Wer die letzten Wochen nicht gerade auf der dunklen Seite des Mondes oder in einem sehr tiefen Loch verbracht hat, dem dürfte aufgefallen sein das die Ukraine momentan die weltweiten Nachrichten beherrscht.
Lange Zeit haben Regierungsgegner in Kiew gegen die Regierung von Präsident Janukowitsch protestiert. In (westlichen) Medien wurden die Demonstranten gerne als standhafte Demokraten dargestellt, die unter Führung von Vitali Klitschko für einen pro-europäischen Kurs der Regierung gekämpft haben. Präsident Janukowitsch (der afaik demokratische gewählt wurde), wurde dagegen eher als ein Despot charakterisiert, der durch und durch korrupt ist.
In Wahrheit (so es denn eine einzige Wahrheit geben sollte) ist die Situation in der Ukraine viel komplexer. Unter den Demonstranten befanden sich Nationalisten und Rechtsradikale, die man übertragen auf Deutschland vermutlich guten Gewissens als Neo-Nazis bezeichnen könnte und die ganz sicher weder Freunde der Demokratie, noch Europas oder auch nur von Menschenrechten sind. Präsident Janukowitsch und seine Vertrauten hatten vermutlich tatsächlich klebrige Finger und tiefe Taschen und ein offenes Ohr für den spendablen Putin, aber sie konnten sich meines Wissens nach auf eine Mehrheit bei demokratischen Wahlen stützten. Und Julija Timoschenko, die Ex-Präsidentin und seit ihrer Haftentlassung der aufstrebende Stern der neuen Ukraine, hatte ihrerseits selbst klebrige Finger und tiefe Taschen - allerdings hatte sie auch immer das Wohlwollen der USA.
Pointiert gesagt haben sich in der Ukraine also Klitschko als der Mann für europäische Interessen, Janukowitsch als der Mann für russische Interessen und Timoschenko als Amerikas Darling um die Macht gestritten (man kann sich schon fragen ob irgendeiner auch die Interessen der Ukraine im Blick hat). Der Ausgang ist bekannt: Janukowitsch wurde gestürzt, ist nach Russland geflohen und wird in seiner Heimat wegen Massenmordes gesucht. Vitali Klitschko wurde ins Abseits gedrängt, weil ihm die einen sein Paktieren mit den Rechtsradikalen des sogenannten Rechten Sektors und die anderen seinen Handschlag mit Janukowitsch übel nehmen. Die große Gewinnerin könnte Julija Timoschenko sein, die kaum aus der Haft entlassen scheinbar im vorbeirollen mit ihrem medienwirksamen Rollstuhl die Führung über die Protestbewegung übernommen hat - wenn da nicht die Tatsache wäre, dass Moskau wirklich wütend ist.
Und Moskau ist nicht nur wütend, sondern auch besorgt und das ist eine üble Mischung. Russlands Sorge gilt der Krim, die historisch gesehen ein Teil Russlands war und erst während der UDSSR der Ukraine zugeschlagen wurde. Noch heute ist der Großteil (afaik um die 60%) der Bewohner russisch. Die "Ureinwohner" waren Tataren, die schon zur Zeit der Zaren von den Russen systematisch verdrängt wurden. Ebenfalls seit der Zarenzeit ist die Krim für Russland als Heimathafen der Schwarzmeerflotte von militärischer Bedeutung.
Das ist also die Situation: Wir haben eine russische Minderheit in der Ukraine, die auf der Krim eine Mehrheit ist und die den Umsturz in Kiew ablehnt. Wir haben eine Minderheit von muslimischen Tataren, die den Russen ziemlich ablehnend gegenüberstehen und die sich vermutlich nicht mit einer russischen Krim abfinden werden. Wir haben die Russen, die um ihre Militärstützpunke im allgemeinen und ihren Einfluss in der Ukraine im besonderen besorgt sind. Und wir haben Ukrainer, die gerade ihre Regierung gestürzt haben, vor der Staatspleite stehen und untereinander zerstritten sind (was eint besser als ein gemeinsamer Kriegsgegner?). Um die Situation abzurunden ist da noch die EU, der langsam klar wird das die Ukraine ein Pulverfass ist und die USA, die den Russen lustigerweise eine mit Lügen begründete Invasion vorwerfen (den Irak und die Massenvernichtungswaffen haben die wohl schon vergessen) und die NATO, die ihre Rhetorik aus dem Kalten Krieg auspackt...
Das TdW stellt daher die Frage: Welche Folgen hat der Umsturz in der Ukraine? Schlittert Europa etwa in einen neuen Krieg?
Lange Zeit haben Regierungsgegner in Kiew gegen die Regierung von Präsident Janukowitsch protestiert. In (westlichen) Medien wurden die Demonstranten gerne als standhafte Demokraten dargestellt, die unter Führung von Vitali Klitschko für einen pro-europäischen Kurs der Regierung gekämpft haben. Präsident Janukowitsch (der afaik demokratische gewählt wurde), wurde dagegen eher als ein Despot charakterisiert, der durch und durch korrupt ist.
In Wahrheit (so es denn eine einzige Wahrheit geben sollte) ist die Situation in der Ukraine viel komplexer. Unter den Demonstranten befanden sich Nationalisten und Rechtsradikale, die man übertragen auf Deutschland vermutlich guten Gewissens als Neo-Nazis bezeichnen könnte und die ganz sicher weder Freunde der Demokratie, noch Europas oder auch nur von Menschenrechten sind. Präsident Janukowitsch und seine Vertrauten hatten vermutlich tatsächlich klebrige Finger und tiefe Taschen und ein offenes Ohr für den spendablen Putin, aber sie konnten sich meines Wissens nach auf eine Mehrheit bei demokratischen Wahlen stützten. Und Julija Timoschenko, die Ex-Präsidentin und seit ihrer Haftentlassung der aufstrebende Stern der neuen Ukraine, hatte ihrerseits selbst klebrige Finger und tiefe Taschen - allerdings hatte sie auch immer das Wohlwollen der USA.
Pointiert gesagt haben sich in der Ukraine also Klitschko als der Mann für europäische Interessen, Janukowitsch als der Mann für russische Interessen und Timoschenko als Amerikas Darling um die Macht gestritten (man kann sich schon fragen ob irgendeiner auch die Interessen der Ukraine im Blick hat). Der Ausgang ist bekannt: Janukowitsch wurde gestürzt, ist nach Russland geflohen und wird in seiner Heimat wegen Massenmordes gesucht. Vitali Klitschko wurde ins Abseits gedrängt, weil ihm die einen sein Paktieren mit den Rechtsradikalen des sogenannten Rechten Sektors und die anderen seinen Handschlag mit Janukowitsch übel nehmen. Die große Gewinnerin könnte Julija Timoschenko sein, die kaum aus der Haft entlassen scheinbar im vorbeirollen mit ihrem medienwirksamen Rollstuhl die Führung über die Protestbewegung übernommen hat - wenn da nicht die Tatsache wäre, dass Moskau wirklich wütend ist.
Und Moskau ist nicht nur wütend, sondern auch besorgt und das ist eine üble Mischung. Russlands Sorge gilt der Krim, die historisch gesehen ein Teil Russlands war und erst während der UDSSR der Ukraine zugeschlagen wurde. Noch heute ist der Großteil (afaik um die 60%) der Bewohner russisch. Die "Ureinwohner" waren Tataren, die schon zur Zeit der Zaren von den Russen systematisch verdrängt wurden. Ebenfalls seit der Zarenzeit ist die Krim für Russland als Heimathafen der Schwarzmeerflotte von militärischer Bedeutung.
Das ist also die Situation: Wir haben eine russische Minderheit in der Ukraine, die auf der Krim eine Mehrheit ist und die den Umsturz in Kiew ablehnt. Wir haben eine Minderheit von muslimischen Tataren, die den Russen ziemlich ablehnend gegenüberstehen und die sich vermutlich nicht mit einer russischen Krim abfinden werden. Wir haben die Russen, die um ihre Militärstützpunke im allgemeinen und ihren Einfluss in der Ukraine im besonderen besorgt sind. Und wir haben Ukrainer, die gerade ihre Regierung gestürzt haben, vor der Staatspleite stehen und untereinander zerstritten sind (was eint besser als ein gemeinsamer Kriegsgegner?). Um die Situation abzurunden ist da noch die EU, der langsam klar wird das die Ukraine ein Pulverfass ist und die USA, die den Russen lustigerweise eine mit Lügen begründete Invasion vorwerfen (den Irak und die Massenvernichtungswaffen haben die wohl schon vergessen) und die NATO, die ihre Rhetorik aus dem Kalten Krieg auspackt...
Das TdW stellt daher die Frage: Welche Folgen hat der Umsturz in der Ukraine? Schlittert Europa etwa in einen neuen Krieg?