesenreich China gibt es immer mehr Proteste, seit langem nehmen die Proteste der Tibeter nicht nur zu, sondern auch immer drastischere Formen an: Anti-China-Proteste: Selbstverbrennungen in Tibet nehmen zu - Ausland - FOCUS Online - Nachrichten
Dann drohte die "Jasmin-Revolution" auf China überzugreifen: „Jasmin Revolution“: Die Protestwelle erreicht China - International - Politik - Handelsblatt
Und jetzt haben die Bürger der Kleinstadt Wukan die Funktionäre verjagt, nachdem ein Händler unter ungeklärten Umständen "in Haft verstorben" ist. Der Tod des Mannes war jedoch nur der Auslöser der Unruhen, Anlass waren die Landnahme und die Korruption der Funktionäre. Eine der Forderungen der "Aufrührer" sind übrigens demokratische Wahlen der Parteifunktionäre: Aufstand in chinesischem Fischerdorf - News Ausland: Asien & Ozeanien - tagesanzeiger.ch
Amerika, Europa, Afrika und Asien - überall auf der Welt scheinen die Menschen langsam zu erkennen, das einige Gierige sich der Politik und der Wirtschaft bemächtigt haben und sich unaufhörlich die Taschen vollstopfen, während ehrliche Menschen sich Tag für Tag im Hamsterrad abstrampeln müssen um halbwegs über die Runden zu kommen - gleichzeitig werden die ehrlichen Menschen jedoch auch selbstbewusster und aufmüpfiger und fordern mehr und mehr Mitbestimmung.
Das sind wirklich interessante Zeiten in denen wir leben. Gab's da nicht einen chinesischen Fluch?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm schwierige Frage, die ich mir auch schon gestellt habe. Momentan zeichnet sich meiner Meinung nach kein Umbruch ab

In einigen Teilen der Welt gibt es momentan zwar "Unruheherde", allerdings sehe ich das nicht als Umbruch.
Voraussetzung für einen Umbruch ist imho, dass hinterher etwas anders ist als vorher. Für mich sieht das alles eher nach Machtverschiebung von Regime A nach Regime B aus, grundlegende Änderungen in der Weltanschauung, die häufig stark religiös beeinflusst ist, sehe ich nirgendswo.

Gerade hier in Europa geht es fast allen Menschen noch so gut, dass sie nur wenig Grund haben etwas an der aktuellen Struktur zu ändern. Durch die Wirtschafts- und anschließend Eurokrise hat sich doch der Lebenstandard von 99,9% der Menschen nicht verändert.
Die Occupy Bewegung ist für mich (auch wenn ich die Ziele gut finde) im Wesentlichen ziemlich gehyped. Persönlich bekomme ich nichts davon mit, außer durch die Nachrichten und ich denke vielen geht es genauso. Im Endeffekt ist es eine Minderheit, die da Demonstriert, die sich eben durch die neuen Medien gut vernetzen und geschickt darstellen kann.
Schönes Beispiel ist auch Stuttgart 21. Monatelang Proteste und die Medien vermitteln einem tatsächlich den Eindruck eine breite Mehrheit wäre dagegen. Am Ende kommt nicht mal eine einfache Mehrheit aller Menschen die zur Wahl gegangen sind bei raus ...

Die Medien berichten also nur von Eurokrise und Unruhen in der Welt und für die wirklichen Misstände und Ungerechtigkeiten bleibt dann keine Zeit mehr (und die FDP ist natürlich auch noch ein Dauerthema ...). Geselltschaftliche Diskussionen auf einer hohen Ebene finden in der breiten Masse gar nicht statt, stattdessen wird in starren Strukturen und Systemen gedacht.

Auch alle (Umwelt)katastrophen die wir in der letzten Zeit hatten, allen voran Fukushima, haben scheinbar kein Umdenken in Gang gesetzt. Im Prinzip tun die meisten betroffen und sind dann, was das eigene Handeln angeht, doch lieber auf beiden Augen blind, weil noch geht es ihnen ja gut.

Aber ich denke da liegt auch der Knackpunkt für die Zukunft. Sobald irgendein Ereignis eintritt, welches wirklich fast alle Menschen unmittelbar betrifft wird es einen wirklichen Umbruch geben. Das ist vermutlich spätestens dann der Fall wenn das Öl ausgeht ... man darf jedenfalls gespannt bleiben.

Noch eine Anmerkung: das hört sich jetzt alles recht Destruktiv an, aber so ist momentan meine Sicht auf die Ereignisse in der Welt. Trotzdem kein Grund zu resiginieren und wenn ich falsche liege freue ich mich umso mehr :wink:
 
Daher die Frage: Steht die Welt vor einem Umbruch?

Ich denke es tut sich so einiges und in immer konzentrierterer Form.
Allerdings gibt es fuer mich keinen Grund zu denken das dadurch irgendwas "besser" wird. Ich sehe eher eine Verschlechterung, die am Ende Alle betrifft.
 
sTEk hat gesagt.:
Mal drei kleine Einwürfe zum Thema "Krise"...mit lesenswerten Artikeln
Interessante Links! Einen SZ Artikel habe ich auch noch beizusteuern, der sich mit der Occupy-Bewegung beschäftigt und zeigt wie die Bewegung um Inhalte ringt und versucht neue Wege zu beschreiten:
Einige neue Strategien haben die Occupy-Leute schon entwickelt. Weit draußen in Brooklyn besetzten sie leerstehende, zwangsvollstreckte Häuser. Es war ein naheliegendes Ziel: Es gibt nichts, was die Auswüchse des deregulierten amerikanischen Finanzsystems besser illustriert, als die zu Hunderttausenden leerstehenden Häuser, die den Banken gehören, nachdem ihre Schuldner die halsbrecherischen Kredite nicht mehr bedienen konnten. Außerdem suchte man Unterkünfte für die, die ihre Wohnung verloren hatten.
[...]
Ross berichtete von Plänen bei Occupy, eine Bank zu kaufen oder zu gründen. Auch über finanzielle Peer-to-peer-Systeme und alternative Währungen denke man nach. Nur indem man die Autonomie vom Staat und von den Großbanken anstrebe, die den Dollar und die staatlichen Institutionen kontrollierten, lasse sich das derzeitige System überwinden.
[...]
Überhaupt scheinen viele unter den Occupy-Leuten derzeit die ansteckende Revolutionsromantik des Herbsts durch einen neuen Pragmatismus zu ersetzen. "Der Rausch, den die Aktionen einem geben, kann süchtig machen. Aber man muss sich hüten davor, dieselben Sachen mit immer geringerem Effekt einfach endlos zu wiederholen", meinte L.A. Kauffman vom Global Justice Movement. "Man kann nicht jeden Tag in den Schlagzeilen stehen."
[...]
An Ambition, Mut und Phantasie mangelt es den Occupy-Leuten eindeutig nicht. Was sie wohl am meisten einschüchtert, ist, in Zukunft an dem gemessen zu werden, was sie in den letzten drei Monaten erreicht haben: "Wir haben keine neuen Wahrheiten entdeckt, sondern die Möglichkeit des Widerstands. Es hieß immer: Die Amerikaner lassen alles mit sich machen, sie wehren sich nicht. Wir haben gezeigt, dass das nicht stimmen muss."
Quelle: Anti-Banken-Proteste in den USA - Die Occupy-Romantiker werden pragmatisch - Politik - sueddeutsche.de
 
Zurück
Oben