Konstruktiv wäre es, wenn der Atheist wenigstens so tun kann, als würde er (einen) Gott anerkennen, sodass er sich mit einem Glaubenden auf Augenhöhe befindet und die Gedankenwege und Emotionen eines Glaubenden nachvollziehen kann.
Kann er aber nicht - also entzieht sich im die komplette, ganz persönliche Glaubenserfahrung von Millionen von Menschen.
Formulierst du das als Vorwurf oder als Tatsache?
Ich kann ja auch umdrehen und sagen:
Konstruktiv wäre es, wenn sich Gottesgläubige mal die Welt ohne Gott vorstellen.
Das würde ich aber nicht sagen, weil es keinen Sinn macht.
Es ist ja keine bewusste Entscheidung an einen Gott zu glauben oder nicht; die jeweilige Anschauung offenbart sich in einem einfach aufgrund seiner Anlagen und Lebenserfahrungen. Man kann sich zu seinen Erfahrungen und Empfindungen nicht entscheiden; sie passieren mit einem.
Genauso kann ich mich nicht dazu entscheiden plötzlich wahrhaftig an den Weihnachtsmann zu glauben. Man kann sich in dieser Weise einfach nicht selbst belügen.
Deswegen stören mich diese Animositäten und Feindlichkeiten in beide Richtungen wohlgemerkt. Man kann nichts für seinen Glauben oder Nicht-Glauben.
Letztendlich beschäftigt sich also der Atheist mit Dingen, von denen er nicht die geringste Ahnung hat - es ist ihm völlig entzogen - also ist der Atheist kein kompetenter Redner, wenn es um Glaubensfragen geht.
Auf der Empfindungsebene stimmt das. Das würde nicht gehen. Aufer eine Meta-Ebene (also auf einer hermeneutisch-verstehenden Ebene) können sich beide Gruppen verstehen bzw. verstehen lernen.
Aber darüber hinaus geht es ja nicht nur um den Gottesglauben, sondern um viele anthropologische Themen, Menschenbilder, Humanismus, Kultur, Kunst, Philosophie, die Weltanschauungen jenseits von kalter Logik und mathematischer Berechenbarkeit beinhalten.
Und das teilen sehr wohl Menschen ob mit Gottesglauben oder nicht. Diese Schnittpunkte gibt es auf jedenfall und mit der lässt sich natürlich auch kommunizieren.
Entscheidend ist aber jenseits von Glauben, der für jeden frei sein sollte, allgemeingültige Regeln für zusammenleben.
Das ist deshalb so schwierig, weil diese Regeln es schaffen müssen alle Religionen und Weltanschauungen unter ein Dach zu bringen!
So blöd das auch ist; aber bei fundamentalen Fragen gesellschaftlichen Zusammenlebens müssen Glaubensansichten gnadenlos weggekürzt werden.
Es reicht nicht zu glauben, dass der Angeklagte schuldig ist, es muss
bewiesen werden, in einer Form, die für alle als Realität zugänglich ist.
Es reicht nicht zu glauben, dass bestimmte Trinkwasservorkommen unbedenklich sind - egal welche emotionalen oder sinnlichen Glaubenserfahrungen dahinterstehen, welche Schriften und Parabeln das behaupten, welcher Glaubensprozess und Überzeugung da eine Rolle spielen, man muss es
testen.
Was ist also das wichtigste Kriterium in diesen Fragen:
Gewissheit.
Und leider wissen wir, dass persönliche Gewissheit basierend auf Glaubensprinzipien, nicht ausreicht um sie für alle allgemeingültig festzulegen in welcher Form auch immer. In Form der Schuld, in Form der kritischen Lebensversorgung, in Form von medizinischen Gesundheitsfragen oder ähnliche Lebensbereiche.
Atheisten gehen dann sogar oft soweit, dass sie sich gegen jegliche geschichtshistorische sperren und damit unglaublich engstirnig und intolerant wirken.
Komisch. Es ist wohl eher so, dass die meisten Atheisten kaum Überlegung in ihr Atheistentum stecken; sie nennen sich noch nicht einmal bewusst so.
Ihr Berühungsfeld mit dem Thema ist sehr eingeschränkt.
Ich nenne mich ja auch nicht einen Nicht-An-Den-Weihnachtsmann-Glaubender oder einen Nicht-An-Feen-und-Elfen-Glaubender. Würde auch wenig Sinn machen alles zu bennen, was man
nicht ist und alles zu benennen an was man
nicht glaubt.
Deswegen liest es sich sehr komisch, wie du es sagst. Da müsste man denken jeder Atheist, sei ein verbrämter, griesgrämiger, zynischer, launischer, aggressiver, rechtehabenwollender, intoleranter und engstirniger Zeitgenosse.
Sehe ich irgendwie nicht so.
Ich denke das ist ganz unabhängig von Glauben oder Nichtglauben. Es gibt Leute, die so sind, unabhängig davon ob sie glauben oder nicht.
Alles andere sind Vorurteile.