Schwarz-Gelb: Ein Fazit

Vielleicht hätte Barthles - der übrigens kein unbedeutender Hinterbänkler, sondern der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion ist - zuvor die Modellrechnung des Steuerexperten Frank Hechtner von der Freien Universität Berlin lesen sollen, die zeigt das vor allem die großen Einkommen von den Steuersenkungsplänen profitieren würden. (Näheres zu dieser Modellrechnung findet sich hier: Reformvorhaben der schwarz-gelben Koalition - Geplante Steuersenkung entlastet vor allem Reiche - Politik - sueddeutsche.de Und auch bei SpiegelOnline findet sich hier etwas dazu - inklusive einer übersichtlichen Tabelle.) [...]
Das was du machst, ist eine Milchmädchenrechnung. Wenn man Prozentwerte für alle senkt, können diejenigen, die am meisten einzahlen, absolut gesehen auch am meisten behalten - das liegt in der Natur der Sache. Betrachtet man es jedoch prozentual kommt folgendes heraus:
Bruttogehalt 1.000 Euro monatlicher Vorteil: 46,15%
Bruttogehalt 16.000 Euro monatlicher Vorteil: 0,48%
 
xrayn hat gesagt.:
Das was du machst, ist eine Milchmädchenrechnung.
Zuviel der Ehre - die Rechnung stammt nicht von mir, sondern von Dr. Frank Hechtner, vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Freien Universität Berlin, mit den Schwerpunkten:

  • Ökonomische Wirkung von Steuersenkungen
  • Steuerkonzepte der CDU/CSU und der FDP
  • Steuerflucht
  • Vermeidung der Steuerflucht durch das Steuerhinterziehungsbekämpfungsgesetz
  • Debatte um den Solidaritätszuschlag
;)
 
Das was du machst, ist eine Milchmädchenrechnung. Wenn man Prozentwerte für alle senkt, können diejenigen, die am meisten einzahlen, absolut gesehen auch am meisten behalten - das liegt in der Natur der Sache. Betrachtet man es jedoch prozentual kommt folgendes heraus:
Bruttogehalt 1.000 Euro monatlicher Vorteil: 46,15%
Bruttogehalt 16.000 Euro monatlicher Vorteil: 0,48%

Ich mag auch Zahlenspiele.
Nehmen wir als Basis den zum Leben ausreichenden Hartzsatz :wink:
so ist der Steuervorteil für
Bruttogehalt 1000€ 1,6483% des Hartzsatzes
Bruttogehalt 16000€ 11,2637% des Hartzsatzes
ab 30000€ stolze 21,7% und dies bei einem Einkommen das bereits dem 50 fachen
des zum Leben notwendigen entspricht.

Gruss
 
und dies bei einem Einkommen das bereits dem 50 fachen
des zum Leben notwendigen entspricht.

1. HartIV ist Netto.
2. HartIV-Empfänger zahlen keine Umsatz/Einkommenssteuer, keine RV, keine SV, keine KV.
3. Der HartIV-Satz beschränkt sich nicht nur auf das ausgezahlte Geld, sondern umfasst auch zusätzlich Miete, Strom, Gas, Wasser, GEZ und diverse Sachleistungen wie Möbel etc.. In der Summe ergibt das im Durchschnitt 1200-1500 Euro pro HartzIV-Empfänger + KV.
4. Es kommt darauf an wieviele Leute von diesem Einkommen leben müssen. Verdient nämlich ein Mitglied der Familie soviel Geld, haben alle anderen keinen Anspruch mehr auf HartzIV. Leben von dem Einkommen also 5 Leute, ist es nur noch das 10-fache.

Nächste Milchmädchenrechnung...
Ein Facharbeiter verdient ca. 3500 Euro Brutto im Monat, also knapp 2100 Netto. Davon ernährt er seine Freundin + 1 Kind. Seine Freundin hat keinen Anspruch auf HartzIV aufgrund seines Verdienstes und der Regelung für sogenannte Bedarfsgemeinschaften. Würde er HartzIV beziehen, hätte sie diesen Anspruch und sie würden zusammen 2400-3000 Euro Netto "verdienen" + zusätzliches Geld für das Kind. Eine Entlastung des Mittelstands ist da ja wohl mehr als angebracht, wenn Familien aus Transferleistungsempfänger mehr Geld bekommen als man durch einen Job als Facharbeiter verdienen kann.
 
Ich nahm für die Berechnung den offiziellen Hartz4 Regelsatz für einen alleinstehenden
Erwachsenen 364 €, übrigens ist dort inzwischen bis auf Heizkosten und Wohnung
alles drin. Von der GEZ kann man sich befreien lassen.
Steuer hatte ich bereits abgezogen, KV, RV und SV hab ich unterschlagen :P
dafür hat man ja bei dem Einkommen Abschreibungsmöglichkeiten, zudem habe ich
ausdrücklich vom Lebensnotwendigen gesprochen und die zahlt der mit 1000€ auch.

Wie du mit einem 3 Personenhaushalt auf 2400-3000 € an Transferleistungen kommen
willst musst du mir erklären. Bei 983€ mit erwachsenem Kind müssten dir über
1400 € für Wohnung und Heizung bewilligt werden. Was in den meisten Städten
als unangemessen gelten dürfte.

Hartz 4 Regelsatz & Mehrbedarf bei Hartz IV | Regelbedarf

Gruss
 
Zuletzt bearbeitet:
3 Personen = 75qm Wohnraum a 6 Euro/qm = 450 Euro Kaltmiete
Auszahlungsbetrag 3 Personen a 364 Euro = 1092 Euro
KV = 125 Euro pro Person = 375 Euro
RV = 205 Euro pro Person = 615 Euro
Fahrkosten = in Berlin z.B. 74 Euro für Erwachsene, 22,40 für Schüler = 170,40 Euro
Gesamt: 2702,40 Euro (je nach Alter des Kindes auch 100-150 Euro weniger)
Zusätzlich: Heizkosten, Wasser, Müllentsorgung und sonstige Nebenkosten der Wohnung werden in tatsächlicher Höhe übernommen. Das sind im bundesweiten Durchschnitt 2,16 Euro/qm = 162 Euro bei 75qm.
Möbel, defekte Haushaltsgeräte u.ä. werden ersetzt, wenn sie unbenutzbar geworden sind.
Bildungspaket finanziert Nachhilfeunterricht (ca. 15 Euro pro Stunde).
140 Euro Kinderzuschlag pro Monat sind bis zu 3 Jahre möglich.

Du siehst also, dass wir da von 983 Euro weit entfernt sind. Der Facharbeiter könnte zu Hause bleiben und würde ziemlich genau das gleiche Geld für die Familie zur Verfügung haben, sogar mehr, da er die Versicherung für seine Freundin nicht mehr zahlen müsste und selbst geringere Versicherungsanteile hätte.
 
Regelleistung für volljährige Partner innerhalb einer Bedarfsgemeinschaft. 328€

Regelleistung für Personen unter 25 Jahren im Haushalt der Eltern. 291€

6-13 251€

darunter 215€
Maximal für den angenommenen Fall 983€

Möbel, Haushaltsgeräte ca. 7%

Diese sind im Regelsatz drin.

Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung entfällt

Ab Januar 2011 werden für Bezieher von Leistungen nach dem SGB II keine Pflichtbeiträge oder Zuschüsse zur gesetzlichen Rentenversicherung mehr abgeführt.

Die ganzen Krankenversicherungssache auseinander zu pflügen hab ich ehrlich gesagt
jetzt keine Lust.

Wer bekommt den Kinderzuschlag?

Der Kinderzuschlag wird an Familien und Alleinerziehende gezahlt, deren Einkommen das sogenannte Mindesteinkommen (Bruttoeinkommen) von 600 Euro für Alleinerziehende und 900 Euro für Familien übersteigt. Liegt das Einkommen unter dieser Schwelle, besteht in der Regel Anspruch auf Arbeitslosengeld II.

Dafür musst du arbeiten!

Nachhilfe gibt es nur bei gefährdeter Versetzung.
Das Fahrtkosten ohne tatsächlich nachgewiesenen Bedarf (Bewerbung, langer Schulweg...)
übernommen werden ist wohl in Berlin ziemlich einmalig.

Übrigens sind bei 2100 Netto aus 3500 Brutto KV, SV und RV bereits bezahlt, Warum rechnest du
dies dem Hartz4 Empfänger überhaupt als Einkommen an?

Gruss
 
Übrigens sind bei 2100 Netto aus 3500 Brutto KV, SV und RV bereits bezahlt, Warum rechnest du
dies dem Hartz4 Empfänger überhaupt als Einkommen an?

Weil der Facharbeiter diese für seine Partnerin aus eigener Tasche zu zahlen hat und dabei nicht mit dem Mindestsatz von 330 Euro davonkommt, sondern als Bemessungsgrenze das Einkommen des Haushalts also sein Gehalt genommen wird.
 
Es war lediglich ein Rechenbeispiel. Eine Hochzeit kann sich der Facharbeiter auch kaum leisten, da am Monatsende nichts übrig bleibt, was er für die notwendigen Gebühren (Prüfung der Ehefähigkeit, Abstammungsurkunde, beglaubigte Abschrift aus dem Familienbuch, Meldebescheinigung etc.) aufbringen könnte. Da kommen auch mal locker 100-200 Euro pro Person zusammen.

Edit: Im übrigen sagt es schon eine ganze Menge über unsere Gesellschaft aus, wenn jemandem geraten wird zu heiraten nur damit er finanzielle Vorteile daraus gewinnt und wenn ein Facharbeiter heiraten muss um nicht weniger Geld zu haben als Transferleistungsempfänger. Es gab mal Zeiten da konnte ein Mann in der Position eines Facharbeiters problemlos eine mehrköpfige Familie ernähren und sich dabei auch noch einen kleinen Wohlstand schaffen. :rolleyes:
 
Sorry, ich werde natürlich niemandem eine Hochzeit empfehlen, ich weiss ja
was eine Scheidung kostet, aber deine Rechnung ist nicht nur eine Milchmädchenrechnung,
sondern dermassen mit Fehlern und Gerüchten gespickt, dass dein Vorname Guido
sein könnte :P

Gruss
 
Ok, hast Recht, ich bin da evtl. nicht mehr auf dem neuesten Stand. Bis vor einiger Zeit war es z.B. noch möglich Möbel zu beantragen. Der Bedarf wurde dann durch Sachbearbeiter geprüft, die entsprechend zu einem nach Hause kamen. Das war noch bis vor ca. 2 Jahren so, wie ich aus meinem persönlichen Freundeskreis weiss. Mag sein, dass dies mittlerweile auf Erstbedarf reduziert wurde. Würde mich bei diesem (A)Sozialsystem jedenfalls kaum wundern.

Hab mir auch gerade nochmal die Leistungen des sogenannten Bildungspaket 2011 angeschaut. Da ist zwar Nachhilfe nur für Versetzungsgefährdete drin, dafür aber die Finanzierung von Tagesausflügen, Kosten für Lernmittel (Stifte, Hefte, Bücher etc.), Schulspeisung und Vereinsmitgliedschaften und/oder Musikschulen u.ä.. Mehrtägige Klassenfahrten wurden ja schon immer übernommen und werden es wohl auch weiterhin. Auch das sind nicht gerade unbeträchtliche Ausgaben. Da kommen für 60 Minuten Musikschule mal schnell 25-35 Euro zusammen. Bei wöchentlich 1h Unterricht sind das 100-140 Euro im Monat. Fussballvereinsmitgliedschaften kosten knapp 10 Euro im Monat, was lächerlich erscheint, was aber auch nur daran liegt, dass die Trainer zumeist ehrenamtlich arbeiten und die Spielfelder von grossen Vereinen zur Verfügung gestellt werden. Anders sieht es dann z.B. beim Judo-Unterricht aus. Da fallen mal schnell bis zu 50 Euro pro Kurs an (2 Tage, 1-2 Stunden). Auch die Schulspeisung ist nicht gerade billig. In Berlin liegen die Kosten dafür je nach Schule zwischen 1,60 Euro und 4,20 Euro pro Mittagessen, also zwischen 32 Euro und 84 Euro pro Monat. Was Schreibmaterialien und Bücher kosten, wissen die meisten vermutlich selbst.

Ausserdem sind Fahrkosten in Berlin keineswegs so selten bei den Erstattungskosten. Allein das Erreichen der Ämter erfordert zumeist Fahrkosten da 5-10 S/U-Bahn-Haltestellen zu überbrücken sind. Sofern man nicht gerade in den Randbezirken lebt, fallen auch bei Schulwegen zumeist Fahrkosten an.

Das sind also alles Kosten, die der Alleinverdiener selbst heben muss, während sie bei HartzIV erstattet werden. Versteh mich bitte nicht falsch, ich finde es absolut ok und sogar notwendig, dass solche Kosten erstattet werden. Worauf ich hinaus will ist die Tatsache, dass für den Mittelstand auf jeden Fall eine steuerliche Entlastung notwendig ist, da sich Arbeit tatsächlich nicht mehr lohnt. Zu D-Mark-Zeiten konnte ein Facharbeiter problemlos eine Familie ernähren und über Jahrhunderte hinweg war es völlig normal, dass der Mann der Familie diese ernährt hat. Heutzutage ist dies kaum noch möglich und so werden auch die Mütter in die Arbeit gezwungen, worunter zumeist die Kinder leiden. Ich bin selbst in der DDR aufgewachsen und wenn ich nach Hause kam, war niemand zu Hause und meine Eltern habe ich im Normalfall nur abends für ein paar Stunden gesehen, was dazu führte, dass diese nichtmal annähernd wussten welche Freunde ich hatte oder was ich in meiner Freizeit tat. So stellte sich schnell eine gewisse Entfremdung gegenüber der eigenen Familie ein. Das ist eine Entwicklung, die ich für gefährlich halte, denn es zerstört den Halt in der Familie, den Kinder dort eigentlich haben sollten. Es führte z.B. bei mir dazu, dass ich gleich nach der Wende mit den radikalisierten Szenen (erst die Rechtsextremen, später dann die linksextremen) in Kontakt kam, ohne dass meine Eltern davon etwas mitbekommen haben.

Ich bin auch durchaus froh, dass meine Freundin die klassische Rollenverteilung noch annimmt und lieber für unseren Kleinen da ist als ihn in irgendeine Kita zu stecken nur damit sie sich um ihre Karriere kümmern kann. Ich bin allerdings auch in der glücklichen Situation so viel zu verdienen, dass wir uns einen bescheidenen Luxus leisten können. Dafür muss ich allerdings recht viel arbeiten, was wiederum dazu führt, dass ich wenig Zeit für meinen Sohn habe und das bedaure ich zuweilen sehr. Ich hätte gern mehr Zeit für ihn.

Unter der jetzigen Regierung wird leider gefördert, was Familien zerstört. Zu Zeiten der D-Mark hätte ich ganz normal 8h am Tag arbeiten können und hätte ziemlich den gleichen "Wohlstand" gehabt. Deswegen auch meine Signatur: Der Ring uns zu Knechten besteht aus 12 Sternen auf blauem Grund. Ich sehe das Problem nicht einmal primär in unserer Regierung, sondern in der EU mit ihrem Euro. Allerdings wird diese durch die schwarz-gelbe Regierung forciert und gefördert anstatt endlich mal einen klaren Schnitt zu machen und aus der Währungsunion auszutreten. Das würde sowohl dem Sozialsystem als auch den Familien finanziell zugute kommen und damit die ganze Gesellschaft entlasten. Deutschland hat nunmal eine starke Wirtschaft und entsprechend stark wäre auch seine Währung, wenn sie unabhängig vom restlichen EU-Raum wäre. Ist es verwunderlich, dass immer mehr Kinder und Jugendliche kriminell werden, wenn beide Elternteile ihrer Aufsichtspflicht nicht mehr nachkommen können, da sie von morgens bis abends auf der Arbeit sind? Ist es verwunderlich, dass Kinder und Jugendliche sich Bestätigung durch Gewalt suchen, wenn sie Bestätigung zu Hause nicht mehr bekommen können, weil dort niemand ist, der an ihrem Leben teilnimmt? Ich glaube nicht. Wir erleben hier eine Entwicklung, die es zu den Endzeiten der DDR bereits einmal gab. Auch da ging die Jugendkriminalität sprunghaft nach oben und wurde lediglich noch durch die FDJ etwas abgemildert, weil man ihnen dort Beschäftigung bot. Aber gerade bei der Förderung von Vereinen, Jugendzentren und sonstigen Freizeitangeboten wird ja momentan zu allererst gespart.

Berlin hat z.B. mit dem FEZ ein ziemlich geniales Freizeitzentrum mit Eisbahn, Schwimmhalle, Spielräumen, Plauderecken etc.. Da ist für jede Altersgruppe von 1 bis 99 Jahre etwas dabei. Es ist aber nur in den Ferien geöffnet, weil die Stadt mehr nicht finanzieren kann. Das Geld steckt man lieber in Polizeischutz für Staatsbesuche und Gala-Veranstaltungen. Der dort existierende Schachclub wurde schon vor langer Zeit geschlossen bzw. auf gemeinnützige (selbstfinanzierte) Schachvereine verteilt. Ich hab dort selbst einmal gespielt und konnte dadurch die Erfahrung machen mal gegen einen Meister zu spielen, der gegen ein Dutzend anderer Schüler gleichzeitig gespielt hat. Eine Erfahrung, die mich in gewissen Teilen sehr geprägt hat (ich wollte immer so gut werden wie er). Schwimmunterricht ist aufgrund dieser unmöglichen Öffnungszeiten nicht mehr drin. Krabbelgruppen für die Kleinen müssen auf selbst finanzierte Kinder-Cafes ausweichen, wo keine professionelle Elternberatung mehr stattfinden kann. Es wurde damit ein riesiges Freizeitangebot also mal kurzerhand auf die Ferien begrenzt. Und was machen die Kids in der Schulzeit am Nachmittag? Wo bekommen sie noch Bestätigung, wenn ihnen selbst solche Möglichkeiten genommen werden und die Familie auch nicht mehr das Fangnetz bilden kann?

An alle dem ist nicht zuletzt unsere Regierung Schuld, die prinzipiell lieber bei den kleinen Leuten spart als konsequent zu sagen: "Wir sorgen dafür, dass man unsere Gesellschaft nicht kaputt macht." Da kriechen sie lieber der EU in den A... und finanzieren Pleiteländer und Banken.
 
Du bist leider immer noch nicht auf dem Laufenden.
Vereinsmitgliedschaft oder Musikunterricht werden mit 10€ im Monat gesponsert,
egal wie die tatsächlichen Kosten sind. Beim Essen muss auch 1€ Selbstkostenbeitrag
bezahlt werden und vielerorts wird schon gar kein System angeboten wo du die
Kosten dem Amt gegenüber nachweisen könntest.
Ja, Tagesausflüge werden bezahlt, du kannst dann das Kind oder dich selber mit dem
Antrag auf das Rektorrat schicken und dir Stempel und Unterschrift abholen.
Aus Erfahrung aus meiner Tätigkeit als Elternbeirat weiss ich, dass viele schon
für das Schullandheim zu Stolz sind diesen Weg zu gehen.
Ich persönlich bin ja der Meinung, dass diese Dinge wie auch Nachhilfe für alle von
der Schule getragen und organisiert werden sollte.
Aus diesen Gründen müssen Millionen für Werbebroschüren ausgegeben werden, weil
das Bildungspaket nicht genutzt wird. Nur unter diesen Vorraussetzungen kann
man das Geld auch verbrennen.

Aber das Problem liegt ja weniger daran was ein SGBII-Empfänger bekommt oder nicht,
sondern daran wie diese Ausgaben finanziert und verwaltet werden und an dem
Irrglauben, dass Geld arbeiten würde. Deshalb ist es für einen Durchschnittsverdiener
nicht mehr möglich eine Familie sorgenlos zu versorgen.

Gruss
 
bitmuncher hat gesagt.:
An alle dem ist nicht zuletzt unsere Regierung Schuld, die prinzipiell lieber bei den kleinen Leuten spart als konsequent zu sagen: "Wir sorgen dafür, dass man unsere Gesellschaft nicht kaputt macht."
FullACK! Allerdings trifft das prinzipiell auf (fast) jede Regierung zu, ganz besonders aber natürlich auf konservative Regierungen - bei denen gehört das praktisch zur Tradition. Das kann man ja gerade auch wieder auf internationaler Ebene beobachten: In den USA regieren die Konservativen zwar gerade nicht, aber die erz-konservativen Tea-Party Hardliner haben in der Schuldenkrise erfolgreich jeden brauchbaren Kompromiss boykottiert. Mit dem Ergebnis das der Staat nicht versucht dem gigantischen Schuldenberg mit Mehreinnahmen entgegenzuwirken, z. B. durch die vielzitierte Steuererhöhung für "Superreiche", sondern lieber lieber bei den Ausgaben spart - genau gesagt vor allem auf Kosten von alten, kranken & armen Menschen. In der typisch amerikanischen religiös-dramatischen Sprache bezeichnet ein demokratischer Abgeordneter das Sparpaket als "Sandwich des Teufels":
Die Sozialkürzungen empören den linken Flügel von Obamas Partei. "Dies ist ein Sandwich des Teufels", wetterte am Dienstag der Abgeordnete Emanuel Cleaver, der Vorsitzende aller afro-amerikanischen Kongressmitglieder, "denn in diesem Sandwich findet sich nichts, was die Armen, die Witwen oder die Kinder schützt."
Quelle: USA: Sparpaket empört Anhänger Obamas - "Das ist ein Sandwich des Teufels" - Politik - sueddeutsche.de

Ein weiteres Beispiel ist Israel, hier hat die Politik der konservativen Regierung für die Entstehung eines Manchester-Kapitalismus übelster Ausprägung gesorgt - mit dem Ergebnis das selbst gut ausgebildete junge Leute mit guten Jobs die Wuchermieten & die horrenden Lebenskosten kaum noch bezahlen können (von den armen Bürgern reden wir besser gar nicht erst). Jetzt protestieren Hunderttausende für mehr soziale Gerechtigkeit:
Während sich die vor zwei Wochen begonnenen Proteste zunächst vor allem gegen die extrem hohen Mieten in Israel richteten, fordern die Menschen inzwischen ganz allgemein mehr soziale Gerechtigkeit. Der Staat solle für erschwinglichen Wohnraum sowie eine bezahlbare Gesundheitsversorgung und Ausbildung sorgen, lauteten die Hauptforderungen.
Früher war es um die Gerechtigkeit und die Sozialleistungen in Israel wohl besser bestellt:
Diese Leistungen waren vom konservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu abgebaut worden, der auf die Kräfte des Marktes setzt.
Quelle: Israel - Demonstrationen gegen Netanjahus Politik - Politik - sueddeutsche.de

end4win hat gesagt.:
Aus diesen Gründen müssen Millionen für Werbebroschüren ausgegeben werden, weil
das Bildungspaket nicht genutzt wird.
Ganz zu schweigen davon das "Bildungspaket" ein irreführender Name ist. Ursprünglich beschlossen wurde das "Bildungspaket" ja als Antwort auf ein Urteil des Verfassungsgerichts, welches besagte das die Hartz IV Regelsätze transparenter berechnet werden müssen und das speziell der Regelsatz für Kinder viel zu niedrig sei. Daraufhin entschied Zensursula das man den Eltern der Kinder besser nicht mehr Geld in die Hand geben sollte, sondern lieber ein "Gutschein-System" einführen sollte - weil arme Eltern weder wissen was das beste für ihre Kinder ist, noch zusätzliches Geld zum Wohle der eigenen Kinder ausgeben würden. Und dann sieht dieses "Bildungspaket" auch noch vor allem finanzielle Beihilfen für die Mitgliedschaft in Sportvereinen oder für Musikunterricht vor...:rolleyes:
Als das Bildungspaket in Kraft trat, war in der "Aktuellen Stunde" auf WDR3 ein Gesamtschuldirektor zu Gast, der sich sehr verärgert über die Folgen des "Bildungspakets" zeigte. So berichtete er z. B. von einer Initative die Kindern aus sozial schwachen Familien kostenlosen Nachhilfe- & Förderunterricht durch Lehrer & Studenten ermöglichte - finanziert wurde diese Initiative durch öffentliche Gelder, die jetzt in das "Bildungspaket" fließen. Die Möglichkeit der Nachhilfe wenn die Versetzung gefährdet ist, kommentierte er mit "Dann ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen". Anstatt also die schulische Bildung und somit die Chancengleichheit von Kindern aus Hartz IV Familien zu fördern, hat das "Bildungspaket" sogar bereits existierende Initiativen mit diesem Ziel das Genick gebrochen. Entweder ist Zensursula völlig unfähig oder es besteht gar kein Interesse daran die schulische Bildung und somit auch die Chancen auf einen sozialen Aufstieg von Hartz IV Kindern zu verbessern. Und dann hat Frau von der Leyen auch noch die Frechheit sich jede Kritik von UN und EU, die genau diese Mißstände in DE immer wieder bemängeln, zu verbieten...X(

Aber um auch noch was zum eigentlichen Thema zu sagen: Nachdem mit Kurt Biedenkopf, Volker Rühe und Erwin Teufel bislang vor allem die alte Garde der CDU, also die die nichts mehr zu verlieren haben, ihrem Ärger über Parteiführung Luft gemacht haben, stimmen nun auch jüngere Mitglieder in den Chor der Kritiker ein. So sagte z. B. gerade Philipp Mißfelder, Chef der Jungen Union:
An der Basis gebe es "ein nicht geringes Maß an Frustration", sagte Mißfelder den Dortmunder Ruhr Nachrichten. "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem sich zahlreiche Mitglieder zurückziehen und aus den Debatten heraushalten."
Quelle: CDU-Richtungsdebatte - "Teufel spricht vielen aus dem Herzen" - Politik - sueddeutsche.de

Zusätzlich zur Steuersenkungsdebatte entsteht in der CDU gerade ein richtiger Richtungsstreit. Und als wenn das noch nicht genug wäre bringt CSU-Chef Seehofer mit der PKW-Maut und dem bayrischen Beharren am dreigliedrigen Schulsystem neue, bzw. bereits tot geglaubte, Streitthemen aufs politische Parkett...
Daher mein Tipp: Fangt schon einmal an Popcorn zu bunkern, das dürfte ein überaus unterhaltsamer Herbst werden - selbst nach Maßstäben dieser Karikatur einer Regierung...:D
 
Bei der Union stehen die Zeichen zusehends auf Sturm - der, nach Erwin Teufels heftiger Kritik an der Parteiführung, aufgeflammte Richtungsstreit ist voll entbrannt. Und immer offener lehnen sich die Parteibasis und die Landesverbände gegen die Führungsspitze der Partei auf. So berichtete die FAZ kürzlich unter dem vielsagenden Titel Unmut in der Union: In der CDU rumort es über eine Art Mini-Meuterei: Hintergrund ist der für November geplante Bundesparteitag der Union, auf dem - nach den Willen Merkels & der Parteispitze - die Bildungspolitik im Mittelpunkt stehen sollte. Der Vorstand der CDU hatte dazu bereits ein Papier vorgelegt das unter anderem, gegen den Widerstand vieler Landesverbände, die Abschaffung der Hauptschule vorsieht - nach dem aufgeflammten Richtungsstreit prognostizierten CDU-Größen das auf diesem Parteitag ganz andere Themen in den Mittelpunkt rücken könnten:
Unter führenden CDU-Politikern gibt es Prognosen und Forderungen, Fragen der Bildungspolitik würden nicht Schwerpunkt des CDU-Bundesparteitages im November bleiben, wie dies bisher die Planungen der CDU-Spitze war.
[...]
Andere Themen würden in den Mittelpunkt der Parteitagsberatungen gelangen, wurde von Führungspolitikern vorausgesagt. Es wurde auf die anhaltende Debatte über den Kurs der Partei und auf die Unzufriedenheiten mit der Arbeit der Parteispitze hingewiesen. Auch die Maßnahmen der Bundesregierung zur Stabilisierung des Euro und deren öffentliche Kommunikation könnten dazu zählen.
Debatten über den Kurs der Partei? Unzufriedenheit mit der Arbeit der Parteispitze? Das leidige Thema Euro-Rettung? Das sind Themen die Angela Merkel nicht gefallen können und die darauf hin deuten das der Union ein heißer Herbst bevorsteht. Manche sehen in der Kritik gar erste Anzeichen eines organisierten Widerstands gegen Merkel:
In der CDU beginnen die Unzufriedenen, ihre Kritik in Papieren zusammenzufassen.
[...]
Manche in der CDU vermuten, in den kritischen Stellungnahmen der vergangenen Tage sei eine konzertierte Aktion zu sehen.
Die Reaktion der Merkel-Getreuen ließ natürlich nicht lange auf sich warten, so forderte Volker Kauder umgehend die Kritik müsse "in der Familie bleiben" - Kritiker werteten das aber eher als Versuch sie mundtot zu machen. Ruprecht Polenz konterte Kauders Forderung umgehend im Tagesspiegel:
Die CDU sollte sich trauen, auch öffentlich zu streiten, um so deutlich zu machen, dass wir um die richtigen Antworten ringen. Solche Diskussionen dürfen nicht abgewürgt werden.
Schweigen und abgewürgte Debatten, bzw. mangelnde Diskussionskultur scheinen ein nicht unerhebliches Problem der Union in diesen Tagen zu sein. So rügte z. B. kein geringerer als Bundespräsident & CDU-Politiker Christian Wulff höchstpersönlich das es nicht einmal zum Ausstieg vom Ausstieg, der wohl abruptesten & radikalsten Kehrtwende einer Partei in Deutschland, einen Parteitag gegeben hatte. Hier lobte Wulff ausdrücklich die Grünen (die hatten dazu einen Parteitag) und kritisierte die Union mit den Worten:
"Es hätte auch denen gut angestanden, zu einer solchen fundamentalen Richtungsveränderung der deutschen Politik einen Parteitag einzuberufen, die diese Veränderung jetzt vollziehen und noch vor Monaten eine andere Entscheidung - auf einem Parteitag - getroffen haben"
Ähnlich sieht es mit der Abschaffung der Wehrpflicht oder, ganz aktuell, der Abschaffung der Hauptschule aus - all diese überraschenden Kehrtwenden wurden der Union ohne große Diskussionen von "oben" aufgezwungen. Auch diese Kritik des CDU-Bundestagsabgeordneten Dörflinger schlägt in die selbe Kerbe:
Der baden-württembergische CDU-Bundestagsabgeordnete Dörflinger etwa bemängelte: „Nach den Bundestagswahlen 2005 und 2009 haben Wahlanalysen innerhalb der CDU praktisch nicht stattgefunden. Auch die Wahlniederlagen bei den Landtagswahlen in Bremen und Baden-Württemberg Anfang 2011 wurden in den Partei- und Fraktionsgremien nicht diskutiert.“
Nicht umsonst erinnerte Erwin Teufel daran das schwarz-gelb die Wahlen zwar gewonnen hatte, die Union mit 33, 8 Prozent aber das schlechteste Ergebnis seit '49 erzielt hatte. Und damals war Merkel im Volk sehr populär, gut 70% der Bürger bescheinigten ihr eine gute Arbeit als Bundeskanzlerin in der großen Koalition - mittlerweile sehen das nur noch 45% der Bürger so. Im direkten Vergleich würde Merkel gleich gegen zwei SPD Kandidaten verlieren. Und laut dem ARD-Deutschlandtrend ist die Union auf 32% abgerutscht - während rot-grün mit 51% (SPD=28%, Grüne=23%) so stark wie zuletzt vor zehn Jahren geworden ist.
Auch diese Zahlen tragen natürlich dazu bei Merkels Position zu schwächen und den Richtungsstreit zu verschärfen. Trotz Volker Kauders jüngster Forderung die "Nabelschau" endlich zu beenden, fordern manche Unions-Politker bereits den Parteitag vorzuziehen. Andere fordern gar einen „Grundsatzparteitag über Programm und Profil der Union“:
„Es ist höchste Zeit, dass wir unsere Erwartungen an die programmatische Erkennbarkeit der CDU klar und offen an die Bundesvorsitzende und den Generalsekretär herantragen“, sagte Wagner der „Bild“-Zeitung. Wagner lobte den früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel ausdrücklich für seine Kritik am Kurs der CDU unter Angela Merkel: „Die Kritik von Erwin Teufel spricht mir aus der Seele und ist alles andere als eine Einzelmeinung – es ist eine riesige Grundströmung von altgedienten Mitgliedern bis zur Jungen Union.“
All das führt dazu, dass sogar die konservative FAZ zu dem Schluß kommt das die Partei "unübersehbar auf einen Abgrund zutaumelt". Und auch einen Grund bietet die FAZ gleich an - mangelnden Idealismus:
Teufel beschrieb, wie er vor 55 Jahren aus Idealismus in die Union ging. Heute gehen junge Leute in die Union, um Karriere zu machen. Es ist kein Wunder, wenn sie dann später, älter geworden und womöglich am Ziel ihrer Träume, keine Prinzipien haben.
Innerhalb der CDU besteht scheinbar viel Klärungsbedarf, der sich derzeit in einem heftigen Richtungsstreit äußert. Doch das ist längst nicht das einzige Problem von Merkel - denn da wäre noch die CSU. Seehofer hat bereits angekündigt sich stärker von der Schwesterpartei abgrenzen zu wollen und in der Bildungspolitik fährt die CSU gerade einen Konfrontationskurs zur Merkels Politik:
"Der Antrag hat den entscheidenden Fehler, dass er das zweigliedrige Schulsystem zum Leitbild erhebt", sagt der CSU-Bildungspolitiker Albert Rupprecht im SPIEGEL. "Das ist ein Irrweg." Ähnlich äußert sich der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). "Man kann nicht den Mangel an Facharbeitern beklagen und dann die Hauptschule, die auf diese Berufe vorbereitet, abschaffen."
Auch die PKW-Maut, Seehofers neues Lieblingsthema, ist ein direkter Angriff auf Merkel - und auf die FDP:
Der Streit über eine mögliche Pkw- Maut für deutsche Autobahnen verschärft sich. CSU-Chef Horst Seehofer attackierte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU), nachdem dieser den Plänen eine deutliche Absage erteilt hatte. "So wie Herr Kauder darauf geantwortet hat, können wir in Deutschland keine Politik betreiben", empörte sich Seehofer am Sonntag in der ARD.

Kauder hatte am Wochenende die ablehnende Haltung der CDU beim Thema Pkw-Maut bekräftigt. "Die Bundeskanzlerin hat gesagt, dass es in dieser Legislaturperiode keine Maut geben wird. Dabei bleibt es", sagte er der "Welt am Sonntag". Kanzlerin Angela Merkel hatte Ende Juli betont: "Zu meinen Projekten gehört sie nicht." Der Koalitionsvertrag von Union und FDP sieht eine Autobahngebühr auch nicht vor. Dennoch will die CSU ihr Ziel hartnäckig weiterverfolgen und den Widerstand in der Schwesterpartei brechen. "Wir werden dies ganz, ganz nachhaltig in die Koalition einbringen und auch auf unserem Parteitag Anfang Oktober einen ganz konkreten Beschluss fassen", sagte Seehofer im "Bericht aus Berlin".
Das die FDP, die immer noch unter 5% vor sich hin dümpelt, gegen die PKW-Maut ist, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Wer allerdings in letzter Zeit die Meldungen aus der Wirtschaft - wie z. B. die mögliche Ausweitung des Euro-Rettungsschirms, die Herabstufung der USA, das Einbrechen der Aktienkurse, die Abschwächung der weltweiten Konjunktur, etc. - verfolgt hat, kann sich an einer Hand ausrechnen, dass die von den schwarz-gelben Parteichefs beschlossene Steuersenkung längst nicht in trockenen Tüchern ist. Bei der FDP liegen bei ihrem einzigen Thema die Nerven ohnehin blank, auch hier schlummert vermutlich noch viel Konfliktpotential - vor allem da viele Unionspolitker & Ministerpräsidenten nach wie vor gegen die Steuersenkung sind...
Mein Fazit: Richtungsstreit & Grabenkämpfe in der CDU, Konfrontationskurs der CSU gegen die CDU, die FDP mit dem Rücken zur Wand & allein gegen alle - mitten in der Sommerpause präsentiert sich die Regierungskoalition so zerrüttet wie nie zuvor...:rolleyes:
 
Und die Koalition hat ein schon wieder ein neues Streitthema: Deutschland und die Schweiz haben sich ja gerade auf ein Abkommen bezüglich der Schwarzgeldkonten von deutschen Steuerflüchtlingen geeinigt und noch bevor die Tinte auf diesem Abkommen getrocknet ist, streiten FDP und Union über die Verwendung der zu erwartenden "Nachzahlung"...:rolleyes:
Die FDP möchte das Geld, wenig überraschend, zur Finanzierung der versprochenen Steuersenkung nutzen, die Union möchte mit dem Geld den Defizitabbau beschleunigen: Finanzpolitik: Koalition zankt um Steuermilliarden aus der Schweiz - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Wobei vor kurzem ja sogar ein FDP-Politiker das Wort Steuererhöhung in den Mund genommen hat - um damit die PKW-Maut zu verhindern. Die PKW-Maut ist ja das Thema über das sich die CSU mit der CDU und der FDP streitet.
Quelle: Maut-Streit in der Koalition - FDP-Minister will Pkw-Maut mit Steuererhöhung verhindern - Politik - sueddeutsche.de
All das Gestreite mit der Union brachte gerade auch erst eine FDP-Abgeordnete dazu offen über das Ende der Koalition zu spekulieren:
So offen hat noch kein Mitglied der Koalitionsfraktionen ein vorzeitiges Ende des Bündnisses mit der Union ins Spiel gebracht. In einer Talkrunde des lokalen TV-Senders Hamburg 1 äußerte die Hamburger FDP-Bundestagsabgeordnete Sylvia Canel große Sympathien für einen Bruch der Koalition.

Auf die Frage, ob die FDP sich dadurch eine bessere Ausgangsposition für die anstehenden Landtagswahlen und die nächste Bundestagswahl verschaffen könnte, sagte Canel: "Ja, ich muss sagen, ich finde den Gedanken persönlich sehr sympathisch, denn ich bin mit manchem sehr unglücklich in dieser Koalition."
Quelle: Schwarz-gelbe Selbstkritik: FDP-Abgeordnete spricht über Ende der Koalition - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
Die FDP-Spitze hört so etwas vermutlich nicht gerne, auch wenn ein Bruch der Koalition - also ein "Ende mit Schrecken" anstatt des "Schreckens ohne Ende" - der Partei vermutlich langfristig nützen würde. Kurzfristig würde es bedeuten die Minister müssten nicht nur auf ihre gut dotierten Ministerposten verzichten, sondern vielleicht sogar auf ihre Bundestagsmandate...
Erst kürzlich hat die FAZ darüber sinniert das in der Union die Leute heute nicht mehr aus Idealismus eintreten, sondern um Karriere zu machen und das aus dieser einfachen Tatsache viele der aktuellen Probleme der Union resultieren - für die FDP gilt das imho noch viel mehr! Westerwelle war doch geradezu der Prototyp des egomanischen Karriere-Politikers ohne echte Prinzipien, aber mit maßlosem Egoismus. Auch auf die jetzige Führungsriege der FDP (vielleicht mit Ausnahme von Leutheusser-Schnarrenberger) trifft diese Beschreibung meiner Meinung nach zu. Nicht einem dieser Blender traue ich es zu, das Wohl seiner Partei über seine persönlichen Interessen zu stellen. Anstatt also in den sauren Apfel zu beissen und die Koalition aufzukündigen um langfristig bei den Wählern wieder Vertrauen aufzubauen, nimmt man lieber hin das die Union der FDP eine Kröte nach der anderen zu schlucken gibt und sich auch die letzten Wähler kopfschüttelnd abwenden...:rolleyes:
Statt also ernsthaft über die Gründe für die vernichtenden Wahlniederlagen & Umfragewerte nachzudenken und daraus Konsequenzen zu ziehen, versucht man lieber auf Teufel komm raus zu "liefern" und sich mit Störfeuer in der Koalition zu profilieren: FDP in der Krise: Röslers Kamikaze-Truppe*nimmt Koalition unter Feuer* - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Bevor jetzt aber der Eindruck entsteht nur die FDP wäre Schuld an dem jämmerlichen Bild das diese Karikatur einer Regierung seit zwei Jahren abgibt, möchte ich hier noch das finanzpolitische Schwergewicht George Soros zu Wort kommen lassen, der ganz ausdrücklich Kanzlerin Merkel kritisiert und ihr eine große Mitschuld an der Euro-Krise zuspricht:
Der Großinvestor George Soros gibt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hauptschuld an der Verschärfung der Euro-Schuldenkrise. Durch ihre Entscheidung, für Zahlungsausfälle nicht die Europäische Union, sondern jedes Land einzeln bürgen zu lassen, habe sie die aktuelle Krise mit ausgelöst. "Es war das deutsche Zögern, das die Griechenland-Krise verstärkte und zu der Ansteckung führte, die sie in eine Existenzkrise für Europa verwandelte", schreibt Soros in einem Gastkommentar für das Handelsblatt.
[...]
Die bislang von der Bundeskanzlerin verfolgte Politik kleiner Schritte sei zu langsam. "Der nächste Schritt dürfte eine Ausweitung der EFSF sein; doch bis es so weit ist, könnte Frankreichs „AAA“-Rating in Gefahr sein."
Quelle: Zuspitzung der Schuldenkrise: George Soros geißelt Merkels Euro-Politik - Deutschland - Politik - Handelsblatt
 
Verwandelt sich der Richtungsstreit in der Union jetzt in eine liberal-konservative Existenzkrise? In der konservativen FAZ jedenfalls hat der Journalist und Mitherausgeber Frank Schirrmacher einen Artikel veröffentlicht, der nicht nur eine Generalabrechnung mit der schwarz-gelben Regierungskoalition ist, sondern auch grundsätzliche Zweifel am konservativ-bürgerlichen Weltbild offenbart.
Als Fundament für seine Kritik und Zweifel greift Schirrmacher die Überlegungen des britischen erz-konservativen Publizisten Charles Moore auf, die dieser noch vor den Krawallen im Daily Telegraph veröffentlicht hatte. Als Folge der weltweiten Banken- & Finanzkrise und ihrer Ursachen stellt Moore ganz offen die Frage, ob die "Linken" nicht schon immer mit vielen Behauptungen richtig lagen und ob das konservative Gerede von den Kräften des Freien Marktes und dem Leistungsprinzip, letztendlich nicht nur als Deckmantel für Egoismus und maßlose Gier dient. Im O-Ton klingt das so:
„Die Stärke der Analyse der Linken“, so schreibt der erzkonservative Charles Moore im „Daily Telegraph“, „liegt darin, dass sie verstanden haben, wie die Mächtigen sich liberal-konservativer Sprache als Tarnumhang bedient haben, um sich ihre Vorteile zu sichern. ,Globalisierung‘ zum Beispiel sollte ursprünglich nichts anderes bedeuten als weltweiter freier Handel. Jetzt heißt es, dass Banken die Gewinne internationalen Erfolgs an sich reißen und die Verluste auf jeden Steuerzahler in jeder Nation verteilen. Die Banken kommen nur noch ,nach Hause‘, wenn sie kein Geld mehr haben. Dann geben unsere Regierungen ihnen neues.“
Noch deutlicher wird Moore hier:
Das politische System dient nur den Reichen? Das ist so ein linker Satz, der immer falsch schien, in England vielleicht etwas weniger falsch als im Deutschland Ludwig Erhards. Ein falscher Satz, so Moore, der nun plötzlich ein richtiger ist. „Denn wenn die Banken, die sich um unser Geld kümmern sollen, uns das Geld wegnehmen, es verlieren und aufgrund staatlicher Garantien dafür nicht bestraft werden, passiert etwas Schlimmes. Es zeigt sich – wie die Linke immer behauptet hat –, dass ein System, das angetreten ist, das Vorankommen von vielen zu ermöglichen, sich zu einem System pervertiert hat, das die wenigen bereichert.“ So Moore. Er geht es alles durch: Murdoch, von dem er sagt, dass ihn die Linke schon durchschaute, als die Rechte Populismus noch für Demokratie hielt, die Kredit- und Finanzkrise, den Rechtsbruch europäischer Regierungschefs, den Primat des ökonomischen Diskurses und schließlich die Krise der Eurozone selbst. Ein linker Propagandist, so Moore, hätte eine Satire, wie Geld die Welt regiert, nicht besser erfinden können.
Und das ist, die für ihn sicher bittere, Erkenntnis aus diesen Überlegungen:
„Es hat mehr als dreißig Jahre gedauert, bis ich mir als Journalist diese Frage stelle, aber in dieser Woche spüre ich, dass ich sie stellen muss: Hat die Linke nicht am Ende recht?“
Und auf Basis dieser Überlegungen holt Schirrmacher nun zu seinem Rundumschlag gegen die schwarz-gelbe Regierungskoalition aus:
Es mag sein und wird auch sofort gesagt werden, dass die Lage in England eine andere ist. Und dennoch sind die Übereinstimmungen unübersehbar, die Erwin-Teufel-Debatte ist nur ein Indiz. Es war ja nicht so, dass der Neoliberalismus wie eine Gehirnwäsche über die Gesellschaft kam.
[...]
Die CDU hat ihre an die Finanzmärkte ausgeliehenen immateriellen Werte, ihre Vorstellung vom Individuum und vom Glück des Einzelnen, niemals zurückgefordert. Sie hat nicht nur keine Verantwortung für pleitegehende Banken verlangt, sie hat sich noch nicht einmal über die Verhunzung und Zertrümmerung ihrer Ideale beklagt. Entstanden ist so eine Welt des Doppel-Standards, in der aus ökonomischen Problemen unweigerlich moralische Probleme werden.
[...]
Die Atomisierung der FDP, die für den Irrweg bestraft wurde, ist rein funktionell. Niemand würde der existierenden liberalen Partei besondere moralische Kompetenz zusprechen, und sie hat es, ehrlicherweise, auch nie von sich behauptet. Der Preis der CDU ist weit mehr als ein Wahlergebnis. Es ist die Frage, ob sie ein bürgerlicher Agendasetter ist oder ob sie das Bürgertum als seinen Wirt nur noch parasitär besetzt, aussaugt und entkräftet.
Nach diesen eher grundsätzlichen Überlegungen wird Schirrmacher konkreter:
Angela Merkel war bisher nicht in der Lage, die moralischen Folgen der Krise in der Eurozone zu thematisieren. Das ist schlimm genug. Undenkbar, dass zu Zeiten Erhards nicht ein Selbstverständigungsprozess eingesetzt hätte. Dafür fehlt der Partei augenscheinlich das Personal. Denn die Macht dazu fehlt ihr keinesfalls.
Auch Christian Wulff wird nicht geschont:
Ein Bundespräsident aus dem bürgerlichen Lager, von dem man sich ständig fragt, warum er unbedingt Bundespräsident werden wollte, schweigt zur größten Krise Europas, als glaube er selbst schon nicht mehr an die Rede, die er dann halten muss.
Und, angesichts der Plagiatsaffären und ihrer Ursachen & Folgen, bekommt auch Bildungsministerin Schavan ihren Teil ab:
Eine Ära bürgerlicher Politik sah die Deklassierung geistiger Arbeit, die schleichende Zerstörung der deutschen Universität, die ökonomische Unterhöhlung der Lehrberufe. Frau Schavan ist inexistent.
Auch zur Gesundheitspolitik, die von den liberalen Gesundheitsministern mehr und mehr im Sinne der Ärzte- & Pharmalobbies gestaltet wurde, hat Schirrmacher etwas zu sagen:
Dass Gesundheit in einer alternden Gesellschaft nicht mehr das letzte Gut sein kann, weil sie nicht mehr finanzierbar sein wird – eine der großen Wertedebatten der Zukunft, die jede einzelne Familie betreffen wird, zu der man eine sich christlich nennende Partei gerne hören würde, ja hören muss –: kein Wort, nichts, niemand.
Und all das führt ihn zu dieser Schlußfolgerung:
Ein Bürgertum, das seine Werte und Lebensvorstellungen von den „gierigen Wenigen“ (Moore) missbraucht sieht, muss in sich selbst die Fähigkeit zu bürgerlicher Gesellschaftskritik wiederfinden. Charles Moores Intervention zeigt, wie sie aussehen könnte.
Quelle: http://www.faz.net/artikel/C30351/b...auben-dass-die-linke-recht-hat-30484461.htmlr
Schirrmachers Artikel offenbart nicht nur das Versagen der schwarz-gelben Regierungskoalition in praktisch allen Belangen, er klagt auch an das schwarz-gelb - genau wie ihre liberal-konservativen Gesinnungsgenossen in aller Welt - in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr zu Erfüllungsgehilfen der "gierigen Wenigen" geworden sind. Und das bleibt nicht ohne Folgen - so wächst z. B. in DE, dass bis auf eine kurze rot-grüne Unterbrechung und die ebenfalls kurze Große Koalition, seit 1982 von schwarz-gelb regiert wird, die Schere zwischen arm & reich beständig. Ebenfalls beständig ist die Umverteilung von unten nach oben, also die Tatsache das immer weniger Menschen, immer mehr Geld auf sich vereinen. So besitzen in DE nach Erhebungen des statistischen Bundesamtes (die Zahlen beziehen sich auf das 2002) die oberen 10% der Bevölkerung, 60% des Volksvermögens. Die oberen 20% besitzen schon 80% und die oberen 40% besitzen 97% (!) des Volksvermögens - das bedeutet das 60% der Bevölkerung sich mit 3% des Volksvermögens begnügen müssen!
Quelle: Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland
So hat sich Arbeitsministerin von der Leyen erst kürzlich für das "deutsche Jobwunder" mit den niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit Jahren feiern lassen. Dieses "Wunder" hat das ARD-Magazin Monitor kürzlich näher beleuchtet:
Die Schattenseite dieser Entwicklung: 57% der neuen Jobs entstanden durch befristete und schlecht bezahlte Leiharbeit. Die dort gezahlten Löhne liegen meist deutlich unterhalb des Lohnniveaus von regulären Arbeitsverhältnissen.
[...]
Mit einem neuen Gesetz zur Leiharbeit hat die Bundesregierung jetzt aber den Missstand weiter zementiert - auf Kosten der rund 900.000 Leiharbeiter in Deutschland. Statt „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ heißt es für viele auch zukünftig: „Gleiche Arbeit – halber Lohn“.
Quelle: DasErste.de - Monitor - Jobwunder Deutschland: Gleiche Arbeit - halber Lohn

Lustigerweise (wenn man eines sehr schwarzen Humor hat), gab es in der gleichen Sendung einen Beitrag über versteckte und möglicherweise illegale "Förderungsleistung" an die Rüstungsindustrie, deren größter Nutzniesser EADS ist:
Um den Export des Kampfflugzeuges zu fördern, unternahm die Bundeswehr in den letzten vier Jahren direkte und indirekte Unterstützungsmaßnahmen im In- und Ausland, deren Kosten sich nach Berechnungen von MONITOR auf deutlich über 50 Millionen Euro belaufen.
[...]
Im Haushalt des Verteidigungsministeriums sucht man diese Ausgaben ebenso vergeblich wie im Subventionsbericht der Bundesregierung. Oppositionspolitiker und Rechtsexperten sprechen von einem schweren Verstoß gegen die Haushaltsordnung.
Quelle: DasErste.de - Monitor - Millionen für die Rüstungsindustrie - bezahlt vom Steuerzahler
Während Otto Normalbürger also für immer weniger Geld schuften muss, kriegt die Wirtschaft Millionenbeträge geschenkt... Wenn ich das alles so bedenke kann ich sowohl Charles Moore, als auch Frank Schirrmacher nur zustimmen: Ja, die "wenigen Gierigen" haben unsere Regierung gekapert und missbrauchen unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft nur für ihre eigenen Zwecke... Diese Entwicklung muss gestoppt und im Idealfall rückgängig gemacht werden! Ein guter Anfang wäre es unsere Karikatur einer Regierung in die Wüste zu schicken - und zwar solange bis sie wieder bürgerliche Politik für Bürger machen und nicht nur eigene Interessen und die ihrer Parteispender vertreten...X(
 
Zuletzt bearbeitet:
[...] Ja, die "wenigen Gierigen" haben unsere Regierung gekapert und missbrauchen unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft nur für ihre eigenen Zwecke... [...]
Dank Kurzzeitgedächtnis haben wir zum Glück vergessen, dass von Links auch keine brauchbare Alternative geboten wird, die nicht damit Endet, dass die eigene Bevölkerung an der Flucht gehindern und ausspioniert werden muss. Es mag der Gedanke aufkommen, dass solche Entwicklungen nicht system-, sondern durch das menschliche Wesen bedingt ist. Aber schön wie einzelne "Konvertiten" immer zum absoluten Wahrheitsbeweis hochstilisiert werden - irren ist menschlich ;-)

Diese Entwicklung muss gestoppt und im Idealfall rückgängig gemacht werden!
Von wem denn? Denen, die erfolgreich S21 verhindert haben? Von denen, die Länderfinanzausgleich für die EU einführen wollen? Oder von denden, die ihre eigene Bevölkerung eingesperrt haben? :rolleyes:
 
xrayn spricht da genau das Problem an: Es gibt einfach keine Alternative derzeit. Man hat nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Was unser Land braucht ist eine Partei, die nicht irgendwelche haltlosen Versprechungen macht und die sich nach Mehrheiten im eigenen Land richtet und nicht nach Banken und EU.
 
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