WikiLeaks - Top oder Flop?

Was haltet Ihr von WikiLeaks?


  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    63
Hallo,
da seit der Veröffentlichung der Afghantistan-Papiere WikiLeaks wieder ins Zentrum der Öffentlichkeit gerückt ist, wollte ich doch einmal fragen was die HaBoler von den Whistleblowern halten...

Ich muss sagen das ich das Ziel, die schmutzigen Geheimnisse von Regierungen, Armeen und anderen Instituitionen ans Licht zu bringen, für höchst ehrenwert halte. Natürlich muss man sich dabei ein gewissen Verantwortung bewusst sein, so darf man z. B. Informationen nicht ungeprüft veröffentlichen, um nicht unfreiwillig zu einem Werkzeug der Desinformation zu werden. In diesem Punkt scheint WikiLeaks seine Hausaufgaben zu machen, so haben sie vor der Veröffentlichung der Afghanistan-Papiere drei international renomierten Zeitungen (der britischen Tageszeitung The Guardian, der amerikanischen New York Times und dem deutschen SPIEGEL) das Material zur Überprüfung vorgelegt - alle drei Zeitungen kamen unabhängig von einander zu dem Schluss das die Papiere authentisch sind...
Bemerkenswert finde ich auch den Ansatz von WikiLeaks das "Rohmatierial" zu veröffentlichen, also nicht eine von einem Journalisten bereits bearbeitete & gefilterte Zusammenfassung - so kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Auch die Tatsache das die Aktivisten von WikiLeaks nun zur Zielscheibe von Geheimdiensten & juristischen Ermittlungen werden, spricht in meinen Augen nur für die Bedeutung der Whistleblower-Plattform. Noch mehr beeindruckt mich jedoch die Tatsache, dass die Informanten von WikiLeaks trotz des Risikos hoher Haftstrafen Informationen weitergeben - einfach weil sie von deren immenser Bedeutung für die Öffentlichkeit überzeugt sind. Im Falle des Videos von dem Hubschrauber-Angriff, das auch hier im Forum diskutiert wurde, hat das Militär Anklage gegen einen Soldaten wegen Geheimnisverrats erhoben, dem 22jährigen drohen jetzt bis zu 52 Jahre Haft! Allein die Tatsache das ein Soldat dieses Video weitergegeben hat, zeigt doch wie sehr ihn die Vorgänge dort belastet haben müssen- für gewöhnlich hauen Soldaten sich nicht leichtfertig gegenseitig in die Pfanne, auch wird er als Soldat wohl kaum ein Peacenik oder "linker Querulant" sein. Und auch das Risiko als Verräter im Knast zu landen, dürfte ihm durchaus bewusst gewesen sein - ich kann nur sagen: Hut ab vor diesem Mann!
Mein Fazit: Ich halte WikiLeaks für eine wichtige & gute Sache - im Zuge des Kriegs gegen den Terror haben viele Regierungen Prinzipien wie Menschenrechte, Bürgerrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Datenschutz & die Unschuldsvermutung einfach über den Haufen geworfen. WikiLeaks trägt meiner Meinung nach dazu bei, solche Verstöße aufzudecken und die Öffentlichkeit mit Verbrechen, die teilweise in ihrem Namen begangen werden, zu konfrontieren. Ehrlich gesagt fühle ich mich fast an die große Zeit des CCC erinnert, als der Begriff Hacker noch ein Synonym für idealistische Aufklärer war...

Links zum Thema
Dieser liest sich fast wie eine Spionage-Geschichet a la John lé Carré und beschreibt die Reaktion amerikanischer Behörden:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,709446,00.html

Hier geht es um den Hubschrauber-Video-Informanten:
http://www.sueddeutsche.de/digital/...eaks-verdaechtigem-drohem-jahre-haft-1.971241

Und der Stein des Anstoßes selbst, die WikiLeaks HP:
http://wikileaks.org/
 
Weisst du alle Regierungen klopfen darauf an alle unsere Daten zu kommen. Da ist WikiLeaks eine Bastion die diesen Leuten die Stirn bietet. Ich bin jetzt nicht unbedingt ein politischer Hasser, aber von mir bekommt WikiLeaks jede Unterstützung die sie wollen, sei es auch nur für einen Tag ein Server zur Verfügung zu stellen.
 
Ich finde das Wikileaks eine gute Sache ist. Allerdings besteht auch die Gefahr, das gezielt falsche Informationen verbreitet werden. Deshalb ist es umso wichtiger, nichts als gegeben zu betrachten sondern alles zu hinterfragen (auch Wikileaks) und sich selbst eine Meinung zu bilden.
 
Naja, zumindest die NY-Times und Karzai behaupten, in den veröffentlichten Dokumenten doch noch ein paar Hinweise auf Informanten gefunden zu haben, z.B. deren Dorf und Namen des Vaters, usw.

Da bleibt nur noch die Frage, inwieweit man solchen Aussagen bei den angelaufenen Desinformations-Kampagnen gegen Wikileaks und J. Assange noch trauen darf?

http://www.nytimes.com/2010/07/29/world/asia/29wikileaks.html

Eine Aussage von Assange macht mich jedoch etwas stutzig:
Asked on NBC’s “Today” show on Wednesday if the killing of an Afghan as a result of the WikiLeaks disclosure would be considered “collateral damage” in his efforts to make details of the war public, Mr. Assange said, “If we had, in fact, made that mistake, then, of course, that would be something that we would take very seriously.”
Das klingt in meinen Ohren so, als ob er indirekt einräumt, dass doch noch sensible Details zu Informanten in den Dokumenten zu finden sein könnten...
 
Ja genau das ist dann nämlich wieder doof. Wenn die Veröffentlichung geheimer Dokumente Menschen, in dem Fall sind es Afghanen, die mit dem Militär kooperiert haben, in Gefahr bringt. Man verspricht dem einem im Dorf, der gewillt ist seine Nachbarn als Taliban zu identifizieren, ihm und seiner Familie Schutz und dann landet eine Liste mit seinem Namen im Internet. Herzlichen Glückwunsch. Das ist ungefähr wie hier in Deutschland eine Liste mit V-Männern und deren Familien zu veröffentlichen und das auch noch zu feiern. Ich finde es gut, wenn Informationen aufgedeckt werden, die beweisen (was eh schon jeder wusste), dass z.B. die US-Regierung die Zahlen der Opfer sehr verschönert. Aber so unbedacht, die Konsequenzen ignorierend Informationen zu veröffentlichen, die Menschenleben gefährden, sollte bestraft werden.
 
Man sollte die auf Wikileaks veröffentlichten Dokumente durchaus kritisch betrachten. Auch (oder gerade) Wikileaks ist nicht davor gefeit von den Mächtigen dieser Welt mißbraucht zu werden. Ansich leisten sie aber eine wichtige Arbeit, aber die Macher von Wikileaks sollten mal von ihrem hohen Ross herunter kommen. Sie sind nicht unfehlbar und wenn sie die Whistleblower nicht kennen und deren Spur nicht zurück verfolgen können, können sie auch niemals sicher sein, dass ihnen nicht Dokumente untergeschoben werden. Siehe dazu auch http://bitnetworx.blogspot.com/2010/07/wikileaks-wie-glaubhaft-sind-eure.html
 
Ich finde Wikileaks gut, allein schon wegen dem Video auf dem zu Sehen ist, dass die Soldaten da Leute wie in einem Videospiel niedermetzeln hätte es sich gelohnt.
Aber offenbar sitzen die auf noch viel viel belastenderem Material, auch hier wieder das Stichwort insurance.aes256
 
Wow! Das ist ja mal ein recht eindeutiger Trend - mit so einem klaren Ergebnis hatte ich gar nicht gerechnet...

Wie es aussieht hat WikiLeaks also, zumindest unter aufgeklärten Netzbürgern (als solche bezeichne ich die Durchschnitts-HaBoler einfach mal), eine recht große Akzeptanz - die von wohlwollendem Interesse (die große Mehrheit) bis hin zur Bereitschaft aktiver Unterstützung (serpent) reicht. Sehr interessant.

Wichtig finde ich auch den von thodt & bitmuncher angesprochenen Punkt keiner Information, aus welcher Quelle auch immer, vorbehaltlos Glauben zu schenken. Dieser Haltung möchte ich mich anschliessen, allerdings gehört es wohl auch zum Wesen eines aufgeklärten & im Umgang mit Medien erfahrenen Netzbürgers nicht alles zu glauben (Stichworte: Phising-Mails, Hoax...:wink:).

Der Einwand von xrayn ist auch berechtigt, es gehört auch eine große Verantwortung zur der Veröffentlichung von Geheim-Material. Doch meines Wissens nach hat sich WikiLeaks ja auch bemüht, nicht zuletzt mit Hilfe der eingangs erwähnten Zeitungen, alles zu entfernen was Menschen gefährden könnte. Wenn dabei wirklich etwas übersehen wurde, ist das bei der Menge der Daten allerdings nur allzu menschlich. Ich denke das trotz dieses Risikos eine Veröffentlichung gerechtfertigt ist, denn Regierungen missbrauchen die Geheimhaltung aus Gründen der nationalen Sicherheit nur allzugern um illegale Befehle, Verstöße gegen Menschrechte & Kriegsverbrechen unter den Teppich zu kehren...
Dazu kommt, Dresko hat es ja bereits angedeutet, das man sehr genau prüfen muß welche Vorwürfe gegen WikiLeaks erhoben werden - denn es dürfte als sicher gelten das jetzt eine gigantische Diffamierungskampagne gegen WikiLeaks selbst, gegen die Aktivisten & auch gegen identifizierte Informanten anlaufen wird. Der einfachste Weg eine Information unglaubwürdig zu machen, ist immer noch den Boten unglaubwürdig zu machen...
 
Hi,

ich glaube, dass WikilLeaks eine gute Einrichtung ist, deren Arbeit wertvoll ist. Sie hosten ja nicht ausschließlich Geheimdokumente, sondern auch andere wertvolle oder interessante Informationen. WikiLeaks sollte sich meiner Meinung nach hüten, Dokumente zu zensieren. In jedweder Form.

Leider haben es Geheimdokumente nunmal so an sich, dass sie geheim sind und informationen auf ihnen zu sehen sind, die nicht jeder sehen soll. Ich möchte die Gefahr der die Menschen jetzt ausgesetzt sind nicht verharmlosen, aber im Endeffekt sind wir alle froh, dass diese Dokumente veröffentlicht wurden, und damit ein Stück klarer geworden ist, was dort passiert.

Würde man diese Dokumente zensieren, müsste man alles was dort gehostet ist zensieren und auf verfänglichen Inhalt überprüfen. Meiner Meinung nach, ist dies aber nicht Sinn und Zweck dieser Plattform. Wobei man WikiLeaks dann auch wieder Manipulation der öffentlichen Meinung vorwerfen müsste. Führt man diesen Gedanken zu Ende, könnte man zu dem Schluss kommen, dass WikiLeaks eine millitärische Einrichtung ist, auf der gezielt manipulierte Dokumente veröffentlicht werden.

Bitmuncher würde an dieser Stelle vielleicht sagen: "Vielleicht wollte das Millitär diese Dokumente veröffentlichen als Grund gegen WikiLeaks vorzugehen". Spinnt man den Gedanken weiter, kann man darüber nachdenken, ob diese Namen da vielleicht nicht ohne Grund stehen und das Militär sie vielleicht tot sehen will. Wer von uns kann ermessen, warum sie sterben sollen? Vielleicht stehen die Namen dort nur als Kooperateur, in Wirklichkeit sind es aber Menschenhändler - Ist vielleicht ein sehr krasses Beispiel. So könnte man allerdings Menschen umbringen, ohne das Gesetz zu brechen.

Was ich damit sagen will ist folgendes: Man kann darüber diskutieren, was dort stehet, man kann es gut oder schlecht finden. Aber in Endeffekt kann es keiner prüfen. Deswegen ist eine Meinungsbildung über die veröffentlichten Dokumente und deren Inhalt sehr schwer.
Und wenn wir schon von Manipulation seitens des Millitärs sprechen, dann muss man zwangsläufig auch über andere Informationen nachdenken, die dort veröffentlicht wurden - in meinem Beispiel die Namen der Kooperateure.

In diesem Sinne,
Kuttengeier
 
Wikileaks "zensiert" aber. Sie veröffentlichen z.B. keine Dokumente, in denen Namen von Informanten genannt werden u.ä., um diese Informanten und deren Angehörigen zu schützen. Deswegen verlangt ja das Pentagon derzeit nicht nur die veröffentlichten Dokumente zurück sondern auch die nicht veröffentlichten.
 
Wer hostet das eigentlich?
Oder besser gefragt, wie sicher ist WikiLeaks eigentlich?

Wie schon gesagt wurde, gibt es anscheinend noch weitere Dokumente mit mehr konkreten Details. Krieg wird ja mittlerweile auch im Netz geführt. Feindliche Mächte könnten sich die Dokumente aneignen, und Schlimmes mit den Informationen anstellen.

Ich will auch z.B. das Video mit dem Hubschrauber ja nicht verharmlosen, aber genau so etwas wird als Propaganda-Material genutzt, um z.B. Menschen dazu zu bringen sich als Selbstmord-Attentäter zur Verfügung zu stellen.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Betreiber von WikiLeaks viele Informationen gar nicht richtig bewerten oder im Großen und Ganzen sehen können.
So kann es sein, dass sie etwas veröffentlichen, wovon sie ausgehen, dass es ungefährlich ist, weil sie nicht vor Ort waren, und auch nicht alle Fakten kennen.

Grundsätzlich ist das ein schwieriges Thema. Wissen ist Macht. Mit Macht kommt aber auch Verantwortung.
 
Gambajo:
Wer hostet das eigentlich?
WikiLeaks wird in Schweden gehosted. Mehr dazu hatten wir auch schon in diesem Thread: http://www.hackerboard.de/news-anku...-setzen-wikileaks-aktivisten-unter-druck.html

GambaJo:
Oder besser gefragt, wie sicher ist WikiLeaks eigentlich?
Das ist schwer zu beurteilen. Aber da die wenigen bekannten Aktivisten nicht ganz unbeleckt sind was die Internet-Sicherheit betrifft - Julian Assange ist studierter Physiker & wird häufig als "Hacker" tituliert, der kürzlich vom FBI vernommene amerikanische Aktivist ist Programmierer - darf man wohl davon ausgehen entsprechende Vorkehrungen für die Sicherheit getroffen wurden...

GambaJo:
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Betreiber von WikiLeaks viele Informationen gar nicht richtig bewerten oder im Großen und Ganzen sehen können.
Es geht WikiLeaks auch nicht darum Informationen zu bewerten oder in einen bestimmten Kontext einzuordnen, dass ist der Grund warum sie ihre Enthüllungen in Rohform veröffentlichen, also nicht als Reportage oder Bericht - so kann sich jeder selbst eine Meinung bilden, ohne von der Meinung eines Journalisten beeinflusst zu werden. Es geht ihnen lediglich darum die Öffentlichkeit über Fakten aufzuklären, die sonst gerne verschwiegen werden.

GambaJo:
Grundsätzlich ist das ein schwieriges Thema. Wissen ist Macht. Mit Macht kommt aber auch Verantwortung.
Das ist wahr. Doch ich denke bis jetzt sind die Leute von WikiLeaks recht verantwortlich mit ihrer Macht umgegangen...
 
Es geht WikiLeaks auch nicht darum Informationen zu bewerten oder in einen bestimmten Kontext einzuordnen, dass ist der Grund warum sie ihre Enthüllungen in Rohform veröffentlichen...

Sie müssen die Dokumente bewerten und versuchen in einem Kontext zu sehen, um zu entscheiden, ob bestimmte Informationen für Dritte gefährlich sein könnten, oder nicht.
Das haben Sie ja auch schon gemacht, in dem Sie bestimmte Dokumente oder Teile davon zurückgehalten haben.

Ich denke nur, dass Sie das eben nicht in der Weitsicht machen können, wie sie es vielleicht gerne hätten, weil ihnen eben viele Fakten fehlen.
Sie haben ja nur einzelne "Fetzen" von Gesamtbild.
 
GambaJo:
Sie müssen die Dokumente bewerten und versuchen in einem Kontext zu sehen, um zu entscheiden, ob bestimmte Informationen für Dritte gefährlich sein könnten, oder nicht.
Das haben Sie ja auch schon gemacht, in dem Sie bestimmte Dokumente oder Teile davon zurückgehalten haben.
Meines Wissens nach haben sie das mit Hilfe der drei Zeitungen (NY Times, Guardian & Spiegel) gemacht, denen sie die Papiere ja auch zur Überprüfung der Echtheit vorgelegt haben.

Grundsätzlich teile ich auch Deine Ansicht das man mit Enthüllungsberichten keine Dritten gefährden sollte. Aber ich bin auch der Meinung das man im Zweifelsfall eher die Öffentlichkeit über Verstöße gegen Menschenrechte, geltendes Kriegsrecht, bewusste Desinformationen und ähnliche Ungeheuerlichkeiten informieren sollte und so dazu beizutragen solche Missstände (die ja auch Leben kosten) abzuschaffen, als alles zu verschweigen um bloss niemanden in Gefahr zu bringen...
Aber ich gebe auch gerne zu, dass ich froh bin solche Entscheidungen bislang nicht treffen zu müssen - ich denke so schläft man besser...:rolleyes:
 
Mir geht es nicht um die Echtheit dieser Dokumente, sondern darum, dass WikiLeaks nicht absehen kann, was die Dokumente bewirken können (siehe Beispiel mit dem Dorf).
 
Es geht WikiLeaks auch nicht darum Informationen zu bewerten oder in einen bestimmten Kontext einzuordnen, dass ist der Grund warum sie ihre Enthüllungen in Rohform veröffentlichen, also nicht als Reportage oder Bericht - so kann sich jeder selbst eine Meinung bilden, ohne von der Meinung eines Journalisten beeinflusst zu werden. Es geht ihnen lediglich darum die Öffentlichkeit über Fakten aufzuklären, die sonst gerne verschwiegen werden.

Dem muss ich leider entgegenhalten, dass sie sehr wohl Meinungsmacherei betreiben. Schon allein die Aufmachung des Hubschrauber-Videos aus dem Irakkrieg war mit Pressekonferenz, verschiedenen Versionen, Untertitel, etc. gelinde gesagt "reißerisch".
Auch bei den jetzt aufgetauchten Afghanistan-Dokumenten halten sie Schriftstücke zurück, bei denen niemand weiß was darin steht. Eventuell befinden sich in den zurückgehaltenen Dokumenten ja auch Hinweise, die viele Interventionen in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Wer von uns kann denn das beurteilen? Das ist ja das Tolle an Zensur. :(

Natürlich kann man argumentieren, dass sie das brauchen um Aufmerksamkeit zu erregen. Was bringen 1 Million veröffentlichte Geheimdokumente, wenn sie niemand liest.
Nur ist das, meiner Meinung nach, der falsche Weg. Wenn sie die breite Öffentlichkeit ansprechen wollen, stehen sie vor demselben Problem wie CNN, BILD und alle anderen etablierten Medien: Wie kann man die Massen auf ein kompliziertes Thema aufmerksam machen? Mit 3 Meter Text oder 100.000 Dokumenten auf einen Schlag hat das wohl noch niemand geschafft. Es muss dramatisch, reißerisch und möglichst prunkvoll in Szene gesetzt werden um in aller Munde zu sein.
Oder wo waren denn die 3 Wikileaks-Threads im Habo als die Tollcollect-Verträge geleaked sind, oder die Details zur Gefangenenhaltung in Guantanamo, oder die Zensurlisten aus Australien, Dänemark, usw.?

Wikileaks an sich leistet großartige und vorallem sehr wichtige Arbeit, aber ich persönlich würde mir wünschen, dass sie sich wieder ausschließlich auf das Veröffentlichen von Dokumenten konzentrieren und die journalistische Aufarbeitung komplett anderen überlassen.
 
GambaJo:
Mir geht es nicht um die Echtheit dieser Dokumente, sondern darum, dass WikiLeaks nicht absehen kann, was die Dokumente bewirken können (siehe Beispiel mit dem Dorf).
Das habe ich schon verstanden. Mein Einwand bezog sich auch darauf das, meines Wissens nach, die drei Zeitungen nicht nur die Echheit überprüft und bestätgt haben, sondern gleichzeitig auch Stellen entfernt haben, durch die z. B. Informanten hätten enttarnt werden können...

Ausserdem bin ich wie gesagt der Ansicht das viele Enthüllungen so wichtig sind, dass man durchaus gewisse Risiken in Kauf nehmen muss. Auch "konventionelle" Journalisten können die volle Tragweite ihrer Meldungen nicht immer einschätzen, wenn sie deswegen auf Publikationen verzichten würden, bestünden Zeitungen nur noch aus dem Sportteil und Glückwunschanzeigen...

Dresko:
Dem muss ich leider entgegenhalten, dass sie sehr wohl Meinungsmacherei betreiben. Schon allein die Aufmachung des Hubschrauber-Videos aus dem Irakkrieg war mit Pressekonferenz, verschiedenen Versionen, Untertitel, etc. gelinde gesagt "reißerisch".
Ich muss gestehen das ich die Pressekonferenz nicht gesehen habe, sondern mir nur das Video im Web angeschaut habe. Allerdings habe ich schon bei verschiedenen Quellen gelesen das Assange bei der Pressekonferenz recht reisserische Worte benutzt hat. Meiner Meinung nach sollten die Verantwortlichen das unterlassen und sich auf die, idealerweise kommentarlose, Veröffentlichung des Rohmaterials beschränken.

Dresko:
Eventuell befinden sich in den zurückgehaltenen Dokumenten ja auch Hinweise, die viele Interventionen in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Das ist möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich - immerhin wurde in den Berichten die ich gelesen habe nicht der Endruck erweckt das die Militärs z. B. bewusst gegen Unschuldige vorgehen, sondern nur das sie sehr häufig die falschen erwischen. Betrachtet man z. B. die Einsätze zur gezielten Tötung der Task Force 373, so bezweifelt wohl niemand das die Zielpersonen üble Kunden sind, nur leider befinden sich diese nicht unbedingt immer da, wo die Task Force zuschlägt... Die Militärs/Regierungen würden aber gern beides verheimlichen - die Tatsache das gezielte Tötungen durchgeführt werden (was nur naive Menschen überraschen dürfte) und das viele Unschuldige bei diesen Aktionen getötet werden...

Dresko:
Oder wo waren denn die 3 Wikileaks-Threads im Habo als die Tollcollect-Verträge geleaked sind, oder die Details zur Gefangenenhaltung in Guantanamo, oder die Zensurlisten aus Australien, Dänemark, usw.?
Guter Punkt. Da bekommt man fast Verständnis für die Pressekonferenz...:wink:

Dresko:
Wikileaks an sich leistet großartige und vorallem sehr wichtige Arbeit, aber ich persönlich würde mir wünschen, dass sie sich wieder ausschließlich auf das Veröffentlichen von Dokumenten konzentrieren und die journalistische Aufarbeitung komplett anderen überlassen.
Dem ist nichts hinzuzufügen: FullACK!
 
Ich muss gestehen das ich die Pressekonferenz nicht gesehen habe, sondern mir nur das Video im Web angeschaut habe. Allerdings habe ich schon bei verschiedenen Quellen gelesen das Assange bei der Pressekonferenz recht reisserische Worte benutzt hat.
Das kam scheinbar etwas falsch rüber. Ich meinte eigentlich die gesamten Umstände unter denen das Video veröffentlicht wurde. Sie haben in den Jahren vorher schon Hunderttausende von Dokumenten und Informationen veröffentlicht und auf einmal machen sie für ein Video einen Riesen-Presserummel. Zudem veröffentlichen sie noch verschiedene Fassungen des Videos und die Gespräche sind gleich schon mit Untertiteln belegt. Das alles, zusammen mit der Pressekonferenz, wirkte auf mich ziemlich reißerisch.

Das ist möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich - immerhin wurde in den Berichten die ich gelesen habe nicht der Endruck erweckt das die Militärs z. B. bewusst gegen Unschuldige vorgehen, sondern nur das sie sehr häufig die falschen erwischen. Betrachtet man z. B. die Einsätze zur gezielten Tötung der Task Force 373, so bezweifelt wohl niemand das die Zielpersonen üble Kunden sind, nur leider befinden sich diese nicht unbedingt immer da, wo die Task Force zuschlägt... Die Militärs/Regierungen würden aber gern beides verheimlichen - die Tatsache das gezielte Tötungen durchgeführt werden (was nur naive Menschen überraschen dürfte) und das viele Unschuldige bei diesen Aktionen getötet werden...
Ja, da hast du vollkommen Recht. Ich glaube auch nicht wirklich daran, dass die vorenthaltenen Dokumente die Situation in einem komplett anderen Licht erscheinen lassen würden. Allerdings wissen wir nunmal einfach nicht, was uns da vorenthalten wird und müssen Wikileaks einfach vertrauen, dass das schon OK so ist. Und das hinterlässt bei mir einfach ein ungutes Gefühl.

Wirklich Gedanken mach ich mir zur Zeit eher um Julian Assange. Er erweckt bei mir immer mehr den Eindruck, als ob ihm diese Rolle als ominöser Geheimnisträger und diese Inszenierungen gefallen. Wenn dem wirklich so ist, war das wohl nicht der letzte Presserummel. Aber ich kenne ihn nicht wirklich und will ihm mal nichts ernsthaft unterstellen. Vielleicht ist dies ja seine Art.
Denoch könnte diese ganze Fokussierung auf eine Person Wikileaks irgendwann zum Verhängnis werden. Wenn eine Person die Organisation so verkörpert, und dieser Person irgendwann etwas "zustößt" oder sie aussteigt, könnte das öffentliche Interesse, ebenso wie das Interesse von Whistleblowern, Journalisten und sonstigen Helfern versickern. Momentan wird Wikileaks gehyped ohne Ende, aber das wird nicht ewig so weitergehen und die große Frage ist was danach kommt? Wie wird Wikileaks sich für die Zukunft aufstellen? Wie wollen sie sich fest etablieren?
Alles in allem denke ich, dass sich Wikileaks mit diesem Hype keinen all zu großen Gefallen getan hat. Das hätte man auch unauffälliger haben können, indem man z.B. die Dokumente und Informationen einfach so an etablierte Medien weitergibt. Vor ihrem Hype waren sie ja auch bekannt genug um an das Hubschrauber-Video und die Afghanistan-Dokumente zu kommen (laut Pentagon soll beides ja aus derselben Quelle stammen).

Der Punkt mit Falschinformationen, die ihnen untergeschoben werden können, wurde auch schon angesprochen. Wie können sie sich dauerhaft und effektiv dagegen schützen? Wenn ich das recht in Erinnerung habe, wurden die Dokumente ja auch nicht weitergegeben, weil sie es gegenprüfen lassen wollten, sondern weil Wikileaks einfach nicht die personnellen Ressourcen hatte um 100.000 Dokumente auf einmal auf Echtheit zu überprüfen.

Und auch wenn die Regierungen nichts direkt gegen Wikileaks unternehmen können, nutzen sie denoch das Interesse entweder um gegen Pakistan und Iran mobil zu machen oder fahren die üblichen Diffamierungsgeschichten auf.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,709225,00.html

Für mich sieht es momentan nicht so aus, als ob Wikileaks es nun einfacher hätte an Informationen zu kommen und diese zu veröffentlichen. Ganz im Gegenteil...
 
Zurück
Oben