Einige neue Strategien haben die Occupy-Leute schon entwickelt. Weit draußen in Brooklyn besetzten sie leerstehende, zwangsvollstreckte Häuser. Es war ein naheliegendes Ziel: Es gibt nichts, was die Auswüchse des deregulierten amerikanischen Finanzsystems besser illustriert, als die zu Hunderttausenden leerstehenden Häuser, die den
Banken gehören, nachdem ihre Schuldner die halsbrecherischen Kredite nicht mehr bedienen konnten. Außerdem suchte man Unterkünfte für die, die ihre Wohnung verloren hatten.
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Ross berichtete von Plänen bei Occupy, eine Bank zu kaufen oder zu gründen. Auch über finanzielle Peer-to-peer-Systeme und alternative Währungen denke man nach. Nur indem man die Autonomie vom Staat und von den Großbanken anstrebe, die den Dollar und die staatlichen Institutionen kontrollierten, lasse sich das derzeitige System überwinden.
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Überhaupt scheinen viele unter den Occupy-Leuten derzeit die ansteckende Revolutionsromantik des Herbsts durch einen neuen Pragmatismus zu ersetzen. "Der Rausch, den die Aktionen einem geben, kann süchtig machen. Aber man muss sich hüten davor, dieselben Sachen mit immer geringerem Effekt einfach endlos zu wiederholen", meinte L.A. Kauffman vom Global Justice Movement. "Man kann nicht jeden Tag in den Schlagzeilen stehen."
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An Ambition, Mut und Phantasie mangelt es den Occupy-Leuten eindeutig nicht. Was sie wohl am meisten einschüchtert, ist, in Zukunft an dem gemessen zu werden, was sie in den letzten drei Monaten erreicht haben: "Wir haben keine neuen Wahrheiten entdeckt, sondern die Möglichkeit des Widerstands. Es hieß immer: Die Amerikaner lassen alles mit sich machen, sie wehren sich nicht. Wir haben gezeigt, dass das nicht stimmen muss."