Bin gerade dabei mich in die Sache (erneut) hineinzulesen; bestenfalls lerne ich noch mehr dazu.
Ich war als braver Abiturabgänger auch für den vollkommenen Verbot von Besitz/Herstellung/Weitergabe/Verkauf von Drogen - "weil Drogen eben schlecht für einen sind".
Auf den ersten Blick ist das alles stimmig - aber heute sehe ich da eher ungerechtfertigte Beschränkung von
persönlichen Freiheiten. Persönliche Freiheiten sollten meiner Meinung nach soweit gehen wie möglich, solange man eben keinem Dritten schadet. Der Staat sollte also möglichst sparsam und zurückhaltend sein mit jeglichen Strafrechtsnormen.
Weitere Prinzipien, die die Ordnung der Gesellschaft steuern außerhalb des Strafrechts sind Bildung und bürgerliche Sitte und Moral, die Stimmung gegenüber Themen, die Ächtung bestimmter Dinge, die nicht unbedingt verboten sind, aber auch nicht gesellschaftlich gefördert.
Es ist heute immer mehr und mehr so, dass Viele die einzige Möglichkeit von der Erhaltung des Gesellschaftsfriedens im Strafrecht sehen und das ist ein gewaltiger Fehlschluss, wie ich finde. Wann wurde das Strafrecht das letzte mal eigentlich wesentlich gelockert? Man kriegt nur noch weitere Verbote und Strafverschärfungen mit und ich bin der Meinung, dass dies kein kluger Weg ist. Vlt. ist mal Zeit für eine Lockerung.
Mit diesem Vorwort, zu den Argumenten:
1. Den Schwarzmarkt wirst du nicht wegbekommen. Du wirst mit den Preisen dort nicht konkurrieren können. Nicht nur Diejenigen, die sich die staatlichen Drogen nicht leisten können, sondern vorallem Minderjährige wären, wie schon schon jetzt bei Alkohol und Zigarretten, dankbare Abnehmer, auch ihrer volljährigen Schulkameraden, die ihnen den gewünschten Stoff besorgen.
Schlimmer wird der Schwarzmarkt dadurch jedenfalls nicht und es entkriminalisiert mündige Privatkonsumenten, denen solche Freheiten zustehen sollten.
Der Rest des Schwarzmarkts kann ja nach wie vor verfolgt werden - es bleibt immer noch plausibel, dass der Schwarzmarkt bedeutend abnehmen kann.
2. Wie willst du zwischen Eigenbedarfs- und Handelsware unterscheiden, wie
zwischen legalem und illegalem Stoff? Die Kontrollen wären weitaus aufwendiger
und genauso mit Leibesvisitation, Erkennungsdienst, Hausdurchsuchung
und ggf. Anwaltskosten verbunden.
Verstehe das Problem nicht. Man muss doch nur wie folgt unterscheiden: Wenn man jemanden dabei erwischt, wie er Drogen besitzt oder konsumiert, dann widerfährt ihm nichts.
Wenn man dagegen jemanden erwischt, wie er Drogen verkauft, dann schon.
Ob jemand, der Drogen besitzt, diese auch herstellt/verkauft, muss heutzutage die Polizei sowieso auch immer zusätzlich feststellen um die Anklage für die Staatsanwaltschaft vorzubereiten.
Der Aufwand wird also insgesamt geringer, weil ja ein Anfangsverdacht auf Herstellung zum Verkauf bzw. Verkauf erst fallen muss. Das gilt übrigens auch schon für viele Mittel.
3. Nicht jeder hat die Möglichkeit, die Rohstoffe anzubauen also müsstest du
deren Handel freigeben und nicht nur diesen, du müsstest das gesamte
BTMG in die Tonne kippen.
Nö, müsste ich nicht. Wer nicht die Möglichkeit hat solche Rohstoffe zu erlangen, der hat Pech gehabt. Der Besitz dieser Rohstoffe sollte allerdings auch legal sein. So könnte man beispielsweise im Ausland einkaufen, es in der Natur finden, selbst mit Kenntnissen synthetisieren etc.
Wenn ich also in der Lage bin privat in meinem Keller ein Pflänzchen anzupflanzen oder mir irgendetwas zu kochen und dies dann konsumiere, dann hat das den Staat einen feuchten Kehricht zu interessieren.
(Bin übrigens kein Konsument, mich schrecken die Wirkungen ab. Bin auch kein Raucher und trinke verantwotungsvoll Alkohol :wink
Dies würde bedeuten sämtliche Psychopharmaka
frei von jeglicher Kontrolle erhältlich. Ich mag mir die Missbrauchsfälle gar
nicht vorstellen.
Quatsch. Der Verkauf kann ruhig weiter reguliert bleiben. Sollte ich es aber schaffen in meinem Keller mit einem Schälchen, einem Chemiebaukasten, einem Mörser und ein paar Pflanzen irgendetwas herzustellen, was zufällig unter BTMG fällt, und ich verkaufe es nicht, warum sollte ich dafür bestraft werden?
Was ist den dies für ein Argument? Es gibt mit Sicherheit Länder in denen Drogen
verboten sind und der Konsum prozentual noch niedriger ist.
Moment. Dieses Argument zeigt folgendes: Man kann weder sagen, dass die Legalisierung
notwendig zur Steigerung des Konsums führt, noch, dass sie
notwendig zur Minderung des Konsums führt.
Das allein wollte ich sagen.
doch ich sehe nicht ein, dass der Zugang in einer Art erleichtert wird, welche schlichtweg in meinen Augen eine Gefahr darstellt.
Der Zugang muss ja nicht erleichtert werden. Nur der Besitz und Herstellung zum Privatgebrauch sollte entkriminalisiert werden.
Es bleibt also unverändert gleichschwierig sich so etwas anzubauen, aber man hat die grundsätzliche Freiheit dazu.
Schon die Hilflosigkeit von Behörden beim Alkoholmissbrauch ist für mich ein Problem.
Man kann ja in Geschichtsbüchern nachlesen wie "erfolgreich" die Prohibition war. :wink: