[TdW 46] Leistungsschutzrecht - hilfreich, sinnlos oder gar eine Bedrohung?

Diesmal beschäftigt sich das TdW mit dem Leistungsschutzrecht, auf dessen Einführung sich die schwarz-gelbe Regierungskoalition schon im Koalitionsvertrag geeinigt hatte. Nach dem Gesetzentwurf vom August diesen Jahres, wären fast nur noch Suchmaschinen von diesem Gesetz betroffen. Demnach würden Suchmaschinen wie z. B. Google zur Kasse gebeten, wenn sie nicht nur Links zu Artikeln anzeigen würden, sondern längere Auszüge oder komplette Artikel.
Schwarz-gelb argumentiert, dass so eine Lücke geschlossen würde und Verleger damit endlich den gleichen Schutz wie z. B. Tonträgerhersteller geniessen würden. Außerdem solle so ein Beitrag gegen das Zeitungssterben geleistet werden.
Kritiker halten das bestehende Urheberrecht für völlig ausreichend und verweisen auch auf die wechselseitig vorteilhafte Beziehung zwischen Suchmaschinen und Zeitungsverlagen, da durch Google & Co auch Leser, bzw. Kunden, zu den Online-Publikationen der Verlage geleitet würden und ganz allgemein die Auffindbarkeit von Presseerzeugnissen im Web erleichtert würde.
Besonders heftige Kritiker, wie z. B. das natürlich nicht gerade objektive Unternehmen Google, sehen im Leistungsschutzrecht sogar eine Gefahr für das freie Web und eine Art Zensur, da z. B. die Auflistung von Suchergebnissen für bestimmte Presseerzeugnisse durch die Verlage untersagt werden könnte. Laut Google würde die Informationsvielfalt leiden und es wäre für User künftig schwieriger gesuchte Informationen im Web zu finden.
Bedeutend unaufgeregter, aber ebenfalls ablehnend äußerte sich das Max Plack Institut für Immaterialgüter und Wettbewerbsrecht und die Deutsche Vereinigung für gewerblichen Rechtschutz und Urheberrecht in einem gemeinsamen Statement, dass man hier als PDF einsehen kann.
Das TdW stellt daher heute die Frage: Ist das Leistungsschutzrecht hilfreich, sinnlos oder gar eine Bedrohung?

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leistungsschutzrecht_für_Presseverleger
https://www.google.de/campaigns/dei...&utm_medium=hpp&utm_campaign=11282012deinnetz
http://www.ip.mpg.de/files/pdf2/Stellungnahme_zum_Leistungsschutzrecht_fuer_Verleger.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Verzeihung, worum gehts in dem Streit denn überhaupt? Doch offenbar nicht um die drei Halbsätze, die direkt unter dem Link stehen und kurz wiedergeben wohin der Link einen führt?

Wo bietet google denn größere Ausschnitte aus Artikeln oder gar komplette Artikel an?
 
Das hat doch nichts mit der Suche zu tun. Außerdem Ist auch hier nur ein winziges Fetzchen aus dem Artikel angegeben. Ganze Artikel oder größere Abschnitte hab ich nirgends gefunden. Egal welchen Artikel ich anklicke, ich werde stets direkt zu der Seitedes Anbieters weitergeleitet.
 
Einfach sinnlos.
Den Ausführungen des Max Plack Institut ist eigentlich nichts hinzuzufügen und
selbst mir ist es nicht gelungen einen Fall zu konstrurieren, auf den dieses Gesetz
sinnvoll angewendet werden könnte.

Gruss
 
das geltende urheberrecht ist eigentlich sehr wenig reformbedürftig (da haben wir durchaus andere gesetzesstellen an denen der schuh viel stärker drückt)

viel eher ist das "system" zu ändern ... viele dinge sind nunmal im 21ten jahrhundert veraltet und werden auf kurz oder lang entweder in ein nischendasein für subkulturen übergehen oder schlichtweg aussterben

dazu gehören musik cd's eben so wie der beruf des schusters oder nunmal zeitungen
 
bluez hat gesagt.:
Außerdem Ist auch hier nur ein winziges Fetzchen aus dem Artikel angegeben. Ganze Artikel oder größere Abschnitte hab ich nirgends gefunden. Egal welchen Artikel ich anklicke, ich werde stets direkt zu der Seitedes Anbieters weitergeleitet.
Jep, aber wenn es nach Union & FDP geht, müssen Google & Co demnächst dafür Geld an die Verlage abdrücken...:rolleyes:
Aber wie end4win schon ganz richtig sagte, der gründlichen Stellungnahme des Max Planck Instituts ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Für die lesefaulen hier mal der letzte, recht vielsagende, Absatz:
Gesamthaft betrachtet scheint der Regierungsentwurf nicht durchdacht.
Er lässt sich auch durch kein sachliches Argument rechtfertigen. Dass er überhaupt vorgelegt wurde, erstaunt schon aufgrund der Tatsache, dass bereits in einer Anhörung des Bundesministeriums der Justiz vom 28. Juni 2010 ein solches Schutzrecht praktisch einhellig abgelehnt wurde. Dahinter stehen selbst die Presseverleger nicht geschlos-sen.
Es fehlt damit jede Grundlage dafür, die vorgeschlagene Regelung zu verabschie-den.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber es gibt einen große Verleger der lange heult und meckert bis er
bekommt was er will, zur Not benutzt er halt seine Illustrierte mit B am
anfang um die Politik soweit zu bringen.

Gerade im ersten Entwurf hätten ja sogar Bloger etc zahlen müssen wenn Sie
Werbung auf der Seite haben und einen Teil "zitieren", weil mit Werbung ist
es Geschäftsmäßig also kann man auch dafür zahlen. Zwar ist es jetzt etwas
abgeschwächt aber dennoch Leistungsschutzrecht nein danke.

Vor allem sehe ich schon die ersten Klagen gegen die Betreiber
(Suchmaschinen) die dann einfach keinerlei News mehr von Verlagen oder
Artikel anzeigen wenn danach gesucht wird und die Leute einfach nicht mehr
auf die Seiten drauf kommen. :rolleyes:
Unsere Politiker machen das schon zum Dank gibt es dann wieder ein paar
nette Meinungsbildenden News und Sie sind glücklich.
 
man sollte sich auch fragen ob die verläge sich nicht vollkommen selbst ins bein schießen

gegen das zeitungssterben wird man auf kurz oder lang nichts machen können (was ja nichts schlimmes sein muss) - ergo liegt die zukunft bei internet/mobile angeboten, allerdings kann ich mir ebenfalls wie Draven gut vorstellen, dass google sich dann denkt: nö, dann brauchen wir euch halt nicht wenn ihr nicht mitspielt. und so dann die verläge komplett außen vor lässt ... und nicht bei google aufzutauchen ist für eine organisation deren zukunft im internet sektor liegt nunmal nahezu ein todesurteil.

abwarten und tee trinken ...
 
Wer sagt, dass man nichts gegen das Zeitungssterben tun kann?

Die Zeitungen müssen nur etwas anbieten, was es NICHT kostenlos an jeder Ecke gibt. Ein erster wichtiger Schritt ist da die drastische Reduktion des eigenen kostenlosen Angebots. Denn: warum soll ich für etwas zahlen was ich im Netz umsonst kriege?

Der nächste Schritt wäre die Entwicklung von Alleinstellungsmerkmalen. Im Wesentlichen empfinde ich alle großen Tageszeitungen als recht ähnlich mit sehr feinen Schattierungen. Vielleicht könnte man wieder politischer werden, Neutralität ein Stück weit aufgeben. Wenn man den Leuten nichtmehr als Erster die Nachrichten bringen kann, dann muss man die Nachrichten eben stärker aufbereiten als es jetzt der Fall ist.

Ich denke nicht, dass die Zeitungen aussterben. Es findet nur eine gesunde Schrumpfung statt und letztlich werden sich dann andere Zeitungen aus dem Druck heraus weiterentwickeln.
 
Wer sagt, dass man nichts gegen das Zeitungssterben tun kann?

Die Zeitungen müssen nur etwas anbieten, was es NICHT kostenlos an jeder Ecke gibt. Ein erster wichtiger Schritt ist da die drastische Reduktion des eigenen kostenlosen Angebots. Denn: warum soll ich für etwas zahlen was ich im Netz umsonst kriege?

Der nächste Schritt wäre die Entwicklung von Alleinstellungsmerkmalen. Im Wesentlichen empfinde ich alle großen Tageszeitungen als recht ähnlich mit sehr feinen Schattierungen. Vielleicht könnte man wieder politischer werden, Neutralität ein Stück weit aufgeben. Wenn man den Leuten nichtmehr als Erster die Nachrichten bringen kann, dann muss man die Nachrichten eben stärker aufbereiten als es jetzt der Fall ist.

Ich denke nicht, dass die Zeitungen aussterben. Es findet nur eine gesunde Schrumpfung statt und letztlich werden sich dann andere Zeitungen aus dem Druck heraus weiterentwickeln.

natürlich werden sich zeitungen wandeln - zum guten wohlgemerkt

allerdings glaube ich nichts dass die lösung eine (rück-)orientierung richtung printmedien ist. ein konservatives festhalten an diesen wird den verlägen und argenturen zwangsläufig stark schaden (auf kurz und lang).

du hast völlig recht damit dass die meisten zeitungen (ins besondere tageszeitungen) nicht wirklich was zu bieten haben was man nicht auf anderem wege sowohl kostenlos als auch schneller (und oftmals bequemer) erhält.

allerdings ist dies eher als chance zu sehen.
zeitungen sollten sich noch mehr auf ihr online/mobile angebot konzentrieren und dies von der konkurrenz abheben - und zwar nicht nur durch eine digitale version ihres printmedium, sondern durch einbezug der zahlreichen möglichkeiten die nunmal das internet als medium zu bieten hat - hier ist noch riesiger invovationsraum unangetastet.

ich würde mich nicht wundern wenn eine große nachfrage an innovativen lösungen in diesem sektor aufkommt (besonders kreativen informatikern)

tageszeitungen in form von print-medien werden vermutlich schlichtweg im laufe des 21ten jahrhunderts aussterben - und ich glaube niemand wird sie vermissen (von technik-aversen konservativen abgesehen)

die "anderen" zeitungen haben hier die chance sich noch klarer zu profilieren und zu spezialisieren. subkulturen wird es immer geben (ich denke hier eher an berufsgruppen, wie z.B. mediziner oder wirtschaftler) und für diese spezialisiert zeitungen (zum beispiel als wochenblatt) anzubieten könnte der weg der zukunft sein - eben auch nach wie vor gut möglich als printmedium (allerdings wahrscheinlich parrallel zu einer mobile ausgabe)

sich diesem wandel mit aller kraft zu wiedersetzen und an schlichtweg veralteten konzepten festzuhalten hat noch keinem wirklich gut getan - und auch das "leistungsschutzrecht" wird sich daher meiner meinung nach als schnitt ins eigene fleisch herausstellen
 
Die Zeitungen müssen nur etwas anbieten, was es NICHT kostenlos an jeder Ecke gibt. Ein erster wichtiger Schritt ist da die drastische Reduktion des eigenen kostenlosen Angebots. Denn: warum soll ich für etwas zahlen was ich im Netz umsonst kriege?

Wir haben durch die Technologie und das Netz oftmals eine Situation, dass aus den letzten Ecken der Erde, das Tagesgeschehen -direkt- transportiert wird. Wo man früher noch Journis und Photographen hingeschickt hatte und 1-2 Wochen später eine Kriegsdokumentation hatte, die dann in der nächsten Printausgabe erschien, hat man in den letzten Kuhdörfern Bauern mit Handys (+cam), die die öffentlichkeit mit Bildern versorgen. Ein Journalist ist oftmals nur noch ein Zeuge, der dort vor Ort seine Notizen macht und mit Kids mit Handycams konkurrieren muss.

Dummerweise beklagen die Zeitungen auch eine geänderte Haltung der Konsumenten, die oftmals gar nicht mehr in der Lage sind, sich gezielt längere und gut recherchierte Artikel auszusuchen und zu lesen - alles muss schnell sein und nach Möglichkeit in ein paar Sätzer oder Newsticker gepackt werden.

Jedenfalls werden sich die Verlage ändern - und sie sind schon längst dabei und besonders Springer ist schon lange dabei im online Bereich des Anzeigenmarktes mitzumischen. Es ist also definitv nicht nur so, dass die Verlage absterben - sie muessen eben neue Geschäftsfelder erschliessen - wie jeder von uns, irgendwie. Und, wie gesagt, ich denke ein erheblicher Teil professionellen Auslandsjournalismus wird wegsterben. Ironischerweise bedeutet Technologie an der Stelle eine hohe Verfügbarkeit von Informationen, bei gleichzeitiger Verflachung der Information.

Whatever. Ich denke es geht auch dabei nicht so sehr um den Existenzschutz der Rechteinhaber, sondern um eine Gewinnmaximierung - also um die Erschliessung eines neuen Geschäftsmodells, welches so aussehen kann, dass man als Blogger zB über Lizenzmodelle Texte benutzen/referenzieren darf.

Während der kleine Mittelstand sich an dieser Stelle selbst was einfallen lassen muss, benutzen grosse Unternehmen ihre Macht dazu auf die Politik einzuwirken, die dann idealerweise neue Rahmenbedingungen, passend zum Geschäftsmodell erlässt. Das ist übringends ein solches Szenarion, wenn die Leute davon sprechen dass die Politik der Büttel der Wirtschaft ist - ein Prima Exemplar und noch nichtmal grossartig verkleidet :p
 
Printmedien haben gegenüber ihren Digitalen Pendants den Vorteil der Einfachheit. Es ist das Einfachste auf der Welt an einem Kiosk eine Zeitung für ~1€-2€ mit Münzen zu kaufen.
Und wenn du sie dann hast kannst du sie bequem auch in der prallen Sonne und während eines alle Elektronik vernichtenden Sonnesturms lesen.

Um eine Zeitung in elektronischer Form zu beziehen, brauche ich ein gewisses Wissen, eine gewisse Ausstattung und muss auch noch aufpassen nicht in eine Abo-Falle zu tappen. Nicht zu vergessen eventuelle (Sicherheits-)Probleme beim, natürlich elektronischen, Bezahlen. Insbesondere unterwegs. Oder auch, dass es Umständlicher ist ständig Kleinstbeträge für Spontankäufe auf digitalem Weg zu überweisen.
Und wenn ich dann meine Zeitung als .pdf habe ärgere ich mich über den schlechten Kontrast meines Monitors der in der Sonne auch noch spiegelt. Habe ich sie als .mobi ärgere ich mich, dass mein e-book-reader so klein oder vielleicht nicht für diese Zeitung optimiert ist.

Nein, das Problem ist viel eher, dass der Kauf einer Zeitung kaum einen Mehrwert darstellt. Ich persönliche finde die Artikel meist zu lang/langatmig, zu wenig Aussagekraft und vorallem sind es meist Kommentare die mich nicht aufregen. Sprich: ich bin irgendwie.. einer ähnlichen Meinung, aber .... irgendwie ...auch teilweise ....nicht so ganz. Man spricht einfach die Massen an ohne etwas groß zu riskieren indem man sich durch einzigartige Meinung abhebt. Ich denke das ist viel eher der Grund, warum Leute sich die langen Artikel nicht antuen wollen. Warum etwas lesen was mich nicht oder kaum bereichert?
Ein guter Journalist hat eine klare eigene Position, idr durch Wissen und Erfahrung begründet, und eckt damit in der Regel auch immer irgendwo in der Gesellschaft an. Das vielleicht beste Beispiel ist Peter Scholl-Latour.

Ich pauschalisiere natürlich stark. Es gibt natürlich öfter auch mal interessante Artikel, aber warum soll ich knapp 2€ für ein halbes Kilo Papiermasse kaufen, wenn mich wahrscheinlich höchstens ein bis zwei Artikel wirklich ansprechen?

Das Online-Angebot auszubauen hat in meinen Augen nur Sinn, wenn man es dort bezahlen muss (oder es durch so heftige Werbung finanziert, dass es auch noch für den Ausgleich des Auflagenrückgangs der Druckversionen ausreicht). Bezahlen werden die Leute aber nur, wenn sie einen echten Mehrwehrt für den stolzen Preis kriegen.

Und Chrom: gerade Kriegs- und Auslandsberichtserstattung ist ein besonders wichtiges Feld für die Zeitungen. Man muss es nur ordentlich anbieten. Meistens kriegen die Autoren ihre Informationen ja von einer Agentur. Das heißt, dass sie oft kein eigenes Bild vor Augen haben und nur mehr zu Kommentatoren der Agenturmeldungen herabsinken. Ordentliche Auslandskorespondenten sind sehr teuer und müssen ein gutes Budget haben um mehr als nur die Lobby des Hauptstadthotels sehen zu können. Wer leistet sich denn noch sowas? Gerade deshalb gewinnen die besagten Handyvideos ja mehr an Bedeutung. Sie zeigen oft, was man eben nicht in den Agenturmeldungen liest, sondern was tatsächlich im Land geschieht.
 
Ein guter Journalist hat eine klare eigene Position, idr durch Wissen und Erfahrung begründet, und eckt damit in der Regel auch immer irgendwo in der Gesellschaft an. Das vielleicht beste Beispiel ist Peter Scholl-Latour.

Ein guter Journalist hat in seinen Artikel überhaupt keine Meinung sondern liefert Fakten/Bilder und Hintergründe.

Scholl-Latour..das war doch derjenige, der den Hussuin als "den neuen Hitler" deklariert hatte?

*lol*
 
Und diese Fakten und Hintergründe muss er kennen. Er muss vor Ort gehen, mit den richtigen Leuten bzw mit dem Volk sprechen. In der Regel werden aber nur dpa/reuters-Depeschen auf Artikellänge ausgewalzt bzw. kommentiert.

Mit "eigene, klare Position" meine ich nicht, dass der Journalist einen Propagandaartikel verfasst. Natürlich geht es nicht darum Fakten abzuändern, auszulassen, zu verschleiern um seine eigene Meinung zu unterstützen. Aber er muss eine klare, fundierte Meinung zum Thema haben und in jenen Artikeln in denen dies wichtig und zulässig ist, sollte er diese Meinung auch deutlich zum Ausdruck bringen. Die Meinung von 08/15 deutschen, die täglich ihre langweilige Büroarbeit verrichten und dabei das, worüber sie schreiben, nicht gesehen haben interessiert niemanden.
Ich vermute, dass ein Journalist jeder großen deutschen Tageszeitung sehr eingeschränkt ist, wenn er Artikel verfasst. Werden die Artikel zu wenig Massenkonform und der Journalist hat keinen großen Namen, werden die Artikel abgelehnt. Wahrscheinlich ist auch darauf die Beliebtheit des Bloggings so angestiegen: ein Blogger darf sagen was er will ohne um seinen Job zu fürchten.

Scholl-Latour ist da in sofern ein gutes Beispiel, als das er für seine Auslands- und Kriegsberichterstattung stets vor Ort reiste und sich sein eigenes Bild von der Situation machte. Entsprechend viel Gehalt haben auch seine Artikel.
Ob er Hussein als neuen Hitler bezeichnet hat, weiß ich nicht. Habe ich nie gehört, aber kann ja durchaus sein. Immerhin kann man sich sicher sein, dass er im Irak war. Vor, während und nach Hussein.
Zudem begründet er in seinen Schriftwerken seine Meinung immer besonders gut. Wenn ich lese was er schreibt, habe ich seltenst ein "Ja so habe ich das auch schon immer gesehen!"- und nie ein "Was für einen Quatsch redet der Mann?"- oder gar "Das denkt jeder."-Erlebnis, sondern meistens eher "Oh! So habe ich das noch nie gesehen. Darüber muss ich mal nachdenken". Das fehlt mir bei den meisten modernen Schreiberlingen.
 
Ich denke nicht das man heutzutage noch klar zwischen gedruckten Zeitungen und den Online-Nachrichtenportalen unterscheiden kann - beide sind untrennbar miteinander verbunden. Nehmen wir nur die Süddeutsche oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung - beide verfügen über eine gedruckte Ausgabe und eine Online-Ausgabe. Zu sagen die gedruckte Ausgabe wäre nur für technophobe Konservative interessant, während die Online-Ausgabe für technophile Hipster gedacht ist, ist mir zu plakativ - beide Darstellungsformen haben ihre Vor- & Nachteile. Um im Zug oder in der Mittagspause schnell die aktuellen Nachrichten zu überfliegen, sind Online-Nachrichtenportale unschlagbar. Während, meiner Meinung nach, eine "echte" Zeitung an einem freien Tag am Frühstückstisch bedeutend komfortabler ist. Sicherlich gibt es Leute die nur das eine oder das andere Medium nutzen, doch die meisten Menschen dürften beides parallel, bzw. situationsabhängig, nutzen. Natürlich gibt es aber einen Trend, der sich deutlich in sinkenden Auflagen der gedruckten Ausgaben zeigt (wenn man an die Berge von Papier denkt, die täglich für Zeitungen verballert werden, vielleicht nicht der schlechteste Trend;)), der offenbart das die Online-Ausgaben für das wirtschaftliche Überleben einer Zeitung immer bedeutender werden. Mit ihren Online-Auftritten generieren Zeitungen nicht nur stetig steigende Werbeeinnahmen, sie erweitern auch - nicht zuletzt dank der Suchmaschinen - den Kreis potentieller Leser. Problematisch wurde dieser Trend aber gerade auch für viele Zeitungen, bzw. deren Herausgeber und Verlage, die diese Entwicklung verschlafen oder zumindest unterschätzt haben.
Wenn wir aber vom "Zeitungssterben" sprechen, meinen wir eigentlich ein "Verlagssterben", daher ist es imho falsch anzunehmen nur gedruckte Zeitungen würden nach und nach verschwinden, Online-Portale aber dafür aus dem Boden sprießen.
Nehmen wir nur den aktuellsten Fall, die Insolvenz der Frankfurter Rundschau: Mit der gedruckten Ausgabe, stirbt natürlich auch ihr Online-Auftritt. Aber Zeitungen sind nicht nur schuldlose Opfer der modernen Zeiten und des Konkurrenzkampfes mit anderen Medien wie Radio oder TV, sie haben sich auch vieles selbst eingebrockt. Einer der Gründe, der für den Kauf einer guten Zeitung (ganz egal ob in der Druck- oder Onlineausgabe) spricht, ist qualitativ hochwertiger Journalismus. Jeder Idiot kann die stichpunktartige Meldung einer Nachrichtenagentur ausformulieren und zu einem Artikel aufblähen - Qualitätsjournalismus beruht dagegen auf eigenen Korrespondenten, auf gründlichen Recherchen und auf investigativen Journalisten. Leider ist es ziemlich kostspielig ein Netzwerk von Auslandskorrespondenten zu unterhalten oder Journalisten auf der Gehaltsliste zu haben, die monatelang nur zu einem Thema recherchieren - daher waren die Auslandskorrespondenten & die investigativen Journalisten, angesichts sinkender Auflagen, häufig das erste was dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Wer aber nicht auf eigene Korrespondenten zurückgreifen kann, ist völlig auf die Meldungen der Nachrichtenagenturen angewiesen und kann diese nicht einmal auf Stichhaltigkeit prüfen. Einer der Gründe warum viele Zeitungsinhalte mittlerweile wie eine Art Einheitsbrei erscheinen und sich höchstens in den Überschriften unterscheiden, ist die Tatsache das sie auf den gleichen Agenturmeldungen beruhen und einfach nur ausformuliert werden. Ein fataler Kreislauf: Sinkende Qualität führt zu einem sinkendem Kaufanreiz und somit zu sinkenden Einnahmen - sinkende Einnahmen führen aber zu weiteren Einsparungen, die dann die Qualität weiter sinken lassen...:rolleyes:

Hier droht also tatsächlich ein Verlust, nicht nur der Vielfalt, sondern gerade auch der Qualität auf dem Nachrichtenmarkt - und das ist aus vielerlei Gründen tragisch! Journalismus hat ja nicht nur die Aufgabe Menschen zu informieren und somit zur Meinungsbildung beizutragen - eine freie Presse erfüllt die enorm wichtige Aufgabe einer Kontrollinstanz, indem sie der Politik, der Justiz und der Wirtschaft auf die Finger guckt. Es ist investigativen Journalisten wie Hans Leyendecker (der hat z. B. die Flick-Affäre & die CDU-Schwarzgeld-Affäre aufgedeckt) zu verdanken, wenn illegale Praktiken und bedenkliche Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft aufgedeckt werden. Nicht zu Unrecht nennt man den (freien) Journalismus daher die vierte Gewalt. Wenn die Presse nur noch Agenturmeldungen veröffentlicht und ansonsten (aus Kostengründen) vor allem auf Sport-, Kultur- und Lokalredaktionen setzt, haben Korruption, Wirtschaftslobbyismus und Vetternwirtschaft freie Fahrt.

Eine unabhängige und freie Presse ist also in unser aller Interesse. Ebenso ist die Pressevielfalt in unserem Interesse - denn viele investigative Medien können nicht nur zu vielen Themen recherchieren, sie kontrollieren sich auch noch gegenseitig.
Das "Zeitungssterben" ist daher, meiner Meinung nach, etwas das uns nicht kalt lassen sollte - allerdings sehe ich nicht wie dieses unseelige "Leistungsschutzrecht" klammen Zeitungsverlagen helfen sollte. Tatsächlich halte ich das Gesetz eher für kontraproduktiv - die Gründe dafür kann man der Stellungnahme des Max Planck Instituts entnehmen...

Chromatin hat gesagt.:
Ein guter Journalist hat in seinen Artikel überhaupt keine Meinung sondern liefert Fakten/Bilder und Hintergründe.
Das kommt ganz darauf an um was für einen Artikel es sich handelt! Deine Aussage trifft z. B. auf Nachrichten, Reportagen oder Berichte zu. Bei Leitartikeln, Kommentaren oder Kolumnen geht es aber gerade um die persönliche Meinung / Analyse / Bewertung des Journalisten oder der Redaktion...;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Update:
Trotz aller Kritik und dem Ergebnis von Studien wie der des Max-Planck-Instituts (end4win hat die Studie weiter vorn verlinkt), die den LSR Entwurf unserer schwarz-gelben Karikatur einer Regierung als "wenig durchdacht" bezeichnet, wurde das Gesetz verabschiedet. Am 1. August wird das Gesetz in Kraft treten und Google hat den Verlagen bis zu dieser Deadline Gelegenheit gegeben sich zu entscheiden, ob sie entweder unentgeldlich weiterhin gelistet werden wollen oder ob sie auf Gebühren bestehen und künftig nicht mehr gelistet werden wollen...
Und ausgerechnet der Springer-Verlag, dessen Lobbyisten maßgeblich für den "wenig durchdachten" Gesetzentwurf von schwarz-gelb verantwortlich sind, verzichten jetzt lieber auf Gebühren, als nicht mehr von Google gelistet zu werden...:rolleyes:

Ich könnte da jetzt einiges zu schreiben, finde aber Fefe hat da ein paar passende Worte gefunden:
  • [l] Springer knickt ein, verzichtet gegenüber Google News auf LSR-Ansprüche. Das war auf der einen Seite klar, denn niemand liest die "Welt", weil er "Welt"-Fan ist. Da kommt man hin, weil man was sucht, und Google auf die Welt zeigt. Und die "Bild" haben sie ja auch erfolgreich weggepaywallt.Am 1. August wäre Googles Deadline ausgelaufen.
    Das LSR hat also das Gegenteil dessen bewirkt, was es bewirken sollte. Google lacht drüber und anstatt eine europäische Konkurrenz zu Google aufzubauen haben wir den möglichen Konkurrenten jetzt mit dem LSR einen unüberwindlichen Berg in den Weg gestellt. TOLLE ARBEIT, liebes Parlament!
Quelle: Fefes Blog
 
Ist Google neuerdings das ganze Internet? War doch wohl von Anfang an klar, dass Springer für Google eine Ausnahme machen wird. Wieso wundern sich da jetzt alle drüber?
 
Ich glaube das es Springer und Co. einzig darum geht neben deren Angebote auf dem Markt im Netz zusätzliche Einnahmen zu generieren. Jetzt wo sie merken das Google sich nicht darauf einlässt knicken sie ein.

Das hier Springer eine Forderung an Google stellt (siehe fefe's Beitrag) ist doch nur lachhaft. Wäre ja zu schön wenn mir der Gast im eigenen Hause sagen könnte wo es langgeht.

Soweit ich weiß ist Bild bereits hinter einer Paywall und doch sind die bei Google einfach zu finden. Das zeigt doch, dass das LSR hier überhaupt keine Wirkung zeigt.

Ich lese z.B. gerne die taz die gehen da einen völlig anderen Weg und lassen die Leser entscheiden. Ich zahle z.B. regelmäßig zwischen 10 und 20 Euro und das kommt sehr gut an.

Da es hier hauptsächlich um Google geht liegt einfach daran, dass es zurzeit die meist genutzte Suchmaschine ist. Kleinere Anbieter greifen auf Google zurück oder haben bereits damit begonnen deutsche Medien aus ihren Index zu schmeißen.
 
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