Am besten greift man da, mal wieder, auf den HBGary-Hack zurück, ohne die geleakten Daten von Anonymous wäre nie bekannt geworden, dass diese ehemals angesehene IT-Security Firma, die auch für FBI und US-Regierung tätig war, in dubiose und / oder gar kriminelle Machenschaften verwickelt war.
Nachweis?
Mit kriminell meine ich z. B. das HBGary für Firmenkunden maßgeschneiderte Rootkits (Stichwort: Magenta) entwickelte und so, meiner Meinung nach, Beihilfe zur Wirtschaftsspionage leistete.
Nachweis?
Gab es in der Netzgemeinschaft mal nicht den Konsens, dass die bloße Entwicklung solcher Programme vollkommen legitim ist?!?! Metasploit, nmap, aircrack-ng, jtr, scrapy, wireshark.. Sind all diese Entwickler dubiose Personen, die ins Gefängnis oder zu mindest an den öffentlichen Pranger gehören?
Unter dubios würde ich z. B. ihre Beteiligung an der Ausarbeitung von Strategien einordnen, die darauf abzielten Jounalisten, die sich durch eine für die US-Regierung unbequeme Berichterstattung auszeichneten, mundtot zu machen - in dem konkreten Fall des Journalisten Glenn Greenwald ging es z. B. um dessen Unterstützung für WikiLeaks, die durch Druck "zum Erliegen" gebracht werden solle.
Mal davon abgesehen, dass ich durchaus nachvollziehen kann, warum eine Regierung nicht so viel WikiLeaks hält, welche rechtswidrigen Handlungen hat HBGary unternommen?
Es ist schön, was du hier alles aufzählst, aber alles nur Vermutungen. Das regt mich bei solchen Diskussionen immer schon ein wenig auf, dass solche Anschuldigungen auf Firmen/Staaten als bare Münze genommen werden, sobald es aber den "kleinen armen" Bürger betrifft, der Staat diesen IMMER zu unrecht verdächtigt.
Ebenfalls dubios würde ich die Arbeit von HBGary an einer Softwarelösung für die Steuerung von unzähligen Bot-Accounts zur Vortäuschung von "Meinungs-Mehrheiten" und Manipulation von Diskussionen in Internetforen bewerten. Ohne die von Anonymous geleakten Daten wären diese Schweinereien nie aufgedeckt worden...
Erinnerst du dich ein den Gründer von VroniPlag, der hat auch multiple Accounts für die Plattform genutzt - das ist im Internet gang und gäbe.
Die Ursprünge von Anonymous liegen in ihrem Engagement gegen Scientology, damals agierte Anonymous auch in der realen Welt, indem sie z. B. Demonstrationen organisierten (daher die Masken, um sich gegen Identifizierung durch den Scientology-Geheimdienst zu schützen) - für mich mich klingt das, gemäß der obigen Definition, schon nach Aktivisten.
DAS würde ich auch so unterschreiben. Was aber im letzten Jahr stattgefunden, war einfach zielloses (es wurde das gecrackt wo man reinkam) leaken von meist Kundendaten, die unter dem Label Anonymous veröffentlicht wurden und damit eine den Anschein einer politischen Motivation mit sich brachten, in Wahrheit aber überhaupt nichts damit zu tun hatten.
Auch viele ihrer neueren Aktivitäten im Web, z. B. die Angriffe auf PayPal, hatten ein klares Ziel und war im Grunde ein politisches Statement - auch da kann man also durchaus von einer geplanten Aktion von einer Gruppe Aktivisten sprechen. Ich sehe also keinen Grund Anonymous pauschal des Status als "Aktivisten" zu verwehren und sie in eine rein kriminelle Schublade zu stecken.
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Ich denke da z. B. an die Diskussion, ob DDOS-Attacken nicht als virtuelle Version des Sitzstreiks / der Sitzblockade bewertet werden sollten...
Das siehst nicht nur so so, sondern auch der Oberlandesgericht in Frankfurt im Falle von dDoS der Lufthansa-Seite. ABER die Polizei hat die Befugnis eine Sitzblockade aufzulösen, möchtest du dass die Polizei einen Knopf bekommt, mit der sie temporär dein Internetzugang sperren kann? Das wäre nämlich die logische Konsequenz.
Zum anderen denke ich, wie Chromatin auch bereits andeutete, das wir gerade erleben wie sich neue, der Realität der Internet-Gesellschaft angepasste, Protestformen herausbilden.
Das Problem ist, es gibt so etwas, dass nennt sich "Gewaltmonopol", wenn man versucht das RealLife ins OnlineLife zu mergen, dann auch das Gewaltmonopol, aber das führt zu Dingen die ich NICHT möchte. Daher fände ich es besser die Netzcommunity würde von solchen Hacks und dDoS absehen und wieder Offline demonstrieren gehen, ohne Gewalt.
Bezüglich der Krawalle in England, die hier ja auch merhfach angeführt wurden, möchte ich nur soviel sagen: Ganz sicher waren das keine politisch motivierten Unruhen, aber ebenso so sicher waren sie ein Symptom gesellschaftlicher Missstände & Schieflagen, die die Politik über Jahrzehnte hinweg, spätestens seit Margaret Thatcher dem Land die britische Ausprägung des amerikanischen Neokonservatismus aufgedrückt hat, selbst verursacht hat.
Selbstverständlich waren die Krawalle auch von inakzeptablen Verbrechen geprägt, jedoch antwortete ein Randalierer auf die Frage eines Journalisten, ob Krawalle die richtige Form des Protests sein, wie folgt:
Das kann einen schon irgendwie nachdenklich stimmen, oder?
Der Zweck heiligt also die Mittel, waren wir da nicht schon einmal weiter
Ich kann es gut verstehen, wenn Menschen mit dem vorgehen von PayPal, Mastercard, Sony usw. nicht einverstanden sind. Ich habe nur absolut kein Verständnis dafür, wenn Straftaten begangen um dagegen zu demonstrieren - ich meine, wozu wird denn die Rechtsstaatlichkeit vor jeder Diktatur in den Himmel gelobt, wenn jeder, dem etwas nicht passt, sich ohne zögern darüber hinwegsetzt und auch noch Unterstützer finden, die dann sagen "also ja.. ehm die Methode.. naja das ist wohl nicht soo in Ordnung, aber es geht ja auch viel mehr um das politische Statement" - dann können wir auch gleich wieder Selbstjustiz einführen.
Wenn ein Konzern außerhalb des gültigen Rechts handelt, dann kann jeder, der möchte diesen Konzern anklagen. Wenn ein Konzern innerhalb des gültigen Rechts handelt und einem das nicht passt hat man zwei Möglichkeiten:
1. einen mehrheitlichen Konsens finden, dass man ein Gesetz gegen dieses Handeln erlässt.
2. eine Mehrheit davon überzeugen, die Produkte des Konzerns zu ignorieren.
DAS ist nachhaltig wirksames Handeln, kostet das natürlich mehr Mühe als über zwei Mausklicks einen dDoS-Angriff zu starten. Wenn sich keine Mehrheit für eine der beiden Methoden findet, sollte man sich in sich gehen und überlegen ob man nicht selbst im Unrecht ist.
@end4win, GrafZahl: Ihr seid mir immer noch eine Antwort schuldig, warum kann man die Aktionen Anonymous nicht über einen Kamm scheren? Oder ist das nur eine Phrase, wie dass man Anonymous nicht als Gruppe auffassen kann, weil das jeder ist? Das ist eine Traumvorstellung, natürlich hat Anonymous einen festen Kern.