Ich denke wir sprechen vom Freiheitsbegriff im politischen Kontext - moeglicherweise bis hin zum Einfluss des Internets
Denn ironischerweise ist gerade das Internet die Ursache für ein stetiges Einschränken unserer Freiheit hier und das ist belegt, denn in unseren Breitengraden sind Gesetze, die im Zusammenhang mit dem Internet entanden sind, nahezu ausnahmslos Gesetze, die Speicherung (Verfolgungsdaten) und Kontrolle fördern.
Freiheit in diesem Sinne ist die Freiheit sich frei zu bewegen, zu äussern und zu agieren. Dabei lehnt sich _diese_ Freiheit an die Tatsache an, dass alles "erlaubt" ist, was _nicht_ gesehen wird
Dieser Gedanke ist ein fundamentales Element unserer Verfassung und die formulierung einer (wie auch immer) gearteten Unschuldsvermutung, setzt Grenzen - schützt uns vor dem Staat.
Nun wird der Staat im Laufe der Zeit stärker Regulieren, was sich in Gesetzen ausdrückt. Der Faktor (technische) Ressourcen und schlichtweg die Möglichkeit, jeden Internetverkehr zu überwachen, werden dazu führen, dass genau das passiert. In technologischer Hinsicht steht jeder Internetnutzer mittlerweile unter einem Generalverdacht. In diesem Sinne macht die Aussage dass das "Internet den Untergang der Zivilisation bedeutet" durchaus Sinn, wenn wir ein hohes Mass gewährter Freiheit, wie zB in Deutschland, als zivilisatorische Errungenschaft betrachten (wovon ich bei halbwegs gescheiten Menschen mal ausgehe).
Mich persönlich wundert jedoch:
- Bei jedem noch so kleinen Versuch des Staates, die heutigen Möglichkeiten zu nutzen und Daten zu sammeln, gehts auf die Barrikaden
- während man über die Anliegen der Datenschützer oft nur schmunzelt und der Vorwurf der Kleinkrämerei laut wird
- obschon die grossen Unternehmen in einem solchen Umfang Daten einsammeln (können/dürfen) worüber jeder noch so totalitaere Staat nur staunen kann
Mein Schluss ist ein pervertiertes Freiheitsverständnis, denn wir scheinen unsere Freiheit im Grunde nicht sehr zu schätzen, sofern es sich nicht um unsere Reisetätigkeit und Unterhaltungssucht dreht. Auch die dräuenden Wolken der Regulierung beeindrucken uns nicht wirklich, solange die Bandbreiten stetig steigen.
Meine Befürchtung ist die Möglichkeit, dass unsere derzeitige "umfassende" Freiheit viel zu grosszügig ist und wir (die meisten!) mit weitaus weniger Freiheit genauso zufrieden sind, solange wir Zugang zur gängigen Unterhaltungsindustrie haben (da schliesse ich die Nachrichten mit ein), denn ich kann schlecht den Wert der Freiheit (unserer hier) bemessen, wenn ich keinen Massstab besitze, der für mich nachvollziahbar ist (steigende Fantasielosigkeit machts hier nicht einfacher). Nachvollziehbar wäre echte Unfreiheit, Polizeiwillkür, Reiseverbote, Hausdurchsuchungen etc.
Im Jahre 1999 (der Wikipedia Eintrag ist falsch) erschien "Code - and other Laws of Cyberspace", worin der Verfassungsrechtler Lawrence Lessig eben jene Entwicklung ankündigte. Nicht als einer der klassischen Schwarzmaler, sondern aus Erfahrung mit der Arbeit einiger Demokratisierungsprozesse (damals ehemalige Sowjetunion).
Nun wäre das nicht das Problem, wenns "nur" das Internet wäre, wie wir es uns vorstellen. tatsächlich ist das Netz aber schon ein Teil unserer Gesellschaft - und es ist (zumindest auf dem Weg) ein elemenarer Teil unserer funktionierenden Volkswirtschaft und damit von höchstem hoheitlichen Interesse (nicht umsonst gibt es das Bestreben freien Zugang zum Netz als Bestandteil einer Human-Rights-Charta zu machen).
Im Hinblick auf die Relevanz des Netzes, d.h. auch die Verquickung mit unseren alltäglichen Tätigkeiten, ist die (Über)Regulierung also reeller Bestandteil unseres Lebens - welche de-facto Freiheit einschränken - auch wenn das nicht jederman auf Anhieb "merkt" (die meisten Menschen haben aber auch eine Verwanzung ihrer Wohnung nicht "bemerkt", was es ja nicht weniger schlimm macht).
In diesem Sinne gehört eigentlich jeder Lehrer geprügelt, der diesen Aspekt nicht anbringt, ebensosehr wie jeder Schüler, welcher dieses Aspekt nicht nachfragt.