[TdW 85] Ist Tebartz-van Elst als Bischof noch tragbar?

Na ja, irgendwie dachte ich zur Vergebung würde auch Reue gehören. Und wie ein reuiger Sünder wirkt der Mann eigentlich nicht. Dafür scheint er aber über einen langen Zeitraum hinweg mit den Tricks eines Wirtschaftsverbrechers (z. B. Aufteilung der Baukosten in zehn einzelne Projekte die unterhalb Genehmigungspflicht des Vatikans blieben, Auslagerung der Buchführung an eine externen Finanzdienstleister) die Baukosten gezielt verschleiert zu haben. Das klingt nicht nach einem reuigen Sünder, oder?
Ja, eine solche Sichtweise bekommt man, wenn man nur die Staatsmedien liest. Der Apostolische Nuntius in Deutschland wurde aber bereits 2010 über alle 10 Bauprojekte informiert. Auch ist mittlerweile bekannt, dass das zuständige Gremium die gesamten Baukosten genehmigt hatte. Wie ich bereits an anderer Stelle anmerkte, sollte man daher erst mal untersuchen welche Rolle die anderen Beteiligten spielten. Es ist nun mal Aufgabe des Vikariats die Baukosten zu genehmigen. Ohne diese Genehmigung kann kein Auftrag an ein Bauunternehmen erteilt werden. Es mutet daher recht seltsam an, wenn nun plötzlich der Bischof allein an allem Schuld sein soll.

Vielleicht wissen sie es einfach nicht besser, weil ihre Hirten so schlechte Vorbilder sind? War Jesus nicht der Mann der die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieb, weil das Haus seines Vaters kein Kaufhaus sei? Der Mann der sagte "Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!" (Markus 10, 21)?
Seine selbsternannten Nachfolger wohnen in Palästen, schmücken sich mit Goldketten, juwelenbesetzen Ringen und königlichen Purpur, lassen sich mit Titeln wie "Exzellenz" (afaik für Bischöfe) anreden und wie mittelalterliche Lehnsherren die Hand von ihren Untertanen küssen. Leben diese Kirchenfürsten etwa nach dem Vorbild Jesu?

Gutes Argument. Allerdings scherst du auch hier mal wieder alle über einen Kamm. Es gibt durchaus auch Kardinäle, die in einer 2-Zimmer-Wohnung leben. Und auf der anderen Seite: Sollen Christen nach dem Vorbild Jesu oder nach dem Vorbild der Bischöfe leben? Ihren Lebensstil zu kritisieren, wenn dieser ausartet, ist absolut richtig. Aber zum Vorbild nehmen muss man sich Bischöfe deswegen noch lange nicht. Lebt ja auch nicht jeder im Zölibat, nur weil es Bischöfe tun.
 
Interessant finde ich, dass scheinbar niemand über die - sagen wir mal religiösen - Aspekte spricht.
Du hast ja meine Beiträge gar nicht gelesen :( Ich bin enttäuscht :(

Jesus lehrt uns Vergebung. Sind Bischöfe von dieser ausgeschlossen? Die Leute, die aus der Kirche austreten, weil sie dem Bischof nicht vergeben können, sollten sich evtl. auch mal die Frage stellen inwiefern sie nach dem Vorbild Jesu leben.
In dieser ganzen Debatten gibts zwei Seiten: Einmal jene Leute die nicht gläubig sind und sich über vermeintliche Steuergeldverschwendung aufregen. Und einmal natürlich die Gläubigen selbst, denen es natürlich nicht ums Geld, sondern ums Prinzip geht.
Natürlich ist eine der zentralsten Aussagen des Christentums die Vergebung und Barmherzigkeit (wovon besagter Bischof selbst nicht besonders viel hält). Aber:
Lukas 17 hat gesagt.:
Habet acht auf euch selbst: wenn dein Bruder sündigt, so verweise es ihm, und wenn er es bereut, so vergib ihm. Und wenn er siebenmal des Tages an dir sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben
Zugegeben, in der äquivalenten Stelle in Matthäus steht nichts von Reue.
Der Bischof hat aber nirgends irgendwo zu irgendeiner seiner Verfehlungen je gesagt: "Hey Leute, ist dumm gelaufen, tut mir leid". Das zu sagen ist auch schwer, denn ist eine selbstdemütigung, aber ein Bischof sollte das können. Stattdessen klammert er sich wie ein Kind an seine Lügen und verklagt sogar Journalisten, die seine Lügen aufdecken wollen. Natürlich muss ihm das alles vergeben werden, aber er sollte doch bittschon auch Christ genug sein seine Fehler einzusehen. Wenn er das nicht tut, dann gehört er schlicht nicht in sein Amt.
Würdest du von ihm ein Sakrament empfangen? Würdest du ihm gar dein Kind zur Taufe, zur Firmung und zur Kommunion überantworten?

Und selbstverständlich sind Bischöfe Vorbilder! Sehr, sehr wichtige Vorbilder sogar. Sie sollen uns nämlich zeigen, wie man Jesus nacheifert, denn Jesus ist "weit weg" und seine Lehre vordergründig schwierig. Genauso wie der Pastor ist auch der Bischof ein Hirte. Ein Hirte über seine Schäfchen. Seine Herde soll zu ihm aufsehen und ihm folgen. Der Hirte führt seine Herde auf dem Pfade Christi zur Wahrheit und zu Gott. Solch eine wichtige Position darf nicht einfach irgendwer übernehmen. Es müssen besondere Männer (oder in den reformierten Kirchen auch Frauen) sein, die den Weg selbst kennen. EIn Mann der lügt, mit Geld prasst und den Armen und Hungernden seinen Reichtum unter die Nase reibt sieht nicht wie jemand aus der den schmalen und beschwerlichen Weg zum Himmelreich kennt. Das heißt natürlich nicht, dass sie unfehlbar sind. Es können sogar schwere Sünder hohe und wichtige Posten erreichen, wie zum Beispiel Paulus, der das Christentum prägte und verbreitete wie kaum jemand anders, der aber doch in seinem früheren Leben gegen Christen hetzte und sie ermordete. Der entscheidende Unterschied ist, dass Paulus einem Wandel unterlag, sich änderte und bereute.
 
Recht hast du, habe ich nicht mitbekommen, tut mir leid :)
Das müsste dann alle persönlichen Vorwürfe gegen ihn, aus Sicht der Christenheit, mehr oder minder aus der Welt räumen.

Allerdings sollte jetzt irgendwie auch gelebte Bescheidenheit und Demut als Demonstration dieser Reue folgen. Die hätte allerdings auch ohne Verfehlungen und Entschuldigungen selbstverständlich sein müsen.
 
Allerdings sollte jetzt irgendwie auch gelebte Bescheidenheit und Demut als Demonstration dieser Reue folgen. Die hätte allerdings auch ohne Verfehlungen und Entschuldigungen selbstverständlich sein müsen.

Das ist richtig. Kritik an seinem Verhalten ist durchaus angebracht. Allerdings liess man ihn in letzter Zeit kaum zu Wort kommen und trieb ihn durch die Medien. Wir können daher wohl kaum beurteilen, wie er seinen Lebensstil wandelt oder auch nicht. Wir wissen z.B. nicht warum er verfrüht nach Rom reiste. Hat er vielleicht bereits nach einem Platz in einem Kloster Ausschau gehalten um sich wieder auf die Demut und Armut zu besinnen? Wollte er sich evtl. mit anderen Bischöfen treffen um mit ihnen einen "Tausch" zu einem Bistum abzusprechen, in dem er seine Stärken besser nutzen kann (er ist ja nicht gerade unbekannt im Bereich der Pastoraltheologie). Ein Wechsel in ein Land in Südamerika könnte z.B. durchaus sinnvoll sein.

Wir wissen das alles nicht und bilden uns Urteile aus Gerüchten in den Medien. Und ich denke, dass genau dies das Problem ist. Niemand hier hat mit ihm persönlich gesprochen und ihn zu den Themengebieten befragt. Wer sind wir also, dass wir ihn kritisieren? Können wir in sein Herz schauen und sehen was dort gerade vor sich geht? Können wir in die Vergangenheit schauen und sehen wer wann welche Bauvorhaben in welcher Höhe genehmigt hat? Nein, können wir nicht. Wir sollten aber ausreichend Erfahrung mit den Medien haben um zu wissen, dass dort nicht immer alles so dargestellt wird, wie es in Wirklichkeit ist. Da werden schnell mal ein paar Fakten verdreht um Stimmung zu machen. Warum verurteilen wir ihn also auf Grund der Aussagen solcher Medien? Warum warten wir nicht ab was die Gerichte sagen und wie der Papst entscheidet?

Btw: Im übrigen wage ich zu bezweifeln, dass die Welt auf dieses kleine Bistum schaut. Zumindest von der Weltkirche weiss ich, dass sie es nur sehr begrenzt tut und auch die internationalen Medien erwähnen diesen Streit eher am Rand. Ja, man reibt sich verwundert die Augen darüber wieso man in Deutschland einen solchen Terz macht, wenn der Bischöfliche Stuhl eines Bistums zum Ausbau der dortigen Gebäude belastet wird. Genau dafür ist er ja da. Aber sonst ist das Bistum viel zu irrelevant, als dass es grössere Aufmerksamkeit in der Welt verursachen würde.

Nachtrag: Wie unwichtig diese Sache für die Kirche ist, sieht man heute sehr gut an den News des VIS. Da wird der Besuch von Zollitsch nur unter "Audiences" aufgeführt und es wird nicht näher auf die Gesprächsthemen eingegangen. Der Besuch von Mahmoud Abbas ist da wesentlich wichtiger.
 
Nun die Wenigsten hier brechen ja tatsächlich einen Stab über ihn. Die meisten belassen es bei der Kritik der Fehltritte und bemerken, dass es in der Form nicht tragbar ist. Ich glaube niemand hier hat ihn gar als Mensch persönlich verurteilt, sondern nur sein Verhalten im Rahmen seines Amtes kritisiert. Es ist ja nicht so als würden wir hier einen Mob mit Fackeln und Heugabeln aufstellen um ihn aus Limburg zu jagen...

Die allermeiste Kritik bleibt gar beim System - jeder einzelne Würdenträger, der in Pomp lebt, und das System lässt das schließlich zu, ist einer zu viel (ob nun aus der monitären Sicht des Atheisten/Agnostikers, oder aus der theologischen Sicht des Gläubigen).

Übrigens wird kein Aufhebens darüber gemacht, weil dieser Bischofssitz so teuer ist, sondern weil er ursprünglich viel, viel günstiger geplant war und die Kosten wieder mal explodiert sind. Dasselbe wie beim Berliner Flughafen oder der Elbphilharmonie. Und dann kommen eben noch viele Christen, die sich sagen: selbst heute noch müssen Kindern täglich verhungern und in Limburg, einem, wie du schon selbst sagst, in höchstem Maße unbedeutenden Standort, verzehnfachen sich die Kosten für einen Adventskranz, nur weil man ihn lieber aufhängen, statt aufstellen möchte. Oder dass sich ein Bischof, der in der Tradition der Nächstenliebe, der Armenspeisung leben sollte, sich ein Regal für (ich glaube) 10.000€ bauen lässt, wo doch viele Menschen auf der Welt von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen (man also 10 dieser Menschen auf zwei Jahre lang ihr Einkommen in etwa verdoppeln könnte, nur wenn ein einziger Bischof sich in etwas mehr Bescheidenheit bei einem einzigen Regal übt ;) ). Der Ärger dreht sich nur zufällig und periphär um Tebartz-van Elst. Er ist nur zufällig aufgefallen und ins Kreuzfeuer geraten. Was da mitschwingt ist der über Jahrhunderte angestaute Zorn auf die katholische Kirche, die sich im Gold wälzt, während Menschen sterben, weil sie nicht genug zu essen haben, gleichzeitig aber Bescheidenheit, Demut und Verzicht predigt und von ihren Mitgliedern fordert. Der ganze Prozess wird umso mehr katalysiert, als das wir zufällig gerade einen Papst haben, der die christliche Botschaft ausnahmsweise auch mal wortwörtlich und öffentlich vorlebt.

Dir mag es so vorkommen, als würden alle immer nur über die Kirche pauschalisieren und gegen sie hetzen, aber das ist nur bedingt so. Jesus hat harte Forderungen an seine Gläubigen gestellt, ja sogar gesagt, dass es für Reiche kaum eine Möglichkeit gibt ins Himmelreich zu gelangen. Und dann sieht man sich mit einer Kirche konfrontiert, die sich nicht schämt ihren Reichtum zu zeigen. Das ist die berühmte Doppelmoral der Kirche, die leider System hat.
 
Dir mag es so vorkommen, als würden alle immer nur über die Kirche pauschalisieren und gegen sie hetzen, aber das ist nur bedingt so. Jesus hat harte Forderungen an seine Gläubigen gestellt, ja sogar gesagt, dass es für Reiche kaum eine Möglichkeit gibt ins Himmelreich zu gelangen. Und dann sieht man sich mit einer Kirche konfrontiert, die sich nicht schämt ihren Reichtum zu zeigen. Das ist die berühmte Doppelmoral der Kirche, die leider System hat.

Ich denke eher, dass es Unwissenheit über die Finanzen der Kirche ist, woran sie durchaus selbst Schuld trägt, die eine solche Meinung bildet. Gerade das Vermögen der einzelnen Bistümer ist zu grossen Teilen zweckgebunden. Da aber die Vermögen der Bistümer nicht offen gelegt werden (bzw. jetzt erst damit begonnen wird), kann niemand einschätzen ob da nicht evtl. Gelder eingesetzt wurden, die explizit für den Ausbau des Bischofssitzes gespendet wurden. Auch dass z.B. die Bischöfe von München-Freising in einem Palast leben, geht auf Vereinbarungen mit König Max Joseph I. zurück. Die könnten nicht einfach mal so in eine kleine Holzhütte im Wald umziehen, selbst wenn sie es wollten, da sie damit gegen Verträge, die mit der Kirche geschlossen wurden, verstossen würden.

Ich sehe eher das Problem, dass in Limburg die Finanzierung in erster Linie aus dem Bischöflichen Stuhl erfolgte, wodurch diese sehr undurchsichtig wurde. Niemand weiss wie viel in Limburg in diesem "Schatz" verfügbar ist, wofür die darin enthaltenen Sach- und Geldmittel verwendet werden dürfen und woher diese kommen. Da kann natürlich in der Gemeinde schnell Neid aufkommen, da sie diese Gelder eher für christlichere Zwecke einsetzen möchte als für den Ausbau eines Bischofssitzes. Aber... wissen wir, ob das überhaupt möglich ist? Wissen wir ob die Spender, von denen dieses Vermögen ursprünglich stammt, nicht evtl. eine Zweckbindung mit der Spende verknüpft haben? Nein, wir wissen es nicht. Und auf Basis dieser Unwissenheit wird über die Kirche geurteilt.
 
... dass es in der Form nicht tragbar ist...
Ich verstehe nicht wieso in dieser Debatte über das Verhalten von Tebartz-van Elst ständig darüber gesprochen wird ob er noch "tragbar ist". Er begleitet doch kein politischen Amt und hat seine Wähler getäuscht. Als kirchlicher Würdenträger muss er sich nur vor seiner Kirche und Gott verantworten und vor der öffentlichkeit.


Einerseits soll Kirche und Staat getrennt werden, aber andererseits soll die Kirche den Sozialstaat entlasten. Da liegt ein riesen Denkfehler vor.

Aufgabe der Kirche ist es nicht, die Opfer der Misswirtschaft von Politik und Wirtschaft aufzufangen. Es ist aber eine Verpflichtung für jeden Christen das Leid auf der Welt zu lindern, wo immer sich die Möglichkeit bietet.
Ich denke der Staat und Kirche nehmen soziale Aufgaben aus unterschiedlichen Gründen wahr:
-Der Staat für mich eine Gemeinschaft die ein ähnliches Wertesystem besitzt und dadurch auf einem Territorium einigermaßen friedlich zusammenleben kann.
Bezieht seinen Nutzen aus sozialen Leistungen durch mehr Stabilität in der Gesellschaft. Niemand zieht es ernst in Erwägung auf den Import von Waren zu verzichten die durch zu mindest nach westlichen Maßstäben menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt wurden. Sozial ist halt was Arbeit schaft und/oder die Massen ein gutes Gewissen beschert.

-Die Kirche versucht eine Überzeugung, Weltanschauung, Botschaft zu verbreiten. In ihrer Geschichte hat sie dazu diverse Wege gefunden mir ist die Hilfe für Arme die sympathischste. Aber ich Soziales ist nicht der Selbstzweck der Kirche.

Von daher warum soll sich Tebartz-van Elst nicht ein Denkmal setzen? Die Kirche hat ihm die entsprechende Verantwortung / Macht übertragen Tatschen wie Kosten zu schönigen entspricht dem Zeitgeist persönliche Vorteilnahme ebenso. Wieso also bei einem Bischof soviel härtere Maßstäbe anzusetzen? Immer erschüttert ja nicht das Vertrauen in die Demokratie!
 
Nun stellt sich wohl doch raus, dass auch das Vikariat von den Kosten wusste. Also genau jene, die laut und medienwirksam gejammert haben, dass sie von allem nichts gewusst hätten, haben die Baumaßnahmen und die dafür angefallenen Kosten genehmigt. Es zeigt sich mal wieder, dass man nicht alles glauben sollte, was die Medien verbreiten. Dass er seine Gemeinde hintergangen hätte, ist damit nur noch eine haltlose Behauptung.

Ich hoffe, dass der Vatikan jetzt endlich durchleuchtet, was wirklich in dieser Gemeinde das Problem ist. Der Bischof allein ist es wohl eher nicht.
 
Ich denke wir haben es hier mit zwei vollkommen unterschiedlichen Themen
zu tun. Nämlich mit einem, aufgrund seiner konservativen Einstellung, von
Anfang an unbeliebten Erzbischof. Das limburger Bistum war zuvor eher liberal
geführt und dann wurde diesem ganzen Apparat Tebarzt-van Elst vorgesetzt.
Dies dürfte ungefähr die Wirkung gehabt haben, wie wenn man Kretschmann
durch Seehofer ersetzen würde, aber das Kabinett beibehält. Das dort dann
mit Argusaugen und anscheinend auch mit Hilfe von Intrigen versucht wurde
den Herrn wieder loszuwerden ist menschlich. Mit Sicherheit hat Tebarzt-van Elst
und sein Generalvikar, dessen Rolle in der Affäre ein bisschen zu kurz kommt, auch
einige Steilvorlagen geliefert.

Das Andere ist dann das katholische Finanz-und Finanzierungssystem welches gerade hier in
Deutschland doch ziemlich kompliziert und auch undurchsichtig gehalten wurde,
dies nicht nur von der katholischen Kirche, sondern auch von den Regierungen
unseres Landes. Wer wusste schon, dass Bischöfe vom Staat bezahlt werden
inklusive deren Pensionen und das dies auf Enteignungen vor über 200 Jahren
der Fall ist, welche seit mehr als 100 Jahren als nicht konform mit der Verfassung
betrachtet werden? Hier ist die begonnene Offenlegung durchaus überfällig, aus
welchen Töpfen welche Projekte wie finanziert werden und welche Privilegien
der Kirchen noch zeitgemäss sind.

Gruss
 
Oder wir warten erst mal ab, was sich nun wegen des Meineids ergibt. Hinzu kommt, dass seine Familie wohl massiv bedroht wurde und wird, weswegen man erstmal abwarten will bis die Wogen sich etwas geglättet haben. Innerhalb des Vatikan spricht man aktuell von 2-3 Monaten Rückzug.

Ich glaube allerdings auch, dass der Heilige Vater eigentlich erkannt haben sollte, dass van Elst in dem Bistum nicht mehr viel reissen kann. Dort gehört ein Bischof eingesetzt, der sich gegen das Vikariat durchsetzen kann. Eine Anspielung auf das Thema fand sich ja auch in der heutigen Generalaudienz, wo Papst Franziskus sagte: "Wie sind die Beziehungen in unseren Pfarreien, in unseren Gemeinschaften? Behandeln wir uns wie Brüder und Schwestern? Oder richten wir uns, reden wir schlecht übereinander? Kümmern wir uns nur um unser eigenes Gärtchen oder kümmern wir uns umeinander? Das sind die Fragen der Liebe."
 
Was ist objektiv daran, wenn von Zwangspause und Suspendierung berichtet wird, was nicht den Tatsachen entspricht. Gerüchte in Rom besagen sogar gegenteilig, dass van Elst selbst um eine Auszeit gebeten hat. Angesichts dessen, dass einer seiner engsten Vertrauten vorzeitig zum Generalvikar ernannt wurde, denke auch ich, dass dies eher den Tatsachen entspricht.
 
In Erwartung der Ergebnisse besagter Prüfung und der damit verbundenen Vergewisserung über diesbezügliche Verantwortlichkeiten hält der Heilige Stuhl es für angeraten, S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst eine Zeit außerhalb der Diözese zu gewähren.
Quelle: http://www.tt.com/panorama/gesellsc...sst-luxus-bischof-tebartz-van-elst-im-amt.csp

Damit ist es, zwar höflich aber doch deutlich, eine Zwangspause.
Und zur Suspendierung, mögliche Synonyme dafür sind: Amtsenthebung, Befreiung, Entbindung, Entlassung, Erlass, Kündigung, Rausschmiss
Quelle: Duden | Suspendierung | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Synonyme

Somit ist es zwar hart von einer Suspendierung zu sprechen, aber durchaus nicht fehl am Platz. Vor allem wenn man bedenkt in welchen Kreisen man hier sprachlich unterwegs ist. Da wählt man in der Regel sehr fein geschliffene und wohl formulierte Sätze, man beachte obiges Beispiel. Amtsenhebung ist dann eben die deutliche Übersetzung für den Pöbel, läuft im Endeffekt aber auf dasselbe hinaus.

mfg benediktibk
 
Somit ist es zwar hart von einer Suspendierung zu sprechen, aber durchaus nicht fehl am Platz. Vor allem wenn man bedenkt in welchen Kreisen man hier sprachlich unterwegs ist. Da wählt man in der Regel sehr fein geschliffene und wohl formulierte Sätze, man beachte obiges Beispiel. Amtsenhebung ist dann eben die deutliche Übersetzung für den Pöbel, läuft im Endeffekt aber auf dasselbe hinaus.

Wir bewegen uns hier im Kontext des Kirchenrechts und in diesem Kontext wurde keine Suspendierung ausgesprochen geschweige denn eine Amtsenthebung. Eine Suspendierung ist nach CIC eine Beugestrafe (in einigen Fällen auch eine Tatstrafe), die über Kleriker verhängt wird, wenn diese gegen das Kirchenrecht oder die Regeln des Glaubens verstossen haben. Eine solche Strafe wurde aber nicht verhängt. Genauer gesagt: Bisher wurde noch gar keine Strafe verhängt und somit auch keine Suspendierung oder gar Amtsenthebung. Letztere ist übrigens nur möglich, wenn zuvor eine Verwarnung ausgesprochen wurde oder wenn der Priester öffentlich vom Glauben abgefallen ist. Also beachten wir doch einfach mal die Kreise, in denen man dort unterwegs ist und bedienen uns der dort üblichen Wortwahl.

"Eine Zeit außerhalb der Diözese zu gewähren" bedeutet nichts anderes als dass seine Residenzpflicht zeitweise aufgehoben wurde.

Edit: Die original Pressemeldung gibt's übrigens unter http://press.vatican.va/content/salastampa/de/bollettino/pubblico/2013/10/23/0686/01541.html
 
bit, irgendwie vermisse ich hier deine, sonst so kritische Auseinandersetzung mit Verlautbarungen irgendwelcher Institutionen, gerade, wenn sie so eindeutig sind.
Gerade in diesem Fall achte ich lieber auf das, was ich aus Rom mitbekomme, als auf deutsche Medien, da diese mit viel Halbwissen und sehr viel Polarisierung berichten.

Und was das Vikariat angeht, haben diese die Baukosten nur genehmigt oder haben diese dem Bischof vorgeschrieben, was gebaut werden soll? Denn im ersten Fall entlastet es den Bischof kein Stück, im Gegenteil, dann hat man nur die Deppenanzahl verdoppelt, den einen der sich einen solchen Protz wünscht und den anderen, der den Kram auch noch genehmigt.
Der alte Generalvikar wurde vom Bischof zum Bauherr bestimmt, womit die Verantwortung an diesen abgegeben wurde. Allerdings wäre es Spekulation, wenn man versuchen wollte nun die Rolle des Bischofs dabei rauszuarbeiten. Das soll daher nun eine von Zollitsch eingesetzt Prüfungskommission aufklären. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Kaspar und Tebartz-van Elst vorerst aus dem Bistum fernhalten. Sonst gäbe es vermutlich die nächsten Spekulationen über Beweismittel-Beseitigung oder was auch immer man sich sonst noch ausdenkt.
 
bluez hat gesagt.:
Du hast ja meine Beiträge gar nicht gelesen :( Ich bin enttäuscht :(
Natürlich nicht, die landen automatisch im Spam-Filter...:evil:

Spaß beiseite: Ich habe sie gelesen, sogar kurz nachdem Du sie gepostet hast. Als ich später meinen Beitrag schrieb, habe ich nur noch die neuen Posts gelesen und tatsächlich hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, dass Du die theologischen Aspekte auch schon thematisiert hattest. Von daher: mea culpa...;)

@bitmuncher & Medien
Tebartz-van Elst wird aber auch gerade von Kirchenmännern kritisiert. Selbst Kardinal Meisner, ursprünglich einer der konservativen Unterstützer des Bischofs, hatte sich zuletzt distanziert und behaupet nun ein "differenzierteres Bild" zu haben und das damit für ihn eine "neue Situation" eingetreten sei. Im Kontext seiner kurz zuvor erfolgten Bewertung die Berichterstattung über Tebartz-van Elst sei eine "Verschwörung der Medien", kann man das nur als Distanzierung verstehen. Bezieht der Kardinal und andere interne Kritiker ihre Informationen auch bloss aus der böswilligen, weltlichen Presse?

@Topic
Ich schätze der Papst hat die Suspendierung ausgesprochen, in der Hoffnung das Tebartz-van Elst zur Vernunft kommt und seinen Rücktritt einreicht. Sollte das nicht passieren, könnte die Sache durchaus unterhaltsam werden...:D

In jedem Fall ist der Skandal um die Kosten des Bauprojekts ja nur eins von vielen Problemen des Bischofs. Selbst wenn die Untersuchungskommission ihn entlasteten und die Verantwortung auf viele Schultern verteilen sollte - die Probleme des Bischofs sind damit nicht gelöst!
Es bleibt weiterhin das Problem bestehen, dass viele seiner Untergebenen mit seinem konservativen, autoritären Führungsstil unzufrieden sind. Auch unter den Gläubigen gibt es eine starke Opposition gegen den eigenen Bischof - keine gute Ausgangslage um zerstörtes Vertrauen wieder aufzubauen.
Und vor allem ändert es nichts an der Tatsache das Tebartz-van Elst ein überführter Lügner ist, gegen den ein Verfahren wegen einer eidesstatlichen Falschaussage läuft.

Man muss schon Scheuklappen tragen, wenn man glaubt die Probleme des Bischofs liegen ursächlich in einer einseitigen Berichterstattung der Medien begründet und bestünden nur aus dem Drama um den Neubau. Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass man ihn wieder auf Limburg loslässt - vielleicht kriegt er ja ein nettes Bistum in Hinterwaldhausen oder einen gut dotierten Universitätsposten...:D
 
Update
Jetzt ist es amtlich: Der Papst nimmt den "Rücktritt" des Bischofs an (den dieser natürlich schon im Oktober angeboten hat:rolleyes:) und kündigt an für den Bischof "zu gegebener Zeit" eine anderen Aufgabe zu finden.
Das der Bischof die Amtsgeschäfte nicht wieder aufnehmen wird, ist eigentlich keine große Überraschung mehr, zuletzt waren seine Unterstützer - die zumeist dem Lager konservativer, deutscher Würdenträger entstammten - verdächtig ruhig geworden. Einer dieser Unterstützer war zB Erzbischof Gänswein, der als Privatsekretär zu den Vertrauten des zurückgetretenen Papstes Benedikt zählte und zählt und dem neuen Papst als Präfekt des päpstlichen Hauses dient. Gänswein betonte noch im Dezember in einem Interview das die Deutsche Bischofskonferenz kein Recht habe einen Rücktritt des umstrittenen Bischofs zu forden und solche Äußerungen höchstens "Privatmeinungen" sein. Außerdem betonte er, dass es in Limburg eigentlich um Glaubens- & Richtungsfragen geht, das "laute Geheul um die Ausgaben" sei nur von „Strömungen, die andere Ziele haben als eine Klärung finanzieller Verantwortlichkeiten“ vorgeschoben worden.
Ich denke da hat der Mann nicht ganz unrecht: Ich glaube weiter oben habe ich es schon einmal gesagt, aber die Affäre Tebartz-van Elst ist imho nicht nur ein Streit um Personalie eines umstrittenen Bischofs, sondern ein Ringen zwischen reformwilligen und konservativen Kräften in der katholischen Kirche. Unter Papst Benedikt (der selbst zu den konservativen deutschen Theologen gehörte) wurde Tebartz-van Elst Bischof und während seiner ganzen Karriere hatte er die Unterstützung des Netzwerks konservativer deutscher Theologen inne. So war es der mittlerweile im Ruhestand befindliche Erzbischof & Kardinal Meisner der ihn als Bischof "inthronisierte". Meisner hatte auch nach Bekanntwerden der Affäre zu dem umstrittenen Bischof gehalten und die Vorwürfe als haltlos abgetan ("Da ist nichts") und sprach sogar von einer "medialen Verschwörung". Ähnlich sieht das ein anderer konservativer Unterstützer des Bischofs: Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller, Chef der Glaubenkongregation (auch als Inquisition bekannt) im Vatikan, der gar von "Rufmord" und "Menschenjagd" sprach. Noch Ende Februar feierte er im Petersdom symbolträchtig eine Messe mit Tebartz-van Elst als Konzelebrant an seiner Seite. Müller wusste auch zu berichten das Tebartz-van Elst keine Verfehlungen nachzuweisen wären, die ihm eine Ausübung seines Amtes unmöglich machten. Dafür hatte Müller sich allerdings die Kritik von Erzbischof Zollitsch zugezogen, der Müller gemahnte ohne genaue Kenntnis des Prüfberichts lieber zu schweigen. Zollitsch war bis vor kurzem Erzbischof von Freiburg und Vorsitzender der Bischofkonferenz, ist jedoch aus Altersgründen in den Ruhestand gewechselt.
Wie man sieht hat die Affäre die katholische Kirche nicht nur in Deutschland ganz schön in Atem gehalten (Gänswein & Müller leben ja zB im Vatikan und sind zumindest geographisch nah dran am neuen Papst) und hinter den Kulissen scheint mächtig gerungen worden zu sein. Kaum deuteten z. B. Unterstützer an der Prüfbericht würde Tebartz-van Elst entlasten, ließen Kritiker durchsickern das angeblich Gelder aus einer wohltätigen Stiftung abgezweigt wurden. Es gab ein ewiges hin und her, doch letztendlich bleibt festzustellen: Trotz mächtiger Fürsprecher und der Protektion des Netzwerks konservativer deutscher Würdenträger (aus deren Reihen zuletzt ja sogar ein Papst hervorgegangen war), gelingt es nicht Tebartz-van Elst im Amt zu halten.
Ob zu Unrecht oder nicht: Tebartz-van Elst ist das Gesicht für die Vorstellung von der reichen, protzenden und machthungrigen Kirche geworden - damit steht er für alles, womit der neue Papst Franziskus aufräumen will. Das er jetzt kaltgestellt wurde, könnte also tatsächlich ein Indiz dafür sein, das die Macht der konservativen Kräfte unter Franziskus schwindet.

Quellen & Mehr zum Thema:
Erzbischof Georg Gänswein kritisiert Deutsche Bischofskonferenz | Cicero Online
Kardinal Meisner stärkt Limburger Bischof Tebartz-van Elst | domradio.de
Gerhard Ludwig Müller spricht von 'Rufmord' an Tebartz-van Elst
Kirchen: Zollitsch kritisiert Tebartz-Fürsprecher Müller nach Rückendeckung - Hessen - FOCUS Online - Nachrichten
Tebartz-van Elst wird nicht in Bistum Limburg zurückkehren - Panorama - Süddeutsche.de
 
Zurück
Oben